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wichtig.“ Der Telefonist wartete ungeduldig.

      Freed zögerte. Feinberg lächelte und stand auf.

      „Wir sehen uns sicher in den nächsten Tagen, Art.“

      Freed nickte abwesend. „Stellen Sie durch“, sagte er. Feinberg schloss leise die Tür hinter sich. Freed sah durch die Scheibe, wie der dicke Journalist durch das Hauptbüro ging. In der Leitung knackte es. „Hallo? Freed? Sind Sie es?“

      „Ja“, antwortete der G-man. Er kannte die Stimme nicht, das registrierte er ganz automatisch. Er beugte sich vor und legte den Schalter um, der das Bandgerät in Betrieb setzte. Er hatte es sich angewöhnt, die meisten seiner Telefongespräche mitzuschneiden, auf jeden Fall diejenigen, die in irgendeiner Weise ungewöhnlich zu werden versprachen.

      Dieses hier war kein gewöhnlicher Anruf, das spürte der G-man.

      Die nächsten Worte des Mannes am anderen Ende bestätigten Freeds Befürchtungen auf unerwartet drastische Weise.

      „Ihr Sohn Ronny trägt heute eine kurze blaue Hose, ein weißes Hemd und weiße Kniestrümpfe.“

      Freed rührte sich nicht, dabei meinte er, jemand stieße ihm ein Messer tief in den Leib.

      „Wir haben ihn in unsere Obhut genommen, als er aus dem Schulbus stieg. Vor fünf Minuten ...“

      „Sie lügen“, brachte Freed hervor. Dabei wusste er, dass der Anrufer die Wahrheit sagte. Niemand rief einen G-man an, um ihn auf diese Weise zu bluffen. Allerdings konnte Freed sich an keinen Fall erinnern, in dem das Familienmitglied eines Special Agenten entführt worden war.

      „Wenn Sie den Jungen lebend wiedersehen wollen, Freed, erklären Sie Ihren Rücktritt. Nehmen Sie Ihren Abschied vom FBI. Wir melden uns wieder.“

      „Hören Sie!“, schrie Freed. „Warten Sie!“ Er schüttelte den Hörer, aber er wusste, dass der Gangster seine Worte nicht mehr hörte. Die Leitung war unterbrochen.

      Freed drückte auf die Taste, die ihm eine Amtsleitung verschaffte. Er wählte die Nummer seines Hauses draußen in Wilshire. Der Hörer wurde nach dem ersten Läuten abgenommen. Er hörte die Stimme seiner Frau.

      „Hallo?“ Die Stimme klang ruhig.

      „Doris“, sagte Freed. „Wo ist Ronny?“

      „Ronny?“ Doris’ Stimme klang jetzt schrill. „Er müsste jetzt gerade ankommen, das weißt du doch ...“

      „Jetzt?“, fragte Freed, sich zur Ruhe zwingend. Er sah auf die Uhr. Es war zwanzig Minuten vor vier. Er wusste genau, dass Ronny immer pünktlich war. Er besuchte eine Privatschule in Beverly Hills. Er hatte keine Freunde aus der Nachbarschaft, die auf dieselbe Schule gingen. „Hör zu, Doris, unternimm jetzt nichts. Gar nichts, verstehst du? Ich bin in einer Stunde zu Hause.“

      „Art, was ist mit Ronny? Willst du es mir nicht sagen?“ Sie beherrschte sich. Es kostete sie große Anstrengung. Freed wusste es.

      „Ich weiß es noch nicht, Doris. Ich werde dir alles erklären, wenn ich nach Hause komme.“

      „Ist er ...“

      „Nein, er hatte keinen Unfall, jedenfalls nicht, wie du denkst. Doris, bitte, du musst Vertrauen haben. Ich muss mich jetzt um etwas kümmern, ja?“

      „Ja. – Art?“

      „Ja, Darling?“

      „Es wird ihm doch nichts geschehen?“

      „Nein, es wird ihm nichts geschehen“, sagte Freed hart. Er spürte einen Druck hinter den Augen, und für einen Moment dachte er daran, aus dem Büro zu stürmen und irgendeinen von der Bande so lange zu schütteln, bis er ihm sagte, wo Ronny steckte.

      Und dann wollte er ihn in Stücke schießen.

      Er legte den Hörer auf und starrte zwischen seine Hände. Er wusste, wer hinter diesem gemeinen Anschlag stand. Er konnte losziehen und es im Alleingang versuchen. Vielleicht hatte er sogar Erfolg, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall müsste er anschließend den Dienst quittieren.

      Das war es offenbar, was die Verbrecher bezweckten.

      Mit zitternden Händen zündete er sich eine Zigarette an, dann stand er auf und trat einen schweren Gang an.

      6

      Roberto spähte über das öde Land. Die flimmernde Luft ließ die Konturen verschwimmen. Hinter sich hörte er die aufgeregten Rufe und Fragen der verängstigten Touristen. Er spürte eine Bewegung neben sich, dann hörte er ihre Stimme.

      „Was hat das zu bedeuten?“

      Ohne den Kopf zu wenden sagte er: „Ich weiß es nicht, Eileen.“ Robertos Interesse konzentrierte sich auf einen flachen Schutthügel, der von zwei Saguaros flankiert wurde, die dort wie Wächter standen. Hinter dem Hügel musste der Heckenschütze liegen. Von dort aus hatte er direktes Schussfeld.

      Als ob der Gangster Robertos Überlegungen bestätigen wollte, jagte er zwei Schüsse aus seiner Waffe. Die Kugeln pfiffen über die Rinne hinweg.

      „Kriechen Sie nach vorn zu Ringo“, sagte Roberto zu dem Mädchen. „Sagen Sie ihm, wenn ich pfeife, soll er mir Feuerschutz geben. Der Heckenschütze liegt hinter dem Hügel dort im Westen.“

      Eileen zog sich zurück. Braves Mädchen, dachte Roberto. Sie stellte keine überflüssigen Fragen. Er wartete zwei Minuten, dann stieß er einen schrillen Pfiff aus.

      Sofort krachten die Schüsse aus Ringos Karabiner, und Roberto schnellte sich über den Rand der Rinne. Im Zickzack rannte er durch die Senke, auf deren anderen Seite sich die Geröllhalde erhob. Wie von selbst glitt die Pistole in seine Hand.

      Der Schweiß rann ihm in die Augen, die Hitze brannte in seiner Lunge. Vor seinen Füßen sprangen Sandfontänen auf. Die Schüsse des Cowboys lagen also nicht nah genug am Versteck des Killers. Roberto warf sich zu Boden und rollte hinter einen kantigen Felsbrocken, wo er sich zusammenkrümmte.

      Seine Brust arbeitete wie ein Blasebalg. Die Schüsse aus dem Karabiner des Cowboys waren verstummt. Scharf bellte die Waffe des Killers. Eine Kugel prallte gegen den Felsen, hinter dem Roberto notdürftig Deckung gefunden hatte. Er blickte zurück. Er konnte den Verlauf der Rinne ausmachen. Die Köpfe der Pferde, die noch nicht die Flucht ergriffen hatten, standen wie abgeschnitten in der Landschaft.

      Dann erkannte Roberto eine andere Bewegung am Rand der Rinne. Ringo hatte den Karabiner nachgeladen, jetzt schob er die Waffe zurecht. Roberto sah den hageren Kopf des Reiters, dann brüllte die Waffe auf und spuckte Blei.

      Roberto flankte über den Stein und hetzte auf den Hügel zu. Eine Weile konnte er einen Saguaro als Sichtschutz benutzen, ehe er die Richtung änderte und sich jetzt in geradem Lauf dem Versteck des Banditen näherte.

      Ringo stellte das Feuer ein, um Roberto nicht zu gefährden. Der Mafia Jäger stürmte die Hügelflanke. Wieder warf er sich zu Boden. Keuchend lag er da, die entsicherte und schussbereite Pistole in der Faust. Seine Handfläche war feucht und glitschig vom Schweiß. Wenn er es nun mit zwei Gegnern zu tun hatte? Er war noch gar nicht zum Nachdenken gekommen. Alles war so schnell abgelaufen. Irgendwie musste der Killer auch hier herausgekommen sein. Bis zur National Straße 19, die von Nogales nach Tucson führte, waren es von hier aus gut zwölf Meilen über unwegsames Gelände.

      Roberto hörte ein Geräusch in seiner unmittelbaren Nähe. Er wälzte sich auf den Rücken. Die Sonne blitzte grell in seine Augen. Er brachte die Pistole in Anschlag, doch er sah kein Ziel.

      Er veränderte seinen Standort um ein paar Körperlängen nach rechts, zog die Knie unter den Bauch, schnellte sich in die Höhe. Nach zwei langen Sprüngen warf er sich wieder auf den Boden. Eine Kugel furchte fast seinen Rücken, der Detonationsknall betäubte sein Ohr, und er glaubte, den Pulverdampf riechen zu können. Er jagte zwei Schüsse aus seiner Luger, um den anderen in Deckung zu zwingen, dann robbte er weiter.

      Er hatte jetzt den Kamm des Hügels erreicht. Überrascht

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