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Homilien über die Bildsäulen. Johannes Chrysostomus
Читать онлайн.Название Homilien über die Bildsäulen
Год выпуска 0
isbn 9783849659943
Автор произведения Johannes Chrysostomus
Жанр Документальная литература
Серия Die Schriften der Kirchenväter
Издательство Bookwire
2.
Dieß wird der Priester sagen, und mehr als Dieses, mit noch größerem Freimuth. Dieß wird der Kaiser hören, und da er selbst ein Menschenfreund ist, jener aber voll Treue, so haben wir auf beiden Seiten Gutes zu hoffen. Aber mehr noch als auf des Lehrers Treue und auf die Menschlichkeit des Kaisers laßt uns auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen. Denn während der Kaiser angefleht wird und der Priester ihn anflehet, wird Er in der Mitte stehen und des Königs Herz sänftigen und die Zunge des Priesters erwecken, wird des Letztern Worte fördern und jenem das Verständniß zurichten, daß er das Gesagte mit großer Nachsicht aufnehme und den Bitten Gewährung zuwinke. Denn auch Christo liegt unsere Stadt mehr als alle am Herzen wegen der Vorfahren und eurer eigenen Tugend. Wie nämlich Petrus unter den Aposteln zuerst Christum predigte, so hat unter den Städten, wie ich eben gesagt, diese zuerst sich mit dem Namen der Christen gleichwie mit einem wundervollen Kranze umwunden. Wenn aber da, wo nur zehn Gerechte wären, Gott die Einwohner alle zu retten versprach,85 wie dürfte man da, wo nicht zehn und zwanzig, und nicht bloß doppelt soviel, sondern bei weitem mehrere sind, die Gott mit aller Gewissenhaftigkeit dienen, nicht das Beste erwarten und guten Muthes sein über unser aller gemeinsames Leben? Ich habe Viele sprechen hören: „Der Zorn des Königs ist wie das Brüllen eines Löwen;” 86 und sie sind niedergeschlagen und ängstigen sich. Was sollen wir nun zu Diesen sagen? Daß der, welcher gesagt hat: „Wölfe und Lämmer werden zusammen weiden, und der Pardel wird bei dem Bocke lagern, und der Löwe Stroh fressen wie ein Rind,” 87 auch diesen Löwen zu einem sanften Schafe machen kann. So laßt uns also Ihn anstehen und an Ihn Gesandtschaften richten, und er wird den Zorn des Kaisers sicherlich dämpfen und uns von all dem drückenden Kummer befreien. Dort ist der Vater unser Gesandter, hier wollen wir selber bei dem Könige des Himmels Gesandtschaftsdienste verrichten. Wir wollen Jenen mit unserm Gebet unterstützen. Großes vermag die Gemeinschaft der Kirche, wenn wir mit betrübter Seele, wenn wir mit zerknirschtem Herzen die Gebete hinaufsenden. Wir haben kein Meer zu durchschiffen, keine lange Wanderschaft zu unternehmen: Jeglicher, Mann wie Weib, ob sie in die Kirche gehen, ob sie zu Hause bleiben — laßt uns mit brünstigem Eifer Gott anrufen, und unfehlbar wird er unsere Bitten erhören. Woher wissen wir das? Weil er ernstlich will, daß wir immer zu ihm fliehen und in Allem ihn bitten und Nichts ohne ihn thun oder reden. Wohl werden Menschen, die wir unaufhörlich mit unsern Angelegenheiten belästigen, verdrießlich, wenden sich von uns ab und fassen Widerwillen gegen uns. Aber Gott thut gerade das Gegentheil: nicht wenn wir in unsern Anliegen fleißig zu ihm kommen, sondern wenn wir Dieses nicht thun, dann zürnt er am meisten. Höre nur, was er den Juden vorwirft, wenn er spricht: „Ihr habt einen Rath gemacht, und nicht durch mich; und Bündnisse, und nicht durch meinen Geist.” 88 Denn das ist der Liebenden Art; alle Angelegenheiten der Geliebten, wollen sie, sollen durch ihre Hände gehen und diese ohne sie Nichts thun noch reden. Deßwegen spricht auch Gott nicht hier allein, sondern auch anderwärts denselben Vorwurf aus, wenn er sagt: „Sie waren Könige, und nicht durch mich; waren Fürsten, und haben es mich nicht wissen lassen.” 89 Darum laßt es uns nicht verdrießen, unabläßig zu ihm unsere Zuflucht zu nehmen; und welch ein Unheil auch vorhanden sein mag, unfehlbar wird ihm die geziemende Hebung zu Theil. — Setzt ein Mensch dich in Furcht? Eile zum Herrn droben, und es wird dir nichts Böses geschehen. So wandten die Alten unglückliche Zufälle ab, und nicht bloß Männer, sondern auch Weiber. So gab es einst ein hebräisches Weib; Esther war ihr Name. Diese Esther entriß auf solche Weise das ganze Judenvolk der Vernichtung, der es überliefert werden sollte. Denn als der König der Perser alle Juden von Grund aus zu vertilgen befohlen und Niemand war, der gegen diesen Zorn zu stehen vermochte, zog das Weib ihr glänzenderes Kleid aus und warf sich einen Sack um und streute Asche um sich her und rief den barmherzigen Gott an, sie mit zum Könige zu begleiten, und sprach, als sie zu ihm betete, derartige Worte: „O Herr, mache lieblich meine Worte und gib wohllautende Rede in meinen Mund.” 90 Um Dasselbe flehen auch wir jetzt zu Gott für unsern Lehrer. Denn wenn ein Weib, das für Juden bat, den Zorn des Barbaren besänftigen konnte; wie viel mehr wird unser Lehrer, der für eine so bedeutende Stadt und im Vereine mit einer so großen Gemeinde bittet, den so sanftmüthigen und milden Kaiser zu gewinnen vermögen? Denn wenn er die Macht empfangen hat, die Sünden gegen Gott zu lösen, um so mehr wird er die gegen einen Menschen begangenen hinwegnehmen und auslöschen können. Auch er ist ein Fürst und ein ehrwürdigerer Fürst als Jener; denn die heiligen Gesetze haben durch ihr Gebot das kaiserliche Haupt selbes den Händen desselben unterworfen; und so oft ein Gut von oben zu erlangen steht, pflegt der Herrscher zum Priester, nicht der Priester zum Herrscher seine Zuflucht zu nehmen. Denn jener hat einen Panzer, nämlich den der Gerechtigkeit; hat einen Gürtel, nämlich, den der Wahrheit; und auch seine Füße sind viel ehrwürdiger gekleidet in das Evangelium des Friedens. Auch hat er ein Schwert, nicht von Eisen, sondern das Schwert des Geistes; auch hat er eine Krone auf dem Haupte ruhen. Glänzender ist diese seine Rüstung, ehrwürdiger seine Waffe, stärker seine Zuversicht und größer seine Macht: so daß er theils wegen der Bedeutsamkeit seiner Würde, theils um der eigenen Seelengröße willen, und vor allem Andern wegen der Hoffnung auf Gott mit großer Freimüthigkeit und reichem Verstande zum Kaiser reden wird.
3.
Darum laßt uns nicht an unserer Rettung verzagen, sondern bitten, anrufen, flehen, gleich Gesandten werden bei dem Könige droben mit vielen Thränen. Laßt uns auch diese Fasten zum Mitstreiter machen, der uns bei dieser Gesandtschaft fördernd begleite. Wie demnach, wenn der Winter vorüber ist und der Sommer erscheint, der Soldat die Waffen abwischt und das Roß zum Streite rüstet; wie der Landmann die Sichel schärft, der Wandersmann voll Muth seine lange Reise beginnt und der Athlete zu den Kampfspielen sich entblößt und entkleidet: so lasset auch uns, da die Fastenzeit gleich einem geistlichen Sommer erschienen, gleich Kriegern die Waffen abwischen, gleich Ackersleuten die Sichel schärfen, gleich Steuermännern den Wogen der regellosen Begierden das Steuer der Gedanken91 entgegensetzen, gleich Wanderern die Reise zum Himmel antreten und gleich Athleten uns zum Kampfe entkleiden! Denn