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fort.

      »Was denkst Du mit dem Mäd­chen an­zu­fan­gen?« frag­te er dann nach ei­ni­ger Zeit.

      Sie sah ihn ver­ständ­nis­los an.

      »Wie? Was woll­test Du sa­gen? Ich ken­ne mich nicht aus.«

      »Wir kön­nen doch kei­nen Ba­stard in un­se­rem Hau­se be­hal­ten,« schrie er plötz­lich zor­nig auf.

      Jo­han­na war an­fangs ganz ver­wirrt.

      »Aber, mein Lie­ber, viel­leicht könn­te man das Kind in Pfle­ge ge­ben,« sag­te sie dann nach län­ge­rem Schwei­gen.

      »Und wer soll das be­zah­len?« un­ter­brach er sie. »Du wohl je­den­falls, nicht wahr?«

      Sie dach­te lan­ge über eine Lö­sung nach.

      »Aber das wird doch der Va­ter des Kin­des tun,« sag­te sie dann. »Und wenn er Ro­sa­lie hei­ra­tet, dann sind ja wei­ter kei­ne Schwie­rig­kei­ten.«

      »Der Va­ter? … der Va­ter? …« rief Ju­li­us wie am Ende sei­ner Ge­duld ganz aus­ser sich. »Kennst Du ihn denn, … den Va­ter? … Nein … na­tür­lich nicht … Nun also, was? …«

      »Aber er kann doch das Mäd­chen nicht so im Stich las­sen,« sag­te sie ent­rüs­tet. »Das wäre eine Feig­heit. Wir wol­len nach sei­nem Na­men fra­gen, ihn auf­su­chen und er muss sich er­klä­ren.«

      Ju­li­us hat­te sich be­ru­higt und be­gann wie­der auf und ab zu ge­hen.

      »Aber mei­ne Lie­be, sie will ihn nicht nen­nen, den Na­men die­ses Man­nes; sie wird Dir auch nicht mehr be­ken­nen, wie mir … und wenn er nichts von ihr wis­sen will, der Va­ter …? Wir kön­nen doch un­mög­lich eine Mut­ter mit ih­rem Ban­kert un­ter un­se­rem Da­che be­hal­ten. Be­greifst Du das?«

      »Dann ist es ein Elen­der, die­ser Mensch,« sag­te Jo­han­na ent­rüs­tet. »Aber wir müs­sen ihn her­aus­zu­be­kom­men su­chen, und dann soll er Rede und Ant­wort ste­hen.«

      »Aber … an­ge­nom­men …« er­hitz­te sich Ju­li­us, aufs neue sehr rot wer­dend.

      »Was schlägst Du denn vor?« un­ter­brach sie ihn, nicht wis­send, wo­für sie sich ent­schei­den soll­te.

      »Nun, was mich be­trifft,« sag­te er schnell, »so ist die Sa­che sehr ein­fach. Ich wür­de ihr ei­ni­ges Geld ge­ben und sie mit ih­rem Balg zum Kuckuck ja­gen.«

      Aber die jun­ge Frau wi­der­setz­te sich ganz em­pört.

      »Das ge­schieht nie­mals,« sag­te sie. »Die­ses Mäd­chen ist mei­ne Milch­schwes­ter; wir sind zu­sam­men auf­ge­wach­sen. Sie hat einen Fehl­tritt ge­tan, al­ler­dings; aber ich wer­de sie des­halb nicht vor die Türe set­zen. Und wenn es nö­tig ist, so wer­de ich das Kind auf­zie­hen.«

      »Und wir wer­den in ein schö­nes Ge­re­de kom­men«, brach Ju­li­us los, »wir an­de­ren, mit un­se­rem Na­men und un­se­ren Be­zie­hun­gen! Über­all wird es heis­sen, dass wir das Las­ter be­schüt­zen, dass wir das Ge­sin­del warm hal­ten. An­stän­di­ge Leu­te wer­den den Fuss nicht mehr in un­ser Haus set­zen. Woran denkst Du nur ei­gent­lich? Du musst von Sin­nen sein?«

      »Ich wer­de Ro­sa­lie nie­mals hin­aus­wer­fen las­sen«, sag­te sie ru­hig blei­bend. »Wenn Du sie nicht hier be­hal­ten willst, so wird mei­ne Mut­ter sie zu sich neh­men. Wir wer­den schliess­lich doch den Na­men des Va­ters her­aus­be­kom­men müs­sen.«

      Da ging er wü­tend hin­aus, schlug kra­chend die Tür zu und rief:

      »Die Wei­ber sind ver­rückt mit ih­ren Ide­en!«

      Nach­mit­tags ging Jo­han­na zu der Wöch­ne­rin her­un­ter. Die Zofe, von Frau Den­tu ge­pflegt, lag re­gungs­los im Bett, wäh­rend die Wär­te­rin das neu­ge­bo­re­ne Kind auf den Ar­men wieg­te.

      So­bald sie ihre Her­rin be­merk­te, fing Ro­sa­lie an zu schluch­zen und be­deck­te von Scham ge­pei­nigt das Ge­sicht mit dem Bett­tuch. Jo­han­na woll­te sie küs­sen, aber sie wehr­te sich und ließ das Tuch nicht fah­ren. Da leg­te sich die Wär­te­rin ins Mit­tel und zog das Tuch fort. Sch­liess­lich ließ sie sich’s ge­fal­len und wein­te nur noch still vor sich hin.

      Ein schwa­ches Feu­er brann­te im Ka­min; es war kalt und das Klei­ne be­gann zu wei­nen. Jo­han­na wag­te nicht von ihm zu spre­chen, aus Furcht, bei der Mut­ter aber­mals eine Er­schüt­te­rung her­vor­zu­ru­fen. Sie hat­te die Hand der­sel­ben er­grif­fen und sag­te im­mer nur:

      »Es hat nichts zu be­deu­ten, wirk­lich nicht.«

      Das arme Mäd­chen blick­te ver­stoh­len auf die Wär­te­rin und zuck­te bei je­dem Schrei des klei­nen Würm­chens zu­sam­men. Von Zeit zu Zeit brach sie von Schmerz und Scham ge­pei­nigt in krampf­haf­tes Schluch­zen aus, wäh­rend die zu­rück­ge­hal­te­nen Trä­nen ein ras­seln­des Geräusch in ih­rer Keh­le her­vor­rie­fen.

      Jo­han­na küss­te sie aber­mals und flüs­ter­te ihr lei­se ins Ohr:

      »Wir wer­den schon gut für das Kind sor­gen.« Dann ent­fern­te sie sich schnell, als ein neu­er Trä­nen­strom im An­zug war.

      Täg­lich ging sie zur Wöch­ne­rin her­un­ter, und je­des Mal brach Ro­sa­lie beim An­blick ih­rer Her­rin in Trä­nen aus.

      Das Kind wur­de bei ei­ner Nach­ba­rin in Pfle­ge ge­ge­ben.

      Ju­li­us sprach kaum noch ein Wort mit sei­ner Frau; es war, als heg­te er einen großen Zorn ge­gen sie, dass sie die Zofe nicht ent­las­sen woll­te. Ei­nes Ta­ges kam er wie­der auf die­ses The­ma zu­rück; aber sie zog einen Brief der Baro­nin aus der Ta­sche, worin die­sel­be ver­lang­te, dass man ihr so­fort das Mäd­chen sen­de, falls es nicht in Peup­les blei­ben könn­te.

      »Dei­ne Mut­ter ist eben­so ver­rückt wie Du«, schrie er er­bost. Aber er be­stand nicht wei­ter auf sei­nem Ver­lan­gen.

      Drei Wo­chen spä­ter konn­te die Wöch­ne­rin sich wie­der er­he­ben und ih­ren frü­he­ren Dienst ver­se­hen.

      Ei­nes Mor­gens hiess Jo­han­na sie Platz neh­men, er­griff ihre Hän­de und sag­te, ihr for­schend ins Auge schau­end:

      »Nun, Kind, sage mir al­les.«

      »Was denn, Ma­da­me?« stam­mel­te Ro­sa­lie zit­ternd.

      »Wem ge­hört es, das Kind?«

      Da wur­de das arme Mäd­chen von Verzweif­lung er­grif­fen; ängst­lich such­te es die Hän­de frei zu be­kom­men, um ihr Ant­litz da­mit zu be­de­cken.

      Aber Jo­han­na küss­te sie wi­der ih­ren Wil­len und sag­te trös­tend:

      »Es ist ein Un­glück; was soll man ma­chen, Kind? Du bist schwach ge­we­sen, aber das pas­siert an­de­ren auch. Wenn der Va­ter Dich hei­ra­tet, wird sich nie­mand mehr dar­um küm­mern. Und wir wer­den ihn mit Dir in un­se­ren Dienst neh­men.«

      Ro­sa­lie seufz­te wie un­ter furcht­ba­ren Qua­len und mach­te von Zeit zu Zeit den Ver­such los­zu­kom­men und da­von­zu­lau­fen.

      »Ich be­grei­fe Dein Scham­ge­fühl völ­lig«, be­gann Jo­han­na wie­der, »aber Du siehst, dass ich Dir nicht böse bin, dass ich Dir im Gu­ten zu­re­de. Ich fra­ge Dich nach dem Na­men des Man­nes nur zu Dei­nem Bes­ten, weil ich mit Dir den Schmerz emp­fin­de, dass er Dich im Stich lässt. Das möch­te ich ver­hin­dern. Ju­li­us wird

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