Скачать книгу

war.

      „Hey!“ Rachel warf ihm einen strengen Blick zu, aber Brian zuckte unschuldig mit der Schulter.

      „Du hast Glück, dass ich gute Laune habe“, erwiderte Joan lächelnd, worauf Brian ihr einen Kuss auf die Wange drückte. Anschließend trat er zu Rachel und gab ihr einen zärtlichen Kuss.

      „Darf ich fragen, wo du uns kein Anhängsel sein willst?“, fragte Brian interessiert und trank einen Schluck vom Cocktail seiner Verlobten.

      „Bei der Weihnachtsparty von Farleys“, antwortete Rachel.

      „Wo ist das Problem?“, wandte Brian sich mit fragendem Blick an seine Schwester. „Du bist eine Farley...“

      „Vor allem bin ich dick“, schnitt Joan ihm ins Wort.

      „Daher weht der Wind. Du findest dich unattraktiv. Du denkst, weil du schwanger bist, sieht dich kein Mann mehr an.“

      Joan stöhnte. „Falsch, denn es interessiert mich nicht, wer mich wie ansieht. Im Übrigen mache ich mir über Männer im Moment keine Gedanken.“

      Rachel, die die Vorboten bemerkte, warf Brian einen warnenden Blick zu, den er jedoch ignorierte. „Vielleicht änderst du ja deine Meinung, schließlich wirst du in drei Monaten Mutter und mein Neffe sollte nicht ohne Vater aufwachsen.“

      „Meinst du nicht, dass geht nur mich etwas an?“, fragte Joan verärgert.

      Brian ging über ihre Anmerkung hinweg. „Ein sehr guter Freund von mir ist wie du Single...“

      „Liebling...“, sagte Rachel und berührte sachte seinen Arm.

      „... und er liebt Kinder“, schloss er ab.

      „Brian, ich bin erst vor wenigen Monaten vergewaltigt worden. Es kostet mich unendlich viel Überwindung deine Berührungen zu ertragen, aber die eines anderen Mannes...“ Allein der Gedanke daran jagte ihr nach wie vor schreckliche Angst ein. „Ich bin noch nicht so weit.“

      Erst da wurde ihm seine Taktlosigkeit bewusst. Er konnte sich ohrfeigen. „Jo... es tut mir leid. Ich wollte nicht...“

      Joan hob abwehrend die Hand und brachte ihn damit augenblicklich zum Schweigen. „Lass es gut sein“, sagte sie, stand von ihrem Stuhl auf und griff nach ihrer Handtasche. „Ich wünsche euch einen schönen Abend.“

      „Joan, warte. Ich fahre dich heim“, beeilte Brian sich zu sagen, ehe sie zur Tür hinausgehen konnte.

      „Ich nehme den Bus.“

      Nachdem Joan das Appartementhaus verlassen hatte, lief sie zur nächsten Bushaltestelle und stieg in einen Bus ein, der in der Nähe ihrer Wohnung halten würde. Die ihr bekannte Strecke durch die vertraute Gegend dauerte nicht lange, doch von der Haltestelle aus hatte sie ein ganzes Stück zu Fuß zu gehen und bereits nach wenigen Gehminuten wurden ihr die Beine schwer. Zwanzig Minuten später erreichte sie schließlich erschöpft das Haus, in dem sie wohnte, und trat gerade zur Tür hinein, als ihr Nachbar den Fahrstuhl verließ.

      „Joan, hallo“, rief er ihr freundlich zu, eilte zum Fahrstuhl zurück und stellte sich in die Lichtschranke, damit dieser nicht ohne seine schwangere Nachbarin nach oben fuhr.

      „Danke, Andrew, aber das ist nicht nötig. Seitdem er ständig stecken bleibt, nehme ich lieber die Treppe.“

      „Okay, wie Sie meinen.“ Er trat aus dem Fahrstuhl und kam ihr entgegengelaufen. Unter seinem Arm klemmte ein kleines Paket.

      „Sie haben es aber eilig, Andrew.“

      „Ich muss zur Post - das Weihnachtspaket für meine Mutter abgeben“, meinte er bereits an der Haustür.

      „Da wird sie sich freuen.“

      „Ich hoffe es!“, rief er und war verschwunden. Joan wunderte sich immer wieder über ihren gleichaltrigen Nachbarn, der seine Angelegenheiten stets in letzter Minute erledigte und somit im Dauerstress war.

      Erledigt ging Joan langsam zur Treppe. Beim Gedanken an die dritte Etage überlegte sie, ob sie ausnahmsweise den Fahrstuhl nehmen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Soviel Glück wie sie hatte, blieb ausgerechnet dann der Fahrstuhl stecken, wenn sie damit fuhr. „Wir schaffen das auch so“, sagte sie leise zu ihrem Baby und fuhr sich mit der Hand über ihren gewölbten Bauch. Wie zur Bestätigung bewegte sich das Baby. Joan wartete einen Moment, dann lief sie schleppend die ersten Stufen der langen Treppe hoch. Sie nahm sich vor, nicht Halt zu machen, ehe sie den ersten Absatz geschafft hatte. Da trat das Baby sie plötzlich so arg in den Bauch, dass sie vor Schreck das Gleichgewicht verlor, taumelte und von der Stufe abrutschte, auf der sie stand. Noch bevor sie wusste, was mit ihr geschah, schlug sie mit dem Hinterkopf auf der Steintreppe auf und stürzte die Stufen bis zum Fahrstuhl hinab.

      Erst einige Minuten darauf erlangte Joan das Bewusstsein zurück. Sie lag auf dem Bauch und stöhnte vor Schmerzen, die von ihrem Bauch herführten.

      „Hilfe!“, rief sie so laut sie konnte, aber es war nicht laut genug. Niemand schien sie zu hören. „Es wird alles gut werden, Kleines“, versuchte sie sich und ihr Baby trotz der wiederkehrenden Schmerzen zu beruhigen. Mit größter Anstrengung stützte sie sich mit zittrigen Händen auf dem Boden ab und drehte sich langsam auf den Rücken um. „Nein! Bleib bei mir“, sagte sie mit angsterfüllten Augen, als sie das Blut zwischen ihren Beinen entdeckte. Da wurde ihr bewusst, dass die Schmerzen vorzeitige Wehen waren. „Oh mein Gott! Warum ist denn hier niemand! Hilfe!“, rief sie laut schluchzend und versuchte aufzustehen, aber vor Schmerzen konnte sie sich nicht rühren.

      Eine halbe Stunde später fand Andrew sie in ihrem eigenen Blut liegend vor. Von Schmerzen gepeinigt sah Joan ihn mit angstvollem Gesicht an. Sie hatte starke Wehen.

      „Halt! Da dürfen Sie nicht hinein, Sir!“, rief eine Krankenschwester und hielt Brian mit festem Griff davon ab, den Kreissaal zu betreten.

      „Ich muss wissen, wie es meiner Schwester geht“, sagte er voller Sorge und ließ sich nur mühsam von der Krankenschwester und Rachel zu der Wartebank bringen, wo er sich setzte.

      „Wir möchten zu Joan Farley“, sagte Rachel, die nach außen hin ruhig wirkte. „Man sagte uns, dass sie schwer gestürzt ist und in den Wehen liegt. Das Baby kommt vierzehn Wochen zu früh.“

      Die Krankenschwester nickte. „Warten Sie hier. Ich werde mich erkundigen.“ Sogleich eilte sie den Gang hinunter und verschwand.

      „Es ist meine Schuld“, murmelte Brian vor sich hin. „Wenn ich sie nicht unter Druck gesetzt hätte... Ich hätte darauf bestehen müssen, sie heimzufahren.“

      Rachel setzte sich neben ihren Verlobten auf die Bank und ergriff seine Hand. „Liebling, suche bitte nicht die Schuld bei dir. Was auch immer geschehen ist, ich bin mir sicher, dass du es nicht hättest verhindern können.“

      Als Rachel an Brian vorbeiblickte, sah sie die Krankenschwester auf sie zukommen. Diese hielt zwei Tassen Kaffee in den Händen und reichte sie ihnen.

      „Der Arzt hat sich soeben zu einem Kaiserschnitt entschlossen“, erklärte die Krankenschwester ihnen mitfühlend. „Es wird eine Weile dauern, bis Sie ihn sprechen können.“

      „Egal, wie lange es dauert, wir werden warten“, entschied Brian, worauf die Schwester nickte und sich abwandte.

      In der darauffolgenden Stunde terrorisierte Brian die Krankenschwestern regelrecht mit seinen ständigen Fragen, wie es Joan und dem Baby erging, aber niemand gab ihm eine Auskunft. Die Warterei und die Ungewissheit machten ihn wahnsinnig. Selbst Rachel, die ebenfalls verzweifelt war, konnte ihn nicht beruhigen.

      Als zum wiederholten Male die Türen zum Bereich des Kreissaals geöffnet wurden, wandten sie gespannt die Köpfe herum. Diesmal kam der Mann in grüner OP-Kleidung direkt auf sie zu und stellte sich als Joans behandelnder Arzt vor.

      „Brian Farley, ich bin ihr Bruder.“ Er umklammerte Rachels Hand. „Wie geht es meiner Schwester und dem Baby, Doktor?“

      „Der Kaiserschnitt

Скачать книгу