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      VIKTORIA!

       Inhaltsverzeichnis

      Und die Geister, die lange von ihren Sternen getrennt waren, sind wieder mit ihnen zusammen – und gehen auf ihnen herum – und freuen sich.

      Aber ein ungeheurer Kanonendonner schallt ihnen jetzt entgegen.

      Und die schwarzen Diener, die wie alle Molche gern überall herumklettern, kommen den Geistern entgegen und bitten sie, die Ehrenpforten zu durchschreiten, die extra zu ihrer Begrüßung erbaut sind.

      Die Geister, die sich jetzt auf den verschiedenen Sternen also begrüßt sehen, werden verlegen.

      Das Kanonengedonner wird immer stärker, daß die Ohren sausen.

      Und die schwarzen Diener rufen mit ihren Molchmäulern: »Viktoria! Viktoria!«

      Da fragen etliche Geister, was denn das Geschieße bedeuten soll.

      Da antworten die Diener mit ihren Molchmäulern: »Wir glaubten, daß die Nerven der Herren Wurmgeister durch die lange Fahrt wohl so überreizt sein dürften, daß nur noch ein allgemeiner Kanonendonner eine wirkungsvolle Begrüßung abgehen könnte.«

      Die Herren Wurmgeister hören zwischen dem Kanonendonner immerzu die Molchmäuler rufen: »Viktoria! Viktoria!«

      Und dieser Empfang wird ihnen recht peinlich.

      Doch sie nehmen auch diese etwas zweifelhafte Ovation ruhig hin und sind froh, daß sie endlich wieder zu Hause angelangt sind; vieles hat sich ja zu Hause verändert, doch die Hauptsache scheint intakt geblieben zu sein.

      Bloß dieser Knipo ärgert sich über dieses Geschieße und über dieses Viktoriageschrei!

      Er war auf seinem Stern der einzige Geist, der mal fort wollte – und zwar mehr der Mode denn der Neigung zur Freiheit wegen – und nun soll er sich diesen Empfang gefallen lassen! Er spricht zu den Schwarzen:

      »Meine Herren! Mir ist niemals begreiflich gewesen, wozu dieser ganze Entwicklungsrummel, den ich mitzumachen die Ehre hatte, inszeniert wurde. Ich muß mir daher die Ehre, die Sie mir jetzt noch zum Schluß erweisen wollen, ganz ergebenst verbitten – denn ich habe nichts erobert und nichts profitiert, so daß Sie kein Recht haben, mich als heimkehrenden Helden zu feiern. Das ist ja veritabler Hohn von Ihnen!«

      »Was?« schreien da die schwarzen Diener, »Sie wollen durch die lange Fahrt nichts profitiert haben? Sie sind ja ein ganz undenkbares Kamel, Herr Knipo! Erinnern Sie sich doch an die weißen Vögel, an die Leitern, auf denen wir Ihnen was vorkletterten, an die langbeinigen Geister, denen die Himmelsstücke auf den Kopf fielen – und an all die anderen großen Eindrücke, die auf Sie eingestürmt sind mit so großer Vehemenz. Dadurch soll Ihre werte Entwicklung nicht gefördert sein? Davon wollen Sie nichts profitiert haben? Aber Herr Knipo, sehen Sie jetzt nicht die Welt mit ganz andren Augen an? Sehen Sie sich doch mal um!«

      Und Knipo, ein ehrlicher Mann, erinnert sich an alles und blickt sich um – und sieht seinen Stern ganz verändert – überall Architektur mit Türmen, Mauern und Balustraden.

      Und Knipo empfindet, daß er auch ganz anders geworden ist – seine Gedanken sind andere, denn seine Erinnerungen sind andere.

      Und Knipo stottert nach einiger Zeit: »Verzeihen Sie mir! Ich erkläre Ihnen, daß ich bittres Unrecht tat, als ich mein Schicksal tadelte! Die Entwicklungen, die ich durchmachen durfte, sind nicht ohne Einfluß auf mich geblieben. Es ist mir manches, was ich früher nur vom Hörensagen kannte, in Fleisch und Blut übergegangen; die letzten Worte verstehe ich natürlich nur bildlich.«

      »Sehen Sie«, sagen da die Diener, »da können Sie also auf unserm Stern fürderhin ein wertvoller Entwicklungsfaktor werden. Jetzt können Sie mal treibende Kraft spielen. Sie werden unsern Spaß und unsern Ernst verstehen, wenn Sie über Ihre Erlebnisse ruhig nachdenken – und mit uns fördern wollen, was zum Besten unsres Sterns ist – dessen Diener wir doch alle sind. Einem Stern können nur die Leute etwas nützen, die sich Mühe gaben, sich zur Selbständigkeit zu entwickeln.«

      Knipo steht ganz still und sieht die Schwarzen lange an – und die verbeugen sich – und einer von ihnen fragt höflich: »Wollen der Herr Knipo vielleicht göttlich verehrt werden? Wir sind allesamt gerne bereit, Ihnen göttliche Ehren zu erweisen – und die Leute, die hier auf diesem Sterne leben und uns nicht sehen können, würden auch sehr glücklich sein, wenn sie zu Ihnen so vertrauensvoll aufblicken dürften wie zu einem Gott. Die Bewohner unsres Sterns sehnen sich grade nach einem neuen Gott mehr denn je.«

      Und Knipo erwidert einfach: »Ich danke Ihnen für Ihr Anerbieten, muß es aber ablehnen, eine Rolle zu spielen, die ich heute und morgen noch nicht ausfüllen kann.«

      Und er dreht sich so einfach um wie ein Mann, der die gefährlichsten Leidenschaften endgültig überwunden hat.

      Und während das Kanonengedonner ruhig seinen Fortgang nimmt, steigt Knipo langsam auf den nächsten Turm und wirft sich dort oben etwas ermüdet in den ersten besten Thronsessel. –

      Und jetzt denkt er in seinem Thronsessel darüber nach, wie er wohl die Entwicklung seines Sterns fördern könnte.

      Die andern Geister, die die lange Fahrt mitmachten, denken ein Ähnliches.

      Aber von den Billionen Geistern, die ausfuhren, um das Diadem der Gottheit zu erobern, sind erst sehr wenige zurückgekehrt.

      Knipo denkt an die lange Fahrt und ordnet seine Erinnerungen.

      Und die anderen Geister, die mit Knipo so lange zusammen waren, tun ein Ähnliches.

      ENDE

      Liwûna und Kaidôh

       Inhaltsverzeichnis

      Es schneit Jasminblüten.

      Und ich schwebe in dem Jasminblütenschnee ganz langsam, als hätte ich Zeit – viele tausend Jahre nur so hinzuschweben in duftenden Blüten. Betäubend ist der Duft und es ertönt unter mir lautes Gelächter – das wird immer stärker – so stark wie wildes Donnern.

      Der lachende Donner wird aber bald schwächer und verhallt in der Tiefe.

      Und ich höre nichts mehr von dem grossen Lachen.

      Es verschwinden auch die Jasminblüten – die letzten fallen schnell hinunter.

      Der Vollmond scheint mir ins Angesicht. Ich schwebe zwischen weissen, flockigen Wolken, die eben so vom Vollmonde beschienen sind wie mein Angesicht, höher und höher.

      Es geht immerzu hinauf, und es geht so leicht; ich brauche nur die Fusszehen zu bewegen.

      Der Mond wird kleiner und geht zur Seite als kleiner Stern.

      Und dann sehe ich nur noch Sterne – über mir – unter mir – und überall.

      Schwarz ist der Himmel, und die Sterne sind alle zu sehen – auch die kleineren.

      Ich schwebe leicht durch die unzähligen schimmernden Sterne durch – weiter hinauf in die dunkleren Räume, in denen nicht mehr so viele Sterne leben.

      Es ist da so kühl.

      Und mir ist so, als schwebe was neben mir.

      Es sind leichte, feine Gewänder – weisse – zarte.

      Und ich frage leise:

      »Wer ist bei mir?«

      Und ich höre eine ferne Stimme sagen: »Dein Weib ist bei dir – die Frau, nach der du dich gesehnt hast, so lange, lange Zeit.«

      Und ich antworte still:

      »Ich erinnere mich gar nicht mehr, dass ich mich mal nach einem Weibe oder nach einer Frau gesehnt habe. Das

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