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hier aufzubauen. Vergiss nicht – der Junge, auf den wir hier warten, soll ein ganz ausgeschlafener Bursche sein.“

      „Pah!“, machte Agostini verächtlich. „Den kannst du ruhig mir überlassen! Kümmere du dich um den G-man.“

      „Ich tue, was man von mir verlangt“, sagte der Chicagoer zweideutig. Er wollte noch eine Stichelei loswerden, doch er wurde unterbrochen.

      Ein leiser Summton wurde hörbar, und Agostini drehte sich um. Er kauerte unter dem Fensterbrett, schaltete das Funkgerät auf Senden und sagte: „Hier Gemini, kommen.“

      „Lasse jetzt diesen Code-Quatsch!“, schnarrte eine Stimme aus dem kleinen Lautsprecher. Die Stimme gehörte Carlos Terruzzi, dem zweiten Mann nach Don Alfredo. Agostini verachtete Terruzzi. Der jüngere Caporegime war ein Studierter, ein Mann, der das Geschäft des Verbrechens mit wissenschaftlichen und kaufmännischen Methoden zu betreiben versuchte.

      „Wir haben unsere Positionen bezogen“, berichtete Agostini wichtig. „Wir sind bereit“, fügte er dann überflüssigerweise hinzu. Er hatte das Gefühl, sich vor de Luca aufspielen zu müssen.

      „Das will ich auch hoffen“, schnappte Terruzzi. „Die Arizona-Sache ist nämlich schiefgegangen.“ Agostini gelang es nur mit Mühe, seine Schadenfreude zu verbergen. Was konnte ein so aufgeblasener texanischer Revolvermann gegen den Sohn von Ernesto Tardelli ausrichten, wenn bisher alle an diesem Kerl gescheitert waren, sogar er, der Todesengel! Dieser Roberto Tardelli war mit dem Teufel im Bunde, daran gab es für Angelo Agostini keinen Zweifel. Aber die Bosse haben sich etwas ausgedacht, um den Kerl jetzt endgültig zu schnappen. Sie hatten miteinander palavert, und sogar New York, so hatte Agostini es läuten hören, sollte sich eingemischt haben. Die Männer in der Commissione, dem großen Rat der Mafia, hatten Don Alfredo den texanischen Henker aufs Auge gedrückt.

      Und auch der hatte versagt. Agostini konnte nicht wissen, dass man den Killer aus Dallas mit einer ganz bestimmten Information gesalzen hatte.

      „Er wird also irgendwann bei euch antraben“, sagte Terruzzi.

      „Wir sind bereit“, wiederholte der Todesengel großspurig.

      Terruzzis Stimme verriet einige Skepsis, als er fortfuhr: „Vor einer Stunde hat man ihn zuletzt gesehen. Fünfhundert Meilen östlich von hier.“

      „Dann haben wir ja noch Zeit.“

      „Ja. Vielleicht zwei Tage. Oder zwei Stunden. Denk daran, du bist verantwortlich.“

      „Na klar!“ Angelo warf sich in die Brust. Er wollte sich vor dem Kerl aus Chicago keine Blöße geben. Terruzzi konnte viel reden, wenn der Tag lang war. Wenn es nach dem Unterführer ginge, würde man Roberto Tardelli mit Computern und Paragraphen hetzen.

      „Ich bleibe am Gerät“, schloss der Caporegime. „Schläft nicht ein.“ Es knackte, und das Gerät verstummte.

      De Luca meldete sich erneut. „Es geht mich zwar nichts an, Amigo, aber es interessiert mich doch weshalb seid ihr so sicher, dass dieser Tardelli ausgerechnet bei einem G-man aufkreuzen wird?“

      „Er macht nur verrückte Sachen“, erklärte Agostini. „Er ist eben so.“

      Er begriff es ja selbst nicht, aber er ahnte, dass die Rechnung des Don und der anderen aufgehen würde. Ja, dieser Roberto Tardelli war schon ein verrückter Hund.

      12

      Roberto Tardelli flößte dem verletzten Killer den Rest aus der Wasserflasche ein.

      G-man Arthur Freed. Erinnerungen blitzten im Hirn des jungen Mannes auf. Erinnerungen an den Tag, an dem alles begann.

      Sein Vater und seine Schwester wurden von einer Bombe zerrissen.

      Ric Malento, sein einziger Freund, der ihn am Flughafen abholte. Ehe er sich’s versah, wurden auch er und Ric von der Meute gejagt, von Mafia Killern umstellt. Und von der Polizei. Allen voran ein Detective Lieutenant, der Roberto und Ric jedoch nicht festnehmen wollte. Wozu auch nicht der geringste Anlass bestand.

      Der Cop wollte Roberto abknallen wie einen tollen Hund.

      Roberto handelte automatisch. Er tötete den Detektiv in Notwehr, bevor ihm bewusst wurde, dass der auf Don Alfredos Lohnliste stand. Was er jedoch niemals beweisen konnte.

      Seit diesem Tag befand er sich auf der Flucht, und nicht nur vor der Metropolitan Police von Los Angeles, sondern auch vor den Agenten des FBI. Sie alle suchten ihn. Allen voran G-man Arthur Freed. Im Laufe der Zeit hatte Roberto so etwas wie eine widerwillige Hochachtung vor diesem Mann entwickelt, obwohl es längst nicht mehr Freed persönlich war, der ihn jagte. Freed war ein wichtiger Mann geworden, das hatte Colonel Myer von COUNTER CRIME ihm vor einiger Zeit erzählt. Freed war für höhere Aufgaben vorgesehen.

      Und jetzt hatte der LAM ob Freeds Kind entführt. Adam Petrie hatte mit brüchiger Stimme erzählt, was er wusste. Für jeden Schluck Wasser hatte er etwas mehr preisgegeben. Don Alfredos Gangster hatten Freeds kleinen Sohn gekidnappt und wollten den G-man erschießen. Don Alfredo wollte aufräumen. Sich seine Feinde vom Hals schaffen. Freed und Roberto Tardelli.

      Roberto schleuderte die Flasche in eine Ecke. Er witterte die Falle.

      „Bitte, Tardelli! Lasse mich nicht verrecken! Du hast es versprochen!“ Anklagend hob der Texaner seine rechte Hand.

      Roberto zündete sich eine Zigarette an. Er versuchte, den Gedanken zurückzuhalten, der sich in seinem Kopf ausbreitete. Los Angeles. Die Höhle des Löwen. Die Todeszone. Die Stadt, in der er mehr Feinde hatte als in der übrigen Welt zusammen.

      Er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste. Er allein. Dabei wollte er sich einreden, dass es ihm nicht um Arthur Freed ging.

      Vielleicht stimmte das auch. Vielleicht bekam er, Roberto Tardelli, jetzt die Chance, auf die er so lange gewartet hatte. Vielleicht konnte er mit Freed sprechen, ihn überzeugen. Vielleicht konnte er ihm einen Dienst erweisen und ihn sich auf diese Weise verpflichten.

      Großer Gott, ja, er hatte eine Chance, vielleicht eine einmalige, nie wiederkehrende Chance, endlich den Haftbefehl loszuwerden.

      Er wirbelte herum. Er sah, wie sich die Augen des Killers weiteten, wie sie jede seiner Bewegungen verfolgten. Adam Petrie hatte Angst, hier einfach zurückgelassen zu werden. Er hatte Schauermärchen über den schlanken jungen Mann gehört.

      Aber Roberto würde den Kerl nicht zurücklassen und ihn dem sicheren Tod ausliefern. Er löschte das Licht und öffnete die Tür. Der Ramcharger stand als dunkle, kantige Masse auf dem Vorplatz.

      Roberto schaffte den Killer aus der Hütte und führte ihn zum Wagen. Als die kalte Nachtluft über das schweißnasse Gesicht des Gangsters strich, begannen dessen Zähne zu klirren.

      Roberto schob den Mann auf den Beifahrersitz, wo er ihn mit dem Sicherheitsgurt festschnallte. Kurz darauf schwankte der geländegängige Wagen in der ausgewaschenen Fahrrinne zurück.

      13

      Um elf Uhr fünfzehn zerriss das schrille Klingeln des Telefons die totenähnliche Stille im dunklen Haus an der Hicksville Road, in der Nähe des Wilshire Boulevard. Freed nahm den Hörer an sich.

      „Hallo?“, meldete er sich.

      „Ich bin’s, Barbara.“ Barbara Kristof war Doris’ Schwester. „Sie liegt jetzt im Bett“, sagte Barbara. „Aber sie schläft noch nicht.“

      Freed sagte nichts dazu.

      „Art, hörst du mich?“

      „Ja, natürlich.“

      „Willst du mir die Wahrheit sagen? Ich meine, ich könnte sie vielleicht eher vertragen.“

      „Ich weiß.“

      „Wirst du Ronny zurückholen?“

      „Ja.“

      „Ich meine, Art, verstehe mich nicht falsch, du bist ein G-man, und ich kenne

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