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die Klagen kein Ende. So wurden Tausende von Zettelspuckern befördert, was natürlich dazu beitrug, daß der Schuldenberg immer riesiger wurde. Doch das kümmerte niemanden. Schließlich war es ja für viele Deutsche selbstverständlich, daß die Bürokraten für ihre „Arbeit“ ordentlich bezahlt werden mußten. Trotzdem gab es auch etliche unbequeme Kritiker.

      Einer davon war der Obdachlose Helmut Greil, der es sich nicht nehmen ließ, jeden Tag zu Bertram, Ulrike und Gerhard ins Büro zu kommen und nicht nur seinen fauligen Geruch, sondern auch einen Bürokratenwitz zu hinterlassen. Das war auch an jenem Tag nicht anders. Als sich die Tür ihres Büros öffnete, ohne daß es geklopft hatte, wußten die Drei schon, wer da wohl kommen würde. „Morgen Ihr Schlafmützen! Heute habe ich einen ganz Deftigen auf Lager“, berichtete Helmut. „Hoffentlich einen Witz und keinen Furz“, wünschte sich Gerhard Nase rümpfend. „Wie schafft man es, alle Schulden verschwinden zu lassen?“ fragte Helmut. „Das geht nicht“, antwortete Bertram. „Das kann nur ein Zauberer“, glaubte Ulrike. „Falsch, Ihr Büropenner. Indem man alle Beamten nach Leistung bezahlt, ha ha ha ha ha!“ brüllte Helmut, doch dieses Mal sollte er nicht der sein, der als Letzter lacht. Bertram drückte auf einen roten Knopf und sofort kamen drei gut bewaffnete Männer herein, die den Obdachlosen in Gewahrsam nahmen. „Ja Helmut, Deine Zeit ist jetzt vorbei. Ab heute gibt es nämlich für jeden Beamten einen Leibwächter“, tönte Bertram. „Aber wieso das denn?“ wunderte sich Helmut. „Weil wir im Gegensatz zu Euch uninteressanten Bürgern wichtig sind und vor asozialem Gesocks wie Dir geschützt werden sollen.“ „Aber das ist ja der reinste Polizeistaat.“ „Irrtum. Das ist der neue Bürokratenstaat. Ach ja, noch was: Du kannst Dir eine neue Bleibe suchen, weil von jetzt an alle Eure Pennerwohnungen zerstört werden.“ „Und was wird das, wenn es fertig ist?“ „Ihr seid Schädlinge, Schmarotzer, die unsere Volkswirtschaft ausnutzen. Gesindel wie Ihr es seid brauchen wir nicht. Darum habt Ihr die Möglichkeit freiwillig abzuhauen oder wir schmeißen Euch raus.“ „Du redest ja wie der Hitler und den gleichen Schnurrbart hast Du auch.“ Bertram schaute in den Spiegel. Er hatte sich dieses Mal nicht überall rasiert und ähnelte tatsächlich sehr stark dem ehemaligen deutschen Führer. „Ach deshalb hat der Chef heute mein korrektes Aussehen so gelobt“, dachte er sich, sagte aber dann: „So und jetzt raus mit Dir, bevor Du noch länger die Luft verpestest!“ Helmut wurde weggebracht und alle Drei atmeten auf. „Ja, diese Beamtenschutzgesetze sind schon eine tolle Sache. Ich bin ja gespannt, was unsere bürokratische Regierung als Nächstes rausbringt“, gestand Gerhard. „Es ist schon geil. Keine Parteien mehr, die ihre Wähler belügen. Nur noch Bürokraten, die alle Bürger schikanieren“, freute sich Bertram. „Wartet nur, wenn es erst richtig losgeht. Ich habe gehört, daß wir bald die absolute Handlungsfreiheit bekommen werden“, erzählte Ulrike. Bertram wandte sich zu ihr. „Was soll das heißen?“ „Also genau weiß ich es auch nicht, aber ich glaube, daß wir bald alle Befehle, die wir bekommen, sofort ausführen dürfen.“ „Das ist ja toll. Davon haben wir schon immer geträumt.“ „Aber Leute, so toll ist das auch wieder nicht“, entgegnete Gerhard. „Warum denn nicht?“ wunderte sich Ulrike. „Das bedeutet ja Arbeit für uns.“ Entsetzt stöhnten sie auf. Auf einmal öffnete sich die Tür des Nebenzimmers und ihr Chef kam herein. „Ach, Ihr wart das mit dem Stöhnen. Ich dachte, meine Sekretärin wäre endlich hier“, bekannte er enttäuscht und wollte die Tür wieder schließen. „Nein, die hat vor ein paar Minuten angerufen. Sie ist schwanger und verlangt von Ihnen Alimente“, behauptete Bertram mit ernsthafter Stimme. „Mist!“ fluchte sein Chef. Erst als seine drei Untergebenen laut lachten, merkte er, daß er verarscht worden war. „Warten Sie nur, Freundchen! Irgendwann kriege ich auch Ihre Frau“, drohte er mit säuerlicher Stimme, um dann in seinem Büro zu verschwinden. „Hey, da fällt mir was ein. Es ist schon fast Frühstückspause und ich habe noch nicht mal Zeitung gelesen!“ rief Bertram erschrocken. „Das kommt nur davon, weil die Leute so eine Hektik rein bringen“, glaubte Ulrike zu wissen, obwohl außer Helmut und dem Chef noch niemand da gewesen war. „Schau mal nach, ob die Deine Anzeige in die Zeitung rein haben!“ forderte Gerhard. Schnell blätterte Bertram zum Anzeigenteil. Er war sehr gespannt, ob nun Hoffnung für ihn bestand, die Frau, die er einst zum Traualtar geführt hatte, endlich abgeben zu können.

      „Super! Das steht echt da drin!“ frohlockte Bertram und deutete auf die Anzeige. Zu seinem Glück las er nicht den Kommentar, der einige Seiten vorher abgedruckt war. Jenem war Folgendes zu entnehmen: „Frau zu verschenken! Irrsinn der Bürokratie! Liebe Leser! Im Anzeigenteil werden Sie unter der Rubrik „Die gute Tat“ eine Anzeige finden, die sich wie ein Witz anhört. Mit der will ein Bürokrat seine Frau loswerden. Wir haben lange überlegt, ob wir sie drucken sollen, haben uns aber dann doch dazu entschieden, um Ihnen allen zu zeigen, wie verblödet unsere Bürokraten mittlerweile schon sind.“ „Ich glaube, ich sollte mal in meiner Mailbox nachschauen, ob sich schon ein paar Interessenten für den Drachen gefunden haben“, machte Bertram deutlich und schaltete sein Handy ein. „Ich fasse es nicht. Schon zehn Anrufe. Alle von Interessenten, die sich meine Alte genauer anschauen wollen. Das ist ja phantastisch!“ jubelte er. Plötzlich kam sein Chef ins Zimmer. „Mein lieber Bertram, soeben habe ich in der Zeitung gelesen, daß jemand seine Frau verschenken will. Darunter steht Ihre Handynummer. Heißt das, Sie trennen sich von Ihrer Ehepartnerin?“ wollte er wissen. „Nein, ich verscherbel das alte Gerippe einfach an einen Interessenten“, erwiderte Bertram. „Ich als Ihr Chef habe natürlich den ersten Zugriff.“ „Nichts dagegen. Hier, ich schenke Ihnen ein Nacktfoto von meiner besseren Hälfte“, erklärte Bertram bereitwillig und gab seinem Boß eine Aufnahme. Der schaute sich das Bild an und fiel sofort um. „Gute Arbeit. Jetzt brauchen wir überhaupt nichts mehr heute arbeiten“, jauchzte Gerhard. „Zeig mal her!“ verlangte Ulrike und schnappte sich das Foto. „Herzlichen Glückwunsch. Ich habe ja gar nicht gewußt, daß Du Vater wirst.“ „Quatsch! Die ist nicht schwanger. Die ist immer so fett.“ „Oh Gott! Und das überlebt sie?“ „Sie schon. Ich nicht.“ Die Tür ging auf und die Privatsekretärin des Chefs kam herein. „Glückwunsch. Sie haben die erste Prüfung bestanden“, bemerkte Gerhard in Anspielung auf die Tür, die sie dieses Mal selbst zu öffnen in der Lage gewesen war. „Ja warum liegt denn mein kleiner Scheißer auf dem Boden?“ wunderte sich die Blondine. „Der hat sich Pornos angeschaut“, spottete Gerhard. „Aber das braucht er doch gar nicht. Dafür hat er doch mich.“ „Sagen Sie mal, bringt denn der Alte überhaupt noch was hoch?“ „Wieso? Sind Sie etwa schwul?“ „Nein, es interessiert mich nur so.“ „Na ja, ich kann nicht klagen. Er nimmt immer diese Pillen und dann ...“ „Viagra!“ riefen Bertram und Gerhard begeistert gleichzeitig, weshalb sie von Ulrike einen verwunderten Blick abbekamen. „Nicht, daß ich das brauchen würde“, erwähnte Bertram verlegen. „Ich auch nicht“, stellte Gerhard fest, während sich die beiden Frauen wissende Blicke zuwarfen. „Na ja, was mache ich denn jetzt? Ich muß mich doch jeden Tag von ihm ficken lassen, sonst gilt mein Vertrag nicht“, jammerte die Sekretärin. „Ich dachte, Sie sind seine Sekretärin und müssen Briefe schreiben und so Zeug“, gab Ulrike zu. „Ach was! Ich kann doch nicht einmal das ABC. Das heißt, ABC kann ich schon noch, aber alles Andere ist zuviel. Ich glaube ich bin eine Kanalfabetine oder so was.“ „Das heißt Analphabetin und ich glaube in Ihrem Fall trifft nur das anal zu“, vermutete Bertram mit glänzenden Augen. „Oh ja, das ist ein Wort das ich kenne“, stammelte die junge Frau und wollte sich sogleich entkleiden. „Was wird denn das hier? Der Puff ist zwei Straßen weiter“, stellte Ulrike energisch klar. „Aber von dort komm ich doch“, erwiderte die Blondine. Da ging den drei Bürokraten auf einmal ein Licht auf. Ihr Chef hatte sich also seine Privatsekretärin aus dem Bordell geholt. Na wenn das nicht eine gelungene Gelegenheit war, um die Machtverhältnisse im eigenen Haus ein wenig zurechtzurücken. So konnten es Ulrike, Gerhard und Bertram gar nicht mehr erwarten, bis ihr Chef wieder zu sich kam, während seine Sekretärin verzweifelt versuchte, die Bürotür zu öffnen. Nachdem sich Gerhard das eine Weile angeschaut hatte, überkam ihm das Mitleid und er öffnete ihr die Tür, da er ihre hysterischen Hilferufe nicht mehr aushielt. Ihrem Chef ahnte Übles, als er aufwachte und in die grinsenden Fratzen seiner Untergebenen blickte.

      Ganz Deutschland war also von Bürokraten besetzt. Ganz Deutschland? Nein, ein paar wenige Menschen, die sich nicht mit der Diktatur der Bleistiftterroristen abfinden wollten, gingen laut protestierend durch die Straßen Berlins. Als sie aber der zehnfachen Zahl von Polizisten

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