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Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer
Читать онлайн.Название Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket
Год выпуска 0
isbn 9783745213065
Автор произведения Reinhard Köhrer
Жанр Научная фантастика
Издательство Readbox publishing GmbH
Aber Geralgar hütete sich davor, von diesen inneren Zweifeln auch nur das kleinste bisschen nach außen dringen zu lassen. Schließlich war er der Krisenfall-Entscheider. Man erwartete von ihm, dass er die Situation löste und seine Einfälle dazu beitrugen, dem Volk der Rodanag des Verheerten Landes gegen alle Widrigkeiten eine gute Zukunft zu sichern.
Geralgar war von so viel Optimismus in sein Amt getragen worden und hatte sich anfangs der rückhaltlosen Unterstützung aller sicher sein können. Wie einen Erlöser hatten sie ihn angebetet in der Hoffnung, sich keine eigenen Gedanken mehr über ihre Zukunft machen zu müssen. Und ich war dumm genug ihnen zu glauben, so wie ich dumm genug war, die Schmeicheleien in Bezug auf meine Schönheit zu glauben.
Geralgar wandte den Kopf und starrte auf die 3-D-Projektion in der Mitte des Raumes. Er erinnerte sich noch daran, dass es in seiner Jugend möglich gewesen war, diese Projektion in einem guten Dutzend Räumen innerhalb der Bewohnten Provinz zu aktivieren.
Jetzt war nur noch dieser Raum übrig geblieben, der darum den Namen Saal der weiten Sicht bekommen hatte. Niemand wusste, weshalb die Projektion der Ortungsdaten anderswo nicht mehr aktiviert werden konnte, wie auch niemand wusste, weshalb eigentlich nicht mehr einzelne Teilbereiche herangezoomt werden konnten. Diejenigen unter den Rodanag, die sich selbst die Systemspezialisten nannten, hatten vergeblich versucht, den alten Zustand wiederherzustellen.
Aber es war ihnen bis heute nicht gelungen und Geralgar hatte den leisen Verdacht, dass sie im Grunde viel zu wenig über jenes System wussten, dessen Spezialisten sie eigentlich hätten sein sollen.
Wir leben in einem endlosen Äon des Verfalls und des Niedergangs, ging es Geralgar durch den Kopf. Ein Gedanke, der ihn zeitweilig zutiefst deprimierte. Aber es gibt keine Möglichkeit, an diesem Zustand etwas zu ändern. Der Weg des Schicksals ist für uns vorgezeichnet – und er führt direkt in den Abgrund des Vergessens. Es sei denn, eines Tages würden doch noch die Götter zurückkehren. Und wenn sie nicht mehr existierten, dann wenigstens ihre Helfer, die Etnord oder die Basir…
Aber abgesehen von einigen rätselhaften Botschaften, die die noch funktionierenden Empfänger der Bewohnten Provinz als eine Art Relaisstation an irgendeinen Ort in den geheimnisvollen Tiefen des Kosmos abstrahlten, hatten die Rodanag nichts mehr von diesen Wesen gehört.
Es gab sporadischen Kontakt zu den Rodanag eines anderen Siebener-Systems, dass sich den Berichten nach in einem nicht ganz so maroden Zustand befand wie das Verheerte Land. Die Impulse, die bei diesen Kontakten verwendet wurden, waren weitaus schwächer als jene, die aus der Weiten Ferne stammten und vielleicht zehntausende von Lichtjahren unterwegs gewesen waren. Die Dabsokaar empfanden auch sie als angenehm, aber nur in der Anfangszeit hatten sie sie sich dadurch noch in mentale Ekstase versetzen lassen. Inzwischen war ein Stadium der Desensibilisierung erreicht, in dem die Raumnomaden einen derartigen Impuls nicht einmal mehr größere Dankgebete für würdig hielten. Die Botschaften aus der fernen Weite konnten durch die Rodanag jedoch nicht beeinflusst werden. Blieben sie aus, steigerte sich die Unzufriedenheit der Dabsokaar und die Rodanag warteten mittlerweile immer mit großer innerer Anspannung auf sie.
Eines Tages, das war wohl mittlerweile jedem Rodanag der Bewohnten Provinz klar, würden sich die Fremden holen, was sie begehrten…
Sie würden es zumindest versuchen und ehe sie feststellen konnten, dass sie einer Chimäre nachjagten, hatten sie dann vermutlich die Bewohnte Provinz zerstört und die Lebensgrundlagen der letzten Rodanag vernichtet…
Wäre es nicht deine Aufgabe als Krisenfall-Entscheider, etwas mehr Optimismus zu verbreiten?, meldete sich eine kritische Stimme irgendwo aus dem gewaltigen im Rodanag-Sinn des Wortes besonders schönen Hinterkopf des Kopffüßers, der jetzt beinahe regungslos zu einem Standbild erstarrt war. Das erfordert mentale Stärke und innere Stabilität – und angesichts der Lage mangelt es dir ebenso sehr daran wie allen anderen Bewohnern der Provinz. Aber dennoch wird von einem Krisenfall-Entscheider mehr erwartet als von einem gewöhnlichen Individuum…
Ganz besonders galt das für den Fall, dass dieser Krisenfall-Entscheider schön war…
Geralgars Augen fixierten eine ganz bestimmte Zone in dem von der Projektion erfassten Raumsektor.
Vier Objekte waren dort aufgetaucht, die dort zuvor noch nicht gewesen waren.
Ein kleiner Warnhinweis zeigte an, dass es sich um unbekannte Objekte handelte, die den Ortungsbereich des Verheerten Landes erst vor kurzem erreicht hatten.
»KOORDINATOR!«, sprach Geralgar die künstliche Intelligenz der Bewohnten Provinz an.
Auch ihre Funktionen waren im Laufe der Zeit auf ein Minimum zusammengeschmolzen und wenn man ihre Dienste anforderte, wusste man vorher nicht mit Sicherheit, dass sie auch tatsächlich reagierten. Geralgar grauste schon vor dem Tag, an dem der KOORDINATOR – wieso vieles andere – nicht mehr aktivierbar war.
Aber dieses Mal meldete er sich.
»Der KOORDINATOR erkennt dich als Krisenfall-Entscheider«, sagte eine für Rodanag-Gehörzellen angenehm klingende Stimme. »Deine Autorisation ist akzeptiert. Du wünschst meine Dienste?«
Der Krisenfall-Entscheider streckte einen seiner Tentakel aus und reichte damit in die Projektion hinein. »Ich möchte eine genauere Identifikation dieser vier Objekte.«
»Der automatische Abgleich mit bekannten Raumfahrzeugen hat ergeben, dass es sich nicht um Dabsokaar-Schiffe handelt«, erklärte der KOORDINATOR.
»Sind weitere Spezifikationen möglich?«, hakte Geralgar nach.
»Ist auf Wunsch in Bearbeitung. Ich gebe zu bedenken, dass dafür knappe Energieressourcen verbraucht werden und es ansonsten möglich wäre, das KOORDINATOR-System im Bereitschaftsstatus zu halten.«
»Ich möchte diese Identifikation trotz des damit verbundenen Mehrbedarfs an Energieressourcen!«, sagte Geralgar.
»Akzeptiert. Bedenken des KOORDINATORS wurden protokolliert!«
Geralgar spreizte zwei Tentakel ab und gab mit dieser Geste, die von einem Kameraauge des KOORDINATORS aufgezeichnet wurde, sein Einverständnis. Die KI verstand diese Geste.
Noch!, dachte Geralgar. Irgendwann wird der KOORDINATOR vielleicht nur noch über Sensorfelder eingegebene Befehle akzeptieren oder uns sonst was an Schwierigkeiten machen…
Über die geradezu legendären Fähigkeiten, die der KOORDINATOR zur Zeit des Großen Krieges gehabt hatte, kursierten noch heute Legenden unter den Rodanag. Geralgar hielt vieles davon für Übertreibungen. So war es offenbar eine der Aufgaben des KOORDINATORS gewesen, die Flotte von Abwehrraumdrohnen zu steuern und in den Kampf zu führen, wenn dies nötig war.
Das geschah vollkommen automatisch, ohne dass irgendein Rodanag dazu irgendetwas beitragen musste. Ein einziger Befehl des Krisenfall-Entscheiders genügte – und in dem Extremfall, dass vielleicht eine Kontaktaufnahme nicht möglich war oder es dem Feind durch einen Überraschungsschlag gelungen sein sollte, die Befehlshierarchie der Rodanag zu zerschlagen, war er sogar in der Lage gewesen, eigenständig zu reagieren.
Erst die Kontaktaufnahme mit einem mehrere hundert Lichtjahre entfernten Siebenersystem, in dem diese Funktionen des KOORDINATORS noch aktiviert waren, hatte Geralgar und den seinen gezeigt, dass vielleicht doch nicht alles ins Reich der Legenden gehörte, was man sich über das Computersystem der Bewohnten Provinz so erzählte…
Eine der Wände im Saal der weiten Sicht verwandelte sich in einen gigantischen Bildschirm. Allerdings deutete eine deutliche Unschärfe im rechten Bildrand darauf hin, dass sich auch hier ein Systemversagen ankündigte. Die Unschärferegion hatte sich seit dem Auftauchen der Dabsokaar verdoppelt. Das sprach nach Geralgars Ansicht für sich, aber leider gab es keinen lebenden Rodanag, der zu einer Reparatur in der Lage gewesen wäre.
Auf