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war im Gegensatz zu Matiss nicht besonders schlau, verfügte aber über ein enormes Potenzial an Gewalttätigkeit. Außerdem war er in höchstem Maße seinem Herrn hörig und erledigte alles, was dieser ihm auftrug.

      Josef Bergmann wurde einst von Matiss aus einer, für ihn ausweglosen Situation befreit und dankte es ihm uneingeschränkt. Dazu trug allerdings auch der Umstand bei, dass er nicht schlecht für seine Dienste entlohnt wurde. Was aber für ihn wichtiger war als Geld, war die Tatsache, eine Bleibe auf Lebenszeit gefunden zu haben. Eine Art Heimat- oder Familiengefühl zu haben, was ihm seit frühester Kindheit fehlte, führte zu bedingungslosem Gehorsam seinem Herrn gegenüber.

      Ursprünglich war er als Tierpfleger tätig und erledigte vorrangig alle Arbeiten, die im Umgang mit Tigern anfielen. Allerdings wurde sein Betätigungsfeld bald ausgeweitet. Er kümmerte sich auch um die Menschen, die im Steinbruch auf ihre unfreiwillige Organspende warteten. Bergmann war ein, eher hässlicher, großklotziger, unangenehmer Bursche, in dessen Arme wohl so leicht keine Frau gesunken wäre. Dies brauchte auch keine, denn Bergmann verging sich ab und zu an den jungen Frauen, die Matiss oftmals wochen-, in Einzelfällen schon mal monatelang, gefangen hielt.

      Dr. Matiss wusste von diesen Vergewaltigungen, ließ es geschehen und sah ab und zu auf dem Monitor, die zur Überwachung der Gefangenen dienten, dem Geschehen zu. Es berührte ihn nicht. Es machte ihn auch nicht an. Er sah eher teilnahmslos zu. Matiss hatte kein Sexualleben.

      Zwar hatte er mal für kurze Zeit eine Jugendfreundin, als sie von ihm jedoch mehr als ein paar Küsse wollte und sich vor ihm auszog, ihm die Hose öffnete und mit ihrer Hand begann, ihn zu stimmulieren, stieß er sie abrupt weg. Er drehte sich um, ließ sie einfach stehen und ging aus ihrem Mädchenzimmer raus. Es war ihm unangenehm und er sah sie nie wieder. Matiss war nicht impotent, er hatte lediglich keinen Spaß am Sex. Er konnte sich nur selbst in höchste Glücksgefühle versetzen, wenn er einem Vogel oder einer Katze den Bauch aufschnitt und das Herz herausholte. In solchen Momenten schlug sein Herz schneller und sein Blut kochte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es eine größere Befriedigung geben könne.

      Dr. Matiss war zwar Tierarzt, hatte aber nicht promoviert und eignete sich den Titel zu Unrecht an. Allerdings trug er ihn auch nur bei seinen engsten Mitarbeitern, von welchen er sich gerne mit Doc anreden ließ.

      Frank Matiss stammte zwar aus einem alten Adelsgeschlecht, von Matiss aber hatten sich seit dem 20. Jahrhundert keiner seiner Ahnen genannt. Matiss fand späterzwar in der Familienchronik nichts geschrieben, dass das Adelsprädikat von aberkannt wurde, jedoch wurden alte Kaufverträge um 1900 von der Witwe eines Barons in seiner Ahnengalerie nicht mehr mit dem Zusatz von unterschrieben. Matiss war über alle Maßen eitel und hätte sich gerne mit diesem Titel geschmückt. Er fand aber nichts über die Hintergründe in der Vergangenheit heraus.

      Seine Vorfahren waren bis zum 2. Weltkrieg wohlhabend. Auf eigenem Grund und Boden wurde Eisenerz abgebaut, welches zeitweise für die Rüstung der Nazis gebraucht wurde. So mangelte es in dieser Zeit, vor und während des Krieges nicht an Arbeitskräften, die von der Gauleitung zugewiesen wurden. Für Matiss Großvater Adolf, der über 60 Prozent der Bergwerksanteile besaß, war der Bergbau alles. Er war ein Nazi und Sadist gleichermaßen. Er war täglich vor Ort und ließ es sich nicht nehmen, auch ab und zu mit unter Tage zu fahren. Zwar legte er am Arbeitsgeschehen nicht wirklich Hand an, trieb aber die gefangenen Zwangsarbeiter und später die Kriegsgefangenen zur Höchstleistung an. Dabei bediente er sich oft einer kleinen Lederpeitsche, die er immer in seinem Stiefel stecken hatte. Besonders schmerzhaft waren die Schläge durch die Knoten an den Enden der fünf Lederstreifen.

      Als es zu einem Ausbruch kam, an dem dreizehn Gefangene beteiligt waren, ließ er die zwei Seiten des Steinbruchs, die nicht durch hohe Steinwände gesichert waren, mit tonnenschweren Gesteinsblöcken absichern. Die ohnehin schon ausgemergelten Gefangenen mussten die schweren Felsblöcke mit Seilwinden aufeinander stapeln. Nun konnte das riesige Gelände vor dem eigentlichen Stolleneingang nur noch durch ein kleines Tor, durch das gerade mal ein LKW passte, befahren werden. Das Gelände war ausbruchsicher. Ein neues Bürogebäude mit Ausblick auf das Areal, wurde ebenfalls errichtet. Untergebracht hatte man in diesem Gebäude auch gleich eine Krankenstation und Arrestzellen für aufsässige und arbeitsunwillige Gefangene.

      Als es im März 1943 zu einem Stolleneinbruch kam, wurde Adolf Wilhelm Matiss, der wieder einmal unter Tage weilte, um seine Arbeiter anzutreiben, von Steinen erschlagen. Unter den Gefangenen herrschte eine tiefe Zufriedenheit. Es konnte nicht geklärt werden, ob er nicht doch von ihnen umgebracht wurde, zumal dies einige Aufseher vermuteten. Auf seiner Leiche bildeten sich unzählige Hämatome, von Steinen verursacht, ab. Der Hausarzt der Familie stellte fest, dass es mehr Hämatome gab, als Steine um die Leiche lagen.

      Sein Sohn Helmut Matiss übernahm die Firma und führte den Steinbruch zunächst weiter. Kurz vor Kriegsende wurde die Erzausbeute immer geringer. Nur den guten Kontakten zu einigen Nazigrößen, an der Spitze Reichsmarschall Hermann Göring, sowie Heß und Ribbentrop war es zu verdanken, dass man ihn nicht fallen ließ. Als dann der Krieg zu Ende war, wollte man ihn, aufgrund seiner Beziehungen zu diesen Nazigrößen und den Verbrechen an Kriegsgefangenen, verhaften. Helmut Matiss entzog sich dieser Verhaftung, indem er sich mit seinem doppelläufigen Jagdgewehr gleich zwei Ladungen gleichzeitig in den Kopf schoss, von dem nicht viel übrig blieb, da er den Lauf am Kehlkopf angesetzt hatte. Somit rissen beide Schrotpatronen, die er mit dem Zwillingsabzug durch die Gewehrläufe jagte, ihm die obere, hintere Hälfte des Kopfes weg. Sein restlicher Kopf wurde vom Gewehr in der Kehle aufgespießt und stützte seinen Körper, sodass er nicht umfiel. Als man ihn fand, saß er auf sein Gewehr gestützt, als ob er gerade eingeschlafen wäre. Lediglich die hintere Hälfte seines Kopfes klebte mit Haut und Haar und der Hirnmasse an der Wand.

      Im Rahmen der Nürnberger Prozesse (von Nov. 1945 bis April 1949) kam auch die Sprache auf die Familie Matiss, da jedoch erstens kein Barvermögen vorhanden war und zweitens nur noch die junge Ehefrau des letzten Steinbruchbesitzers lebte, legte man keinen Wert auf eine weitere Verfolgung der Sache und überließ ihr den wertlosen Grund und Boden. Allerdings wurden die Villa und zwei weitere Häuser konfisziert und gingen in Staatseigentum über.

      Catarine Maria Matiss war somit rechtliche Besitzerin des einstigen Steinbruchs. Sie musste nun in das Büro- und Gefängnisgebäude im Areal des Steinbruchs ziehen. Hier wohnte sie mit dem ehemaligen Vorarbeiter Josef Kopples, der schon nicht mehr die Berufsbezeichnung Steiger führte, da ja nicht mehr eingefahren wurde.

      Es fuhr auch schon lange kein Güterzug mehr auf das Gelände und so wurden die Gleise abgebaut. Man brauchte Eisen für die aufstrebende Autoindustrie, und da sich die Gleise auf Landeseigentum befanden, verkaufte sie das Land als Eignerin. Als die Abbauarbeiten fertig waren, wurde es sehr einsam am Steinbruch. Es ließ sich kaum ein Mensch hier sehen.

      So blieb es nicht aus, dass Catarine eine engere Beziehung mit dem Vorarbeiter einging.

      Catarine Matiss war erst 24. Sie hatten kein Geld, viel Zeit und ein abgeriegeltes, nicht einsehbares Grundstück. So liefen sie fast nur nackt herum und verbrachten die meiste Zeit mit Liebesspielen im Freien.

      Doch obwohl sie sich über Verhütung keine Gedanken machten, stellte sich kein Nachwuchs ein. Der Vorarbeiter war zwar ein starker und potenter Liebhaber, der Catarine Matiss nymphomanische Neigung immer befriedigte, der aber zeugungsunfähig war, da seine Spermien nicht auf Touren kamen und noch vor dem Ziel schlappmachten. Das wussten sie zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht.

      Schwanger wurde Catarine erst 17 Jahre später, als ein Wanderzirkus auf der Suche nach einem Winterquartier, bei Catarine Matiss vorsprach und der Direktor sich des Problems annahm.

      Ihren Vorarbeiter, der ihr jahrelang die Treue gehalten hatte, ihr Sexualleben allerdings nicht weiter bereicherte, wollte sie nun zum Teufel jagen, als der Zirkus sich auf dem Gelände ausbreitete und sie im Direktor einen neuen Liebhaber entdeckte. Dabei kam es zum Krach zwischen den beiden, den sie im Freien austrugen. So lief sie ihm immer wieder davon, wenn er sie an den Schultern festhalten wollte. Als sie sich auf einem der Felsen befanden, stieß sie ihn von sich weg. Dabei schlug er mit dem Kopf auf einen Stein am Boden auf und verlor das Bewusstsein. Es floss Blut zwischen Schädeldecke und Großhirn. Dort sammelte sich eine

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