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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036659
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Trotzdem waren beide Evocati froh, dem ständigen Schlingern und Rollen der Trireme entkommen zu dürfen. Auch den Pferden tat die Bewegung gut und die beiden Reiter merkten deutlich deren Bereitschaft, sich endlich wieder austoben zu wollen.
Also war die Reise vom Hafen bis Antiochia auch keine große Herausforderung. Sie folgten der Straße, die nach Auskunft des Trierarch den Weg bis Antiochia abkürzen würde. Entlang des Flusses Orontes zu reiten, würde viele zusätzliche Zeit erfordern, weil sich der Fluss durch die Niederungen schlängelte und mit zahlreichen Windungen und Schleifen fast doppelt so lang war, wie die beschriebene Straße.
Am Morgen mit dem Ritt begonnen, trafen sie mit der einbrechenden Dämmerung in Antiochia ein, überquerten eine Brücke und fanden im Gewirr der Straßen eine Taverne, die ein Zimmer zur Übernachtung bot.
Am neuen Morgen begaben sie sich auf die Suche nach dem Feldherrn. Doch konnte ihnen niemand sagen, wo dieser residierte und viele der Gefragten kannten auch keinen Römer mit dem Namen Vespasian. Honoratus vermochte es nicht, seine Verwunderung abzuschütteln. Warum schickte der Aquila sie nach Antiochia, wenn Vespasian gar nicht an diesem Ort weilte? Tage vergingen und der Erfolg in der Suche blieb aus.
Weil Honoratus glaubte, dass sie die gewaltige Stadt bereits vollständig durchstreift und dabei keinen Anhaltspunkt für den Aufenthalt des Feldherrn gefunden hatten, dürfte dieser noch gar nicht innerhalb der Mauern verweilen. Diese Folgerung zwang dazu, die Zugänge zur Stadt zu überwachen. Wie aber, wenn es vier Zugänge gab, aber nur zwei Evocati zur Verfügung standen?
Es half ihnen eine einfache Überlegung zur Lage der großen Stadt und den dort ankommenden Wege. Würde Vespasian per Schiffsweg reisen, musste er dort über die Brücke des Orontes kommen, über die sie selbst eingeritten waren. Wählte Vespasian dagegen den Landweg, dürfte er die Mauern durch die Porta Orientalis passieren, die dem nördlichen Zugang entsprach. Ein Erreichen der Stadt durch die Porta Ferrea im Osten oder die Porta Daphne im Süden erschien unwahrscheinlich. Vespasian würde weder einen Umweg in Kauf nehmen, was der Porta Ferrea entsprach, noch vom Meer her kommend, am falschen Ufer des Orontes, den Weg durch die Berge bevorzugen, wenn die kürzere und direktere Straße auf der anderen Seite des Flusses verlief… Alles sprach für die Richtigkeit ihrer Überlegungen und dennoch trat Verunsicherung ein, je länger Vespasians Eintreffen und somit ein Erfolg ausblieb.
Am zehnten Tag, nach ihrer Ankunft, tauchte endlich ein Reitertrupp auf, der für eine schnelle Reise und eine ausreichende Sicherheit sprach. Der Trupp in Stärke einer Ala Quingenaria erreichte, in Viererreihe reitend, die Porta Orientalis in tadelloser Ordnung und zog anschließend zur Agora der Polis Antiochia.
Furius, der an diesem Tor auf der Lauer lag, folgte der Formation, die auf dem freien Platz Rast machte, während der Feldherr sich beim Statthalter der Provinz zeigte.
Der Evocati nutzte die dadurch gewonnene Zeit, um seinen Gefährten, von dessen Standort an der Brücke über den Orontes, abzuholen.
Der Weg war nicht weit, auch wenn ihn das Treiben auf den Straßen behinderte. Waren die Menschen der Reiterformation des Feldherrn ausgewichen, sahen die selben Leute, in seinem einzelnen Pferd, keine Bedrohung und standen, wo sie eben standen. Er empfand das Verhalten der Einwohner merkwürdig. Mitunter lautstark, ihren Worten mittels intensiver Bewegungen Nachdruck verleihend, und dennoch weitgehend friedlich zu streiten, war ihm befremdlich. Die gesprochenen Worte verstand er nicht. Der Art der Rede, ihrer Entschiedenheit und dem Phlegma der Handlungen, verstand er keinen Sinn zuzuordnen.
Der Evocati erreichte den Gefährten und schon wenig später waren sie bei der Ala. Sich als gleichfalls Römer zu Erkennen gebend, fanden sie Interesse und wurden ohne Vorbehalte an die militärische Einheit herangelassen.
Ein erstes Gespräch entspann sich zwischen Honoratus und einem Decurio, der sich als sehr offen gab. Sie wären seit einem Monat unterwegs und hätten soeben ihr vorläufiges Ziel erreicht. Ja, sie begleiten den Feldherrn Vespasian, gab der Decurio im Verlauf ihres Gesprächs zu erkennen.
„Dann mein Freund, könntest du deinem Feldherrn und mir einen wichtigen Dienst erweisen…“ eröffnete Honoratus seinen Vorstoß.
„Wie das, Fremder?“ verwunderte sich der Decurio.
„Weil wir schon Tage auf den Feldherrn warten… Wir kommen direkt aus Rom und reisten auf dem Seeweg. Weil uns der Trierarch vertraute, übergab er uns wichtige Dokumente für Vespasian und forderte mich zur persönlichen Übergabe auf.
Der Decurio stutzte und handelte. „Folgt mir!“ erklärte er und führte die Fremden zum Praefectus Alae, der sich zuerst als abweisend erwies.
Als Honoratus, mit den gleichen Worten wie zuvor, sein Begehr darlegte, befahl der Präfekt zu warten. Nach einer kleineren Weile kam der gleiche Präfekt zum Schluss, dass Vespasian wohl kaum Interesse an einem Boten zeigen würde, der eine Botschaft aus Rom beförderte, wohl aber an der Botschaft selbst… Also versuchte er in die Boten zu dringen und mehr zur Herkunft und wenn möglich, auch zum Inhalt der Botschaft, zu erfragen. Honoratus aber blieb verschlossen, wenn nicht sogar wortkarg und abweisend.
Dies forderte den Präfekt heraus. So schlug er vor, ihm die Botschaft auszuhändigen, denn wenn er so richtig überlegte, habe der Feldherr ohnehin keine Zeit, sich mit fremden Boten abzugeben…
Honoratus lächelte den Präfekt an und fragte, was er sich von seinem Manöver versprechen würde? Glaubte er etwa, dass ihm seine Stellung ein Recht gäbe, diese Botschaft einzufordern?
Der Präfekt verstand zumindest, dass der Fremde eine härtere Nuss war. Er verwies auf des Trierarch Weitergabe, die ihm letztlich darin bestärke, dass die Botschaft zwar wichtig sei, nicht aber der Bote…
Honoratus bedachte sich einen Augenblick und schien gewillt, die Botenrolle zu übergeben… Dann jedoch schüttelte er seinen Kopf und ließ verlauten, dass er dem Präfekt für seine hohe Bereitschaft dankbar sei, aber dennoch nicht annehmen dürfe… Er war zur persönlichen Übergabe verpflichtet worden, betonte Honoratus. Er könne deshalb nicht auf das freundliche Angebot eingehen. Er misstraue einem Praefectus Alae keinesfalls, aber Auftrag sei Auftrag, egal wer ihn erteilte. Er sei ein zwar nur unbedeutender Bote, aber persönlich verpflichtet und dies schloss eine erneute Übergabe aus. Also würde er warten…
Der Präfekt stellte seine Aufdringlichkeit ein und verwies die Fremden nach außerhalb seiner Formation. Also legte sich Honoratus am Eingang zum Gebäude auf die Lauer. Als Vespasian dieses verließ, er sah nicht gerade sehr zufrieden aus, stellte sich ihm Honoratus in den Weg.
„Feldherr, ich habe eine Botenrolle aus Rom für dich!“
Vespasian, der schon wortlos am Fremden vorbei war, drehte sich plötzlich um. „Eine Botschaft aus Rom?“ fragte er.
„Ja, Herr! Ich reiste per Schiff…“
„Warum aus Rom? Ich war doch beim Kaiser in Korinth… Wäre es nicht ein kürzerer Weg gewesen, mich in Korinth aufzusuchen?“ Vespasian zeigte Verwunderung.
„Herr, wenn du beim Imperator warst, wird er dich vermutlich aufgefordert haben, schnell zu reisen… Kannst du aber auf dem Landweg so schnell reiten, wie ein Schiff im Wind fliegt? Dann wäre da noch ein Vergleich der Tage unserer beider Abreise von Bedeutung… Ritte ich in Rom ab zum Militärhafen Classe, stieg auf eine schnelle Trireme und legte dort, vor reichlich einem Monat ab, dürfte ich schon vor Tagen hier eintreffen. Den Tag deiner Abreise kenne ich nicht, was zumindest gegen ein Aufsuchen in Korinth sprach, brachte es doch Verunsicherung, ob ich dich dort noch erreichen würde? Außerdem Herr, wie sollte ich, mit dem Umweg über Korinth, zur gleichen Zeit wie du, in Antiochia eintreffen? Es wäre nur von untergeordneter Rolle, ob ich direkt in den Golf von Korinth einlief, was dem kürzeren und damit schnellerem Weg entsprochen hätte…“
„Nutztest du den Diolkos, wäre dein Zeitverlust lediglich ein oder zwei Tage gewesen…“ warf Vespasian ein.
„Herr, mit einer Trireme über den Diolkos? Bei