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      „Das ist nicht mein Wagen. Hören Sie …“

      „Das hier ist nicht Ihr PKW? Wem soll das Auto denn gehören, wenn nicht Ihnen? Ich sehe hier niemand anderes.“

      „Der PKW gehört Berti Dumm. Ich meine, Hubert Dumm.“

      „Berti Hubert Dumm. So, so. Und wo ist dieser Berti Hubert Dumm?“

      „Der ist abgehauen, als ich mit Ihrer Kollegin telefonierte.“

      „So, so, abgehauen ist er. Es ist offensichtlich, dass die Frau erwürgt wurde. Der Täter war sicherlich auch dieser Berti Hubert Dumm.“

      Provozierend lächelnd schaute der Polizist Ronni an.

      „Wahrscheinlich nicht. Der Täter muss jemand anderes gewesen sein. Die Frau ist Bertis Freundin. Berti hat die Leiche mit seinem Wagen lediglich nach Borkum gebracht.“

      „Hat die Leiche so einfach nach Borkum gebracht.“

      Der Polizist stand Ronni bereits so nahe, dass dieser seinen Atem spüren konnte.

      „Zu Ihnen wahrscheinlich, um sie mit Ihnen zusammen in den Dünen zu verscharren? Mann, ich glaube Ihnen kein Wort. Festnehmen!“

      Die beiden anderen Beamten stürzten sich auf Ronni, als hätten sie nur auf diesen Befehl gewartet. Ehe sich dieser versah, waren seine Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt.

      „So, jetzt wollen wir uns einmal Ihren Ausweis ansehen.“

      Die beiden Polizisten tasteten den Festgenommenen ab und fanden sofort seine Geldbörse und den darin befindlichen Personalausweis.

      „Mensch Männer, was soll das. Ich bin doch auch Polizist. Kriminalkommissar in Bonn.“

      „Ja, ja und ich bin der Sohn des Papstes. Wo ist denn Ihr Dienstausweis? Ich finde keinen.“

      Der Sprecher der drei Polizisten hatte die Geldbörse an sich genommen und suchte direkt vor Ronnis Augen nach dem Dienstausweis.

      „Den habe ich nicht dabei. Ich bin hier auf Borkum in Urlaub.“

      „So, so. In Urlaub. Hier auf Borkum. Kennen Sie die Tote?“, fauchte der Polizist ihn an, dass Ronni eine Salve seiner feuchten Aussprache abbekam.

      „Ja, das ist Monika Stark.“

      „Woher kennen Sie die Frau, wenn sie doch angeblich im PKW von diesem Dumm liegt?“

      „Wir waren einmal befreundet.“

      „So, so, befreundet waren Sie einmal. Und jetzt ist sie tot und dieser Dumm verschwunden. Welch ein Zufall.“

      „Ich habe die Papiere. Sie lagen im Handschuhfach.“

      Einer der beiden anderen Polizisten reichte dem Sprecher der dreien ein kleines Plastiketui.

      „Ich sehe, der PKW ist nicht auf diesen ominösen, angeblich verschwundenen Dumm zugelassen, sondern tatsächlich auf eine Monika Stark, unserer Leiche. Wie erklären Sie sich das?“

      „Keine Ahnung. Dann ist es halt der Wagen von Moni. Auf jeden Fall ist Berti mit dem Wagen nach Borkum gekommen.“

      „Wo ist eigentlich Ihr Wagen?“

      „Der steht in Eemshaven. Ich habe hier auf Borkum kein Auto.“

      „So, so. In Eemshaven. Soll ich Ihnen sagen, was hier geschehen ist?“

      „Da bin ich aber mal gespannt“, entgegnete Ronni und stellte sich demonstrativ lässig vor den Polizisten.

      „Sie sind mit dieser Frau in deren PKW nach Borkum gekommen. Es kam zum Streit und Sie haben sie dabei erwürgt. Dann haben Sie sie in den PKW gelegt und wollten Sie irgendwo verscharren. So war es. Punkt.“

      „Nein, so war es nicht. Wieso habe ich Sie denn angerufen?“

      „Keine Ahnung. Vielleicht waren Sie das gar nicht. Vielleicht hat Sie jemand beobachtet, der Sie kennt und hat uns dann angerufen.“

      „Das ist doch völliger Unsinn. Ich bin selbst Polizist …“

      „Der sich nicht ausweisen kann.“

      Der Beamte lachte herausfordernd laut.

      „Bringt den Mann zur Wache und sperrt ihn ein. Dann ruft ihr die Spurensicherung und fordert den Kommissar aus Emden an. Danach kommt ihr wieder hierher. Ich warte dann hier“, wies er seine beiden Kollegen an, die Ronni packten und ihn in den Polizeiwagen verfrachteten.

      „Das dauert doch bestimmt ewig, bis die Spurensicherung hier ist. Sie können mich doch nicht solange einsperren.“

      „Doch das können wir. Sicherungsgewahrsam heißt das Zauberwort. Außerdem werden der Kommissar und die Kolleginnen und Kollegen der Spurensicherung eingeflogen. So einfach geht das hier bei uns“, antwortete der Polizist, der sich neben Ronni auf den Rücksitz setzte.

      Ab ging die Fahrt zur Borkumer Polizeiwache.

      5

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      „Ist schon gut, mein altes Frauchen. Lass uns eine Runde drehen, dann geht es dir wieder besser“, sagte Franz Zimmermann zu seiner alten Golden Retriever Hündin.

      Nelli war elf Jahre alt und die Haare um ihre Schnauze waren bereits ein wenig grau. Immer wieder lief sie zur Wohnungstür, um ihrem Herrchen anzuzeigen, dass sie raus musste.

      Franz Zimmermann war Witwer. Seine Frau war vor drei Jahren verstorben, als sie gerade einmal dreiundsechzig Jahre alt gewesen war. Nelli war seine einzige Ansprechpartnerin zu Hause. Seitdem er in Rente war, benötigte er nicht mehr so viel Schlaf, wie zu Zeiten, als er noch beschäftigt gewesen war. Seitdem er allein lebte, begann sein Tag um 5:30 Uhr. Täglich ging er spätestens um sechs mit Nelli Gassi, egal bei welchem Wetter. Den Rest des Tages beschäftigte er sich mit Hausmeistertätigkeiten im Mehrfamilienhaus, in dem er wohnte. Dafür hatte ihm der Vermieter einen Abschlag der Miete eingeräumt. Im Sommer fielen die Arbeiten wie Rasenmähen, Hecken schneiden oder Fegen der gepflasterten Eingangsflächen und des Bürgersteigs an. Im Winter war er für das Fegen vom Schnee zuständig oder erledigte kleinere Reparaturen im Haus. Er war als guter Geist der Hausgemeinschaft bekannt und beliebt. Oft nahmen die Mieter oder sogar die Nachbarn sein Geschick und seine Fähigkeiten für ein kleines Entgelt in Anspruch.

      Franz zog sich seine warme Winterjacke an, denn um diese Uhrzeit war es morgens nicht nur dunkel, sondern auch noch recht frisch draußen. Sein Weg sollte wie jeden Morgen durch den Ort hinunter bis zum Siegufer an der Siegfähre führen. Hier konnte Nelli nach Herzenslust toben und ins Wasser gehen.

      Beim Verlassen des Hauses war die Straße menschenleer, schließlich war es Sonntag und es herrschte kein werktägiger Berufsverkehr.

      Als er um die Hausecke bog, sah er im spärlichen Licht der Straßenbeleuchtung, wie am Ende der Straße eine Person in den Vorgarten eines Hauses stieg. Das plötzliche Klirren der Fensterscheibe erschreckte ihn und Nelli. Franz wusste sofort, dass hier etwas geschah, das nicht rechtens war. Als er dann einen Feuerschein in Richtung der Hausfassade fliegen sah, beschleunigte er seine Schritte und rief: „He, was machen Sie da?“

      Er erhielt keine Antwort. Das hatte er auch nicht erwartet. Stattdessen lief die Person über die Straße, sprang in einen PKW und raste mit quietschenden Reifen davon.

      Noch bevor er das Haus erreichte, sah er, dass die Vorhänge und die Gardinen bereits Feuer gefangen hatten. Franz lief das letzte Stück und riss noch während er lief, sein Smartphone aus der Hosentasche. Als er das Haus erreichte, blieb er kurz stehen und wählte die 112 der Feuerwehr. Dann stürmte er zur Haustür und klingelte bei allen Mietparteien Sturm. Es dauerte wenige Augenblicke, bis der Türsummer mehrfach ertönte. Zu Nelli sagte er nur kurz und bestimmt

      „Platz“. Er wusste, sie würde sich nicht von der Stelle rühren.

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