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wie ein Wolf, 's ist so 'ne Kunst, die der hungrige Bauch lernt. Das müsst Ihr doch schon gestern Abend gehört haben.“

      „Ihr habt keine Wölfe gesehen?“

      „Ich nicht, Herr von Jagow. Die Herren Geistlichen sehen immer mehr als wir Weltkinder, und wenn Ihr einen saht, so wette ich, geschah's nur aus Hofdienst für die Prälaten.“

      „Eine seltsame Kurzweil, Ritter Hake.“

      „Kurzweil nennt Ihr den langen Spaß! Wie ihre Putergesichter kreideweiß wurden, ihre Zähne klapperten, ihre Kniee schlotterten, ihre Lungen pusteten, wie das Weiße vom Auge bald links, bald rechts war. Wie sie sich überschlugen, in jedem Baumstumpf einen Wolf sahen und dann der Ritt über Stock und Block; wie die Tonnen auf den Kleppern schaukelten! War jeden Augenblick gewärtig, einer kippte und purzelte. Denkt Euch, saht Ihr je eine solche Kavalkade; den Leib über, an die Sattelknöpfe geklammert. Der Bischof hatte die Steigbügel verloren, der Abt rutschte mit den Hacken bis an den Sattel. Gottes Wunder! Und wie sie abstiegen, die begossenen Gesichter; wohin war des Bischofs Zunge immer mit Schmalz und Honig bestrichen. Wie die Schuljungen auf Erbsen knien, saßen sie auf den Schemeln. Warum nippte der Bischof nur, der den Tummler nicht schnell genug wenden kann, und wie hastig brachen sie auf. Das nennt Ihr einen kurzen Spaß?“

      „Wundert mich, dass Ihr nicht auch in der Nacht Eure Wölfe heulen ließet. Das hätte doch ihren Schlaf gestört.“

      „Hät's getan, so mich der Schlaf nicht selber wie ein Bär gepackt. Doch was gilt's, sie taten kein Aug' zu. Die Angst und Ihr blickt so verflucht ernsthaft. Tut's Euch leid um ihre Angst? Habt Ihr die Pfaffen lieb?“

      „Nein!“ Sagte der andere nach einigem Besinnen mit Entschiedenheit.

      „Ich wusst's. Ihr solltet ja selbst einer werden, hattet schon als Knab' die niederen Weihen, aber das Wesen widerstand Euch. Wer wie Ihr im Vollen sitzt, und solche Vorwerke hat, kann sich wenden in der Welt, wohin er Lust hat. Drauf seid Ihr aber viel im Ausland gewesen, auch in Rom –“,

      „Und kehrte nicht mit mehr Liebe für den geistlichen Stand zurück.“

      „Schaut! Das Nest an den Sumpf geklebt! Ringsum dürrer Sand, in trocknen Jahren gedeiht kaum der Buchweizen, und da leben sie wie die Schweine im Fett. Weizen, Gerste, Wein, Hopfen wuchert aus dem schwarzen Erdreich, und drinnen die vollgestopften Kammern und Gänge. Teppiche, sage ich Euch, Pokale, Leuchter, Gold und Silber und Edelsteine, Perlen und Elfenbein. Die Augen flimmern einem. Und die Küche! Vom Geruch allein könnten hundert Hungernde satt werden, und – die Keller! Wer da nur die Nase hineinsteckte, dem wirbelt's ums Hirn wie im Paradies. Und da schwappt sich solch ein gemästeter Bauch 'raus, striegelt die Backen, dass sie nicht zu voll aussehen sollen, und dann erhebt er die Augen und die Arme, und predigt uns, dass wir enthaltsam sein sollen, nicht nach den Gütern der Erde trachten. Armut führt ins Himmelreich – ich weiß noch einen Weg.“

      „Es sind nicht alle so.“

      „Fünfzig wie ich, ihre Mauern von festgebranntem Stein sollten knacken und brechen, und dann drei Tage nur Einlagerung!“

      „Ihr hattet hässliche Prozesse mit –“

      „Schweigt mir davon um der Gebenedeiten willen. Meine Großbase mag's vor Gott verantworten, wenn wir in Stülpe an den Hungerpfoten nagen müssten. Das ist eine Geschichte, eine von tausend. Wo die Himmelssackermenter sich bei alten Weibern einnisten und den Sterbenden ihre letzten Seufzer stehlen, fliegt's immer in der Pfaffen Säckel.“

      „Man sagt, das hätte zu längst gedauert. Klagen die Geistlichen doch, dass die Stiftungen immer sparsamer, die frommen Vermächtnisse immer schmäler werden.“

      „Pestilenz, das andere wollen sie nicht, weil's ihnen zu mager ist. Zählt doch alle fruchtbaren Triften in unseres Heiligen Römischen Reichs Sandbüchse, die gehören ihnen, vom heiligen Kreuz bis, ich weiß nicht wo. Ihre Dachshunde haben immer zuerst das Gute geschnüffelt. Das Fleisch ist in ihren Rachen, die Knochen lassen sie uns. Habenwollen ist ihre Natur; weil keine großen Fische mehr zu angeln sind, fischen sie nach den kleinen. O, der Ablasskram ist eine schlaue Erfindung, da klingeln sie den Bauerndirnen, den Handwerksburschen den letzten Heller aus der Tasche. Und haben sie keinen, werden verkauft, versetzt der Latz, das letzte Hemd, Schnallen, Schuhe und das heißt kein Landraub! Der Kapuzenjude schachert er nicht auf allen Straßen, in allen Städten? Er soll schon Tausende, Hunderttausende hinausgeschickt haben. O, ich wünschte einmal diesem Dominikaner zu begegnen. Das Tragen sollte ihm leichter werden.“

      „Der Kurfürst ist dem Wesen nicht hold.“

      Hake von Stülpe machte ein grimmig Gesicht, aber antwortete nicht. Sie ritten schweigend eine Weile nebeneinander, bis Jagow wieder anhub:

      „Ich weiß es für gewiss. Er selbst hätte dem Unwesen gesteuert, wenn der Wittenberger Mönch ihm nicht, wie er es nennt, ungebührlich ins Amt gegriffen.“

      „Hätte ist nicht hatte“, brummte der von Stülpe.

      „Joachim geht mit großen Dingen um zur Besserung des Klerus. Sein eifriger Wunsch ist, die Klöster zu säubern und die Kirchenzucht einzuführen. Man muss ihm nur Zeit lassen.“

      „Bis er in die Sterne geguckt hat,“ fiel Hake ein, und der Zorn, an dem er innerlich schluckte, brach heraus. „Joachim! Ei, Herr von Jagow, der wird den Klerus bessern, wie er den Adel gebessert hat. Immerhin, dann ist's aus mit ihm. Dann kann er über Füchse und Bauern regieren. Er den Klerus anfassen! Soll er sich den Stuhl fortziehen, um auf die Diele zu fallen! Lobt mir lieber den kecken Mönch da, aber nichts von dem Adelschlächter.“

      „Ich lobe den Mönch.“

      „Höll' und Teufel, Herr von Jagow, wenn ich einen hasse und ich hasse sie alle wie die Sünde; nein die Sünde kann nichts dafür, wenn die Pfaffen sie gepachtet haben, hass ich einen, ist's der Brandenburger, den wir –“,

      „Er ist nicht von den Schlimmsten.“

      „Nicht! Die glatte Zunge und die züngelnden Augen in dem feisten Vollmondsgesicht, das sich überfirnisst hat mit Hofgunst. Der Bauernlümmel aus Schlesien wollt Ihr's leugnen, dass er jetzt des Kurfürsten rechte Hand in allen guten und bösen Dingen? Ihr schüttelt den Kopf“.

      „Joachim hat keine Vertraute“.

      „Um so schlimmer solche Schmarotzer.“

      „Der Bischof ist ein großer Redner.“

      „Um so gefährlicher. Hörtet Ihr, was er gestern Abend sagte? Er wird seinem Herrn einen Bericht abstatten über den Mönch drüben. Wisst Ihr, was das heißt? Wird er sagen, was er gehört, gesehen, was sie in Sachsen von ihm denken? Er wird lauschen, was sein Herr hören will. Dann wird er's drehen, schmieren, ausschmücken mit etwas Gelehrsamkeit, Frömmigkeit, mit süßen und bitteren Worten, links, rechts, bis es recht klingt. Eine Meinung wird der Kurfürst verlangen. O ja, er wird an seine Brust schlagen und rufen: Ich kann nicht anders, gnädigster Herr, das ist meine Meinung von der Sache, auf die Gefahr hin, dass sie Euch missfällt. Auf die Gefahr hin will ich zur Hölle fahren, denn wem gefällt nicht seine eigene Meinung? Oder seid Ihr anderer?“

      „Ich fürchte, dass Ihr recht seid.“

      „Die sich spreizen vor Hoffart wie ein Pfau, die watscheln wie ein Faultier, geil sind wie Affen, ich will den Mund mir zuhalten, wenn der Grimm mir losplatzen möchte; aber diese Kammerdienerpfaffen bei den großen Herren, die ihren Lüsten frönen und ihre Gedanken stehlen, um sie eingemacht mit Gotteswort ihnen als Nachtisch vorzusetzen, da jückt's mich in den Fingern, dass ich sie zu Mus zerschlüge.“

      „Die Kirche hat auch ihre eigenen Meinungen.“

      „Haben sie 's Maul aufgetan, als er dem Adel das Genick brach? Stecken ihrer doch genug aus guten Häusern unter der Kutte. Sie haben die Augen verdreht und ihn gesegnet mit Bibelsprüchen, weiß nicht welchen. In der Bibel steht nichts davon, dass man den Adel ausreuten soll, der Doktor Luther hat's mir gesagt. Als sein Großohm, der andere Friedrich, die Städte zwang und ihre Briefe zerriss, als der erste Friedrich unsere

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