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die für viele der gravierenden wirtschaftlichen und ökologischen Probleme im Futterbau verantwortlich ist, in Frage stellen und mit neuen Wegen in Richtung raufutterbasierter Produktion experimentieren – mit eindrücklichen Win-Win-Effekten.

      Aus den dargestellten Fakten und Erfahrungen werden Schlussfolgerungen gezogen, wie ein zukunftsfähiger, die Produktionsbasis erhaltender und fördernder Futterbau auf dem Landwirtschaftsbetrieb und in der übergeordneten Planung aussehen kann. Eine Checkliste, welche ökonomische, futterbauliche, energetische und ökologische Gesichtspunkte miteinbezieht, ermöglicht die Identifikation von gezielten Optimierungsmöglichkeiten im konkreten Einzelfall eines landwirtschaftlichen Betriebes.

      Bei einer standortangepassten, differenzierten Wieslandnutzung haben Fromentalund Goldhaferwiesen, also die Fettwiesen der Landwirtschaft bis in die 1950er Jahre, weiterhin einen wichtigen Stellenwert. Sie lassen sich nicht allein als Ökoflächen erhalten und fördern, sondern müssen wieder Bestandteil einer produktiven, nutzungsorientierten, standortgerechten Landwirtschaft werden.

      Die Fakten und Beispiele zeigen, dass Ökologie und Ökonomie, Biodiversität und Produktion, Nachhaltigkeit und landwirtschaftliches Einkommen keine Gegensätze sind, sondern im Wiesland Mitteleuropas auch unter den heutigen Bedingungen über weite Strecken in Einklang stehen oder stehen würden, ja mehr noch: unabdingbar zusammen gehören.

      Teil A

      Ökologische und futterbauliche Grundlagen

      Naturwiesen sind ein faszinierendes Zusammenspiel von Kultur und Natur, von Nutzung und Biodiversität. Naturfutterbau ist die einzige landwirtschaftliche Produktion, die fast ausschliesslich Pflanzen der einheimischen Flora nutzt. Ebenfalls im Gegensatz zu allen anderen landwirtschaftlichen Kulturen ist ihre Produktivität nicht durch einzelne Arten, sondern immer durch eine Gemeinschaft zahlreicher verschiedener Pflanzenarten gewährleistet. Das komplexe Zusammenwirken der Vielfalt an Pflanzen-, Tier-, und Mikrooganismenarten zu verstehen und langfristig produktiv zu nutzen, ist eine ebenso anspruchsvolle wie interessante Herausforderung. Im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Produktionssystemen wie Ackerbau, Gemüse- oder Obstbau, die auf Monokulturen aufbauen, sind die Möglichkeiten manipulativer Eingriffe, beispielsweise durch Pestizide oder Ansaaten, im Wiesland begrenzt und wirken meist nicht nachhaltig. Teil A vermittelt einen Überblick über die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Standort, Nutzung und Pflanzenbestand im Wiesland und den daraus resultierenden Steuerungsmöglichkeiten.

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      1 Einführung

      1.1 Entstehung, Ziele und Bedeutung des heutigen Naturfutterbaus

      In den letzten Jahren des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts umreissen STEBLER und SCHRÖTER (1892) erstmals und mit grosser Klarheit zentrale Fragestellungen, die bis heute Landwirtschaft, Naturschutz und Wissenschaft in Bezug auf das Wiesland der Schweiz und in anderen Ländern mit gemässigtem Klima beschäftigen:

      «Wir wollen versuchen, die verschiedenen Arten der Wiesen unseres Landes nach der botanischen Zusammensetzung ihres Rasens zu charakterisieren und nachzuweisen, unter welchen Bedingungen jede Wiesenart auftritt, und welchen landwirtschaftlichen Wert sie besitzt. Als freilich noch fernab liegendes Endziel solcher Untersuchungen schwebt uns das vor: für jede natürliche und künstliche Kombination der Bedingungen (Boden, Feuchtigkeit, Höhenlage, Klima, Kultur) die entsprechende, mit Notwendigkeit sich einstellende Wiesenform angeben, oder umgekehrt, aus der vorhandenen Wiesennarbe den Grad der Kultur, den quantitativen und qualitativen Ertrag und die natürlichen Bedingungen ablesen zu können, – endlich noch: für eine gegebene Kombination natürlicher und wirtschaftlicher Faktoren die geeignetste und ertragreichste Wiesenform aufzuweisen.»

      Nicht verändert hat sich auch die herausragende Bedeutung des Futterbaus und des Wieslandes für die Schweizer Landwirtschaft und Landschaft. Bis heute sind die Wiesen das Rückgrat der Primärproduktion und ebenso der Biodiversität und der Landschaft (Abb. 1 und Exkurs 1). Wiesland macht drei Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche der Schweiz aus und gut ein Drittel der Landesfläche (Abb. 2). Die Schweiz ist ein Grasland wie nur wenige andere Länder; sowohl die Erträge wie die Artenzahlen unserer Naturwiesen erreichen im weltweiten Vergleich Spitzenwerte.

      Der Naturfutterbau nimmt im landwirtschaftlichen Produktionssystem nicht nur hinsichtlich der Flächenausdehnung in der Schweiz und in anderen Berg- und Hügelregionen mit gemässigtem Klima eine Sonderstellung ein:

      – Der Naturfutterbau ist der einzige bedeutsame landwirtschaftliche Produktionszweig der gemässigten Zonen, welcher ausschliesslich oder zumindest zum allergrössten Teil auf der natürlichen Artenvielfalt basiert und diese nutzt. Alle anderen landwirtschaftlichen Produktionszweige wie Ackerbau, Gemüsebau oder Obstbau nutzen demgegenüber gezielt eingeführte beziehungsweise angebaute Zuchtsorten.

      – Damit trägt der Naturfutterbau durch die Nutzung selber, sofern sie standortangepasst und differenziert erfolgt, massgeblich zur Erhaltung und Förderung der natürlichen Biodiversität bei.

      – In Mitteleuropa kommt dem Naturfutterbau aufgrund der hohen Flächenanteile und des hohen Anteils an Arten, die fast oder ganz ausschliesslich im landwirtschaftlich genutzten Wiesland vorkommen, wohl die wichtigste Rolle überhaupt für die Erhaltung der Biodiversität zu – und damit auch eine besonders hohe Verantwortung.

      – Im Naturfutterbau gewährleistet immer eine Gemeinschaft zahlreicher Pflanzenarten die Ertragsbildung, während der übrige landwirtschaftliche Pflanzenbau auf Monokulturen oder Wenig-Arten-Gemischen basiert. Dies erfordert in verschiedener Hinsicht grundlegend unterschiedliche Strategien und Methoden.

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      – Ebenfalls im Gegensatz zu praktisch allen anderen landwirtschaftlichen Kulturen kommt der Naturfutterbau bei sachgemässer Praxis ohne Pestizide und ohne weitere zugeführte Hilfsstoffe aus.

      – Und schliesslich haben die Naturwiesen eine wichtige, das Ökosystem stabilisierende Wirkung, beispielsweise als Erosionsschutz oder als potenziell massgebliche CO2-Senke.

      Mit diesen besonderen Eigenschaften hat der Naturfutterbau eine Zwischenstellung inne zwischen natürlichen und anthropogenen Ökosystemen und ist, bei nachhaltiger Praxis, ein Paradebeispiel für die Multifunktionalität, das heisst den Mehrfachnutzen eines landwirtschaftlichen Anbausystems.

      Die multifunktionale Sonderstellung zwischen Natur und Kultur bringt viele Chancen für Praxis, Beratung und Forschung aber auch besondere Herausforderungen:

      – Naturfutterbau ist komplex. Denn nicht allein für eine einzelne Art oder Sorte müssen möglichst gute Wuchsbedingungen geschaffen werden, sondern für ein Gefüge zahlreicher Arten – und dies nicht nur über eine Saison wie im Ackerbau, sondern langfristig über viele Jahre. Forschungsfragen ebenso wie Korrekturmöglichkeiten nach dem Prinzip «eine Ursache – eine Massnahme» und entsprechende einfach anwendbare Rezepte und Korrekturmöglichkeiten sind die Ausnahme.

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