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Der Physicus. Volker Schmidt, Prof. Dr.
Читать онлайн.Название Der Physicus
Год выпуска 0
isbn 9783347066137
Автор произведения Volker Schmidt, Prof. Dr.
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Fackeln wurden entzündet und die vom Hauptmann dafür eingeteilten Soldaten liefen unverzüglich los. Ihre Suche begann an der Lagerstätte, wo die drei Soldaten das Geräusch, dieses Rascheln, gehört hatten, doch hier war, genauso wie auch schon zuvor, nichts mehr von dem Feigling zu finden. »Ins Wasser wird die Ratte kaum gegangen sein, nachdem, was er heute Mittag darin bereits durchgemacht haben muss« sagte einer. »Wenn er es überhaupt ist, was ich bezweifle« sagte ein Zweiter.
»Und Flussaufwärts wird er auch nicht gelaufen sein. Da kommt man nicht weit. Zu steil sind die Hänge und zu dornig die Sträucher« fügte ein Dritter an.
»Also nach Westen, denn Flussabwärts wäre er uns in die Arme gelaufen« glaubte ein Vierter.
Die Soldaten rannten in kleinen Abständen nebeneinander, mal nach links, mal nach rechts abbiegend, aber immer zielstrebig Richtung Westen, der vor ihnen liegenden Hügelkette entgegen. Als die Sonne schon langsam aufging, schien es einem der Soldaten, als hätte er kurz eine Gestalt über den Bergkamm huschen sehen. Hastig beschleunigten sie ihr Tempo und beschritten nun den Hügel auf direktem Wege, ohne dabei noch weiter auf die buschigen Seiten zu achten. Auf dem Kamm des vor ihnen liegenden Hügels angekommen, blieben die Männer stehen und schauten nach Westen in das vor ihnen liegende schwarzbraune Tal - verdorrt und verbrannt war die Gegend und nichts rührte sich darin. Links und rechts wurde die steil abfallende Ebene von kleinen Berggraten eingegrenzt. Im Tal selbst wuchsen nur dornige Sträucher, kaum Bäume und keine Blumen.
»Eine ziemlich unfreundliche Gegend« sagte einer, denn es war wirklich nichts außer Gestrüpp zu sehen und selbst das war offenbar zuvor von einem Brand versengt worden.
Die Ebene breitete sich auf Meilen vor ihnen aus, unbarmherzig und unfreundlich, trocken und kahl. Der Wind verstummte und selbst die Vögel schienen den Atem anzuhalten. Alles hatte den Anschein, als dass die gesamte Welt nur darauf warten würde, was die Suchenden jetzt als nächstes tun würden.
»Er ist abgestürzt« sagte einer der Soldaten, der direkt vor dem Abgrund stehen geblieben war. »Hier, die Steine rollen noch.«
»Blödmann. Das warst du selbst« sagte ein anderer.
»Nein, sieh doch. Er hat sich den Schädel aufgeschlagen« erwiderte er. Frisches Blut lag verschmiert auf einem Stein, der Abhang war noch immer in Bewegung und die Abbruchkante zeigte deutlich, dass hier jemand ausgerutscht und abgestürzt sein musste. »Autsch … hier liegt sogar noch ein Stück seines Schädels und sein rotes Haar klebt noch daran … Er hatte ziemlich dickes Haar, wie mir scheint. Ist mir gar nicht so aufgefallen.«
»Sollen wir runter steigen und das Schwein wieder raufholen?« fragte der vordere.
»Ach was. Es genügt, wenn er tot da unten liegt. Von Mitbringen hat der Hauptmann nichts gesagt, zumindest nicht, wenn er schon tot ist« meinte ein anderer.
»Und ich hab’ auch keine große Lust, selbst noch auf die Fresse zu fallen. Soll er liegen, wo er liegt. Tot ist er auch da unten« stimmte ein anderer zu.
»Du hast recht, einen solchen Absturz überlebt keiner« waren sich alle einig. Die Soldaten machten kehrt und rannten ins Lager zurück, wo sie ihrem Anführer - dem Sarazenen - einen detaillierten Bericht erstatteten und anschließend ihr wohlverdientes Frühstück einnehmen wollten.
»Seid ihr ganz sicher?« fragte er die Betroffenen.
»Jaja« antworteten sie in einer Stimme. »Er ist abgestürzt. Wir haben es genau gesehen.«
»Abgestürzt … Hhm? Er ist in einen Abgrund gefallen und hat sich den Kopf aufgeschlagen? … Und das habt ihr wirklich gesehen?« fragte er nach.
»Jaja. Überall lag Blut, der Hang war sogar noch in Bewegung, und die Kante war abgebrochen. Überall lagen blutige Steine herum. Er ist runtergefallen und hat sich den Schädel gespalten.«
»Aber habt ihr ihn auch da unten liegen sehen?« fragte der Hauptmann noch einmal nach.
»Ja sicher, er lag im Tal und war von Steinen bedeckt«, sagte einer der Soldaten schnell. Was interessierte es denn, ob sie ihn wirklich gesehen hatten. Wichtig war doch nur, dass er tot im Loch lag.
»Und er ist sicher tot« fragte der Hauptmann erneut.
»Ja doch …« hieß es als Antwort. »… er hat auch nicht mehr geatmet.« Eine kleine Notlüge würde niemanden weh tun, den Sarazenen aber vielleicht von einer vorschnellen Tat abhalten.
»Warum habt ihr das Schwein dann nicht mitgebracht?« fragte er weiter und den Soldaten wurde langsam schwindlig im Kopf. Wieso stellte er nur so viele Fragen? Fragen, auf die sie keine guten Antworten hatten.
»Na ja … er war blutig, zerschmettert … und er hat bereits gestunken« erklärte einer. Die Soldaten wurden unruhig, denn spürten jetzt, dass der Hauptmann sich damit nicht so einfach abspeisen lassen würde. Also musste man noch eine weitere Lüge anhängen. »Es saßen sogar schon Fliegen auf ihm und Vögel knabberten sein Fleisch vom Knochen. Was sollten wir also noch mit ihm anfangen? Er hatte keinen Wert mehr für uns. Man kann ihn nicht mehr verkaufen« schob ein anderer deshalb sofort hinterher. »
»Das stimmt allerdings. Tot nutzt er uns nichts mehr … Na also gut. Die Sau hat seine Strafe bekommen. Lassen wir ihn da liegen.«
Ein Gefühl von Erleichterung ging durch die Mannschaft. Der Sarazene war endlich zufrieden gestellt. Er hatte seine tödliche Gewissheit bekommen und niemand musste deshalb mehr den Kopf verlieren.
Kapitel VIII – Ein Wolf bringt die Lösung
Rhônetal, irgendwo in Südfrankreich
1456 anno Domini, Sommer
David saß auf einem verdorrten Ast am Lagerfeuer und betrachtete die Sterne, die hell am Abendhimmel standen. Ihm war noch immer etwas kalt, obwohl das lodernde Feuer bereits seit Stunden seine wohltuende Wärme ohne Gegenleistung an ihn weitergab. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er vor der Explosion ins Wasser gesprungen war. Kurz darauf gingen bei ihm schon die Lichter aus. Wie er durch den Fluss und ans Ufer gekommen war, wusste er nicht mehr - vermutlich war Robert dafür verantwortlich. David schaute runter auf seine Füße. Die Ketten waren noch immer an ihnen befestigt.
Als er vor einigen Stunden - es war gerade später Nachmittag und die Sonne wollte bereits langsam untergehen - wieder zu sich gekommen war, lag er am Ufer und einer von Robert’s Armen hatte ihn gepackt und fest umschlungen. Robert selbst lag mit blauen Lippen halb im Wasser, halb am Ufer. Er schien zu schlafen, doch David ahnte, dass es nicht gut um ihn stand. Sein Brustkorb hob und senkte sich gelegentlich - das war ein gutes Zeichen. Aber offenbar hatte es ihn viel Kraft und Wärme gekostet, sie beide an Land zu schaffen. Robert wirkte, als sei er schon halbtot.
Mit Kopfschmerzen und einer Platzwunde am Schädel hatte David zunächst versucht, sich aus der Umklammerung zu befreien. Aber dann kam das viel größere Problem. Robert benötigte dringend Wärme, das sah man ihm deutlich an. Sein Körper war stark unterkühlt. Wahrscheinlich hatten sie bereits mehrere Stunden in dieser nasskalten Umgebung verbracht und David wusste aus Erfahrung, dass dies den Tod von Robert bedeuten könnte, insbesondere wenn er jetzt nicht schnell handeln würde. Er selbst war ja auch nicht mehr ganz bei Kräften und ebenfalls am Frieren, aber das musste jetzt warten. Erst war Robert an der Reihe, denn der sah viel schlimmer aus, als David sich selbst fühlte. Und nachdem er seine Zunderbüchse sorgfältig in der untergehenden Sonne zum Trocken ausgebreitet hatte, zog er Robert mit