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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036659
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
„… und wenn es Rom ist, dass ich hasse und du bist doch Römer?“
„Rom ist groß, Albanus Betto! Rom ist mehr als mein Begleiter und ich! Zumindest zwischen uns herrschte bisher kein Zwist, begegneten wir uns doch erst jetzt… Woher also kommt dein Zorn auf Rom, den du gegenüber jedem, auch Unbeteiligten, falls er denn Römer ist, zu erkennen gibst?“
„Das geht dich einen Scheiß an! Woher kennst du meinen Namen so gut?“ fluchte der Treverer
„Meinst du, ich erkundigte mich nicht zuvor über einen Fürst, will ich mit ihm einen Handel eingehen? Dass du schroff und unnahbar bist, wurde mir genauso mitgeteilt, wie dein Hass auf Römer! Fürchte ich dich deshalb? Wohl nicht, weil es mir gleichgültig ist… Schließlich bin ich Händler und nicht Legionär, Centurio, Tribun oder Legat…“ Ancus ließ dem Treverer Zeit, die gehörten Worte zu verarbeiten, bevor er seinen entscheidenden Streich ausführte.
„… und ich bin auch nicht Präfekt, von was auch immer? Ich diene keinem Statthalter und keinem Legat Roms…“ In Ancus Worten schwang Gleichgütigkeit mit.
„Ich, Fürst, handle mit Pferden und die Warnung, die ich hörte, schien mir so wenig von Wert zu sein, dass ich diese gar nicht zur Kenntnis nahm. Aber ich hörte deine Worte und dachte mir, was der Präfekt Tutor wohl mit meinem Pferdehandel zu tun haben könnte, wenn ich so gute Pferde finden würde, wie der Mann, der über dich und deinen Neffen sprach, mir anzeigte? Außerdem kenne ich den Präfekt nicht und über Männer, die ich nicht kenne, maße ich mir kein Urteil an…“
Der Holzpflock, den Ancus in das Innere des Fürsten trieb, saß tief und schmerzhaft.
„Du, Römer, solltest dich wirklich auf deinen Handel beschränken! Sprechen wir über Roms Einfluss auf uns Treverer, kann ich dem nichts Gutes abgewinnen. Mag sein, dass unser Stamm Nutzen aus eurer Anwesenheit am Rhenus zog, ich aber habe wenig davon erhalten!“
Zornige Worte stießen auf taube Ohren. Ancus hatte Betto an seinen Eiern. Er musste nur warten, was der Fürst in seiner Wut offenbarte.
„Ihr Römer redet von Freundschaft und Zuneigung… Ihr prahlt mit eurer Macht, mit eurer Gerechtigkeit und glaubt auch, jeden Dummen mit dem Bürgerrecht zu ködern… Die Krieger meines Stammes durften bisher eure Macht erfechten helfen… Was nützt mir römisches Bürgerrecht, wenn ich hier lebe und das Recht nur dann genießen darf, wenn ich meine jungen Krieger für eure Einberufungen stelle… Ja, ich bin nicht der mächtigste Treverer und die, die über mir stehen, glauben mich zur Entsendung meiner jungen, tapferen Krieger fordern zu dürfen… Und dann kommt ein römischer Präfekt, der noch dazu mein Neffe ist, und verlangt erneut von mir die Jugend meines Stammes, verspricht mir dazu noch, mich von jeder weiteren zukünftigen Gestellung zu befreien, wenn ich ihm helfe… So ein Lump wurde aus dem Knaben, den ich einst auf meinen Knien schaukelte, sein erstes Pferd schenkte, seine Rüstung schmieden ließ und dann betrügt mich dieser Kerl…“
Der Zornesausbruch bestätigte die Dinge, die Ancus erfuhr, als er seinen Auftrag erhielt. Zumindest die Bestätigung des Hasses auf den eigenen Neffen Tutor entsprach den Tatsachen, und auch, dass dieser Rom mit einschloss, durfte Ancus zur Kenntnis nehmen.
Warum führte ihn der Fürst dann doch noch zu dem Züchter? Ancus prüfte bisher Gehörtes und Gesagtes. Die Anfeindungen waren das Eine, das Geld und der Reichtum aber eine ganz andere Sache. Vermutlich war es der in Aussicht gestellte Reichtum, der Betto bewegte, seinen Wünschen zu folgen… Noch aber waren das nur Vermutungen und keine Tatsachen…
4. Die herrische Ziege
67 nach Christus - Frühling (3. Aprilis)
Imperium Romanum – Provinz Belgica
Sie ritten nicht weit und landeten auf dem Nachbarhügel. Einige fast verloren erscheinende Hütten verteilten sich, von einer niedrigen Mauer umgeben, auf der Fläche.
Dann sah Ancus den Grund für nachlässige Mauern, ein wenig beeindruckendes Tor und weite, eingezäunte Rasenflächen. Mindestens fünf riesige Koppeln zeigten sich ihm auf der Bergkuppe. In jeder dieser Koppeln erkannte er wohl weit über dreißig unterschiedliche Pferde. Tiere, in fast freier Wildbahn gezogen und streng nach Zuchtgut getrennt, überzeugten den Kenner. Er fand Ardenner, Berber, die Keltenpferde und andere Rassen, auch solche, denen er noch nie begegnet war. Weit über einhundert Tiere grasten, sprangen, wieherten, liefen oder standen herum. Die Vielzahl und die Unterschiedlichkeit beeindruckten.
So wie sich der Reitertrupp annäherte, erkannte Ancus niedrige Stallungen, die wohl so angeordnet und ausgerichtet waren, dass deren Ansicht fast verborgen blieb. Er schätzte mit seinem Blick, dass wohl über einhundert Pferde im Stall eingestellt werden konnten, wenn auch der Platz jedes Tieres begrenzt erschien. Stallburschen, verwundert stellte er fest, dass er darunter auch Weiber zu erkennen glaubte, kümmerten sich um die niedrigen Gebäude. Auf den Koppeln waren Ancus Wächter aufgefallen, die mit merkwürdigen, stets kläffenden Hunden, die Aufsicht führten. Das Bellen der nur kniehohen, aber offensichtlich schnellen Hunde, klang bis zu den Stallungen herüber.
Sie ritten zwischen zwei Koppeln hindurch auf eine der Hütten zu, die nur wenig mehr an Stabilität und Pracht aufwies, als die übrige Umgebung. Vor der besseren Hütte saß Betto ab.
Eine Frau kam von den Stallungen. Sie hatte die Gäste wohl erblickt.
Die Frau erschien Ancus ungewöhnlich groß und kräftig. Sie trug keine Frauenkleider, dafür aber Bracae und darüber eine Tunica. Ihr Hals war mit einem Focale, wie sie gewöhnlich römische Milites trugen, umwickelt. Ihr Haar erschien strähnig, auch etwas schmutzig, ihr Blick war klar und auch einschüchternd. Nase und Mund bildeten eine Einheit, die von jungendlicher Schönheit kündeten, das Kinn aber zur herrischen Stärke neigend, nahm der vormaligen Schönheit den Glanz. Ihre Hände waren schmutzig, als hätte sie kurz zuvor noch Pferdemist geschaufelt.
„Was willst du, Albanus?“ Die Stimme war samtig weich, aber volltönend und vereinigte die Erscheinung der Frau. Jeder der diese Kennzeichen erkannte, wusste sofort, dass diese Frau klug, entschieden, selbstbewusst und herrisch war.
„Ich bringe dir einen Pferdehändler, der sich für deine Züchtungen interessiert…“
Der Fürst erschien Ancus im Augenblick seiner Mitteilung weicher und nachgiebiger geworden zu sein. Sein Blick zu Betto bestätigte ihm diesen Eindruck. Tatsächlich gewahrte er einen Zug von Wärme und Verständnis in den sonst schroffen und abweisenden Gesichtszügen des älteren Mannes. Wenn Betto schon fast sechzig Jahre alt sein könnte und noch immer rüstig und stark erschien, wirkte die Frau fast ebenso und hatte wohl nur einige Jahre weniger erlebt. Ancus erkannte die Verwandtschaft der Geschwister.
„Du bringst einen Römer? Gehört denen nicht dein Hass?“ fauchte das Weib den offensichtlich älteren Bruder an.
„Zuerst, Frau, bin ich Händler!“ warf Ancus, sie unterbrechend, in den Vorwurf ein. „Ich suche gute, starke, schnelle, sowie auch ausdauernde Pferde und zahle gute Preise… Dann bin ich ein Mann und erst dann kommt der Römer… Dein Bruder, Herrin, wird das wohl in mir erkannt haben…“ Die letzten Worte begleiteten ein Grinsen.
Betto nickte, als hätte Ancus verkündet, was er selbst dachte.
„Mir ist egal aus welchem Loch du gekrochen bist, Römer! Ich verkaufe nicht an Jeden! Bist du ein Schinder, treibt dich Geiz, jage ich dich davon!“ Dann begann die Frau ebenfalls zu grinsen. „Dein Pferd aber behalte ich hier… Ein solcher Hengst fehlt mir noch! Was willst du für ihn haben… Zehn meiner Besten im Tausch?“ unterbreitete sie einen Vorschlag, von dem sie glaubte, ob seiner Eindeutigkeit und dem damit verbundenen Vorteil, angenommen zu werden.
„Würdest du einen Freund verkaufen?“ konterte Ancus.
„Was denkst du?“ fuhr sie den Römer an, lenkte nach einem Blick in des Römers Antlitz aber ein. „Ich bin Züchter.