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Solange das Herz noch schlägt - Ein Schweden-Krimi. Aino Trosell
Читать онлайн.Название Solange das Herz noch schlägt - Ein Schweden-Krimi
Год выпуска 0
isbn 9788726344189
Автор произведения Aino Trosell
Жанр Языкознание
Серия Siv Dahlin-Reihe
Издательство Bookwire
Aber da die List der Frau den Verstand des Mannes übertrifft, musste ich ihn erst mit der Überraschung erobern, an seinem Geburtstag, übermorgen. Ich hatte an der Fischhalle angehalten, wo ich außer der Scholle für heute Abend auch ein paar hundert Gramm erstklassige geräucherte Lachsscheiben erstanden hatte, um Luxusbrote anrichten zu können, und dann hatte ich noch – oh Hilfe – Austern bestellt!
Ich musste kichern. Er würde tot umfallen! Ich vermutlich auch. Keiner von uns hatte je Austern gegessen. Ich hatte gelesen, dass sie Rotzsträngen ähnlich waren – das würde bestimmt ein unvergesslicher Abend für uns beide werden! Zu dem Ganzen hatte ich eine Flasche sauteuren Champagner gekauft – richtiges Superzeug.
Ich hatte mir überlegt, dass wir uns irgendwo in der Stadt treffen würden, er durfte den Ort bestimmen. Ich konnte behaupten, ein paar große Topfpflanzen kaufen zu wollen und beim Transport nach Hause seine Hilfe zu brauchen. Darauf fiel er sicher herein, und bei dem ständig schlechten Gewissen, das er hatte, war er dazu garantiert bereit.
Aber statt ihn zur Baumschule mitzuschleppen, würde ich mit einer Tasche voller geheimnisvoller Dinge dastehen und ihn zum Slottsskogen locken. Dort würden wir ganz nach oben auf den Aussichtsplatz gehen, wo an diesem stockfinsteren Winterabend bestimmt keine Menschenseele anzutreffen war. Wir würden an den Ort zurückkehren, wo wir uns einst verlobt hatten. Damals bei Sommerwärme und strahlender Abendsonne – jetzt waren wir cooler. Jetzt würden wir in der Dunkelheit und unterm Sternenhimmel feiern – in dieser Sache vertraute ich dem Wetterfritzen. In meiner gut gefüllten Tasche würde alles sein – Thermokissen, Tischdecke, Teelichter, hohe Plastikgläser, Servietten – auch Erfrischungstücher – Austern und Champagner und, um nicht zu verhungern, leckere Lachshäppchen.
Ja, ich fühlte echte Freude und war voll kribbelnder Erwartung. Ich malte mir ein Liebesessen mit viel Lachen und erstklassiger Romantik aus. Ich hatte gelesen, dass man Zitrone auf die Auster träufelte. Falls man sie aufbekam. Die lebte ja noch, uuh! Und dann sollte man das Zeug einfach hinunterschlucken – offenbar lebendig, die Austern also –, und das, ohne sich zu übergeben. So wäre es der höchste Genuss, hatte ich gelesen, und weiter, dass der Rotzbatzen sich am besten mit einem Glas Moët & Chandon hinunterspülen ließe. Diese Erfahrung mit Jan und mit der vornehmen Welt zu teilen war ja wohl einen halben Tageslohn wert!
Die Austern waren bestellt, und der Champagner war bereits gekauft, es würde richtig toll werden. Vom Champagner und all dem Lachen kämen wir in eine ausgelassene Stimmung; ich malte mir aus, wie wir lachend den Berg hinuntergehen und uns immer wieder küssen würden, im Gepäck vielleicht noch einen Satz ungeöffneter Austern, denn es war fraglich, ob einer von uns den Geschmack mochte. Um nicht von der Konsistenz zu reden! Mach dich auf was gefasst, Jan, du ahnst nicht, was deine Frau im Schilde führt! Und dann, wenn wir uns ein bisschen gezügelt hätten, würde ich, zum Beispiel auf dem Heimweg in der Straßenbahn, die Griechenlandreise vorschlagen, das Blatt aus dem Katalog hätte ich bei mir. Alles wäre fertig geplant, und er würde mich umarmen und Ja sagen. Ja, das will ich!
Ja – das will ich wirklich!
Im selben Augenblick klingelte das Telefon. Ich riss mich ungern von meinen Fantasien los. Es war bestimmt Ingeborg, ja, sie musste es sein. Jan stand bestimmt schon im Fahrstuhl.
Aber es war nicht Ingeborg. Es war Jan, und er konnte leider nicht zum Abendessen nach Hause kommen, er bedauerte es. Ich hätte ja wohl die Zeitungen gelesen, man hatte ihn auch im Fernsehen interviewt.
Ja, ich hatte es gelesen, und ich hatte ihn auch im Fernsehen gesehen.
Gut. War das okay gewesen, was er da geleistet hatte?
Ja, nach dem bisschen, was ich gesehen hatte, auf jeden Fall. Es war ja wirklich schrecklich, was da passiert sei.
Ja, wirklich. Und deshalb würde ich bestimmt verstehen. Der Vorstand würde heute Abend zusammentreffen, jetzt sei das Maß voll, man musste schließlich etwas tun. Und morgen sei dann ja die Konferenz in Dänemark.
Die hatte ich vergessen.
Die hatte ich total verdrängt. Die Konferenz in Dänemark, die er gestern, zu später Stunde, beiläufig erwähnt hatte. Kommst du zu deinem Geburtstag nicht nach Hause?, fragte ich.
Ja, richtig. Ich hörte, dass er ihn vergessen hatte. Doch, da bin ich zu Hause. Wir fahren morgen Vormittag, wir sind ja ein ganzer Haufen, weißt du. Und kommen am Tag darauf gegen Mittag zurück, das geht doch wohl in Ordnung? Vielleicht wird man ja gefeiert?
Ja sicher, antwortete ich. Aber erst musst du mir helfen, ein paar Pflanzen, die ich bestellt habe, nach Hause zu schaffen, wir können uns ja in der Stadt treffen?
Klar, antwortete er. So machen wir’s. Bleib heute Abend nicht so lange wach, sondern leg dich zeitig schlafen, das kannst du bei deiner rechtschaffenen Arbeit gebrauchen.
Ich will nicht, dass du auch noch in die Luft gesprengt wirst, sagte ich. Er schnaubte verächtlich. Das sollen die sich nur mal trauen, erwiderte er.
Was ist das für eine Konferenz?, fragte ich, vor allem um dem Gespräch den Ernst zu nehmen und es zugleich zu verlängern. Ich wusste, dass ihm meine Besorgnis unangenehm war, er mochte es nicht, wenn ich mich so zimperlich verhielt, wie er es nannte.
Es ist erwartungsgemäß eine Konferenz über den Neonazismus hier im Norden, antwortete er, sie ist wichtig, wie du verstehst.
Ja, das verstehe ich. Sonst würdest du ja wohl nicht wegfahren? Nein, würde ich nicht, lautete seine Antwort.
Dann legten wir auf.
Ich briet den Fisch. Das Essen war lecker. Ich war nicht traurig. Alles Schöne stand schließlich noch bevor. Alles würde gut werden, es gab keinen Grund, Trübsal zu blasen, jetzt konnte ich die Gelegenheit nutzen und früh ins Bett gehen, denn am morgigen Tag mussten fünfunddreißig alte Leute geduscht oder gebadet werden, man musste Zehennägel schneiden, ihnen Wangen und Kinn rasieren, und ein freundliches und vor allem ausgeruhtes Lächeln würde jeden Zorn oder was es sonst war verfliegen lassen. Ein paar der Alten fanden, es reiche mit dieser Reinlichkeitsmanie, und machten nicht immer mit, obwohl sie nach allem Möglichen rochen.
Ja, es war nur gut, wenn ich nicht bis spät in die Nacht aufblieb und mit Jan redete, ein harter Arbeitstag wartete auf mich, und wir konnten uns ja später unterhalten. Wir würden außerdem nach Griechenland fahren, wir zwei würden wieder ein Ganzes werden. In letzter Zeit hatte ziemlich viel Not geherrscht, »Hungersnot«, aber spätestens dann, wenn nicht schon früher, würde alles wieder voller Lust sein.
Außerdem würde ich Ingeborg anrufen, oder sie mich, das hatten wir ja bereits verabredet.
Meine Mutter hatte ihre Heimat verlassen und war hierher nach Göteborg gezogen, als sie einsah, dass sie mit mir schwanger war. In meiner Kindheit fuhren wir jeden Sommer in den Norden, aber als dann beide Großeltern gestorben waren, wurden die Besuche immer sporadischer. In meiner Erinnerung gab es zwischen Mama und Großmutter nur Kälte, und es herrschten unausgesprochene Spannungen. Mama war zu Hause rausgeworfen worden, als sie ein Kind erwartete, und die Verbitterung darüber legte sich nie. Großmutter und Großvater behandelten mich gut, vielleicht bereuten sie es. Sie waren allerdings alt und müde und ziemlich kraftlos. Die Person, die unseren Aufenthalten dort oben das meiste Leben einhauchte, war Mutters Schwester Ingeborg. Sie war verheiratet und hatte einen Sohn, Karl-Erik, meinen Cousin. Ihr Mann arbeitete in der Gerberei.
Ich erinnere mich an stimmungsvolle