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du willst nicht, dass ich dir diesen Verdacht bestätige?“

      „Das brauchst du nicht, Evocati! Ein Feldherr, der Verbindung zur dunklen Macht pflegt, lebt in einer anderen Sicherheit… Was glaubst du, wenn ich dem Kaiser treu bin, wer dann wohl wagen würde, mein Leben zu bedrohen? Befiehlt der Kaiser meinen Tod, dann auf die Art wie es Corbulo ereilte… Dabei wirst du mich kaum schützen können! Also bist du mehr Schutz als Bedrohung! Ich nehme euch Beide!“ schloss Vespasian seine Entscheidung ab und ging zu seinen Forderungen über.

      „Es ist deine Sache, deinen Gefährten zu unterrichten! Ich gehe davon aus, dass ihr am neuen Morgen, zum Dienstantritt bei mir im Zelt, beide von unserer Vereinbahrung wisst und im Sinne des Auftrags eures Herrn, mit den Bedingungen einverstanden seid… Oder soll ich deinen Gefährten einweihen und schon jetzt für eure Auseinandersetzung sorgen? Nur ein falsches Wort von mir und ihr liegt euch in den Haaren… Sonst bleibst du mein Ansprechpartner und er der Schweigende, der Gehorchende, dafür aber Wissende!“

      „Herr, besser ich erkläre es ihm…“ ging Honoratus auf das Angebot des Feldherrn ein. „Herr, ich muss dich noch auf eine Sache hinweisen…“

      „Was?“

      „Die Vereinbahrung gilt für uns drei, nicht für Andere, auch nicht für deinen Sohn Titus!“

      Vespasian nickte. „Sollte ich einmal anderen Sinnes werden, zeige ich es euch vorher an!“

      Diese einzige Bemerkung und die Antwort darauf, stufte den Feldherrn vom Evocati ab. Fast im gleichen Augenblick begriff Honoratus, dass Vespasian bestimmte. Der Feldherr riss die Kluft zwischen ihnen neu auf und begrub, mit einer einzigen Antwort, die bisherige Vertrautheit.

      „Herr, als was wirst du uns einsetzen?“

      „Du wirst als Evocati zum Tribun erhoben und dein Gefährte zum Centurio Supernumerarius. Beide bleibt ihr in meinem Stab. Legaten gibst du Empfehlungen, aber keine Befehle! Obertribun und Lagerpräfekt haben dir zu gehorchen, wie auch jeder Präfekt oder Tribun einer Kohorte oder Ala! Du kommst direkt von mir und ich möchte nicht erleben, dass du mit einem meiner Legaten in Streit kommst… Sonst erwarte ich, dass du dich durchsetzen wirst…“

      „Ja, Herr!“ Honoratus Faust flog auf seine linke Brust.

      „Du wirst deinem Herrn regelmäßig berichten! Wie nennst du ihn eigentlich? Brauchst du offene Botenwege?“

      „Er ist der Aquila. Für Botenwege wäre ich dankbar, nur sollten die Botschaften von mir zu einer besonderen Adresse befördert werden, die ich dir noch nennen werde, Herr.“

      „Sprich mit dem Präfekt meiner Ala, fordere ein eigenes Zelt für dich und deinen Gefährten und verlange eine Wache für sicheren Schlaf!“

      „Ja, Herr!“ Honoratus ordnete sich fraglos unter.

      Sie waren am Ausgangspunkt ihres Spazierganges angelangt. Der Evocati grüßte wie ein römischer Milites und trat vom Feldherrn zurück.

      Bei Furius angelangt, forderte er nur: „Folge mir mit den Pferden!“ und schritt auf den Präfekt der Ala zu.

      „Präfekt, wie sagtest du, lautet dein Name?“

      Der Angesprochene fuhr herum und starrte den Fremden an. „Ach, du, schon wieder… Was willst du?“

      „Zuerst deinen Namen, dann ein Zelt für mich und meinen Begleiter und in jeder Nacht eine zusätzliche Wache vor meinem Zelt!“

      „Und wer billigt dir diese Rechte zu?“

      „Dein Feldherr! Du solltest ihn fragen…“ empfahl der neue Tribun.

      „Das brauche ich nicht! Hier würde sich kein einziger Mann erlauben, etwas zu fordern, was Vespasian nicht billigte… Solltest du Lügen, zerreist er dich in der Luft!“

      „Oh, wir werden uns gut verstehen, denn ich mag solche Art… Vertraust du mir, vertraue ich dir! Ich bin Antonius Honoratus und der da ist Manius Furius.“ Der Evocati zeigte auf seinen Begleiter. Sie reichten sich die Arme, als würden sie sich zum ersten Mal sehen…

      „Ich bin Sextus Pompeius Sabinus, Präfekt der Ala der Gallier und Thraker.

      2. Feindschaft bis zum Tod

       67 nach Christus - Frühling (2. Aprilis)

       Imperium Romanum – Exercitus Germania Superior

      Die Rückkehr von Boiuvarios Liburne, bis zur Siedlung der Hermunduren am Moenus, gestaltete sich schwierig und ereignisreich. War es zuerst der Vorteil flussab, weil die Strömung sie trug, mit nur wenig Hilfe der Rojer auskommen zu können, stemmten sich die Kälte und ein ungünstiger Wind gegen ein zügiges Fortkommen.

      Die Kälte bewirkte das weitere Zufrieren der Wasserfläche, so dass letztlich eine nutzbare Fahrrinne von nur geringer Breite verblieb. Der Wind trieb sein Ungestüm gegen die beabsichtige Fahrtrichtung flussab und wenn er sich aufbäumte, weil er ihnen entgegen blies, glaubte Boiuvario mitunter, dass die Liburne auf dem Wasser stand, trotzdem das Segel im Wind flatterte.

      Letztlich blieb ihm nur die Entscheidung, ohne Segel und ohne großen Einfluss der Rojer, allein von der Strömung getragen, vorwärts zu kommen.

      So wie das Wetter umschlug und die Temperaturen anstiegen, brachen zuerst die Eisränder der Fahrrinne. Das war ein gar vergnügliches Anschauen, wenn die Liburne einen solchen Eisrand streifte und Teile der Eismassen sich lösten. Die Besatzung jubelte dem Gubernator zu, erlaubte er sich einen dieser Späße, bis Boiuvario auf das Treiben des noch jungen Besatzungsmitgliedes, den er auf der Rückfahrt erstmalig an das Ruder ließ, aufmerksam wurde.

      Des Trierarch Wut war mit einem heftigen Tritt in des Gubernator verlängerten Rücken verbunden und zwei heftige Faustschläge begleiteten seinen Unwillen.

      „Stronzo, willst du uns umbringen?“ fauchte Boiuvario und fast die gesamte, belustigte Mannschaft starrte erschrocken zum Trierarch.

      Auch der Gubernator stierte den Trierarch an und wusste nicht, welcher Verfehlung er den Tritt und die Schläge verdankte.

      „Mach das noch ein einziges Mal und du schwimmst bis Mogontiacum…“ Boiuvario verstand zwar den Spaß, die Mannschaft aber wohl nicht die Gefahr.

      Es war Gessius, der Segelmeister, der sich einmischte. „Lass ihnen doch wenigstens diesen Spaß, wenn sie schon auf dieser Fahrt sich den Arsch abfrieren…“ lachte er und Boiuvario erkannte im gleichen Augenblick, dass wohl der Vorbesitzer der Liburne im Winter wenig Fahrten unternahm und diese auch nur begann, wenn der Fluss kaum Gefahren bot…

      „Wenn du nicht gleich dein Maul hältst und dich um deinen Scheiß kümmerst, kannst du den Kerl beim Schwimmen begleiten…“ Boiuvario war aufgebracht und trübte die Wut seinen Verstand, neigte er nicht nur zur Brutalität, sondern lebte diese zumeist auch aus.

      In Gerwins und der Verlorenen Begleitung wäre das ein gefährliches Unterfangen gewesen. Hier aber, auf seiner Liburne, war er nicht nur der Herrscher, er fürchtete auch keine Bedrohung, wenn sie nicht die ganze Mannschaft umfasste.

      Ihm war schnell ins Bewusstsein gedrungen, dass weder seine Segelaffen noch seine Rojer allzu viele Mühen aufwendeten und einzig der Gubernator gefordert war, die Liburne in der Flussmitte zu halten. Müßiggang und lange Weile, verbunden mit Nässe und Kälte waren keine nützlichen Begleiter, wenn eine Mannschaft von Unzufriedenheit herausgefordert wurde.

      „Was willst du mir mit deiner Drohung verkünden?“ fauchte Gessius zurück.

      Boiuvario ließ ihn stehen und wandte sich ab, ohne ihn einer Antwort für würdig zu erachten. Ihm drängte sich eine Erinnerung an Gerwins Worte in den Sinn. Diese verkündeten Gefahr. Ging er zu weit und Gessius spürte den Unwillen der Mannschaft, konnte schnell ihm das Schicksal bereitet werden, dass er soeben seinem Segelmeister und dem Gubernator anbot.

      Buteo, Eponias Sohn und sein treuer Begleiter, mischte sich ein. „Seht ihr nicht die Folgen, wenn das Eis bricht und von der Strömung erfasst wird…“

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