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gehabt.

      Doch jetzt floh er nach Westen, genau in die Sonne hinein, und sein Schatten hob sich scharf gegen das gleißende Licht ab.

      Roberto sah die wirbelnden Füße. Er streckte die rechte Hand aus, stützte das Gelenk mit der Linken, dann schoss er zweimal.

      Eine Kugel traf den linken Fuß des Killers und schleuderte ihn nach vorn. Der Mann stürzte und überschlug sich zweimal, um dann reglos liegenzubleiben. Das Gewehr lag in der verkrampften rechten Hand des Gangsters.

      Roberto lief verhalten auf den Mann zu. Er beschrieb einen Halbkreis, so dass er sich zuerst dem Kopf des Killers näherte. Vielleicht war der Bursche besinnungslos, vielleicht auch nicht.

      Der Kerl war nicht bewusstlos. Er riss, als er Roberto nah genug wähnte, das Gewehr herum und wälzte sich auf den Bauch. Die Mündung wies drohend auf den Mafia Jäger.

      Roberto ließ sich auf seine Knie fallen. Er zielte auf den Killer, sein Finger am Abzug zuckte. Die Augen des anderen schienen zu brennen.

      „Lasse es!“, stieß Roberto hervor. Seine Stimme war nur ein unverständliches Krächzen. Der Gangster bewegte die rechte Hand. Der Zeigefinger geriet an den Abzug des Gewehrs.

      Roberto veränderte ein wenig die Zielrichtung der Pistole, und schoss zuerst.

      Die Waffe flog vom Rückstoß in die Höhe. Der Gangster riss den Mund auf. Doch kein Schrei drang aus seiner Kehle. Erst als er die blutende Hand schlenkerte und sie gleich darauf gegen seinen Körper presste, brüllte er wie ein verwundeter Stier.

      Im nächsten Augenblick war Roberto über ihm.

      7

      Roberto entlud das Gewehr des Killers und schleuderte es weit in die Wüste. Nicht weit entfernt entdeckte Roberto den Wagen des Killers hinter einem dürren Gestrüpp aus Salzpflanzen. Der hochbeinige Dodge Ramcharger war vom grauen Staub wie mit Tarnfarbe überzogen. Roberto ließ den Motor an und rangierte das Fahrzeug hinter dem Gestrüpp hervor. Neben dem Killer hielt er an. Er sprang aus dem Wagen und richtete den Kerl auf, der in diesem Moment wieder die Augen öffnete. Der Blick war glasig, klärte sich jedoch schnell, und die Unterlippe begann zu zittern.

      Der Kerl hatte ein flaches Gesicht mit blassen Augen und kleiner, etwas verbogener Nase. Der Hut war ihm vom Kopf gerollt. Das braune lockige Haar war dunkel vom Schweiß. Er stieß einen leisen Schmerzensschrei aus, als Roberto ihn in die Höhe stemmte und gegen die Flanke des Dodge stieß. Der linke Fuß des Mannes hing wie etwas, das nicht zu ihm gehörte, am hochgezogenen Bein. Die rechte Hand war blutig.

      „Wer hat dich geschickt?“, herrschte Roberto den Mann an.

      Der Kerl wollte nicht antworten. Mit flacher Stimme presste er eine Frage hervor. „Sie sind ... Tardelli?“

      Robertos Faust schloss sich hart um den Jackenaufschlag des Gangsters. Dieser Mordversuch hatte ihm, Roberto Tardelli, gegolten. Don Alfredo hatte eine perfekte Falle aufgebaut, in der sich der Sohn seines ehemaligen Leutnants hatte fangen sollen.

      Der Schuss hatte einen anderen jungen Mann erwischt, der eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Mafia-Jäger aufwies. Laverys Pech, dass er im unpassenden Moment den Hut abnehmen musste.

      „Du wirst mir alles sagen“, stieß Roberto hervor. Der Kerl verzog die steifen Lippen zu einem höhnischen Grinsen, das ihn viel Überwindung kosten musste, denn er hatte Angst und litt Schmerzen.

      Roberto beförderte ihn recht unsanft auf die kleine Ladefläche, nachdem er ihm einen Revolver und ein Schnappmesser abgenommen hatte. Dann steuerte er den Wagen zur Gruppe, deren Mitglieder sich inzwischen größtenteils aufgerichtet hatten und dem Wagen in stummer Neugier entgegenblickten.

      Ohne eine Erklärung abzugeben, half Roberto den Cowboys, den verletzten Charles Lavery aufzuladen. Hank Burns hatte den jungen Mann inzwischen verbunden und ihm eine Tetanusinjektion verpasst. Laverys Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen, aber Roberto wusste, dass der Zustand des jungen Mannes nach wie vor als kritisch anzusehen war.

      Hank Burns hatte die Situation inzwischen wieder voll in der Hand. Zwei der Cowboys waren bereits damit beschäftigt, die davongelaufenen Pferde wieder einzufangen. Er gab Ringo einen Wink, und der Cowboy schwang sich zu den beiden Verletzten auf den Wagen, wo er sich neben Lavery auf die Fersen hockte. Der Gangster hatte die Augen geschlossen, aber Roberto wusste, dass er bei Bewusstsein war.

      Hank spähte in das Gesicht des Killers, dann sah er Roberto an.

      „Warum?“, fragte er.

      Roberto hob die Schultern, und der Oldtimer spuckte in den Staub, dann wandte er sich ab.

      „Was geht’s mich an“, knurrte er. „Jeder, der ein Pferd hat, aufsitzen!“, befahl er dann. „Wir müssen uns beeilen!“ Um Roberto kümmerte er sich nicht mehr. Es stand außer Frage, dass Roberto den Beutewagen fuhr.

      Eileen warf Roberto einen rätselhaften Blick zu. „Kann ich mitfahren?“, erkundigte sie sich. „Die anderen können mein Pferd bestimmt mitbringen.“

      Roberto, der bereits hinter dem Steuer Platz genommen hatte, stieß die Beifahrertür auf, und Eileen schwang sich auf die Bank.

      „Das war eine tolle Show, die Sie da abgezogen haben“, sagte sie. Sie strich das Haar aus ihrer schweißfeuchten Stirn. Das Gesicht war ernst.

      Roberto antwortete nicht. Verbissen gab er dem Ramcharger die Sporen.

      8

      Der Vertragsarzt der Green Valley Ranch versprach, so schnell wie möglich mit einem Hubschrauber herauszukommen. Per Telefon gab er Anweisungen, wie der verletzte Gast in der Zwischenzeit zu behandeln sei. Roberto überzeugte sich, dass Lavery in dem klimatisierten Krankenzimmer der Ranch gut untergebracht war.

      „Was geschieht mit dem anderen?“, erkundigte sich Martin Jacobs, der Manager der Gästeranch.

      Der Killer lag immer noch auf der Ladefläche des Dodge, bewacht von einem grimmigen Ringo. Der Cowboy hatte eine Plane über den hinteren Teil des Fahrzeugs gezogen, und der Verletzte lag jetzt immerhin im Schatten. Doch obwohl die Sonne schon tief im Westen stand, war es stickig und heiß unter der Plane. Das Gesicht des Heckenschützen war schweißnass.

      „Ich fahre ihn sofort zum Sheriff“, antwortete Roberto.

      Jacobs zuckte die Achseln. Ihm sollte es recht sein, wenn der Killer so schnell wie möglich von der Ranch entfernt und seinem Verantwortungsbereich entzogen würde.

      Roberto Tardelli bezahlte seine Rechnung und packte seine Sachen zusammen. Er warf den Koffer in den Dodge. Eileen lehnte an der Schattenseite am Fahrerhaus und wartete, bis Roberto fertig war.

      „Sie kommen nicht zurück“, stellte sie fest.

      „Nein“, sagte Roberto kurz.

      „Der Schuss hat Ihnen gegolten, stimmt’s?“

      Sie war hartnäckig. Roberto sah sie stumm an, dann schob er sie sachte zur Seite und kletterte in den Dodge. Nachdrücklich schmetterte er die Tür ins Schloss. Eileens Gesicht schwebte über der Fensterkante.

      „Werden Sie sich erkundigen, wie es ihm geht?“, fragte sie.

      Roberto ließ die Maschine an. Der Motor lief etwas rau, und er bewegte den Fuß auf dem Gaspedal, bis das heftige Vibrieren aufhörte.

      „Warum?“, fragte er.

      „Schließlich steckt die Kugel in seinem Körper. Sie war Ihnen zugedacht.“

      Roberto wandte ihr sein Gesicht zu. Er verzog die Lippen zu einem freudlosen Grinsen. Der Tod war ihm wieder einmal sehr nah gewesen. Doch darüber vergaß er das Mitleid anderen gegenüber nicht. Schließlich kämpfte er seinen Kampf nicht für sich. Er kämpfte ihn für andere. Damit andere leben konnten, ohne ausgeplündert, von Drogenhändlern verführt oder von Kredithaien betrogen zu werden. Natürlich würde er sich nach Laverys Befinden erkundigen. Aber er gab sich hart, weil er nicht wusste, wer das Girl war.

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