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Homilien über die Bildsäulen. Johannes Chrysostomus
Читать онлайн.Название Homilien über die Bildsäulen
Год выпуска 0
isbn 9783849659943
Автор произведения Johannes Chrysostomus
Жанр Документальная литература
Серия Die Schriften der Kirchenväter
Издательство Bookwire
6.
Welche Entschuldigung und welche Verzeihung würden wir also verdienen, wenn wir an dem vorbeigingen, der (unser Geld) zu hüten versteht und uns für seine Hut noch Dank weiß, ia uns großen und unaussprechlichen Lohn verleiht für diese Hut,— wenn wir Menschen anstatt das Unsrige ihm das einhändigen, die es zu hüten ohnmächtig sind und uns eine Gunst zu erweisen glauben und dann nur so viel, als sie erhalten, wieder erstatten! Du bist ein Fremdling und Beisasse hienieden. Dein Vaterland hast du im Himmel, versetze Alles dorthin, auf daß du noch vor dem eigentlichen Genusse auch hier schon die Vergeltung verkostest. Denn wer sich mit guten Hoffnungen aufnährt und der Zukunft vertrauend entgegen sieht, der genießt den Vorgeschmack des Himmels schon hier. Denn Nichts pflegt die Seele so zu erquicken und besser zu machen, als die gute Hoffnung auf die Zukunft, wenn du deinen Reichthum dorthin versetzt und für deine Seele mit der geziemenden Muße gesorgt hast. Denn die, welche allen ihren Eifer an die Verschönerung ihres Hauses vergeuden, und sich mit äußern Dingen bereichern, vernachlässigen die innerlichen, indem sie ihre Seele außer Acht lassen, die leer und schmutzig ist, und von Spinnweben starret. Wenn sie dagegen um das Äusserliche unbekümmert wären und alle Sorge auf ihr Gemüth verwendeten und es allenthalben ausschmückten: so würde die Seele solcher Menschen Christi Wohnung werden. Wer aber Christum zum Einwohner hat, wer könnte je seliger sein, als er? Willst du reich sein? Habe Gott zum Freunde, so wirst du Alle an Wohlhabenheit übertreffen. Willst du reich sein? Sei nicht hochmüthig! Das ist nicht bloß für die Zukunft, sondern auch für die Gegenwart nütze: denn Nichts ist so sehr der Scheelsucht ausgesetzt als ein reicher Mann. Kommt noch Hochmuth dazu, so steht er an einem doppelten Abgrund, und der Krieg Aller gegen ihn wird noch bösartiger. Weißt du aber bescheiden zu sein, so wehrst du durch Demuth die Zwingherrschaft der Scheelsucht von dir ab und besitzest mit Sicherheit, was du hast. Denn das ist der Tugend Art: nicht allein für die Zukunft bringt sie uns Nutzen, sondern auch hienieden schon reicht sie uns die Vergeltung. Seien wir also nicht stolz auf den Reichthum, — aber auch auf nichts Anderes; denn wenn Derjenige, welcher auf die geistlichen Dinge stolz ist, dahinfährt und verdirbt, um so mehr Derjenige, welcher auf die fleischlichen Dinge stolz ist. Unsere Natur laßt uns im Auge behalten; unsere Sünden laßt uns zusammenrechnen und lernen, wer wir sind! So werden wir Grund genug haben zu aller Demuth. Sage mir nicht: Ich habe die Einkünfte von so und so viel Jahren liegen, viel tausend Talente Goldes, und jeden Tag kommen neue Gewinnste hinzu. Wie viel du auch nennest: es sind alles leere und vergebliche Worte. Oft wird Dieß alles in einer Stunde, in einem kurzen Augenblick, gleich dem beweglichen Staube, wenn der Wind auf ihn niederfährt, aus dem Hause hinweggeblasen. Unser Leben ist voll von solchen Beispielen, aber auch die Schrift ist voll von solchen Lehren. Wer heute reich, ist morgen arm. Darum habe ich oft lachen müssen, wenn ich Testamente las, wo es hieß: „Jenem steht das Herrenrecht zu über die Äcker oder über das Haus, der Nutzgenuß aber einem Andern;” denn wir haben alle nur den Nutzgenuß, das Herrenrecht aber hat Keiner. Und wenn uns der Reichthum auch durch das ganze Leben ohne allen Wandel verbliebe, so werden wir ihn doch beim Abscheiden, gleichviel ob mit oder wider Willen, Andern überlassen müssen und haben Nichts als die Frucht seines Nießbrauchs gehabt und wandern der Herrschaft ledig und baar in jenes Leben hinüber. Daraus erhellt, daß nur Diejenigen das Herrenrecht über ihn haben, welche seinen Gebrauch verachten und seinen Genuß verlachen. Denn wer seine Habe wegwirft und sie den Armen verabreicht, der hat das Seinige gebraucht, wie er sollte, und geht als Herr darüber von hinnen, ohne selbst durch den Tod aus jenem Besitze zu fallen; vielmehr wird er zu jener Zeit Alles wieder empfangen und noch viel mehr als das, wann er seines Beistandes am meisten bedarf, an dem Tag des Gerichtes, und wann von uns allen Rechenschaft gefordert wird für unsere Thaten. Wenn also Jemand in Wahrheit Besitzer und Benutzer und unumschränkter Herr seiner Güter sein will, so mache er sich von Allem, was er hat, los; denn wer das nicht thut, der wird beim Sterben völlig von ihnen getrennt werden, und oft wird er sie noch vor dem Tode mit Gefahren und Tausenden von Unfällen verlieren. Und nicht das allein ist das Schreckliche, daß eine vollständige Verwandlung geschieht, sondern daß der Reiche auch unvorbereitet zur Übernahme der Armuth genöthiget ist. Aber nicht so der Arme. Denn er setzt sein Vertrauen nicht auf Gold und Silber, als auf leblose Massen, sondern auf Gott, der Alles in Fülle verabreicht, so daß der Reiche viel unsicherer als der Arme gestellt ist, wenn er häufige und aufeinander folgende Wandlungen erfährt. Was heißt aber: „Der uns Alles reichlich darbietet zum Genusse?” Reichlich gibt Gott Alles, was viel nothwendiger ist als Geld und Gut, wie die Luft, das Wasser, das Feuer und die Sonne und all’ Dergleichen. Man kann nicht sagen, daß der Reiche des Sonnenlichtes mehr genießt, der Arme aber weniger. Man kann nicht sagen, daß der Reiche die Luft reichlicher einathmet als der Arme; sondern das alles wird Jedem gemeinschaftlich und gleichmäßig geboten. Warum hat aber Gott das Wichtigere und Nothwendigere, das unser Leben zusammenhält, zu gemeinsamen Gütern gemacht, und warum ist das Geringere und Unbedeutendere — ich meine Geld und Gut — nichts Gemeinsames? Warum? Damit der Bestand unseres Lebens gesichert sei und wir einen Kampfplatz der Tugend haben. Denn wenn jenes Allernothwendigste nicht ein Gemeinsames wäre, so hätten fürwahr die Reichen von ihrer gewohnten Habsucht längst Gebrauch gemacht und die Armen erwürgt. Denn wenn sie Dieß um des Geldes willen thun, wie viel mehr hätten sie es um jene Dinge gethan! Wiederum, wenn die Schätze gemeinsam und Allen gleich zugänglich wären, so fehlte es an Gelegenheit zur Barmherzigkeit und an Aufforderung zur weisen Entsagung.
7.