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hat. Besten Dank, Koperian", Sambtwah sah ihm traurig lächelnd in die Augen.

      Ihwar, die Älteste der Feen hatte Koperian schon so viele ihrer Geheimnisse verraten. Und doch hatte sie dem Druiden in ihrem Metier noch so viel voraus. Wenn die Künste Iwahrs nicht mehr ausreichten, dann war hier wirklich etwas nicht in Ordnung.

      „Es tut mir leid, dass wir uns unter solchen Umständen wieder sehen", begann die Prinzessin erneut.

      „Doch ich bin in Eile", Sambtwah machte eine kleine verlegene Pause.

      „Ich will die anderen Hüter des Waldes finden."

      Koperian wusste, was die Fee mit ihren Worten gemeint hatte. Feen, Elfen und Einhörner waren die großen magischen Hüter der Wälder. Allein durch ihre Anwesenheit legte sich ein Schutzzauber über Pflanzen und Tiere. Die Waldbewohner solch eines Gebietes waren vor jeglichem Unbill geschützt. Wurde mit dunkler Macht versucht, in diese Wälder einzudringen, dann spürten die Schutzvölker das sofort. Einzigartig an Tasmanorb war, dass hier zumindest zwei dieser Völker wachten und damit den Schutz doppelt gewährten. Es waren die Feen und die Ishahilen, die Einhörner, wie sie bei den Menschen hießen. Von dem dritten magischen Volk gab es zumindest einen Vertreter, Koperian. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie noch nie zueinander Kontakt aufgenommen und die Absicht der Fee erschreckte den Elfen.

      - Normalerweise war es für das eine Volk niemals notwendig, die Hilfe des anderen zu suchen. Seit der Elf denken konnte, waren die Hüter der Wälder in keiner einzigen Legende aufeinander angewiesen gewesen. Keine Macht war so groß, die Magie der Wälder auch nur ein bisschen aus ihrem Gleichgewicht zu stoßen. Keines der Waldvölker hatte sich jemals um die Geschicke eines der anderen gekümmert. Es konnte kein gutes Omen sein, wenn die Hüter ein Ungleichgewicht in ihrem Element, dem Wald, zu spüren bekamen! -

      Der Elf erwachte ruckartig aus seinen Gedanken. Er war durch seine Streifzüge und sein druidisches Geschick schon einmal auf die Einhörner aufmerksam geworden. Er wusste, wo sie sich normalerweise aufhielten und kannte durch seine Beobachtungen ihre Pfade.

      Er vermutete, dass auch er ihnen bekannt war. Aber es war noch nie zu einem direkten Kontakt zwischen ihnen gekommen.

      „Prinzessin, ich weiß wann und wo die Einhörner zu finden sind. Ich kann euch behilflich sein."

      Die Fee lächelte ihn erleichtert an:

      „Ich wäre dir für deine Hilfe sehr dankbar, Elf von Tasmanorb. Es könnte eine Zeit anbrechen, in der sich alle Hüter des Waldes kennenlernen sollten."

      Damit spielte die kleine Prinzessin auf die Legenden um die Elfen von Tasmanorb an.

      „Ich denke, dass dies Alle erkennen und danach handeln werden", erwiderte der Druide geheimnisvoll und lenkte vom Thema ab:

      „Ich würde mich freuen, wenn eure Hoheit uns in unsere Behausung folgen würde, damit wir morgen in aller Frühe nach den Einhörnern suchen können“

      „Ich stehe zutiefst in deiner Schuld und nehme die Einladung sehr gerne an", sagte die Fee lächelnd und verbeugte sich dankend auf der Hand Koperians.

      Sambtwah erhob sich in die Luft und wandelte sich. Sie nahm die Form einer Kerzenflammen großen, grünsilbrig leuchtenden Kugel an und verschwand dann im Dickicht des Seeufers. Kaum war sie fort, so spürte Koperian wieder das normale Gewicht des Gamburen auf seinem Nacken.

      - Indo scheint erwachsen zu werden, - dachte Koperian.

      Eine zweite Fähigkeit des Gamburen schien zu reifen. Verzaubert, durch den Anmut dieser Fee, fing der kleine Kerl an zu schweben. Ihm selber war das noch nicht bewusst, aber das würde die Zeit mit sich bringen.

      Koperian schmunzelte kurz. Selbst dieses Ereignis vertrieb nicht die dunklen Ahnungen des Elfen. Hier drang irgendetwas ganz gewaltig in die Magie des Waldes ein. Und der See zeigte deutlich, wie schlimm es schon um alle stand. Koperian fühlte sich nicht wohl. Er verstand, warum die Vögel im Wald nicht sangen und warum sich alle Tiere von Tasmanorb verkrochen hatten.

      - Es lag etwas unheimliches, etwas sehr mächtiges in der Luft. Und vor allem in den Nächten trieb es sein Unwesen.-

      Eilig wandte sich der Elf von dem toten See ab, in der Hoffnung Sminda, den Feenkönig, irgendwann dort wieder sehen zu können. Als sich Koperian vom Wasser entfernte, formte sich der trübe und stinkende See leise zu gleichmäßigen dunklen Wellen, die in seine Richtung wallten. Ein Schwall des intensiven Gestankes fuhr über sie hinweg. Indo stellte plötzlich sein Fell auf, erschauderte und sagte mit zitternder Stimme:

      „Koperian ich habe Angst,

      spürst du auch des Bösen Hand?"

      Koperian streichelte seinen Freund kurz, sagte aber nichts. Er wusste, dass der Gambur noch empfindlicher als er unheilbringende Dinge in seiner Nähe spüren konnte.

      -Was war hier nur los? Was war das für eine dunkle Macht die in den Nächten kam und gnadenlos tötete! Was war das für eine dunkle Kraft, welche die Magie der Einhörner, Feen und Elfen einfach übergehen konnte? -

      Koperian wusste nicht was er tun sollte. Er hatte keine Ahnung, was die Nacht gebracht hatte. Das Unheil hatte nichts Bekanntes an sich und der Druide konnte die letzten Geschehnisse nicht einordnen. Er dachte an vergangene Zeiten, dachte an die sonnigen Tage in Tasmanorb.

      Still machten sie sich auf den Heimweg. Es war bereits Mittag. Tief in Gedanken versunken betrat er seinen gewohnten Pfad und drang ins Dickicht ein. Koperian schritt zügig voran. Er wollte vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein, denn er fürchtete die Nacht.

      - Die Dunkelheit musste das todbringende Element im Spiel der magischen Kräfte sein! - Krampfhaft überlegte Koperian, ob er nicht doch etwas gegen diese böse Macht im Wald tun konnte.

      - Er war nun ein junger und unerfahrener Druide im Spiel der Zeiten. Wenn sogar der Schutzzauber ganzer Völker versagte, was konnte da ein einziger Druide, der sich wirklich nur perfekt in seinem heimischen Gefilden zurecht fand schon bewirken? -

      Koperian schmerzte der Gedanke beim Sterben zusehen zu müssen und er vermutete, dass auch ihn hier irgendwann das Unheilvolle töten könne.

      - Nein! Soweit durfte es nicht kommen. Schließlich war er immerhin der Druide von Tasmanorb, der Elf, der schon ganze 50 Jahre ohne Probleme als Einsiedler überlebt hatte! -

      „Nein! Der Wald stirbt nur über meine Leiche", murmelte er.

      „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um Tasmanorb zu retten. Das gelobe ich als Elf von Saraganthiél."

      Indo lächelte.

      Der Wald riss den Druiden aus seinen Gedanken.

      „Bei allen Dornen des Waldes", rief der Elf erstaunt und Indo schreckte hoch.

      Sie waren noch keine zehn Schritt weit gekommen, als sich ihr Pfad nach einer kleinen Biegung plötzlich verändert hatte. Ihr Weg war praktisch nicht mehr zu erkennen. Sie standen vor undurchdringlichem, dornigem Gestrüpp und herumliegendem toten Geäst. Es sah aus, als hätte der nächtliche Sturm vor allem auf Koperians Weg gewütet. Irgend etwas versuchte, ihren Vorankommen zu verhindern. Koperian zog seine Machete aus dem Gürtel und begann sich einen neuen Weg durch das Dickicht zu schlagen. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Wenn sie Glück hatten, dann würden sie bei Sonnenuntergang an ihrer Höhle sein.

      Stunde um Stunde arbeitete sich der Elf durch das Unterholz vor. Es ging nur langsam und schleppend voran und es war ihm, als wollte ihm sein Wald absichtlich den Weg versperren. Es war bald abzusehen, dass die Freunde nicht vor Anbruch der Dunkelheit Koperians Lichtung erreichen würden.

      Keiner sprach ein Wort. Indo zitterte und verkroch sich in die Kapuze seines Ziehvaters. Koperian schlug sich mit ganzer Kraft voran und seine Knie und Arme zitterten bereits vor Anstrengung.

      Der Wind frischte zu einem Sturm auf, der ihnen entgegen blies. Viel zu früh setzte die Dunkelheit ein und es begann zu regnen.

      Zwar konnte Koperian mit seinen Elfenaugen auch in wolkenlosen Nächten noch gut mit dem spärlichen Licht umgehen,

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