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hinter einen, wie auch immer gearteten Schutz.

      Also blickte er sich um und fand endlich, sowohl die Gelegenheit zum Verlassen der kräftigsten Strömung, als auch einen Schutzwall, der jeder Eismasse als unüberwindliches Hindernis erschien. Hinter der in den Fluss hineinragenden Landzunge bildete sich eine Bucht, in die das Eis nicht hineindrückte. Boiuvario hoffte, dass dies in den nächsten Tagen und Nächten so blieb und wartete in dieser Zeit auf das Abklingen der Bedrohung. Erst dann, als er sich sicher war, dass der Fluss vor und hinter ihm fast vollständig vom Eis befreit war, wagte er die Fortsetzung der Fahrt.

      In Mogontiacum hielt er am Ufer des Handelshofes, um von Finley Waren aufzunehmen, neue Verpflegung zu fassen und nahm auch zwei neue Besatzungsmitglieder an Bord. Dann setzte er seine Reise flussauf, auf dem Moenus, fort. Er brachte Waren für die Hermunduren, sehnte sich nach Wilgard und hoffte auf einige geruhsame, gemeinsame Tage. Außerdem hatte ihn Gerwin mit einer Botschaft für Gaidemar beglückt, die er unbedingt sofort an den Mann bringen wollte.

      Kaum ein wenig auf dem Moenus vorgedrungen, bäumte sich der Fluss gewaltig auf. Eismassen wälzten sich heran und machten die Fortsetzung der Fahrt unmöglich. Im letzten Moment gelangten sie in eine kleine Bucht, legten am Ufer an und bestaunten die Eisblöcke, die sich flussab wälzten.

      Auf dem kleineren Moenus schien die Kälte etwas später zurückgegangen zu sein. Diese Vermutung lag nahe. Boiuvario aber wusste, dass der Fluss am Oberlauf zugefroren gewesen sein musste, somit erst jetzt das geschmolzene und aufgebrochene Eis flussab trieb und mit seiner Kraft hinweg hieb, was sich in den Weg stellte.

      Alles Fluchen half nichts, auch die Götter schienen kein Erbarmen zu kennen. Er würde erneut Tage und Nächte warten müssen, bis eine Weiterfahrt möglich wäre. Es half nichts. Sie bauten ein Lager und brachten die Liburne in den äußersten Winkel der Bucht.

      In der folgenden Nacht wurde Boiuvario vom Krachen und Bersten der Eisschollen geweckt. Ihre Nähe zum Fluss zeigte Auswirkungen. Der von dort kommende Lärm berstender Schollen, sich ständig verschiebenden Eises schwoll unmerklich an und schien sich in ihre Nähe vorwärts zu bewegen. Boiuvario lag mit offenen Augen auf seinem Lager und lauschte in den Lärm hinein.

      Plötzlich sprang er auf. Er hatte begriffen. Das Eis war noch mächtiger geworden und schob Teile davon in die kleine Bucht, in der die Liburne vertäut lag. Fackeln in der Hand, rannte er zum Schiff, sah das sich türmende Eis und dessen Näherrücken. Die Gefahr für seine Liburne war greifbar. Ginge es in dieser Art weiter, würde er am Morgen kein Schiff mehr besitzen. Also stürmte er zum Buchteingang und sah sich dort an, was seiner erwartete. Auch erste Männer seiner Mannschaft tauchten, Fackeln in der Hand, auf und besahen sich die Eisbedrohung.

      Was konnte er tun, um sein Schiff zu beschützen? Auf das Eis in der Buchteinfahrt besaß er keinen Einfluss. Eine kleine Landzunge ragte in den Fluss hinein. War diese doch zuvor ihre einzige Hilfe gewesen, die Bucht überhaupt zu erreichen. Jetzt staute sich genau dort das Eis in gewaltigen Blöcken, türmte sich auf, brach auseinander, schob sich aufeinander und die Landzunge trennte die Blöcke. Der größere Teil wälzte sich zurück in den Moenus. Ein Drittel der Masse aber drängte in die kleine Bucht. Wie konnte er diese Eisflut aufhalten?

      Einen vorsichtigen Versuch, sich auf das Eis zu wagen, gab er schnell auf. Konnten sie die Liburne auf das Land ziehen? Würde dann aber nicht das Eis auch dorthin gedrückt, sollte es dennoch möglich sein…

      Boiuvario spürte die Unruhe der herumlaufenden und fluchenden Männer. Sie lenkte ihn ab. Sein Blick schweifte über die kleine Bucht, seine Liburne am äußersten Ende, dass sich auftürmende Eis und dessen Bewegung zur Liburne hin. Dann schwenkte sein Blick zum Buchteingang. Er musterte die Breite und die Form des Eingangs und sah die Dunkelheit des Waldes, der alles Licht der Fackeln schluckte, hörte das Tosen brechenden Eises, das Zerbersten, das Knallen und Platzen und dann wusste er, wo die Lösung lag.

      Ein Schrei von ihm und die Männer stürzten auf ihn zu. Schnell waren zwei Trupps gebildet, die sich mit Äxten bewaffneten und zu beiden Ufern der Buchteinfahrt bewegten. Von dort hämmerten sie gegen die Stämme der dort stehenden Bäume und fällten Baum für Baum so, dass alle Bäume, wenn sie brachen, ihre Wipfel in die Buchteinfahrt warfen. Schwitzende, schimpfende und zum Teil verzweifelt handelnde Männer mühten sich mit eisernem Willen. Weil sie die geschlagenen Bäume, mit deren letzten Teilen, noch immer verbunden mit dem Stamm beließen, türmte sich in der Einfahrt zur Bucht ein solches Gewirr von Baumwipfeln, Ästen und Zweigen auf, die zum Bollwerk für das Eis wurden. Der Strom des Eises, der einen Teil in die Bucht schieben wollte, verlangsamte sich, hielt gegen Morgen dann gänzlich an und kehrte sich letztlich um. Kaum eine neue Scholle driftete in die Bucht, Das Gewirr der Bäume verhinderte jede weitere Gefährdung.

      Müde und abgekämpft sammelten sich die Männer am Feuer. Boiuvario war zur Landzunge gelaufen und machte sich ein Bild von der abgewendeten Gefahr. Die Stämme der gefällten Bäume verhinderten eine weitere Bedrohung. Er hatte sich nicht geirrt. Sie würden, wenn diese Gefahr vorbei war, die Ausfahrt wieder freilegen müssen. Noch aber sah Boiuvario kein Ende der Eismassen.

      Drei weitere Tage gingen verloren und der Trierarch sah voraus, dass ein Befahren des Moenus in der Schneeschmelze ebenso gefährlich war, wie unter driftendem Eis. Auch wenn ihn die Verzögerung ärgerte, war er nicht gewillt seine Liburne zu gefährden. Erst als das Eis aufgab, wagte er das Verlassen der Bucht und die Fortsetzung der Fahrt.

      Nach dem Eis kam, so wie er es erwartet hatte, das Wasser der Schneeschmelze. Wogende, brodelnde Fluten, die alles fortrissen, was nicht fest stand oder einfach in der Nähe des Wassers wuchs. Ganze Bäume, mit dem Wurzelwerk voran, begegneten ihnen und Boiuvario stieß jedes mal einen Seufzer aus, waren sie an einer erneuten Gefahr vorbeigeschrammt.

      Mitgerissenes Strauchwerk, Zweige, Äste und ganze Bäume verdichteten sich zuweilen im Wasser und trieben als geschlossenes, gefährliches Hindernis mit der Strömung. Oft gelang ein Ausweichen erst im letzten Augenblick. Nachts zu fahren, war unmöglich. Dank der Götter gab es genügend kleinere Buchten, in denen die Liburne zur Nacht sicher war. Am letzten Tag, kurz vor ihrem Ziel, brachen erste Ruder. Dann krachte es am Rumpf der Liburne und ein Baum, mit mächtigem Wurzelwerk, verklemmte sich.

      Nur das schnelle Handeln seiner Segelaffen bewahrte sie vor einer Katastrophe. Mit Äxten die verhakten Wurzeln durchtrennend, löste sich der Baum und trieb fort. Die Liburne erreichte, mit letzter Anstrengung, die Mündung der Salu. Kurz dahinter lag ein See, den zu befahren Vorsicht angeraten schien. Der Fluss war weit über die Ufer getreten.

      Boiuvario steuerte die Liburne selbst und orientierte sich an Buschwerk und Bäumen, um in der Fahrrinne des sonstigen Flusses verbleibend, nicht irgendwo auf Grund zu laufen.

      Der Fluss hatte den Uferstreifen zwischen der Lagerbefestigung und dem ursprünglichem Verlauf der Salu zu einer einzigen Wasserfläche vereint, so dass Boiuvario seine Liburne bis zum Lagertor steuerte. Das Entladen stellte sich als schwierig heraus und so gab der Trierarch es auf. Irgendwann würde das Wasser zurückgehen und wenn sie Glück hatten, dann wieder die Laufstege vorfinden oder eben neue errichten müssen. Es war ihm gleich, wenn nur seine Liburne unbeschadet überstand…

      Weil die Salu ein zu gefährliches und unberechenbares Gewässer war, wich er auf die Sania aus. Zwischen mehreren Bäumen am Ufer vertäut, hoffte er auf das Überstehen jeder Flut dieses Flusses. Durch ständige Bewachung gesichert, umging er an diesem Platz tatsächlich jedweder Bedrohung. Boiuvario sollte mit seiner Vermutung, der größeren Gefahr auf der Salu, recht behalten.

      Als er nach ihrer Ankunft glaubte, alles Erforderliche getan zu haben, ging er zu Wilgard. Eine stürmische Begrüßung erwartete ihn und er konnte an seinem Weib erkennen, dass sie über seine Rückkehr hocherfreut war. Was er selbst sah, war ein enormer Bauch am Weib. Wilgard war füllig geworden. Ihr Bewunderung zollend, küsste er sie zärtlich, streichelte ihren Bauch und ließ sich zu einer Bemerkung verleiten, die ihm gespielte Wut einbrachte.

      „Schatz, als ich dir einst eine Distel schenkte, wollte ich aber nicht, dass du mir in einem einzigen Falle der Geburt eine ganze Mannschaft gebärst… Ich wollte das Stück für Stück …“ Weiter kam er nicht. Die Backpfeife saß.

      „Schuft,

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