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stoße mit dem Messer nach ihm, und als er lachend ausweicht, schlage ich die brennende Fackel zwischen seine Beine. Er schreit auf, wohl eher vor Überraschung und Schreck, doch er ist lange genug abgelenkt, dass ich zu ihm springen und die Klinge in seinen Hals stechen kann.

      Er taumelt zurück, ohne dass ich das Messer wieder herausziehen kann und ich muss es loslassen, um nicht von seiner Klinge getroffen zu werden. Aber ich habe ja noch die Fackel, die ich mit aller Kraft in sein Gesicht schlage. Beim Zurückweichen stolpert er und fällt nach hinten.

      Ich kann die anderen hören und beschließe, Sakun seinem Schicksal zu überlassen. Ohne Messer, nur noch mit einer Fackel in der Hand, renne ich weiter.

      Bald erreiche ich das Lager und halte auf das Zelt des Königs zu. Die beiden Wachen versuchen, mich aufzuhalten, aber ich kann sie austricksen und komme an ihnen vorbei ins Zelt.

      König Askan sitzt aufrecht in seinem Bett und starrt mich an. Bevor ich jedoch etwas tun kann, werde ich von den Wachen gepackt und auf den Boden gedrückt.

      Ich lasse es widerstandslos zu und rufe: „Ich brauche deinen Schutz, Askan!“

      Die Wachen drehen meine Arme auf den Rücken und halten ihre Klingen an meinen Hals. Askan steht auf und kommt näher. Er gibt den beiden Männern ein Zeichen, woraufhin sie mich aufstehen lassen, aber meine Arme nach wie vor auf dem Rücken festhalten.

      „Was ist geschehen?“, erkundigt sich der König.

      „Moyto ...“, erwidere ich keuchend. „Seine Männer und er haben mich aus dem Wagen geholt und in den Wald gebracht. Sie wollten mich mit Gewalt nehmen und dann töten!“

      Askans Augen verengen sich zu Schlitzen. Dann blickt er an mir vorbei. „Gaskama, überprüfe den Wagen.“

      Ich höre jemanden herausgehen, kann aber den Kopf nicht bewegen.

      „Wenn das wahr ist, dann wäre das ein ungeheuerlicher Vorfall“, bemerkt der König. „Es wäre gegen meinen ausdrücklichen Befehl hin geschehen.“

      „Es ist wahr!“, erwidere ich, während die Tränen in meine Augen schießen.

      Askan nickt. „Gleich wissen wir es.“ Er blickt wieder an mir vorbei und ich höre Gaskama sagen: „Der Käfig wurde aufgeschlossen, mit einem Schlüssel. Moytos Lager ist leer. Ich lasse sie suchen.“

      Askan mustert mich, dann wendet er sich an die Wachen: „Lasst sie los. Ich glaube ihr.“

      Als sie von mir ablassen, falle ich auf die Knie und vergrabe das Gesicht in den Händen. Ich höre, wie jemand das Zelt betritt und berichtet. Sie haben drei Tote gefunden. Wenig später erzählt noch ein anderer, dass Moyto und die überlebenden Männer erwischt wurden.

      Ich blicke hoch.

      Askan und Gaskama stehen vor mir und beobachten mich.

      „Was meinst du, Gaskama? Würden die es wirklich wagen, ohne Befehl so zu handeln?“

      Gaskama schüttelt den Kopf.

      „Befragt sie. Und morgen treffe ich meine Entscheidung.“

      „Ja, Herr. Was soll mit ihr werden? Soll ich sie in den Käfig zurückbringen?“

      „Nein, sie kann hier schlafen.“

      Gaskama zieht eine Augenbraue hoch.

      „Dort, in der Ecke.“ Askan deutet auf eine Stelle im Zeit. „Legt ihr was dahin, damit es nicht zu hart ist. Und stellt keine Fragen.“

      „Ist gut.“ Gaskama lächelt ansatzweise, dann befiehlt er, dass einer seiner Männer für das Lager sorgen soll, und geht hinaus.

      Schließlich bleibe ich mit dem König allein.

      „Eigentlich sollte ich Angst vor dir haben“, bemerkt er.

      „Wieso?“, frage ich und wische die Tränen mit dem Unterarm ab.

      „Du hast drei kampferprobte Söldner getötet. Kannst von Glück reden, dass sie es nicht für nötig gehalten haben, dich zu fesseln.“

      „Sie haben mich geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt, als sie mich aus dem Käfig holten.“

      Seine Augen weiten sich. „Trotzdem hast du es geschafft?“

      „Männer werden leichtsinnig, sobald sie ihr Ding in den Händen halten“, erwidere ich verächtlich.

      Er lacht auf. „Ich sollte wirklich Angst vor dir haben“, sagt er dann.

      „Ich habe nicht vor, dir etwas zu tun“, sage ich leise.

      „Da habe ich ja wohl Glück. Versuch jetzt zu schlafen, es sind noch einige Quons bis zum nächsten Gong.“

      Ich nicke und erhebe mich. Während er sich in sein Bett legt, mache ich es mir in meiner Ecke bequem. Im Vergleich zum Käfig ist es wirklich bequem. Trotzdem kann ich nicht einschlafen, im Gegensatz zum König, dessen Atemzüge bald verraten, dass er nicht mehr wach ist.

      Hoffentlich ändert er bis zum Hellwerden nicht seine Meinung. Eigentlich glaube ich es nicht, bisher machte er nicht den Eindruck, als ob sehr vergesslich wäre. Dennoch frage ich mich, warum er mich nicht in den Käfig zurückbringen ließ. Interessiert es ihn etwa auch, wie ich unter dem Kleid aussehe?

      Selbst wenn, scheint er mich nicht gegen meinen Willen nehmen zu wollen. Das spricht eindeutig für ihn.

      Zwischendurch döse ich dann doch ein und mal wieder lässt mich der Gong hochschrecken.

      Ich setze mich auf und sehe mich um. Das Lager des Königs ist leer und ich höre Stimmen von draußen. Nach kurzem Nachdenken erhebe ich mich und gehe vor das Zelt.

      Die Soldaten bilden einen Ring. Askan und Gaskama stehen vor Moyto und dem verbliebenen Rest seiner Leute. Sie sind gefesselt und sehen aus, als wäre die Befragung schmerzhaft gewesen.

      Als Moyto mich sieht, grinst er breit.

      Askan und Gaskama drehen sich um, dann kommt Gaskama zu mir und zieht mich am Arm zwischen sich und den König. Askan lächelt mir aufmunternd zu.

      „Nun, da Kyo auch dabei ist, will ich mein Urteil verkünden!“, sagt er dann mit kräftiger Stimme. „Moyto und seine drei Männer sind des Hochverrats schuldig. Sie haben im Auftrag eines Mannes, dessen Namen sie nicht verraten wollen, versucht, Kyo zu vergewaltigen und zu töten!“

      Vergewaltigen? Bedeutet das, einer Frau gegen ihren Willen das Ding reinzustecken? Dafür gibt es ein eigenes Wort?!

      „Zum Glück konnte Kyo sich befreien und verteidigen. Dadurch brauchen wir uns nur noch an vier Verrätern die Hände schmutzig zu machen. Jedem von ihnen wird eine Hand abgehackt, alsdann an einen Baum gefesselt, nackt und mit Honig eingeschmiert! Das ist mein unabänderliches Urteil!“

      Die Verurteilten schreien auf und beginnen, ihn und mich zu beschimpfen, mit Worten, deren Bedeutung ich höchstens erahnen kann. Ob ich es genauer wissen will, dessen bin ich mir nicht so sicher.

      Aber einer anderen Sache bin ich mir sehr sicher.

      Ich wende mich an den König. „Was bedeutet unabänderlich?“

      „Dass keine Begnadigung mehr möglich ist“, antwortet Gaskama.

      Ich blicke Askan an. „Ich will mit Moyto kämpfen. Ohne Waffen.“

      „Was?!“

      „Bist du wahnsinnig, Mädchen?“, fragt Gaskama, genauso entsetzt.

      „Er wollte mich töten! Ich habe ein Recht darauf!“

      Moyto lacht laut auf. „Ja, genau! Lasst die Wahnsinnige doch kämpfen und bringt mich danach um!“

      Ich werfe ihm einen hasserfüllten Blick zu, dann sehe ich wieder Askan an.

      „Warum?“, fragt er nachdenklich. „Er wird dich töten.“

      „Wird er nicht!

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