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Der Fall Monika Stark. Heribert Weishaupt
Читать онлайн.Название Der Fall Monika Stark
Год выпуска 0
isbn 9783961360895
Автор произведения Heribert Weishaupt
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Dann möchte ich meinen Kollegen Frank Eisenstein anrufen.“
„Okay, genehmigt. Aber wäre es nicht besser, einen Anwalt anzurufen?“
„Einen Anwalt? Nein, ich benötige keinen Anwalt. Ich bin kein Mörder. Frank wird das alles klären.“
Der Polizist, der unbeweglich neben der Tür gestanden hatte, führte Ronni in einen kleinen Raum, in dem sich lediglich ein leerer Schreibtisch, davor ein hölzerner Stuhl und dahinter ein Drehstuhl befand. Auf dem Schreibtisch stand ein altmodisches Telefon.
„Hier können Sie anrufen. Wählen Sie zuerst die Null, dann die Telefonnummer, die Sie anrufen möchten. Ich warte vor der Tür.“
Ronni war froh, dass er allein und ungestört Eisenstein anrufen konnte und wählte seine Handynummer, die er auswendig kannte.
„Hallo Frank, hier ist Ronni.“
„Nein, es geht mir nicht gut und mein Urlaub ist zu Ende“, antwortete er auf die Frage, wie es ihm gehe.
Eisenstein fragte sofort nach, was denn los sei.
„Das ist eine lange Geschichte. Ich benötige schnellstens deine Hilfe.“
„Du brauchst meine Hilfe? Ich dachte du wärst in Urlaub. Dann schieß mal los mit deiner Geschichte. Ich habe Zeit.“
„Okay, hör zu. Ich gebe dir eine Kurzfassung.“
Er berichtete seinem Freund und Kollegen in knappen Sätzen was vorgefallen war und dass er in der Borkumer Polizeiwache im Gefängnis saß.
„Versuche alles über diesen Berti, mit richtigem Namen Hubert Dumm und seiner Freundin Moni oder Monika Stark in Erfahrung zu bringen. Dann schau dir die Wohnung von Berti an – irgendwo in Bergheim.“
„Moment mal,“ stutzte Eisenstein.
„Da hat es gestern am frühen Morgen einen Brandanschlag in einer Wohnung in Bergheim gegeben. Soviel ich mitbekommen habe, untersuchen die Kollegen sogar, ob es sich um ein Attentat mit rechtsradikalem Hintergrund handelt. Der Mieter war nicht zu Hause und seinen Aufenthalt konnte man noch nicht ermitteln. Hoffentlich ist das nicht die Wohnung von diesem Berti. Ich kümmere mich darum und morgen bin ich bei dir auf Borkum und hol dich da raus.“
„Die Wohnung ist ausgebrannt? Das wird ja immer toller.“
„Abwarten. Ich weiß nichts Genaues. Morgen früh bin ich bei dir und kann dir Näheres sagen. Vielleicht schaffe ich es noch bis heute Abend, falls ich eine Fähre bekomme. Wenn das klappt und wenn ich richtig Gas gebe, bin ich in dreieinhalb Stunden in Emden.“
„Danke, Frank.“
„Ist doch selbstverständlich. Und halt den Kopf hoch. Die spinnen doch, dir einen Mord zuzutrauen. Das ist doch Schwachsinn.“
„Ich weiß, es ist Schwachsinn. Aber trotzdem sitze ich hier im Gefängnis. Im Moment habe ich keine Ahnung, wie es weitergehen wird.“
„Mach dir keine Sorgen. Ich bin bald da und hole dich da raus.“
Leicht zu sagen: Mach dir keine Sorgen, dachte Ronni.
Aber er kannte Eisenstein lange genug um zu wissen, dass das seine Art war. Immer optimistisch, kein unnötiges Gerede, keine Sentimentalitäten, nur Fakten zählten und danach handeln – sofort, ohne Wenn und Aber.
7
Berti war frustriert. Berti war sauer.
Wie konnte Ronni nur so sein – sich als der Gerechteste unter der Sonne aufspielen und einfach die Polizei anrufen? Wo war sein Gefühl für Freundschaft und Verbundenheit geblieben?
„Ja, okay. Er war fassungslos, als ich so plötzlich vor seiner Ferienwohnung stand mit Moni im Kofferraum. Ich hätte vielleicht vorher anrufen sollen. Aber hätte das etwas geändert? Mit Sicherheit nicht. Ronni hätte auch dann die Polizei angerufen“, überlegte er und sprach leise zu sich selbst.
Als Ronni das Smartphone nahm und die Polizei anrief, hatte er ohne zu überlegen reagiert und war weggerannt. Durch das Zentrum der Stadt, immer weiter auf der Landstraße zum Hafen. Erst als er das Zentrum hinter sich gelassen hatte, ging sein Laufen in langsames Gehen über. Er war total außer Puste. Das war wieder so eine Situation, in der er mit sich haderte, seit einer Ewigkeit keinen Sport getrieben zu haben.
Wenn er sich richtig an die Hinfahrt erinnerte, war es vom Hafen bis in die Stadt ungefähr fünf bis sechs Kilometer. Das würde er nie im Leben schaffen – nicht an einem Tag.
Als er an den letzten Häusern vorbeikam, sah er in einer Seitenstraße ein Fahrradgeschäft, das auch Fahrräder vermietete. Obschon es Sonntag war, hatte das Geschäft geöffnet. Der Touristen wegen. Man will sich schließlich kein Geschäft entgehen lassen. Das war für ihn die Rettung. Acht Euro betrug die Leihgebühr für einen Tag. Das ist doch fast geschenkt, dachte er und mietete ein Fahrrad vorsichtshalber für zwei Tage, auch wenn er vorhatte, heute noch die Insel zu verlassen. Schließlich weiß man nie, wie das Leben so spielt.
Zuerst folgte er dem Radweg, der neben der Landstraße entlangführte. Dann bog er in einen Waldweg ein, der parallel zum Radweg verlief. Nach wenigen hundert Metern bedauerte er beinahe seinen Entschluss. Der Weg war nicht asphaltiert und der teilweise feine Schotter oder tiefe Sand verlangte von ihm einen größeren Kraftaufwand beim Radeln. Der Weg hatte aber den Vorteil, dass er nicht von der Straße eingesehen werden konnte. Er rechnete damit, dass Ronni oder die Polizei ihn suchen würden und da wäre er auf der Landstraße nicht zu übersehen.
Die einzige Fähre, die heute noch fuhr, war die Fähre nach Emden um 16:45 Uhr. Wenn er sich beeilte, würde er sie noch erreichen. Ab Emden konnte er mit dem Zug nach Hause fahren. Bestimmt würde sein Freund Ronni ihm später, wenn er alles in Troisdorf geklärt hatte, sein Auto zurückgeben. Obschon es nicht mal sein Auto war, sondern das von Moni.
Als er von der Reedestraße in das Hafengebiet einbiegen wollte, sah er, dass die Fähre noch nicht eingelaufen war. Daher fuhr er noch nicht direkt zur Anlegestelle, sondern stellte sein Fahrrad auf einem Parkplatz neben der Straße ab, der von Buschwerk umgeben war. Von hier konnte er das Treiben an der Anlegestelle beobachten. Wenn man denn von Treiben sprechen konnte. Es war so gut wie kein Betrieb. Drei PKW warteten vor der Schranke zur Verladung und am Hafenbecken warteten nur wenige Personen, die ohne PKW nach Emden übersetzen wollten.
Doch dann erschrak er. Von der Stadt näherte sich ein Polizeiauto. Kurz vor dem Parkplatz bog das Auto in den Hafen ein. Zwei Polizisten stiegen aus und sahen sich um.
Es war klar, dass sie ihn suchten. Hier konnte er nicht bleiben. Er musste schnellstens weg. Aber wohin? Die Überfahrt heute konnte er streichen. Ronni hatte den Polizisten bestimmt eine Personenbeschreibung von ihm gegeben. Sie würden jeden genau unter die Lupe nehmen, der die Fähre nutzen wollte.
Er schwang sich auf sein Rad und radelte auf der Straße zurück. Rechts neben dem Bürgersteig befand sich eine Mauer mit Gebäuden, deren Daseinsberechtigung er nicht einordnen konnte. Sie sahen aus, wie eine seit langer Zeit ungenutzte Kaserne. Nach einigen hundert Metern wies ein Schild mit der Aufschrift „Jugendherberge“ in eine schmale Straße.
Er überlegte nicht lange und bog ab zur Jugendherberge. Vor dem Gebäude liefen Kinder, Jugendliche und sogar einige Erwachsene umher. Sein erster Impuls war: Hier bin ich am falschen Ort. Hier falle ich nur auf. Doch sein zweiter Impuls sagte ihm: Hier kannst du übernachten. Eine vielleicht schlechte Übernachtung in einer Jugendherberge ist besser, als eine sicherere Übernachtung im Freien bei Kälte und womöglich Regen. Außerdem würde ihn mit Sicherheit niemand in einer Jugendherberge vermuten.
Zu dieser Jahreszeit war es kein Problem ein Zimmer zu bekommen. Auch nicht nur für eine Nacht. Er zahlte im Voraus und stellte sein Fahrrad in einem Fahrradständer vor dem Haus ab.
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