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      »Ich kann nur hoffen, dass Kommandant Baldor nicht versucht, seinen abstrusen Souveränitätsspruch gegen diese Flotte von Dabsokaar durchzusetzen«, unkte Bruder Guillermo.

      *

      Es dauerte nur wenige Minuten bis sich Baldor wieder meldete.

      Lieutenant Jamalkerim wies darauf hin, dass die SEELE ARADANS in dieser Zeit keinerlei Funkkontakt aufgenommen hatte. Weder zu ihren Schwesterschiffen noch über Sandström-Funk zu ihrem Oberkommando.

      »Das bedeutet, dass sich Baldors vorgesetzte Instanz an Bord der SEELE ARADANS befindet«, stellte Van Doren fest, und Rena musste ihm zustimmen.

      Wenig später ließ Sev Baldor die Bombe platzen. »Lurdre Traanlak, der Chef unseres Geheimdienstes Narumet befindet sich an Bord der SEELE ARADANS. Er wird Sie zu den Rodanag begleiten!«

      »Wir sind einverstanden«, erwiderte Sunfrost.

      Im nächsten Moment meldete Riggs, dass eine Fähre aus dem Hangar der SEELE ARADANS ausgeschleust worden war und auf die STERNENKRIEGER zusteuerte.

      So können sich die Zeiten ändern, dachte Sunfrost. Noch vor wenigen Monaten hätte unsere galaktische Abwehr sonst was darum gegeben, diesen Mann in ihre Gewalt zu bekommen –

      jetzt begleitet uns Traanlak als Verbündeter und Mitglied unseres Außenteams!

      *

      Die Fähre der K'aradan dockte an die STERNENKRIEGER an und Sunfrost ließ es sich nicht nehmen, Traanlak persönlich in der Außenschleuse zu empfangen.

      Zu diesem Zweck ließ sie sich von Bruder Guillermo begleiten.

      Eigentlich war er zwar bei der Auswertung der Kommunikation innerhalb des Kar'shandre-Systems

      unverzichtbar, aber Rena wollte bei dieser Begegnung gerne jemanden dabei haben, der andere so gut beurteilen konnte wie der Olvanorer.

      Traanlak trat allein durch die Schleuse. Rena hatte damit gerechnet, dass er sich nur in Begleitung von mehreren Leibwächtern in ein Schiff der Humanen Welten wagte.

      Mochte sich in den vergangenen Monaten auch viel im Verhältnis zwischen K'aradan-Reich und Humanen Welten zum Besseren getan haben, sodass man sich inzwischen gegenseitig als verlässliche Verbündete betrachtete, so war Rena durchaus bewusst, dass Lurdre Traanlaks Rolle dabei nach Ansicht von GalAb-Experten mehr als zwiespältig blieb. Seine politischen Ziele waren schwer einzuschätzen – abgesehen davon, dass man durch die eigenen Agenten wusste, dass es wohl Traanlaks langfristiges Ziel war, ein eigenes Hohes Haus zu gründen. Es gab sogar Spekulationen, nach denen er insgeheim die Alleinherrschaft im K'aradan-Reich anstrebte.

      Aber dazu war er wohl doch nicht mächtig genug.

      Bislang zumindest…

      »Seien Sie gegrüßt, Captain Sunfrost«, sagte Traanlak.

      »Willkommen an Bord, Sir«, erwiderte Sunfrost. »Sie sind allein gekommen?«

      »Wie mir die Mitarbeiter des Narumet berichten, sind die Raumschiffe der Humanen Welten zumeist so konstruiert, dass wenig Platz für Quartiere bleibt. Daher dachte ich, ich mache Ihnen weniger Umstände.«

      »Wie schön, dass Sie sich hier sicher fühlen.«

      »Ich habe vollkommenes Vertrauen zu Ihnen, Captain. Wir sind Verbündete, das sollte niemand von uns vergessen, auch wenn wir für einige Zeit auf verschiedenen Seiten gekämpft haben. Aber diese Epoche ist nun vorbei. Ein flüchtiges Intermezzo – oder was meinen Sie?«

      »Ich teile Ihren Optimismus, was das Bündnis zwischen K'aradan und Menschen angeht«, erklärte Sunfrost. Irgendwie hast du auch schon einmal überzeugender geklungen.

      »Bringen Sie mich auf die Brücke«, verlangte Traanlak. »Ich möchte jede Einzelheit dieser Mission mitbekommen und eventuell eingreifen können!«

      »Natürlich«, nickte Rena und wechselte mit Bruder Guillermo einen viel sagenden Blick.

      *

      Rho-Dong glich einem insgesamt etwa drei Meter langem Wurm, dessen hintere Körperhälfte auf einer Schleimspur über den Boden rutschte, während die vordere Hälfte zu einer Höhe von anderthalb Metern aufgerichtet war. Unterhalb des Kopfes befand sich ein Paar feingliederiger Extremitäten. Rho-Dong rutschte auf den farbig markierten Platz des Kommandanten zu. Der Boden der gesamten Brücke war mit einer Schleimschicht von mehreren Millimeter bedeckt, was einfach dadurch bedingt war, dass es sich um einen der am meisten frequentierten Räume des Raumschiffs EWIGE REISE handelte.

      Eigentlich gab es Schleimentferner, die dafür zuständig waren, dass die Absonderungen der Dabsokaar nicht zu einem Sicherheitsrisiko wurden. Ein bisschen Schleim war notwendig für einen Dabsokaar, um sich fortzubewegen, aber zu viel Schleim konnte dazu führen, dass er ausrutschte.

      Doch die Arbeitsmoral der Fußbodenreiniger hatte erheblich nachgelassen, seit sich die Dabsokaar im Bann der Glückseligkeit befanden. Rätselhafte Impulse, die von den Bewohnern der Dunkelwelt, um die die EWIGE REISE zusammen mit Dutzenden von weiteren Raumschiffen der Dabsokaar jetzt in einer stabilen Umlaufbahn kreiste, aus der Tiefe des Alls herbeigerufen und teilweise wohl auch selbst erzeugt werden konnten. Impulse, die eine noch nicht erforschte Wirkung auf die Dabsokaar-Gehirne hatte, die einem Zustand höchster Glücksekstase gleichkam.

      Wenn es nur die Bodenreiniger wären, die völlig in den Bann dieser Impulse geraten wären…, dachte Rho-Dong sorgenvoll.

      Aber im Grunde genommen galt das für die Führungsschicht der Dabsokaar genauso.

      Alle vier genetischen Hauptlinien der zwitterhaften Dabsokaar waren von dieser Entwicklung betroffen – die Dong-Linie, aus denen sich die Führungskräfte und Raumkommandanten rekrutierten ebenso wie die kriegerischen Deng, die Dang, aus deren Reihen die meisten Techniker stammten oder die Dyng, die einfache Tätigkeiten wie das Reinigen der Böden vom Schleim der anderen verrichteten.

      Rho-Dong war das gewählte Oberhaupt des Nomadenrates, der obersten Instanz, die die Dabsokaar kannten. Die meisten ihrer Schiffe oder Schiffsverbände hatten sich freiwillig der Autorität dieses Rates unterstellt, der für gewöhnlich die Ziele des Raumschiffskonvois festlegte, der im Unterlichtflug von System zu System flog. Immer auf der Suche nach genügend Rohstoffen. Hin und wieder trieben die Dabsokaar auch Handel. Nur sehr selten war es bislang vorgekommen, dass sich kleinere Gruppen auf Welten, die von ihren Lebensbedingungen her als geeignet erschienen, niedergelassen hatten. Das Gros der Dabsokaar war immer dem Ruf des Nomadenrates gefolgt. Ihre Heimat waren ihre Raumschiffe.

      Aber seit das erste Dabsokaar-Schiff die Glückseligkeit empfangen hatte, war das anders geworden.

      Immer mehr Schiffe der Raumnomaden waren im Orbit dieser Dunkelwelt hängen geblieben. Dass auf manchen von ihnen inzwischen die Rohstoffe knapp zu werden drohten und außerdem die Disziplin unter den Besatzungen erheblich nachgelassen hatte, schien sowohl eine Mehrheit im Nomadenrat als auch unter den Crews nicht weiter zu stören.

      Dass die geistig etwas einfacher gestrickten Angehörigen der genetischen Dyng-Linie so dachten, wunderte Rho-Dong nur mäßig.

      Er selbst hatte inzwischen erhebliche Zweifel, ob es wirklich der richtige Weg für die Dabsokaar sein konnte, sehnsuchtsvoll auf die Impulse der Glückseligkeit zu warten und darüber alles andere zu vergessen.

      Aber wenn dann wieder einer dieser unvergleichlichen Impulsschauer durch sein Hirn brandete, machte auch Rho-Dong keine Ausnahme. Er wünschte sich dann nichts sehnlicher, als dass dieser Zustand auf ewig anhalten würde, und er wäre bereit gewesen, wirklich alles dafür zu tun, dass der nächste Glückseligkeits-Impuls nicht so lange auf sich warten ließ.

      Manchmal hatte er danach sogar den Eindruck, dass die Rodanag aus einer sadistischen Neigung heraus den Zeitraum bis zur Abgabe des nächsten Impulses künstlich dehnten.

      Schon seit längerem gab es daher Stimmen im Nomadenrat, die vorschlugen, die Dunkelwelt kurzerhand zu erobern, um die Glückseligkeit unter Kontrolle zu bekommen. Insbesondere die Vertreter

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