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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036659
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Sie nickte nur. „Dann sehen wir uns zur dritten Stunde?“ schlug sie vor und Ancus stimmte zu.
Sie tauschten in der Folge die Pferde und die beiden Evocati ritten zum Vicus am Fluss. Während der Händler noch in Gedanken versunken blieb, zerrte die Neugier an Mamercus Nerven.
„Sind die Pferde dieses Weibes wirklich deine Aufmerksamkeit wert?“ unterbrach der Freund das Schweigen. Mamercus dachte wohl an den wirklichen Grund ihrer Reise.
„Ja, das sind sie!“ erhielt er kurze Antwort.
„Warum nimmst du dann nur zwanzig und warum lässt du nicht anliefern?“ forschte der Gefährte weiter.
„Was denkst du, wie viele Tiere du an einer Leine führen kannst? Schließlich sind wir nur zu Zweit! Außerdem steht uns eine Rast bevor. Wir müssen Füttern, Tränken…Wir brauchen wieder eine Übernachtung und mir scheint, diese sollten wir beim Legat Valens einlegen… Es wird also an diesem Tag ein harter Ritt…“ gab Ancus bereitwillig Auskunft.
Nach einem kurzen Zögern setzte er seine Aufklärung zu Absichten und Beweggründen fort: „Das mit dem Anliefern ist so eine Sache… Es schmälert meinen Vorteil oder glaubst du, sie bringt mir die Tiere, ohne ihre Hand aufzuhalten… Nein, es ist besser, wir holen die Tiere auch in Zukunft ab! Deshalb nehmen wir so viele mit, wie wir führen können… Das sind für jeden von uns nicht mehr als zehn…“
„Wenn du meinst…“ lenkte Mamercus ein und dachte an den späten Liefertag, der erst am Ende des folgenden Monats anstand.
„Wo willst du zwanzig Tiere unterbringen? Unser Stall ist dafür zu klein!“ stellte der Gefährte fest und besaß sicherlich recht.
„Wir bringen die Tiere gleich zum Decurio der Ala Sulpicia. Dann kümmere ich mich um die restlichen Tiere dieses Auftrages. Er wird mir nicht gram sein, wenn ich früher liefere, als vereinbart…“
Mamercus nickte sein Einverständnis. „Wenn du morgen die Pferde auswählst, brauchst du mich doch nicht, oder?“ schob er eine Frage nach.
„Was willst du tun?“ forschte Ancus.
„Sind wir nicht an der Mosella? Gibt es hier nicht auch Weinanbau?“ fragte Mamercus scheinheilig und erntete Zustimmung.
„Warum sollte ich diese Gelegenheit versäumen? Ich werde etwas in eigener Sache als Weinhändler erproben… Vielleicht finde auch ich hier geeignete Ware?“ Ancus stimmte mit dem Nicken des Kopfes zu.
Es verging eine kurze Pause, bis Mamercus die Gedanken des Freundes erneut unterbrach. „Was haben wir eigentlich zur Beziehung des Tutor zu Betto erfahren?“
„Ich denke, du sahest und hörtest das Gleiche, was ich vernahm…“ ging der Gefährte auf die Frage ein und setzte nach kurzer Überlegung fort: „Onkel und Neffe stehen sich feindlich gegenüber…“
Nach einer weiteren kurzen Pause zur Sammlung seiner Erkenntnisse fügte er Schlussfolgerungen an und überließ deren Wertung dem Gefährten.
„Die Mutter hängt in ihrer Zuneigung zum Bruder und der Liebe zum Sohn irgendwo dazwischen und hält ein Gleichgewicht, das deren Sohn vor der direkten Wut des Fürsten bewahrt… Das hindert den alten Griesgram jedoch nicht daran, seinen Neffen als Verräter der Treverer zu betrachten. Nur hindert es ihn auch, dem Tutor eine eigene Rechnung aufzumachen… Andererseits weiß die Mutter wohl nichts vom ganzen Schwur… Sie glaubt, der Bruder opferte seine Hand für die Freiheit seiner gefangenen Männer, kennt aber den Teil wohl nicht, in dem der Fürst schwor, jede Unternehmung des Tutor beim Legat anzuzeigen.“
Ancus überdachte seine erteilte Antwort, bevor er hinzufügte: „Er treibt diese Sache voran und erreicht zwei Ziele. Die Schwester weiß nichts von seinen tatsächlichen Absichten. Er liefert den Neffen aus und erhält sich die Zuneigung der Schwester! Der Verrat des Tutor an den Treverern wäre gerächt und die Schwester trauert wohl dann irgendwann… Er aber weiß doch gar nichts und brauchte sich nicht zu bekennen. Ein wenig auf Römer schimpfen, wird er doch, bei seinem Hass auf uns, noch können…“
„Du bist von dir überzeugt…“ warf Mamercus ein.
„Sollte ich mich irren?“ bot der Gefährte an.
„Vielleicht … Vielleicht auch nicht…“ lenkte Mamercus ein. „Was ist, wenn Tutor den Onkel angreift?“
„Was interessiert uns das?“ blaffte Ancus eine Gegenfrage, milderte jedoch ab, als er die Ablehnung seiner heftigen Antwort spürte.
„Nichts! Außerdem wird Tutor dies nicht wagen… Ich glaube auch, dass Tutor nicht gleichartig empfindet, so wie sein Onkel. Er befürchtet aus seines Onkels Richtung keinerlei Gefahr. Vermutlich kennt er das Verhältnis seiner Mutter zum Bruder… Ihm selbst nach dem Leben trachten, muss er nicht… Es sei denn, er möchte Fürst der Treverer werden…“
„Wir wissen doch gar nicht, ob Albanus Betto Söhne besitzt?“ steuerte Mamercus einen Einwand bei, den Ancus sofort aufnahm.
„Dann sieh dich doch einmal im Vicus um! Sicher findest du jemand, der dir gern dazu Auskunft gibt…“ bot Ancus an und Mamercus stimmte mit einem nachdenklichen Nicken zu. Sie ereichten den Vicus.
Ancus Seronatus war mit den bisher erzielten Ergebnissen vollauf zufrieden. Sein Pferdehandel öffnete die Tür zu diesem Teil der Treverer. Er hatte nicht vermutet, tatsächlich eine Pferdezucht vorzufinden und war auch darauf gefasst, abgewiesen zu werden.
Seine Befürchtungen lösten sich in Wohlgefallen auf und er fand darüber hinaus sogar eine Züchterin, die nicht nur über eine größere Menge, sondern auch über eine beachtliche Güte ihm gezeigter Tiere verfügte. Er würde jetzt und in Zukunft hier Handel betreiben können, dessen war er sich sicher…
Das weitere Ergebnis offenbarte nicht nur den glücklichen Zufall, dass die Züchterin sich als die Mutter des Tutor herausstellte. Mehr noch erwies sich sein Ziel, mit dem Fürst Albanus Betto, als ein glücklicher Griff, weil das Zusammenbringen der Geschwister vom Verhältnis untereinander und zu Tutor Zeugnis ablegte. Er konnte den Widerspruch zwischen Onkel und Neffen deutlich erkennen. Auch weil der Onkel, die Mutter des Tutor, über den von ihm eingegangenen Schwur täuschte, war sich Ancus sicher, dass die Feindschaft zwischen dem Onkel und seinem Neffen Bestand haben würde. Der Onkel richtete seine Bestrebungen, aus mehreren Gründen, auf die Vernichtung Tutors aus.
Als Fürst verlor er Ansehen, wenn der Neffe ihn ausnutzte, ohne den Teil seiner gemachten Versprechen einzulösen… Es war unwichtig, dass ihre Unternehmung scheiterte. Weil nach dem Fehlschlag beide überlebten, der Fürst auch noch in einen Schwur gegenüber Rom eintreten musste, wollte er seine, durch ihn irregeführten Krieger, aus der Gefangenschaft auslösen. Betto empfand den Verrat Tutors sicher als eine persönliche Beleidigung und somit als sehr schmerzhaft. Mehr noch aber musste er zornig sein, dass er getäuscht wurde und dann fast selbst für die Vernichtung seiner Krieger sorgte. Die vom Verrat Betroffenen würden diesen sicher auch nicht so leicht vergessen…
Tutor dagegen verriet seinen Stamm nicht nur, er rettete zuerst sein Leben, ohne den Onkel zu warnen und gab damit die Krieger des Stammes der Vernichtung preis.
Je weiter Ancus Gedanken um diese Zusammenhänge kreisten, desto tiefer drang er in die Gedankengänge des Fürst der Treverer vor. Es würde Ancus nicht wundern, wenn deshalb innerhalb des Stammes Unruhe entstand und sich eine feindliche Front gegen den Fürst öffnete. Bezog er die gehörte Andeutung Bettos auf diesen Zustand, wusste er, in welcher Gefahr der Fürst schwebte. Stürzte der Stamm Betto, fiel auch die Züchterin dem inneren Streit zum Opfer.
Diese Gefahr begriff sicher auch Albanus Betto und umso dringlicher war dieser zum Handeln gezwungen, wollte er den Verrat am Stamm sühnen, seine Macht erhalten und auch sein und seiner Schwester