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Der Werwolf. Alexis Willibald
Читать онлайн.Название Der Werwolf
Год выпуска 0
isbn 9783752933741
Автор произведения Alexis Willibald
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Nein.“
„Könnt Ihr's loben?“
„Nein.“
„Warum schaut Ihr doch vor Euch, mit Permiss zu sagen, wie ein Duckmäuser. Der Jagow ist doch sonst ein Mann, der geradeaus sieht.“
„Weil Ihr das Kind mit dem Bade verschüttet, Ihr lobt unbewusst, was Ihr tadeln wollt. Die Geistlichkeit ist entartet, wer leugnet's, und nicht allein in ihren Sitten, auch in der großen Aufgabe, so Gott ihr gesetzt. Sie sollte nicht den Mächtigen zum Munde reden und das Unrecht der Gewaltigen beschönigen; sie ward vielmehr eingesetzt, um die Schwachen zu schützen und Trotz und Willkür zu brechen. Da hat sie in finsteren Zeiten ein gewaltiges Licht aufgesteckt, dass der Frevel derer erschrecke, dass der Bange und Unterdrückte sich an dem warmen, freundlichen Strahle wärme und Mut und Lebenshoffnung schöpfe. Als die Völker irrten im Labyrinth der Wildheit, Unsitte und Rohheit, hat sie die Zucht und Sitte gefördert.“
„Wollt Ihr auch predigen?“
Nicht hier im Walde. Es gab andere Zeiten, wo die Kirche und ihre Diener mit ihrem starken Arm den Fürsten und Gewalthabern zuriefen: bis hier und nicht weiter! Sie hatten keine Macht für sich als das Wort Gottes und ihre Gerechtigkeit, aber Könige und Kaiser mit ihren Tausenden und ihrem gerüsteten Zeuge vermochten nichts gegen sie.“
Hake antwortete nichts; nach seiner Miene zu schließen, behagte ihm wenig, was der andere sagte.
„Das wird auch vielleicht bös; aber es lag doch Gutes zum Grund. Die Kirche hat auch jetzt noch Macht“.
„Eine Hand wäscht die andere, eine Tasche gönnt's der anderen; wir gehen immer leer aus.“
„Die alte Zeit, ich meine die gute alte Zeit, könnte wiederkehren, wo der Priester seines Schwurs und hohen Amtes sich gemahnen lässt, wo er unerschrocken zu den Gewaltigen spricht, nicht was ihnen lieb ist, wo er wieder ein Anwalt wird, des Volkes vor den Trotzigen und Ungerechten, wo er Gottes Wort spendete, lauter und rein, wie es in der Schrift steht. Solcher freier Priester gab es auch zu alten Zeiten. Kaiser Wenzels Beichtvater Nepomuk –“,
„Sprang ins Wasser, und steht auf der Brücke vor Prag, tut aber's Maul nicht mehr auf. Haben 'nen Heiligen mehr, nämlich von Stein; das ist die ganze Bescherung. Welcher Priester lässt sich noch ins Wasser werfen, wenn seine Zunge ihn retten kann!“
„Ich wüsste einen!“ sprach vor sich hin der Ritter Jagow.
„Ich keinen“, brummte der Hake.
Ihr Gespräch war abermals verstummt. Der Wald schüttelte seine Äste, und der Schnee fiel in großen Klumpen zur Erde. Da wo er sich lichtete, trennten sich ihre Wege. Der von Stülpe reichte dem andern die Hand:
„Lebt wohl! Wo wir uns mal wieder treffen, in mir trefft Ihr immer einen Pfaffenfeind.“
Der andere behielt die Hand in seiner, ohne sie noch zu drücken; aber er sah ihn halb lächelnd, halb ernst an mit seinem klaren, großen Auge: „Auch als mein Feind, Hake? Das täte mir leid, wir vertrugen uns doch bei mancher Gelegenheit.“
„Was! Plagt Euch der Teufel – Ihr wolltet –“,
„In den geistlichen Stand zurücktreten.“
„Und wisst das, habt das gesehen! Wart in allen Ländern, in Hispanien und Welschland. Habt Ihr 'nen Hexenschuss? Erklärt es mir.“
„Das wäre ein zu lang' Gespräch am Kreuzweg. Da geht Euer Weg hin, hier meiner. Meiner –“,
„Weiß, Ihr wart immer ein sehr tugendhafter Mann, auch im Lager, aber –“,
„Die Menschen sind unterschiedlich von der Natur gebildet, mein lieber Hake. Hätten wir alle einen Weg, ein Ziel, denselben Wunsch, welches Gedränge, Getreibe, welche Unruhe wäre es! Ich hasse nicht das Irdische, es ist auch von Gott, aber genüge es Euch je länger ich's genoss, so durstiger ward ich nach einem anderen Heil“.
„Und wollt ein Pfaff wie die anderen werden?“
„Da sei Gott für!“
„Wer hat's Euch eingeblasen?“
„Ich kämpfte und rang lange mit mir. Wo ich hinkam, wo ich Trost hoffte, den Sinn, den Geist, den ich im Priester will, ich fand ich brauche Euch das nicht zu sagen. Ich fand nirgends, was ich suchte. Ja, als ich Rom verließ, meinte ich, es sei abgetan, ich wollte nicht mehr suchen gehen. Da wollte es der Zufall, dass mich der Abt in Lehnin bat, ihn nach Wittenberg zu begleiten und von daher Glück auf den Weg, Herr von Hake, ich sag' Euch nur, dass ich von daher mit anderer Gesinnung heimkehrte.“
„Hat's Euch der Blitzmönch angetan! Ein Wetterkerl. Ich sah ihn nur einmal.“
„Ich auch. Aber das eine Mal reicht aufs Leben aus. Das war ein Mann, wie ich den wahren Priester mir vorstellte. Kühn, frei, so bewusst des Funkens, der ihm Feuer lieh, und dabei demütig wie ein Kind. Ich hatte Trugbilder gesehen, schillernde, dunstaufgeblasene Phantome, nun sah ich eine Wahrheit.“
„Also der Mönch hat recht. Mir lieb, dass ich's nun weiß, ob's mich schon nicht viel schiert.“
„Der Mönch mag irren, wie jeder irrt. Aber wie er mit dem Abte sprach und mit der Hand an die kräftige Brust schlug: Hilf mir Gott, ich kann nicht anders! Da hatte ich eine Wahrheit, die mir genug ist, wie ein Mann, ein Christ, ein Priester für seine Überzeugung sprechen kann, auch wenn er allein steht gegen Tausende.“
Auf des Ritters Lippen, oder mehr in seinen Augen, stand noch vieles, aber er verschluckte es wie ein Weiser, der die Perlen nicht fortwirft, wo man ihren Wert nicht kennt. Schien es doch fast, wie ein leichtes, hochmütiges Lächeln über seine Lippen flog, als glaube er schon an diesem Orte mehr gegeben zu haben, als nötig war.
„Also auf Wiedersehen,“ sprach Hake, „als Märtyrer oder als Papst.“
„Als Arbeiter im Weinberge, dem der Herr die Stelle anweisen wird nach seiner Kraft.“
Sie schüttelten sich die Hände, wie zwei, die sich nichts mehr zu sagen haben, vielleicht auch als zwei, die es sehr bedauern, voneinander zu scheiden. Der Ritter von Stülpe gab seinem Rosse die Sporen, sobald er um die Waldecke war, als wär' es ihm nicht heimlich in der Gegend. Der Ritter Mathias ritt langsam auf den Weg nach Brück. Über Brück geht es nach Wittenberg; aber je näher er kam, so langsamer ritt er, und hielt oft an, als wogten in ihm schwere Gedanken. Und plötzlich nickte er mit dem Kopf und machte linksab kehrt. „Was soll ich in Wittenberg noch,“ schien er zu sprechen. „Der Mann dort geht seinen eigenen Weg auch ohne mich. An Tross fehlt's nimmer, so einer als Herzog keck vorangeht; aber der Tross macht viel Staub, dass niemand ihn vergrößern soll ohne Not. Und wenn er nun einen falschen Weg ging, der Tross muss mit, und je größer der ist, so schwerer dem Führer die Umkehr. So er aber mit Gott geht, treffen wir beide wohl zusammen. Er muss sein Land, das er liebt, studieren, es umblättern und röten, wie der Gelehrte ein Buch, nicht einmal, vielmals, dass er wisse, welche Pflege es fordert, um zu tragen die Früchte, die er will. Was ich ihm danke, ich will's nicht aus dem Gedächtnis schwinden lassen.“
Sechstes Kapitel
Es ritten drei Reiter und dachten