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weit…

      5. Ermattung

       67 nach Christus - Frühling (7. Aprilis)

       Imperium Romanum – Exercitus Germania Inferior

      Die Dämmerung des Tages drohte mit ihr nachfolgender Dunkelheit, als der Treverer sie von der römischen Straße weichen hieß. Kaum eine Meile entfernt sah Ancus bald Rauch aufsteigen und wirklich standen sie kurz darauf vor einer Villa Rustica, die mit geducktem Bau und sehr großer Fläche, umzäunt von einer mannshohen Mauer, mit Tor versehen, von Gastlichkeit kündete. Neben dem Haus des Besitzers erkannte der Römer flache, wie Stallungen aussehende Gebäude, in und vor denen geschäftiges Treiben herrschte. Beim Näherkommen klarte sich seine Vermutung zur Gewissheit auf.

      Endlich erreichten sie das vorläufige Ziel der Reise. Sofort verstummte das Klagen der Weiber, die sich ständig über den für sie anstrengenden Ritt beschwerten.

      Der Treverer hielt Wort. Diese Villa schien einem Römer zu gehören, stellte sich aber als Wohnsitz und Zucht eines wohlhabenden Ubier heraus. Die Pferdezucht erschien Ancus bescheiden, sah er die nur geringe Anzahl von geeigneten Stallungen. Dennoch erwies sich der Ubier als ein guter Gastgeber. Ubier und Treverer kannten einander. Der Gastgeber lud die Römer in sein Haus ein, während der Treverer und sein Sohn, so wie auch die Weiber, es sich im Stroh und Heu, über einem der Ställe, gemütlich machten.

      Speisen und Wein waren von guter römischer Art und das Gespräch drehte sich um Pferde und ihre Zucht. Ancus fühlte sich wohl, Mamercus wäre wohl liebend gern zu seinen beiden Weibern ins Heu gekrochen.

      Sich so einfach zurückzuziehen hätte wohl seinen Gefährten enttäuscht, als auch den Gastgeber verärgert. Deshalb ergab er sich in sein Los und harrte auf den Augenblick, zu dem der Ubier die gastliche Tafel aufhob. Das ihnen noch Gastzimmer geboten wurden, lehnten beide mit freundlichen Worten, aber Entschiedenheit ab und gaben vor, durch ihren frühen Abritt nicht lästig fallen zu wollen.

      Der Ubier fand sein Einsehen und so zogen sich die Evocati gleichfalls in Stroh und Heu zurück.

      Der Sonnenaufgang fand den Trupp bereits auf den Rücken ihrer Pferde vor.

      Die Sonne überschritt gerade ihren Zenit, als der Treverer verkündete, dass sie langsam ihr Ziel erreichten. Noch nur etwas mehr als fünf Meilen und sie würden auf die Zucht des Ubier stoßen.

      Je näher sie dem Ziel kamen, desto bekannter erschien Ancus die Gegend. Zuletzt war er sich sicher, diesen Züchter bereits einmal aufgesucht, sich dann aber, mit beiderseitiger Unzufriedenheit, getrennt zu haben. Als er in den Hof der kleineren, diesen umlagernder Gebäude einritt, erinnerte er sich an den Mann, der kurz darauf vor ihm stand.

      „Was, Römer, willst du erneut bei mir?“ war keine eben freundliche Begrüßung. Der Ubier sprach Ancus an, weil dieser zuvorderst auf den Hof einritt.

      „Ich bin es nicht, der dieses Ziel wählte, obwohl mir die jetzige Gelegenheit recht ist…“ erhielt der Hausherr zur Antwort.

      „Du gingst im Unfrieden und wagst dich hierher zurück?“ blaffte der Ubier erneut.

      „Nun, so empfand ich das nicht… Mir gefiel das Ergebnis deiner Zucht nicht oder mit anderen Worten gesprochen, sah ich nicht die Möglichkeit mit deinen Pferden vor meinen Kunden zu glänzen… Wenn ich mich recht erinnere, klärte ich dich über meine Beweggründe auf und tat das auch mit offenen Worten, was du wohl falsch verstanden hattest, wie ich jetzt erkennen muss. Sollte ich dich belügen, wie es andere Händler tun? Was Ubier Bribaculus, so lautete doch dein Name, ist an einer ehrlichen Antwort, auch wenn sie so nicht erwartet oder begrüßt wird, schlecht?“

      „Ich sehe, dass du um Ausreden nicht verlegen bist, Römer!“ knurrte der Gastgeber.

      „Lass dir zwei Dinge sagen, der du meinen Namen vergessen hast… Ich aber vergaß weder deinen Namen, noch die Lage deines Hauses… Nur näherte ich mich nie aus dieser Richtung, denn das Ubier, verdanken wir dem Treverer, der dir zwei Stuten bringt, die deine Zucht aufwerten könnten… He, Treverer, komm und zeige dich! Lass nicht mich unverdienten Zorn empfangen!“ rief Ancus nach hinten und der ältere Begleiter ritt näher.

      Der Ubier musterte den Mann. „Ich kenne dich nicht! Was willst du bei mir?“

      „Mich kennst du nicht, dafür aber den Präfekt Tutor! Du machtest mit ihm einen Handel aus. Meine Herrin, die des Präfekt Mutter ist, sagte, der Handel ging um zwei Berberstuten unsererseits und zwei Ardenner Hengste von dir… Sage jetzt nicht, dass der Handel dich nicht mehr interessiert…“

      „Das liegt schon einige Zeit zurück… Ich glaubte schon nicht mehr an des Präfekt Wort…“ lehnte sich der Besitzer der Zucht auf.

      Ancus spürte in dem Mann einen Trotz, der die guten Absichten der Treverer in Frage stellte. Er verstand nicht, was den Ubier derart reizte, dass er den eigenen Vorteil nicht wahrnahm. Sollte es allein an seinem erneuten Auftauchen liegen?

      „Du siehst, dass sein Wort von Wert ist und wenn ich dir einen Rat geben darf…“ Der Treverer musterte selenruhig das Gehöft, die Gebäude, den Hof, die Mauer und wandte sich dann erneut dem Ubier zu. „… solltest du meine Herrin nicht verärgern…“

      „Warum?“ polterte der Ubier.

      Die Reisenden saßen noch immer auf ihren Pferden und der Ubier stand, eine Gerte in seine offene Hand schlagend, mehr oder weniger unwillig, vor ihnen. Es waren die Frauen, die sich einmischten.

      „Was ist nun, können wir absteigen?“ meldete sich die ältere Braunhaarige. „Uns tut der Hintern weh, oder reiten wir etwa weiter?“

      „Ihr bleibt, wo ihr seid!“ blaffte Ancus sie an. „Und haltet euer Maul! Das hier sind ernste Dinge, was interessiert dann irgend ein wunder Arsch…“

      „Also Bribaculus, gehst du auf das Angebot der Treverer nun ein oder sollen wir einen anderen Züchter finden? Du kannst dir sicher denken, dass ich neben dir noch Andere kenne… Glaube mir, der Treverer wird die beiden Stuten gegen Ardenner Hengste eintauschen, ob nun bei dir oder anderswo, hängt einzig von dir ab! Außerdem solltest du bedenken, was Präfekt Tutor von deiner Entscheidung hält, solltest du dich nicht an dein Wort gebunden fühlen…“

      „Was geht es dich an!“ schnauzte der Ubier und ließ Ancus links liegen. „Der Präfekt versicherte mir gute Stuten… Ich werde erst sehen, ob diese Stuten Hengste aus meinem Bestand wert sind…“

      „Gut, dass du darauf zu sprechen kommst! Das gleiche gilt für den Treverer und sind deine Tiere den Tausch nicht wert, tritt er ebenso vom Handel zurück!“ mischte sich Ancus erneut ein.

      Ancus wusste, was er tat. Noch war der Ubier erzürnt, vielleicht weil er zuerst ihn erkannte und aus ihrem ersten Treffen ein Unbill zurückblieb, dessen sich Ancus weder damals noch jetzt bedachte. Der Mann war nicht unfähig und wäre seine Zucht erfolgreicher gewesen, hätte Ancus kein Hindernis für den Kauf von Pferden gesehen. So aber war das, was der Ubier anbot, eher dem Pferdemarkt der Colonia zuzuordnen. Es war also nicht der Züchter, sondern die Zucht, die Ancus abschreckte.

      „Treverer, steigt von euren Stuten und putzt sie etwas heraus… Inzwischen kann Bribaculus seine besten Ardenner Hengste holen und uns zeigen, was er anzubieten hat…“ Ancus nahm sich der Sache an, den Tausch zu befördern. Gewiss wäre die Mutter Tutors verärgert, würden ihre beiden Männer mit den gleichen Stuten zurückkehren…

      Bedachte sich Ancus der Sache richtig, war es wohl so, dass dieser Ubier den größeren Vorteil einheimste. Tutors Mutter besaß selbst genügend Ardenner Hengste und war wohl eher nicht darauf versessen, weitere Tiere dieser Art gegen ihre guten, jungen Stuten einzutauschen. Fast von allein drängte sich dem Evocati auf, dass der Handel wohl mit einer Schuld des Präfekt verbunden war… Zumindest konnte er diesen Verdacht nicht von der Hand weisen…

      Die Hengste wurden gebracht und der Treverer wollte schon beginnen, das erste der Tiere in Augenschein zu nehmen, als Ancus erneut eingriff.

      „Den da…“ er zeigte auf das Tier.

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