ТОП просматриваемых книг сайта:
Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036659
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
„Nun, wenn du dir sicher bist…“ Der Gefährte nahm sich der Überlegungen des Freundes an.
„Mamercus, bisher war zweifellos ich der, der im Mittelpunkt stand. Doch jetzt bist du an der Reihe…“ Er nickte nach hinten, zu den beiden begleitenden Weibern. „Was hast du mit denen vor? Willst du sie bei Sibilla einführen? Bist du dir sicher, dass dies gut ankommt?“
„Kommt darauf an, wie viel dir an der Blonden liegt?“
„Gelegentlich sollte ich mich bei ihr entspannen können, aber dauerhaft…“ Ancus zögerte. „… das muss wohl nicht sein…“ Nach einer kleineren Pause fügte er leise hinzu: „Stell dir vor, ich verliebe mich und muss dann schnell verschwinden, weil die Luft über mir zu brennen beginnt… Es wäre an ihr ein schlechter Dienst und bereitet auch mir dann sicher Schmerz… Außerdem, sind beide Weiber zu nah bei uns, könnten sie bemerken, was wir wirklich tun…“
„Gut, mein Freund, dann bringe ich sie unter. Ich weiß schon wo… Dort wird es ihnen gut gehen und wenn wir ihrer bedürfen, wird uns keiner hindern, noch die Hand aufhalten… Sie wollten heraus aus dem Vicus und als sie hörten, ich wäre aus der großen Stadt am Rhenus, drängten sie sich an mich heran… Ich glaube, uns begleiten zu dürfen, war deren Ziel. Belassen wir es also dabei…“
In der Stadt trennten sich die Wege der Evocati. Ancus strebte Sibillas Haus zu und Mamercus nahm einen Umweg zu dem Lupanar, in das er die beiden Weiber bringen wollte.
In einer nach römischen Plan entstandenen Colonia bestimmte der Cardo Maximus den Verlauf von Nord nach Süd und der Decumanus Maximus die Straße von Ost nach West. Tavernen, Gasthäuser oder auch Lupanare bevorzugten Standorte innerhalb des Zentrums, zumeist nahe des Forum oder der Curia, oder aber in unmittelbarer Nähe der Zugangstore zur Stadt, sowie an Legionslagern oder anderen Standorten von Militär. Das zeichnete auch Colonia aus.
Mamercus selbst kannte nach einiger Zeit fünf Lupanare, die sich seiner Zuneigung erfreuen durften. Einige weniger bedeutende Häuser mied er. Ihm lag an den Bordellen, in denen gut bezahlte Römer ihrem Vergnügen nachgingen. Wollte er Dinge erfahren, die den Evocati zum Nutzen gereichten, brauchte er genau in diesen Lupanaren unbegrenzten Zugang.
Zuerst galten seine Bemühungen den dort dienenden Weibern. Jung, kräftig, schön, mit oder ohne Erfahrung, mit Raffinesse oder aber versierter Bedienung… Er probierte und fand heraus, welche der Frauen in den Häusern den Vorrang genossen…
Es war seine körperliche Veranlagung, die ihm den Weg zur Erfolgreichsten unter den Bediensteten ebnete. Allein durch diesen merkwürdigen und makabren Aufstieg erfuhr er von der Mitteilsamkeit der Prostituierten untereinander und lernte die Tatsache kennen, dass in jedem Lupanar, unter den dort angebotenen Frauen, auch eine Hackordnung vorherrschte.
Sich als Weinhändler ausgebend, war er bald ein Händler mit ganz besonderer Anerkennung, der noch dazu von den Frauen der Lupanare, ob seiner stattlichen Männlichkeit, geachtet wurde. War er einmal zur Ersten der Prostituierten vorgedrungen, durfte er sich auch dem Betreiber, oder zumindest dessen Beauftragten, nähern. Bald wusste er, wer in diesen Einrichtungen bestimmte und begann sein Netz auszulegen.
Er tat dies auf eine sehr eigene Weise. Hätte er gefordert, ihm Nachrichten bestimmter Kunden zuzuflüstern, wäre er schnell gescheitert. Warum sollte eine Prostituierte ihren Broterwerb dadurch gefährden, dass sie allein auf eine Forderung hin, Geheimnisse ausplauderte, die sie während eines Aktes, zumeist in höchster Lust, vernehmen durfte?
Mamercus kam die Eigenschaft der Männer und Weiber zu Gute, die in ihrer Lust oder der nachfolgenden Erholung, eigene oder auch fremde Geheimnisse ausplauderten. Den Frauen, die unter seiner ausdauernden Lust Wonnen erlebten und dabei nicht ihre Zunge im Zaum halten konnten, gab er den Vorzug. Das musste nicht unbedingt die in der Rangordnung höchste Prostituierte sein… Wenn dann, nach dem Akt, noch eine Münze im Raum verblieb, die nichts mit dem zuvor bereits bezahlten Preis zu tun hatte, stimmte dies zufrieden und ebnete den Weg zu einem erhofften, neuerlichen Besuch.
So gelangte Mamercus an so manche Nachricht, die ihm nutzte.
In seiner besonderen Gunst standen zwei Lupanare. Das Erstere gehörte einer noch immer schönen und auch klugen Frau, die jünger als er, zuvor selbst ihren Körper als Hure anbot.
Das andere Lupanar wurde von einer hässlichen, älteren, dürren Matrona unterhalten, die herrisch ihre Macht auslebte und weil sich deren Lupanar nahe dem Praetorium befand, von Mamercus nicht umgangen werden konnte. Zumal in diesem Haus die Hure lebte, der er bisher zumeist seine Gunst bezeigte.
Pola Quarta war eine noch nicht Dreißigjährige voller Temperament, die sich auf weit mehr verstand, als nur vor Wonne zu kreischen. Die Frau war angemessen klug, hörte gut zu, verstand so einige Kniffe und spendete eine Art der Lust, der sich Mamercus gern hingab.
Die Frau war außerordentlich mitteilsam, sowohl beim Akt, als auch in der Erholung danach. Eigentlich war sie es, die ihn auf den Gedanken brachte, den er danach so zielstrebig verfolgte. Von ihr stammten auch die Nachrichten, die Ancus, bei dessen erster Rückkehr zu Belletor, zu berichten wusste. Für seine beiden Schutzbefohlenen aber erschien ihm das Lupanar der Bella Gaia als die bessere Lösung.
Dies hatte mehrere Gründe. Also steuerte er, mit den Frauen im Schlepptau, auf dieses Lupanar zu. Das Gebäude lag genau am Eck der Via Decumana zu einer der Nebenstraßen. Es war nur dreigeschossig und wirkte, bis auf das Phallussymbol, welches übergroß neben dem Eingang auf die Wand gemalt war, wie eine Caupona.
Trat der Gast durch die große Tür fand er sich in einem Gastraum wieder, wie ihn jede andere Taverne oder eine Taberna aufwies. Eine Theke, Tische, Bänke, Hocker, irgendwo ein Herdfeuer, herumhängende Kessel, Geschirr, Töpfe und hurtig umherlaufende Bedienungen. Am hinteren Ende des Gastraumes gingen zwei kleinere Korridore ab, wovon einer an der Tür zum Hof und zur Nebenstraße endete. Der Andere schwenkte um eine Mauer, die eine Treppe nach oben verbarg. Über diese Stufen fanden die Gäste zu Bella Gaia und ihren Frauen, die sich der Befriedigung der Lust widmeten.
Die Caupona lag zu fast ebener Erde, im Stockwerk darüber fanden sich Räume, in denen der Lust gefrönt wurde und noch darüber besaßen die dienstbeflissenen Weiber ein nur ihnen gehörendes Reich, welches ihrem Leben vorbehalten war.
Weil Bella Gaia in ihrer Jugend selbst diesem Los einer Prostituierten unterlag, bot sie den Kunden ihres Hauses den Dienst, den Männer erwünschten und schuf gleichzeitig, und dies in aller Heimlichkeit, einen geschützten Bereich, in dem ihre Bediensteten ein besseres Leben genossen, als dass was sie einst selbst auskosten durfte.
Mamercus war in diese Geheimnisse eingeweiht worden, weil er seine Vorzüge einbrachte. Bella Gaia blieb nicht verborgen, welche Pracht dem elften Finger des Römers zugebilligt wurde. Also bat sie den Gast selbst in den ihr vorbehaltenen Wohnbereich, bewirtete ihn mit Wein und begann den Mann auszuhorchen. Das Ergebnis der Unterredung endete in einem Kaufvertrag für seinen Wein und in einer heftigen, von Raffinesse und Dauer geprägten, anstrengenden Nacht, die dazu führte, dass er in doch absehbarer Zeit wieder vorsprechen sollte…
Mamercus hatte solche Nacht noch nie erlebt. Das Weib war reif, kräftig, zäh, unermüdlich und sah er sie nackt vor sich, stieg schon nach kurzer Zeit seine Lust schon wieder urgewaltig an. Er sparte sich Nächte mit Bella Gaia auf wie eine Kostbarkeit, die nicht jede Nacht genossen werden sollte… Ging er in dieses Lupanar, landete Mamercus stets in ihrem Reich und weil dies auch Vertrauen schuf, erfuhr er von ihrem Leben und den Besonderheiten, die sie im Lupanar für unabdinglich hielt. Bella Gaia war eine Besonderheit.
Sie verpflichtete einen Arzt, der die Frauen regelmäßig untersuchte. Darüber hinaus bot kein anderes Lupanar einen Bereich, in dem die Huren unbedroht und fast glücklich Leben konnten. Bella Gaia war nicht auf das Geld der Huren versessen. Sie wies jeden Besuch eines Freiers ordentlich nach, nahm vom Lohn ihren Teil, zweigte den Teil, den die Colonia einforderte ab und beließ den Rest auf dem von ihr geführten Konto der Frau. Sie war nicht unfreundlich, ließ nicht die Peitsche für sich sprechen und wenn sich wirklich eine schwierige Lage ergab,