ТОП просматриваемых книг сайта:
Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme. Galileio Galilei
Читать онлайн.Название Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme
Год выпуска 0
isbn 9783843804387
Автор произведения Galileio Galilei
Жанр Математика
Издательство Bookwire
Aus welcher Zeit die verschiedenen Partien des Dialogs stammen, wird sich im Einzelnen schwerlich ermitteln lassen, wenn auch manches mit Gewissheit, manches vermutungsweise darüber angegeben werden kann. So scheint der Schluss des dritten Tages, der von dem Magnetismus handelt, im Jahre 1626 geschrieben zu sein, da Galilei damals sich wieder mit diesem Gegenstande zu beschäftigen begann.112 – Die auf Cesare Marsili bezügliche Stelle am Ende des ganzen Werks wurde noch 1631 hinzugefügt, als schon sechs Bogen des Buches gedruckt waren. Ferner muss der erste Tag vor der Veröffentlichung des chiaramontischen Werkes De tribus novis stellis, also vor dem Jahre 1628, geschrieben worden sein, da Galilei dort von demselben keine Kenntnis verrät. Es ist sogar auffallend, dass er den p. 158 f. ausgesprochenen Tadel, Ch. habe im Antitycho den neuen Sternen nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt, bei einer späteren Revision nicht zurücknahm, nachdem Ch. ein umfangreiches Buch über den Gegenstand verfasst hatte. Die sehr ausführliche Kritik dieses späteren Werkes ist im zweiten und dritten Buche des Dialogs enthalten. Obgleich Galilei, wie es scheint, den auf die kopernikanische Lehre bezüglichen Teil des liber de tribus novis stellis schon im Jahre 1626 vor dem Erscheinen des Buchs kannte113, so wird doch die Polemik dagegen am Schlusse des zweiten Tages erst nach der Veröffentlichung des Buches verfasst worden sein. Mit Gewissheit ist dies anzunehmen von der Widerlegung der chiaramontischen Rechnungen bezüglich des neuen Sternes von 1572, mit der die Erörterungen des dritten Tages anheben. – Bei diesem Anlass sei es gestattet, über das Verhältnis von Ch. zu G. einiges mitzuteilen. Der Cavaliere Scipione Chiaramonti aus Cesena war mit Galilei seit 1592 bekannt, stand aber lange Zeit außer Verbindung mit ihm. Im Jahre 1613, als es sich um den Ankauf einer künstlichen Uhr für den Großherzog handelte, fand wieder eine Annäherung statt; Galilei gab bei dieser Gelegenheit den Rat, das Gutachten des von ihm mit warmen Worten empfohlenen Ch. einzuholen, den er als verständigen Mathematiker kennen gelernt habe und der Gelegenheit hätte, die Uhr in Cesena zu besichtigen.114 Dieser dankte für Galileis Freundlichkeit in überschwänglichen Worten, es war eben damals noch nicht kompromittierend, mit Galilei auf gutem Fuße zu stehen. Chiaramonti nämlich war einer jener geschmeidigen, talentvollen Männer, die sich für eine Sache nicht um der Sache willen erwärmen und denen der Gedanke ferne liegt, dass es um eine mühsam erworbene, festbegründete Überzeugung doch ein schönes Ding sei. Das orthodoxe Peripatetikertum war nun einmal der angemessene Standpunkt für den Professor in Perugia – diese Stellung bekleidete damals Chiaramonti – und da er auch weiterhin Karriere zu machen gedachte, so galt es selbstverständlich in seinen Augen als ein verdienstliches Werk, gegen alle Neuerer zu Felde zu ziehen. Als ersten ersah er sich Tycho de Brahe aus, welcher im Widerspruch mit Aristoteles behauptet hatte, die Kometen und der neue Stern von 1572 gehörten nicht der elementaren, sondern der Himmelsregion an. So entstand der Antitycho, der im Jahre 1621 erschien, und der es sich zur Aufgabe machte, die sublunare Natur der Kometen zu erweisen. In dieser Frage stand Ch. in keinem Gegensatze zu Galilei. Dieser nämlich beurteilte ungerechterweise Tycho ebenfalls sehr ungünstig und nahm in der Kometenfrage einen Standpunkt ein, der sich mit dem Chiaramontis vereinigen ließ; ja G. spricht noch im Saggiatore115 von dem Antitycho mit lobenden Worten. Wohl aber nahm er Anstoß an der weitergehenden Absicht seines ehemaligen Freundes, die modernen Lehren von der Veränderlichkeit des Himmels überhaupt als unbegründet zu erweisen und zu zeigen, dass auch die neuen Sterne von 1572, 1600 und 1604 mit den peripatetischen Lehren in keinem Widerspruch stünden. Durch den Antitycho geriet Ch. zunächst in eine heftige literarische Fehde mit Kepler, der sich in seinem 1625 veröffentlichten Tychonis Brahei Dani Hyperaspiste seines verstorbenen Lehrers Tycho aufs Ritterlichste annahm und in einem Anhang auch gegen Galileis Saggiatore einige nicht sehr wesentliche, sachlich wohlbegründete, in der Form überaus freundliche Einwendungen machte. Chiaramonti antwortete in seiner Apologia Sc. Claramontii pro Antitychone suo adversus Hyperaspistem Io. Kepler (Ven. 1626). Galilei hatte die Absicht, auf jenen Anhang im Dialog zu erwidern; es unterblieb dies aber, einmal wohl, weil es sich um ziemlich unwichtige Dinge handelte, sodann weil trotz der gegenteiligen Äußerung Galileis116 wenig darauf zu erwidern war. Hatte Chiaramonti im Antitycho die Frage der neuen Sterne nur gestreift, so wollte er nun darüber ex professo handeln, und damit auch das berühmteste Werk Tychos, die Progymnasmata, worin der neue Stern von 1572 in Verbindung mit vielen anderen wichtigen astronomischen Fragen ausführlich besprochen wird, vernichten; zugleich bot sich ihm willkommener Anlass, noch einmal gegen Kepler zu polemisieren, denn dieser hatte in seiner Schrift De stella nova in pede Sagittarii über den neuen Stern von 1604 ganz ähnliche Ansichten aufgestellt, wie Tycho über den von 1572 in den Progymnasmata. Das Buch Chiaramontis ist das mehrfach erwähnte, dessen vollständiger Titel lautet: De Tribus Novis Stellis Quae Annis 1572. 1600. 1604 Comparuere Libri Tres Scipionis Claramontii Caesenatis In quibus demonstratur rationibus, ex Parallaxi praesertim ductis Stellas eas fuisse Sublunares, et non Caelestes Adversus Tychonem, Gemmam, Maestlinum, Digesseum, Hagecium, Santucium, Keplerum, aliosque plures Quorum Rationes in Contrarium adductae solvuntur. Illustriss. Ac Reverendiss. Francisco Card. Barberino. Caesenae: Apud Iosephum Nerium Impress. Cameralem 1628. Darin sollte die sublunarische Natur der neuen Sterne, wie im Antitycho die der Kometen, erwiesen und nebenbei in einem besonderen Kapitel die kopernikanische Lehre widerlegt werden. Wie früher angegeben, hatte Galilei das Manuskript des auf die kopernikanische Lehre bezüglichen Teiles schon 1626, also zwei Jahre vor dem Erscheinen des Buches, in Händen gehabt, sodass also der Schluss des zweiten Tages des Dialogs, der sich mit diesem Teile beschäftigt, kurz darauf entstanden sein könnte. Da aber der übrige Teil des chiaramontischen Buchs erst während des Drucks Galilei bekannt wurde, so ist die Kritik desselben zu Beginn des dritten Tags jedenfalls nicht vor 1628 verfasst, wie übrigens auch aus einem Brief Castellis vom 5. August 1628 hervorgeht.117 Im gleichen Jahre, wo das Buch von den neuen Sternen erschien, avancierte sein Verfasser zum Professor in Pisa, ein Beweis von der Stärke der gegen Galilei in seiner eigenen Vaterstadt gerichteten Strömung.
Auch die im Dialog enthaltene Polemik gegen Scheiners Disquisitiones scheint erst spät, wahrscheinlich im Jahre 1629 niedergeschrieben worden zu sein. Denn ohne besonderen Anlass würde G. dem herzlich unbedeutenden Büchlein, das schon 1614 erschienen war und keineswegs großes Aufsehen erregt hatte, schwerlich solche Aufmerksamkeit gewidmet haben. Ein solcher Anlass lag aber für ihn doch wohl erst vor, als er im Jahre 1629 hörte, dass Scheiner ein großes Werk über die Sonnenflecken, die Rosa Ursina, drucken lasse.118 Es steht zwar nicht fest, wieviel Galilei von dem polemischen und sachlichen Inhalt der Rosa vor ihrem Erscheinen wusste, aber dass Angriffe gegen ihn und gegen