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wer­de mir Ihret­we­gen noch eine Krank­heit zu­zie­hen; ich kann nicht fort, so­lan­ge Sie da sind.«

      Nun stand ich auf und ging fort, nicht ohne mich öf­ters um­zu­wen­den. Als sie mich weit ge­nug ent­fernt glaub­te, stieg sie in halb­ge­bück­ter Stel­lung aus dem Was­ser her­aus, wo­bei sie mir den Rücken zu­dreh­te. Dann ver­schwand sie in ei­ner Fels­s­pal­te hin­ter ei­nem vor dem Ein­gang auf­ge­häng­ten Rock.

      Am nächs­ten Tage ging ich wie­der hin. Sie war noch im Bade, aber dies­mal in voll­stän­di­gem Ko­stüm, und zeig­te mir laut la­chend ihre per­len­wei­ßen Zäh­ne.

      Nach acht Ta­gen hat­ten wir uns an­ge­freun­det, und nach wei­te­ren acht Ta­gen wa­ren wir schon ganz in­tim.

      Sie hiess Mar­ro­ca, zwei­felsoh­ne ein Spitz­na­me, den sie aus­sprach, wie wenn er ein Dut­zend »r« ent­hiel­te. Die Toch­ter spa­ni­scher An­sied­ler, hat­te sie einen Fran­zo­sen na­mens Pon­ta­be­ze ge­hei­ra­tet. Ihr Mann hat­te ir­gend einen Staats­pos­ten, aber ich habe nie recht er­fah­ren kön­nen, wel­cher Art ei­gent­lich sei­ne Be­schäf­ti­gung war. Ich er­fuhr nur, dass er im­mer sehr viel zu tun hat­te, und das Üb­ri­ge konn­te mir ja auch gleich­gül­tig sein.

      Von nun an ver­leg­te sie ihre Ba­de­zeit und hielt je­den Tag nach dem Ga­bel­früh­stück mit mir in mei­nem Hau­se die Sies­ta. Welch eine Sies­ta! Das soll man Er­ho­lung nen­nen!

      Ich habe wirk­lich sel­ten ein so herr­li­ches Weib ge­se­hen; ihr Ty­pus er­in­ner­te et­was an ein Raub­tier, aber sie war zu ent­zückend. Ihre Au­gen schie­nen im­mer vor Lei­den­schaft zu strah­len; ihr halb­of­fe­ner Mund, ihre schar­fen Zäh­ne, ja selbst ihr La­chen deu­te­te auf eine sinn­li­che Wild­heit hin. Ihre wun­der­vol­le straf­fe und hoch­ge­wölb­te Büs­te, gleich flei­schi­gen Äp­feln, war so schmieg­sam wie eine Sprung­fe­der und ver­mehr­te bei ih­rem Kör­per den Ein­druck des Tie­ri­schen, mach­te sie ge­wis­ser­mas­sen zu ei­nem un­ter­ge­ord­ne­ten und doch er­ha­be­nen Ge­schöp­fe, des­sen An­blick in mir die Vor­stel­lung von je­nen Lie­bes­göt­tin­nen des Al­ter­tums er­weck­te, de­ren Mys­te­ri­en man sich un­ge­zwun­gen in Hai­nen und Wäl­dern hin­gab.

      Nie­mals schlug ein Herz mit un­be­zähm­ba­re­rem Ver­lan­gen als das im Bu­sen die­ser Frau. Ihrem flam­men­den Feu­er, das sich in wil­den Seuf­zern, im Knir­schen der Zäh­ne, in Zu­ckun­gen und in Beis­sen kund­gab, folg­te fast eben­so rasch eine tie­fe to­te­s­ähn­li­che Ohn­macht. Aber dann wach­te sie plötz­lich wie­der in mei­nen Ar­men auf, zu neu­en Lieb­ko­sun­gen und Genüs­sen be­reit, in­dem sie mich mit ih­ren Küs­sen fast er­stick­te.

      Ihr Ver­stand war nicht ge­ra­de sehr her­vor­ra­gend, und ließ jede hö­he­re Bil­dung ver­mis­sen; ein hel­les La­chen ver­trat meis­tens bei ihr die Stel­le der Ge­dan­ken. In dem in­stink­ti­ven Be­wusst­sein ih­rer Schön­heit ver­ab­scheu­te sie selbst die leich­tes­te Hül­le, und in mei­nem Hau­se ging, lief und hüpf­te sie mit ei­ner eben­so harm­lo­sen wie zu­ver­sicht­li­chen Un­ge­niert­heit her­um. Wenn sie schliess­lich der Zärt­lich­keit ge­nug ge­tan hat­te, schlief sie, er­schöpft von Seuf­zern und Lie­bes­an­stren­gun­gen, ne­ben mir auf dem Di­van einen kräf­ti­gen ge­sun­den Schlaf, wäh­rend die drücken­de Hit­ze auf ih­rer brau­nen Haut klei­ne Schweiß­perl­chen her­vor­zau­ber­te. Von ih­ren un­ter dem Kopf ge­kreuz­ten Ar­men, von ih­ren Schul­tern, aus all’ den ver­bor­ge­nen Fal­ten ih­res Kör­pers ström­te je­ner un­nenn­ba­re Duft aus, der uns Män­ner so sehr be­rauscht.

      Zu­wei­len kam sie abends noch­mals wie­der, wenn ihr Mann ir­gend­wo dienst­lich ab­ge­hal­ten war. Wir mach­ten es uns dann, nur not­dürf­tig mit den fei­nen fal­ti­gen Ge­we­ben des Ori­ents be­klei­det, auf der Ter­ras­se be­quem.

      Wenn der vol­le leuch­ten­de Mond der Tro­pen­län­der am ho­hen Him­mel stand und Stadt und Golf mit der sie ein­sch­lies­sen­den Ge­birgs­ket­te ver­klär­te, dann sa­hen wir auf all’ den an­de­ren Ter­ras­sen ein Heer von stum­men Geis­ter­ge­stal­ten lie­gen, wie­der auf­ste­hen, ihre Plät­ze wech­seln und sich bei der er­schlaf­fen­den Schwü­le der wind­stil­len Nacht wie­der nie­der­le­gen.

      Trotz der Hel­lig­keit die­ser süd­li­chen Näch­te be­stand Mar­ro­ca stets dar­auf, sich ohne jede Klei­dung und noch dazu im volls­ten Mond­licht nie­der­zu­le­gen. Ihr war es gleich­gül­tig, ob an­de­re uns viel­leicht se­hen könn­ten; und zu­wei­len schall­ten trotz mei­ner ängst­li­chen Bit­ten ihre lau­ten Schreie durch die Nacht, wor­auf dann in der Fer­ne die Hun­de heu­lend Ant­wort ga­ben.

      Als ich ei­nes Abends un­ter dem ho­hen stern­be­sä­e­ten Him­mels­zelt schon ent­schlum­mert war, knie­te sie vor mir auf dem Tep­pich nie­der, und in­dem sie ihre großen vol­len Lip­pen mei­nem Mun­de nä­her­te, sag­te sie:

      »Du musst ein­mal bei mir zu Hau­se schla­fen.«

      »Wie? Bei Dir?« frag­te ich ver­ständ­nis­los.

      »Ja, wenn mein Mann fort­ge­gan­gen ist, sollst Du sei­nen Platz ein­neh­men.«

      Ich konn­te ein lau­tes La­chen nicht un­ter­drücken.

      »Aber warum das nur, wo Du ja im­mer hier­her kommst?«

      Sie sprach mir ihre Ant­wort fast in den Mund hin­ein, so­dass ihr war­mer Odem mir in die Keh­le drang und sein Hauch mei­nen Schnurr­bart be­feuch­te­te:

      »Ich muss eine Erin­ne­rung an Dich ha­ben.« Und das »r« in dem Wort Erin­ne­rung roll­te über ihre Lip­pen wie ein Giess­bach, der über Fel­sen stürzt.

      Ich ver­stand im­mer noch nicht, was sie ei­gent­lich woll­te.

      »Wenn Du nicht mehr da sein wirst«, sag­te sie, ihre Arme um mei­nen Na­cken schlin­gend, »wer­de ich im­mer dar­an den­ken; und wenn ich mei­nen Mann küs­se, wer­de ich glau­ben, Du wärst es.«

      Und die »arrr« und »errr« klan­gen bei ih­rer Art zu spre­chen jetzt fast wie ent­fern­ter Don­ner.

      »Du bist nicht bei Sin­nen«, sag­te ich halb ge­rührt, halb be­lus­tigt. »Ich zie­he es doch vor, in mei­nem Hau­se zu blei­ben.«

      Ich muss näm­lich ge­ste­hen, dass ich an die­sen Ren­dez­vous un­ter dem Da­che des Gat­ten gar kei­nen Ge­schmack fin­de; es sind dies die Mäu­se­fal­len, in de­nen man die Dum­men fängt. Sie aber ließ mit Bit­ten und Fle­hen nicht nach und wein­te so­gar schliess­lich.

      »Du wirst se­hen, wie zärt­lich ich mit Dir sein wer­de«, füg­te sie hin­zu.

      Das »zärrrt­lich« klang wie der Wir­bel ei­nes Tam­bours, der zum Stur­me schlägt.

      Ihr Wunsch kam mir so merk­wür­dig vor, dass ich mir ihn gar nicht er­klä­ren konn­te; bei län­ge­rem Nach­den­ken glaub­te ich je­doch, es sei ir­gend ein tiefer Hass ge­gen ih­ren Mann dar­un­ter ver­bor­gen, die stil­le Rach­sucht viel­leicht ei­ner Frau, die mit Won­ne den ihr wi­der­wär­ti­gen Gat­ten be­trügt, und die­sen Be­trug noch ver­grös­sern möch­te, in­dem sie den­sel­ben in sei­nem Hau­se, auf sei­nen Mö­beln, in sei­nen Kis­sen voll­zieht.

      »Ist Dein Mann sehr schlecht ge­gen Dich?« frag­te ich sie.

      »O nein«, ent­geg­ne­te sie mit er­staun­ter Mie­ne, »so­gar sehr gut.«

      »Aber

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