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will gegen ihn kämpfen.“

      „Das hast du schon gesagt.“ Askan wirft einen Blick in die Runde. Die Soldaten scheinen das auch für Wahnsinn zu halten.

      „Askan“, sage ich. „Du hast mich in deinem Zelt schlafen lassen, weil du mir vertraust. Vertraue mir jetzt auch!“

      Ein breites Grinsen erscheint auf seinem Gesicht, dann sieht er Gaskama an. „Was sagst du dazu?“

      „Sie ist wahnsinnig“, murmelt der.

      „Ist das alles?“

      „Nein.“ Ich höre, dass er seufzt. „Sie hat recht, sie hat seine Männer getötet, was selbst für kampferfahrene Soldaten eine Herausforderung gewesen wäre. Trotzdem gefällt es mir nicht, denn es ist nicht nötig.“

      „Ist es wohl!“, erwidere ich heftig. „Er hat mich nackt gesehen, er hat sein Di... er wollte mich vergewaltigen!“ Mein Gefühl sagt mir gerade, dass nur ich das Ding so nenne. Wenn sie mich ernst nehmen sollen, muss ich aufpassen, was ich sage.

      „Einverstanden“, sagt Askan und nickt. „Die anderen schauen zu und werden danach hingerichtet, gemäß meinem Urteil. Und du, Kyo, du tötest ihn gefälligst.“

      „Ist gut“, erwidere ich.

      Gaskama schüttelt kurz den Kopf, dann begleitet er mich in den Ring. Moytos Männer werden zur Seite gezerrt, sodass sie alles sehen können. Gaskama packt Moyto und schneidet seine Fesseln durch.

      „Ich schneide dir eigenhändig das Herz heraus, während es noch schlägt, wenn du gegen die Regeln verstößt“, teilt er ihm mit.

      „Du scheinst die Kleine ja sehr zu mögen“, erwidert Moyto grinsend. „Warum lässt du sie dann kämpfen?“

      „Weil ich zusehen möchte, wie sie dich tötet. Ich möchte die Verzweiflung in deinen Augen sehen, kurz bevor dir klar wird, dass du von ihr getötet wirst. Diesen letzten Moment, in dem du noch klar denken kannst, bevor dein Geist ein für alle Mal ausgelöscht wird.“

      Moyto starrt ihn an, die Soldaten flüstern. Ich spüre ihre Blicke auf mir und weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll, dass Gaskama mir plötzlich diese Dinge zutraut. Ich weiß ja nicht einmal, ob ich sie mir zutraue. Vielleicht wäre es vernünftig, einfach fortzulaufen.

      Andererseits, auch wenn ich mich nicht erinnere, wer und was ich bin, so viel habe ich bereits über mich herausgefunden: Ich laufe nicht weg. Das mag unvernünftig sein.

      Aber ich laufe nicht weg. Schon gar nicht vor meinen eigenen Entscheidungen.

      Ich atme tief durch.

      „Spürst du etwa schon deinen nahen Tod?“, erkundigt sich Moyto spöttisch.

      „Nicht meinen“, erwidere ich, jetzt sehr ruhig.

      Ich werfe einen Blick auf Askan und Gaskama, dadurch übersehe ich beinahe, dass Moyto einfach losrennt. Auf mich zu. Er ist unglaublich schnell. Askan hat mich ja gewarnt.

      Ich schaffe es nicht, ihm auszuweichen. Er packt mich am Hals, während ich mich nach hinten werfe. Dabei stemme ich meine Füße gegen ihn, und als ich auftreffe, strecke ich die Beine aus. Vom eigenen Schwung getragen und mit meiner Hilfe fliegt er weiter, überschlägt sich in der Luft und landet ebenfalls auf dem Rücken, allerdings viel härter als ich.

      Ich höre die Soldaten aufschreien.

      Wahrscheinlich lenkt mich das zu sehr ab, denn als ich mich aufrichte, steht Moyto bereits auf den Füßen und überrennt mich erneut. Das Spiel von soeben wiederholt sich, erst lande ich auf meinem Rücken, dann er wesentlich unsanfter auf seinem.

      Allerdings bin ich diesmal vorgewarnt und richte mich sehr schnell wieder auf. Genau wie Moyto. Ich springe auf ihn zu, er schlägt blitzschnell mit der Faust nach mir. Der Treffer wirft mich um. Er packt meine Haare und zieht mich schnell durch den Ring. Der Schmerz macht mich blitzartig wieder wach, denn der Schlag raubte mir zuerst die Sinne.

      Ich weiß, was er vorhat. Er hält auf eine der Feuerstellen zu, er hat ja mitbekommen, was ich mit seinen Leuten gemacht habe.

      Ich schaffe es, mich auf den Bauch zu drehen und aufzurichten, bevor er etwas dagegen unternehmen kann. Er holt erneut mit der Faust aus, dieses Mal bin ich aber vorbereitet. Er hilft mir auch noch, indem er mich an den Haaren zu sich zieht. Ich springe gegen ihn, dabei reiße ich das linke Knie hoch und zwischen seine Beine. Mit einem unterdrückten Schrei lässt er meine Haare los und taumelt zurück.

      Ich springe hoch und trete mit beiden Füßen gegen seinen Kopf. Das wirft ihn um. Er landet schließlich auf dem Bauch und hält sich das Ding. Oder was auch immer.

      Ich werfe mich auf seinen Rücken und bevor er reagieren kann, lege ich den linken Arm von vorne um seinen Hals. Den anderen Arm drücke ich gegen seinen Nacken und packe mit der linken Hand den rechten Arm.

      Er richtet sich auf. Ich spüre seine gewaltigen Muskeln und verstärke den Griff um seinen Hals. Mit einer Hand versucht er den würgenden Arm zu lockern, doch ich hake mich mit aller Kraft in den hinteren Arm ein. Gleichzeitig lege ich die Beine um seine Hüften und trete mehrmals mit den Fersen gegen seinen Unterleib.

      Er fällt auf die Knie und verlegt sich nun darauf, nach meinem Kopf zu schlagen. Doch in diesem Winkel hat er keine Kraft und ist so langsam, dass ich nur harmlose Treffer abbekomme. Sie tun zwar weh, aber sie richten keinen Schaden.

      Ich kann spüren, wie seine Halsmuskeln sich lockern, und verstärke den Griff. Als er sich nach hinten wirft und mit seinem Gewicht auf mir landet, verschränke ich die Beine vor seinem Bauch und drücke die Oberschenkel mit aller Kraft zusammen. Das schnürt ihm zusätzlich die Luft ab, denn die Muskeln der Schenkel sind die kräftigsten des ganzen Körpers, das habe ich bereits herausgefunden.

      Seine Abwehrbewegungen mit den Händen werden kraftloser. Er schlägt nicht mehr, sondern versucht, meine Haare zu packen, doch ihm fehlt die Kraft, sie auch nur festzuhalten.

      Dann erlahmen seine Arme und liegen neben seinem Körper. Die Beine zucken noch, er röchelt. Das bleibt noch eine Weile so. Ich glaube, das ist der Augenblick, vom dem Gaskama gesprochen hat. Und solange ich noch die Spannung in seinem Körper spüre, drücke ich mit aller Kraft gegen seinen Hals.

      Dann erschlafft er langsam. Mir kommt es zumindest sehr langsam vor. Die Beine zucken nicht mehr, die Arme liegen ruhig. Kein Röcheln. Ich kann an seinem Kopf vorbei die Augen sehen, die nun starr nach oben blicken.

      Ich lasse ihn los. Er bleibt bewegungslos liegen. Mit etwas Mühe rolle ich ihn von mir runter und merke, dass ich selbst auch kaum Luft kriege. Ich lege den Kopf auf den Boden, Arme und Bein ausgestreckt, und ringe verzweifelt nach Luft.

      Ansonsten ist es sehr still.

      Irgendwann taucht Gaskama in meinem Blickfeld auf. Er schaut nach Moyto, dann sieht er zu Askan und schüttelt den Kopf. Anschließend beugt er sich über mich.

      „Wie geht es dir?“

      „Irgendwie fühle ich mich ziemlich müde“, erwidere ich.

      „Ihr geht es gut!“, ruft er zum König.

      „Das habe ich doch gar nicht gesagt ...“

      „Du machst schon wieder Scherze, also geht es dir gut.“ Er hilft mir, mich aufzusetzen.

      Die Soldaten sind immer noch völlig still. Sie starren mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Bewunderung an. Ich bin auch entsetzt, denn ich habe den Tod eines Menschen noch nie so nahe erlebt wie gerade. Und ich bin entsetzt, dass ich zu so was fähig bin. Körperlich und seelisch.

      Ich sehe Gaskama an. „Konntest du es sehen?“

      Er nickt stumm.

      Ich erhebe mich. Bin noch etwas wackelig, aber es wird langsam besser. Mit Gaskamas Hilfe gehe ich zum König, der mich genauso fassungslos anstarrt wie die anderen.

      „Befehl ausgeführt“, sage ich.

      Er schüttelt

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