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Der Fall Monika Stark. Heribert Weishaupt
Читать онлайн.Название Der Fall Monika Stark
Год выпуска 0
isbn 9783961360895
Автор произведения Heribert Weishaupt
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Hast du Moni im Kofferraum?“
„Ja, natürlich. Ich konnte sie doch nicht auf den Beifahrersitz setzen. Wenn du mich in Ruhe lässt, zeig ich sie dir.“
„Mach schon die Heckklappe auf.“
Ronnis anfängliche Bestürzung war jetzt in Wut umgeschlagen.
Berti ging zur Rückseite des Autos, wobei er den Blick nicht von Ronni abwendete. Als er die Heckklappe anhob, trat sein ehemaliger Freund neben ihn.
Vor ihnen lag ein in blauen Plastiksäcken verschnürtes großes Paket.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein“, stöhnte Ronni.
„Ich glaube es nicht.“
Berti war zwei Schritte zurückgetreten und sagte gar nichts.
Ronni begann an den Plastiksäcken zu zerren. Er wollte feststellen, ob sich darin tatsächlich Moni befand. Doch das war schwierig. Er ertastete zwar etwas, das ein Kopf sein konnte, aber der Sack ließ sich nicht so einfach entfernen, da er mit einer Kordel fest verpackt war. Einfach den Sack aufreißen, dazu konnte er sich nicht überwinden. Das wäre ihm wie Leichenfledderei vorgekommen, wenn denn tatsächlich Moni in dem Sack steckte. Daher begann er umständlich die Knoten der Kordel zu lösen und danach vorsichtig den blauen Sack wegzuziehen.
Als Kommissar des Morddezernates hatte er bereits eine Menge Menschen gesehen, die auf die eine oder andere unschöne Art ums Leben gekommen waren. Die einen mehr, die anderen weniger mit Blut befleckt. Manche waren, vor allem, wenn es sich um Wasserleichen handelte, völlig entstellt. Immer musste er sich überwinden, den Körper anzusehen.
So war es auch in diesem Fall. Unwillkürlich wich er zwei Schritte zurück. Den blauen Sack in den Händen, starrte er die vor ihm liegende tote Frau aus einiger Entfernung an. Dann ein fast hilfesuchender Blick zu Berti. Doch der stand inzwischen mindestens zehn Meter entfernt, hatte sich abgewandt und schaute zu den Dünen hoch. Von ihm konnte er keine Unterstützung erwarten.
Ronni schaute in die weit aufgerissenen Augen der Toten, deren Bindehaut fast schwarz war. Er hatte Mühe, seinen Blick von den Augen abzuwenden. Das Gesicht der Toten war bleich und die Haut schien bereits total ausgetrocknet zu sein. An einigen Stellen der Wangen hatten sich rötliche Totenflecken gebildet. Wahrscheinlich durch den Druck des fest verschnürten Sackes.
Das sollte Moni sein? Diese hübsche, blonde Frau mit dem netten Lächeln. Der Tod hatte sie so entstellt, dass er nur wenig Ähnlichkeit mit der Frau feststellen konnte, die er gekannt hatte. In der jetzigen Situation erleichterte ihn dieser optische Abstand ein wenig.
Langsam näherte er sich wieder dem Kofferraum und somit der Toten. Er befühlte so behutsam wie möglich die Haut. Sie fühlte sich kalt an. Er wusste, das lag an der Erwartung, die der Mensch bei der Berührung nackter Haut hat. Es bedarf daher keiner großen Abkühlung, damit bereits ein unangenehmer kalter Eindruck entsteht.
Der Hals der Toten war mit ausgeprägten Würgemalen bedeckt. Das bestätigte Bertis Aussage, dass sie erwürgt wurde.
Dann versuchte er, den Körper ein wenig zu drehen, um den Arm der Toten zu bewegen und festzustellen, ob die Totenstarre bereits eingesetzt hatte. Doch sofort war ihm klar, dass die Totenstarre vollständig ausgeprägt war und er sah von seinem Vorhaben ab.
Nach seinen Erfahrungen wusste er, dass die Totenstarre nach etwa acht Stunden voll ausgeprägt war. Moni musste demnach mindestens acht, wenn nicht noch einige Stunden länger tot sein.
Ronni trat zurück und atmete mehrmals tief ein, bevor er sich zu Berti umdrehte und rief:
„Ich werde jetzt die hiesige Polizei anrufen. Die muss den Fall aufnehmen und die Spurensicherung hierherschicken.“
Sein früherer Freund gab keine Antwort. Er schaute weiterhin zu den Dünen hoch, als suche er dort im Sand nach einer Antwort oder Lösung für diese Situation.
Ronni ließ ihn in Ruhe, nahm sein Smartphone, entfernte sich ein Stück vom Auto und drehte sich mit dem Rücken zu Berti. Er wollte nicht, dass Berti sein Gespräch mit den Kollegen mithörte.
Er kannte natürlich die Rufnummer des Polizeireviers auf Borkum nicht, daher wählte er die Notrufnummer 110. Auch wenn „Not“ in diesem Fall vielleicht das falsche Wort war, denn ein Zustand des Mangels oder eine lebensbedrohliche Situation lag bei Moni bestimmt nicht mehr vor.
„Moin, was kann ich für Sie tun?“, fragte eine freundliche Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
Ronni schilderte die Situation, dass er nach Hause fahren wollte und sein Freund gerade mit dem Wagen angekommen sei und sich im Gepäckraum seines Wagens die Leiche einer Frau befand, die offensichtlich ermordet worden war.
Die Frau rang offenbar nach Luft. Ein Mord! So etwas hatte es auf Borkum scheinbar noch nicht gegeben.
Nachdem Ronni seinen Namen und die Adresse genannt hatte, gab die Beamtin ihm mit hörbar aufgeregter Stimme noch einen Hinweis, dessen erster Teil aber bereits zu spät kam:
„Rühren Sie nichts an und bleiben sie am Tatort. Meine Kollegen sind in wenigen Minuten bei Ihnen.“
„In Ordnung“, sagte Ronni und beendete das Gespräch.
Hätte er der Kollegin erklären sollen, dass er die Tote und den PKW bereits angefasst hatte und dass es sich hier nicht um den Tatort handelte?
Nein, das hätte nur zu unnötigen Fragen geführt und seine Glaubwürdigkeit untergraben. Er wollte das Eintreffen der Kollegen abwarten und dann die ganze Geschichte erzählen und erklären. Wobei er sich darüber klar war, dass ihm eine Erklärung schwerfallen würde. Aber wenn er dann klarmachen würde, dass er selbst ein Kriminalkommissar aus Bonn ist, würde sicherlich manche Erläuterung einfacher werden.
Ronni drehte sich um. Er wollte Berti von dem bevorstehenden Eintreffen der Polizei informieren. Aber sein früherer Freund war nirgendwo zu sehen.
Er lief nach rechts, nach links und in Richtung der Dünen. Berti war wie vom Erdboden verschwunden.
„Ist der Kerl doch tatsächlich abgehauen“, dachte er.
„Ist vielleicht doch nicht so unschuldig, wie er sich immer dargestellt hat. Na ja, weit kann er nicht kommen. Ohne Auto zur Fähre ist es sicherlich für ihn zu weit. Und schließlich ist Borkum eine Insel, die kann er nicht so schnell verlassen“, beruhigte er sich.
Die Polizeiwache befand sich im Zentrum von Borkum, direkt in der Fußgängerzone und war nur wenige hundert Meter von der Ferienwohnung entfernt. Ronni wartete neben Bertis PKW auf das Eintreffen der Borkumer Kollegen.
Nach gefühlt einer Minute bog der Streifenwagen mit Blaulicht in die Straße ein und hielt mit quietschenden Reifen nur wenige Meter vor Ronni an. Zum Glück hatten die Polizisten nicht das Martinshorn angestellt und schalteten auch das Blaulicht sofort aus. Daher blieb der von Ronni befürchtete Menschenauflauf erfreulicherweise aus.
Drei Beamte in Uniform sprangen fast gleichzeitig aus dem Wagen und rannten auf Ronni zu.
„Haben Sie uns angerufen? Wie heißen Sie? Wo befindet sich der Wagen mit der Leiche?“, schleuderten die Beamten ihre Fragen heraus.
„Nun mal langsam. Der PKW mit der Leiche steht hier.“
Ronni deutete mit der Hand auf Bertis Auto direkt neben sich.
„Und ja, ich habe Sie angerufen. Mein Name ist Ronni Kern. Ich …“
Weiter kam er nicht, die Polizisten liefen an ihm vorbei zum geöffneten Laderaum von Bertis PKW.
Alle drei beugten sich in den Laderaum, bis einer der drei einen Schritt zurückging und mit Kennerblick zu Ronni gewandt erklärte: „Die Frau ist tot!“
Die beiden anderen Polizisten schauten ebenfalls Ronni an und nickten zustimmend.
„Welch