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Sunfrost wechselte einen erstaunten Blick mit Van Doren.

      Offenbar hat man uns bereits erwartet!, dachte sie und stellte sich dennoch vor. »Ich bin Rena Sunfrost, Captain der STERNENKRIEGER im Dienst des Space Army Corps der Humanen Welten.«

      »Unsere Entfernten Verwandten haben uns von ihrer Begegnung mit euch berichtet«, erklärte Geralgar. »Wer sind eure Begleiter? Ihren Schiffstyp konnten wir nicht identifizieren!«

      »Es handelt sich um K'aradan-Schiffe. Sie sind unsere Verbündeten.«

      »Sind sie gut bewaffnet?«, erkundigte sich der Oberste Krisenfall-Entscheider zu Renas Überraschung.

      »Sie wissen sich – genau wie wir – zu verteidigen. Aber wir kommen in friedlicher Absicht.«

      »Unsere Entfernten Verwandten waren sich über eure Absichten nicht ganz einig«, erläuterte der Rodanag jetzt. »Ihr habt nach Informationen gesucht, die die Vergangenheit betreffen.«

      »Das ist richtig.«

      »Aber ihr habt auch durch euren Beschuss das Entstehen eines Wurmlochs verhindert.«

      »Wir mussten eine unmittelbar drohende Gefahr abwenden.«

      Es folgte eine Pause. Renas fühlte den Blick von Bruder Guillermo auf sich ruhen.

      Na, habe ich jetzt diplomatisch alles vergeigt?, fragte sie sich.

      Offenbar war sie nicht die Einzige, der diese Frage durch den Kopf ging. »Wir sind noch in Kontakt«, flüsterte Lieutenant Jamalkerim, nachdem sich der Rodanag mit seiner Erwiderung bedenklich viel Zeit ließ.

      Schließlich sagte Geralgar: »Ich lade euch in unsere Bewohnte Provinz ein. Dort kann ich euch vielleicht ein auch für euch interessantes Angebot unterbreiten. Was denkst du darüber, Captain Sunfrost?«

      »Es scheint um eine Art von Handel zu gehen?«, wich Sunfrost einer direkten Beantwortung der Frage zunächst aus.

      Schließlich hatte sie nicht den geringsten Schimmer, worauf diese Unterhaltung eigentlich hinauslaufen sollte. Der Rodanag schien da sehr viel konkretere Vorstellungen zu haben, auch wenn Rena das Gefühl nicht loswurde, dass Geralgar ihr gegenüber nicht ganz offen war.

      »Ja, es ist ein Handel«, bestätigte der Rodanag. »Wir würden euch die Auswertung unserer Datenspeicher gestatten, die wahrscheinlich die letzten Informationsquellen über die Basir sind…«

      »Und was wäre unsere Gegenleistung?«, hakte Sunfrost nach, der die ganze Sache inzwischen ziemlich suspekt erschien.

      »Darüber möchte ich mich gerne mit einer Delegation unterhalten. Menschliche Gäste wären uns sehr willkommen…«

      »Wir werden darüber nachdenken und so schnell wie möglich unsere Entscheidung bekannt geben«, versprach Sunfrost. »Aber zuvor hätte ich noch ein paar Fragen.«

      »Ich werde sie dir nach besten Wissen und Gewissen beantworten, Sunfrost«, erwiderte Geralgar. »Allerdings solltest du dabei bedenken, dass es Dinge gibt, die vielleicht wirklich besser von Sprechmembran zu Sprechmembran ausgetauscht werden.«

      »Diesen Aspekt werde ich nicht aus den Augen verlieren«, erwiderte Rena. »Meine Frage bezieht sich auf die gut hundert Raumschiffe, die sich in einem Radius von einer halben astronomischen Einheit um den Himmelskörper bewegen, dem wir den Namen Objekt 442 gegeben haben.«

      »Wir nennen ihn die Bewohnte Provinz«, gab Geralgar zurück. »Und was diese Schiffe angeht, so gehören sie nicht zu uns, sondern den Dabsokaar – fremden Raumnomaden, die sich zu uns verirrt haben.«

      »Das haben wir inzwischen auch herausgefunden«, erwiderte Sunfrost.

      »Du willst wissen, ob ihr etwas von ihnen zu befürchten habt?«, fragte Geralgar.

      »Ja«, bestätigte Rena.

      »Das habt ihr nicht«, meinte Geralgar. »Technisch sind diese Schiffe den euren vollkommen unterlegen. Die Dabsokaaer durchqueren im Unterlichtflug das All und leben an Bord ihrer Raumschiffe. Sie sind auf gewisse Art unsere Gäste. Ihr habt nichts zu befürchten.«

      »Ich denke, wir werden mit ihnen Kontakt aufnehmen, bevor wir dich über die Annahme oder Ablehnung deines großzügigen Angebots informieren werden«, erklärte Sunfrost.

      Es war schwer einzuschätzen, ob dem Rodanag Renas Antwort möglicherweise nicht behagte. Renas Intuition sagte ihr, dass es sich genau so verhielt. Vielleicht lag das aber auch einfach nur an der Verzögerung, mit der die Antwort gegeben wurde und die Rena so erschien, als suchte ihr Gegenüber erst noch nach einer diplomatisch verträglichen Formulierung, um ihr zu antworten.

      »Es ist nichts dagegen einzuwenden«, sagte Geralgar. »Mein Angebot ist allerdings mit einer Bedingung verbunden.«

      »Und die wäre?«, fragte Rena.

      »Eure drei Begleitschiffe bleiben in einem Abstand von mindestens vier astronomischen Einheiten um die Bewohnte Provinz. Bitte verstehe das nicht falsch, aber wir wollen zunächst einmal ganz sicher gehen, dass ihr unsere Heimat tatsächlich in friedlicher Absicht aufsucht.«

      »Dafür habe ich Verständnis«, erklärte Sunfrost.

      »Das freut mich zu hören. Ich erwarte also deine Antwort.«

      Die Verbindung wurde unterbrochen.

      *

      Rena atmete tief durch. Sie erhob sich von ihrem Schalensitz und ließ den Blick schweifen. Mit Ukasi, Taranos, Riggs, Van Doren und Jamalkerim war die Stammbesatzung auf der Brücke.

      Dazu kam noch Bruder Guillermo, der die ganze Zeit über damit fort gefahren war, die aufgefangenen Funkbotschaften zwischen Rodanag und Dabsokaar weiter auszuwerten.

      Inzwischen hatte sich der Olvanorer bereits ein sehr viel klareres Bild gemacht.

      »I.O., ich bitte um Ihre Einschätzung!«, forderte Rena Sunfrost ihren Ersten Offizier auf. Van Doren war auf Grund der Tatsache, dass er gegenüber einer Besatzung feindlicher Qriid-Kämpfer Humanität hatte walten lassen und dabei die Sicherheit der eigenen Besatzung aufs Spiel setzte, vom Captain der DAEDALUS zum Lieutenant Commander und Ersten Offizier an Bord der STERNENKRIEGER herabgestuft worden.

      Da er älter und raumerfahrener war, hatte sein Urteil in Renas Sicht der Dinge ein besonderes Gewicht. Anfangs hatte sie sich dagegen gesträubt, zu akzeptieren, dass einer ihrer Untergebenen offenbar deutlich mehr Kompetenz und Erfahrung besaß, als sie selbst.

      Inzwischen hatte sie sich damit allerdings abgefunden – zumindest meistens – und sich vorgenommen, die Kompetenz ihres Ersten Offiziers auch in Anspruch zu nehmen. Letztlich konnte das immer nur von Vorteil für das Gelingen der gesamten Mission sein.

      »Ich denke, wir sollten auf das Angebot der anderen Seite eingehen«, meinte Van Doren.

      »Es könnte eine Falle sein«, glaubte indessen Ukasi.

      »Wir mögen den Dabsokaar-Schiffen ja weit überlegen sein – aber erstens gilt das schon mal nicht für ihr Beschleunigungsvermögen und zweitens haben wir bislang nicht die kleinste Ahnung, welche Bewaffnung diese Schiffe besitzen. Vielleicht sind sie auch darin Spitze und am Ende sind wir von ihren Schiffen dermaßen eingekreist, dass wir ihre leichte Beute werden können!«

      Bruder Guillermo hatte ganz andere Bedenken. »Ich glaube, der schwierigste Teil der Mission wird es sein, die K'aradan davon zu überzeugen, hier zurückzubleiben und einfach abzuwarten, bis wir den Orbit von Objekt 442 wieder verlassen!«

      »Ich möchte zu bedenken geben, dass der Oberste Krisenfall-Entscheider der Rodanag vielleicht deswegen nichts mehr über Gegenleistung sagen wollte, weil er die Gefahr gesehen hat, dass er abgehört wird!«, war Lieutenant Jamalkerim überzeugt.

      Van Doren war derselben Ansicht. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht.«

      »Kommunikation! Stellen Sie mir eine Verbindung zur SEELE ARADANS her!«, forderte Commander Sunfrost.

      Jamalkerim

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