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Erwähnung, der nach Wohlwill91 vermutlich zuerst von Giordano Bruno erörtert wurde, nämlich des Fallversuchs mit einem Steine, der einmal auf ruhendem, einmal auf bewegtem Schiffe von der Mastspitze abgelassen wird. Die Aristoteliker versicherten, ohne den Versuch je ausgeführt zu haben, der Stein falle auf bewegtem Schiffe nicht am Fuße des Mastes nieder, sondern um ebenso viel davon entfernt, wie das Schiff während des Falles sich bewegt habe. Die Kopernikaner, welche meist auch den Versuch nicht anstellten, gaben in der Regel die Richtigkeit dieser Behauptung zu, leugneten aber, dass die »natürliche« Drehungsbewegung mit der »gewaltsamen« des Schiffes in Parallele gestellt werden dürfe. Galilei hält diese Verteidigung nicht etwa für gänzlich unrichtig, auch er hat die tausendjährige Unterscheidung von natürlichen und gewaltsamen Bewegungen nicht ganz verworfen; den Hauptnachdruck aber legt er auf die Unrichtigkeit der Tatsache, die er einerseits theoretisch mittels seines Beharrungsgesetzes, andererseits empirisch durch Hinweis auf den Ausfall des Versuchs widerlegt. Galilei sagt in dem Briefe an Ingoli bestimmt aus, dass er den Versuch ausgeführt habe und zwar mit dem Erfolge, wie er seiner vorher durch Vernunftschlüsse gewonnenen Überzeugung entsprach.92 Im Dialog ist die Darstellung so gehalten, dass man eher an die Nichtausführung des Experiments glauben möchte93; da uns Details der Ausführung nicht mitgeteilt werden, so scheint diese nicht eine sehr sorgfältige gewesen zu sein. – Fast wörtlich stimmen im Briefe an Ingoli und im Dialoge diejenigen Partien überein, welche die Bewegungserscheinungen unter Deck eines Schiffes schildern.94 – Ein weiteres, gänzlich verfehltes Argument Ingolis, das Galilei – aber wohl mit Unrecht – auch bei Tycho finden will95, bestand darin, dass infolge der jährlichen Erdbewegung die Polhöhe eines Ortes eine bedeutende Änderung erleiden müsse: Wenn schon die Bewegung auf der Erde um eine Strecke von 60 Miglien (= 1°) eine Veränderung der Polhöhe um 1° hervorrufe, was müsse da erst bei der so viel ausgiebigeren Bewegung der Erde im Weltenraum eintreten? – Dieser Unsinn findet sowohl im Dialoge wie im Briefe an Ingoli ausführliche Widerlegung.96 – Auch der im Saggiatore bereits erwähnte Versuch zur Klarstellung der sogenannten Deklinationsbewegung der Erdachse wiederholt sich hier und im Dialoge.97 – Die wahrscheinlich schon aus weit früherer Zeit98 stammenden Bemühungen Galileis, in Konkurrenz mit der aristotelischen Begründung einer einheitlichen Naturauffassung ein eigenes, recht seltsames System aufzustellen, wonach die geradlinige Bewegung aus der wohlgeordneten Welt verbannt wird, werden uns in dem Schreiben an Ingoli zum ersten Male vorgeführt; sie nehmen sich im Rahmen des Dialogs noch bizarrer aus als in einer Polemik gegen einen unwissenden Schwätzer.99 – Den Schluss des Briefes bildet der Hinweis auf die Tatsache, dass, abgesehen von Sonne und Erde, wo die Sache streitig ist, die nichtleuchtenden Weltkörper sämtlich Planeten sind, die leuchtenden Fixsterne, dass also auch wahrscheinlicherweise die Sonne zu diesen, die Erde zu jenen gehört.100

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