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und mit Hilfe von Symbiosepartnern sich ihre Nährstoffe aus dem Boden aktiv zu erschliessen. Die meisten Böden beinhalten im unverwitterten Gestein und in unteren Bodenhorizonten grosse Mengen der benötigten Nährstoffe, die gemäss den üblichen Nährstoffanalysen jedoch als nicht pflanzenverfügbar gelten. Die Pflanzen geben gemäss SCHELLER bis zu 20 Prozent des in der Photosynthese gebundenen Kohlenstoffes in den Boden ab und zersetzen damit quasi aktiv Glimmer und Feldspäte im Schluffanteil des Bodens, um Nährstoffe wie Kalium und Phosphor sowie Spurenelemente freizusetzen. Inwieweit die aktive Nährstoffmobilisierung zur Versorgung der Pflanzen beitragen kann, hängt nach den Versuchen SCHELLERS entscheidend insbesondere von einer intakten Bodenstruktur und einer guten Durchwurzelung ab.

      Bodenverbessernde oder bodenschonende Massnahmen können damit oft mehr zur Verbesserung der Ertragsfähigkeit des Wieslandes beitragen als eine Steigerung der Düngergaben. Durch die immer schwereren Maschinen, die bei der heutigen Wieslandnutzung eingesetzt werden, und die zunehmende Nutzungshäufigkeit geht die Entwicklung jedoch in die gegenteilige Richtung. Gemäss einer Studie aus dem Kanton Luzern wird bereits ein Drittel der Innerschweizer Wiesenböden als derart verdichtet und im Wasserhaushalt gestört eingeschätzt, dass irreversible Ertragsverluste selbst bei hohen Düngergaben zu erwarten seien (Umweltamt Luzern 2013). Aktive Nährstoffmobilisation ist unter solchen Bedingungen stark eingeschränkt oder ganz verhindert.

      Auch hinsichtlich der Stickstoffbilanz zeigen neuere Versuche, dass selbst ein sehr hohes Ertragsniveau langfristig bei deutlicher Unterbilanz möglich ist (Abb. 7). Wird zusätzlich der aus der Luft deponierte Stickstoff einbezogen, welcher vor allem aus den Emissionen der Landwirtschaft und in deutlich geringerem Umfang vom motorisierten Verkehr stammt und in vielen Regionen der Schweiz selbst die Normdüngung der Fettwiesen der 1950er Jahre übertrifft (Exkurs 4), ist heute ein Grossteil des intensiver genutzten Wieslandes als überdüngt zu bezeichnen. Dies ist nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern verschwendet nicht erneuerbare Ressourcen und trägt durch die Stickstoffemission über die Luft oder die Auswaschung in die Gewässer zur Beeinträchtigung anderer Ökosysteme, des Trinkwassers und nicht zuletzt auch des Klimas bei.

      Die im Boden passiv oder durch den Pflanzenbestand aktiv freigesetzten Nährstoffmengen sind keine vernachlässigbare Grösse. Hochgerechnet auf das Wiesland der Schweiz dürfte beispielsweise jedes Jahr aus den natürlichen bodenverfügbaren Phosphorvorräten zwischen 2000 und 5000 Tonnen P mobilisiert und pflanzenverfügbar gemacht werden. Das entspricht einem Vielfachen der P-Menge, welche die Schweiz jedes Jahr verlässt durch Exporte von Nahrungsmitteln und tierischen Abfällen.

      Ein allfälliger Bedarf an Mineraldünger in Wiesland wird mit der Nährstoffbilanz begründet und berechnet. Diese basiert auf dem Prinzip, dass die Menge der Nährstoffe, die der Wiese durch die Ernte entzogen wird, wieder ersetzt werden soll. Die daraus resultierenden Empfehlungen überschätzen aber den tatsächlichen Bedarf des Pflanzenbestandes oft, weil bei den Düngungsplänen die natürliche Nährstoffnachlieferung des Bodens nicht berücksichtigt (Exkurs 3) und der aus der Luft eingetragene Stickstoff unterschätzt oder gar nicht einbezogen wird. Der über die Luft beziehungsweise. den Regen eingetragene Stickstoff, der vor allem aus der Landwirtschaft, aber auch aus Verbrennungsprozessen (Verkehr, Heizungen, Industrie) stammt, beträgt heute in Regionen mit hohen Tierbeständen oft über 60 kg N/ha, was einer Normaldüngung der Fettwiesen der 1950er Jahre entspricht.

      In vielen Regionen ist der Einsatz von Handelsdünger heute aber ohnehin kein Thema mehr, weil nämlich zu viele Nährstoffe im Hofdünger anfallen. Grund sind die hohen Futtermittelzukäufe der meisten Landwirtschaftsbetriebe. Die Futtermittelimporte aus dem Ausland haben sich in der Schweiz seit 1990 fast vervierfacht und erreichen heute deutlich über 1 Mio. Tonnen jährlich (Kap. 6.9.3 und Abb. 71).

      In den Futterbaugebieten der Schweiz werden heute in Bezug auf den Nährstoffgehalt knapp 20 Prozent des Futters für die Raufutterverzehrer auf die Landwirtschaftsbetriebe importiert (BOSSHARD und SANDERS 2009). Diese Futterimporte führen zu so viel Hofdünger, dass dieser vom Wiesland gar nicht mehr verwertet werden und darüber hinaus zu Schäden am Pflanzenbestand führen kann. Um den Mist und die Gülle los zu werden, wird deshalb in vielen Regionen, vor allem im sogenannten Schweinegürtel (vgl. Abb. 73), auch ohne Zukauf von irgendwelchem Dünger deutlich mehr gedüngt als gemäss Düngungsempfehlungen angezeigt wäre.

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      Der Ökologische Leistungsnachweis (ÖLN) in der Schweiz kommt dieser Situation «entgegen», indem eine maximal zehnprozentige Überdüngung an Stickstoff und Phosphor auf dem Betrieb zugelassen wird. Wenn Wieslanderträge angenommen werden, die über den tatsächlichen Verhältnissen liegen, kann ein weiterer Spielraum für das Ausbringen überschüssiger Nährstoffe auf dem eigenen Betrieb geschaffen werden.

      Trotz der dehnbaren Nährstoffbilanz ist auf vielen Betrieben so viel anfallender Hofdünger vorhanden, dass er nicht mehr vollständig auf den eigenen Flächen ausgebracht werden kann. Die überschüssige Gülle und Mist werden dann an Betriebe abgegeben, welche in ihrer Nährstoffbilanz noch Spielräume haben. Dabei bezahlt nicht etwa der Empfänger der Hofdünger für den wertvollen Rohstoff, sondern der Lieferant für die «Entsorgung». Gemäss Schweizerischer Bundesrat (2009) mussten im Jahre 2004 rund 14 500 Höfe und 2008 bereits fast 17 000 Höfe, das ist fast ein Drittel der tierhaltenden Landwirtschaftsbetriebe, überschüssigen Hofdünger mit einem Gehalt von total etwa 8275 Tonnen N und 2023 Tonnen P abgeben. In einigen Regionen stammt ein Grossteil dieser Überschüsse aus der Schweinehaltung.

      Der futtermittelimportbedingte Nährstoffüberhang auf den Landwirtschaftsbetrieben verursacht ökologisch vielseitige Probleme und stellt alles andere als eine ressourceneffiziente Produktion dar. Futterbaulich ist die damit einhergehende Überdüngung des Wieslandes in den futterwüchsigen Regionen der tieferen Lagen jedoch weitgehend unproblematisch, da die hier vorherrschenden Grasarten auch ein zu hohes Nährstoffniveau ertragen. Anders ist die Situation in den höheren Lagen. Hier führen die zu hohen Nährstoffgaben zum Verschwinden wertvoller Futtergräser. Diese hinterlassen Lücken und der Bestand verunkrautet mit futterbaulich minderwertigen Wieslandpflanzen (Kap. 3.3.1). In den Bergregionen sind Tausende von Hektaren an Wiesland heute futterbaulich mehr oder weniger stark degeneriert (eigene Abschätzung aufgrund unpubl. Kartierungen). Trotz beziehungsweise wegen der zu hohen Düngergaben sind ihre Erträge niedriger als sie bei einer bestandesgemässen Nutzung mit angemessenen Düngergaben wären (Abb. 8).

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