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dreht sich um und geht ins Zelt, wir beide folgen ihm. Draußen löst sich die Spannung, die Soldaten reden leise miteinander. Askan setzt sich auf seinen Thron, der wohl immer mitgenommen wird, wenn er auf Reisen geht, und wirft einen nachdenklichen Blick auf mich.

      „Wer bist du?“

      „Das weiß ich immer noch nicht.“ Wieso fragt er? Ich habe ihm doch im Kerker erzählt, dass ich keine Erinnerungen mehr habe.

      „Es war nur so eine Frage“, erwidert er und atmet tief durch. „Ich habe so etwas noch nie gesehen. Und ich habe viele Menschen sterben sehen. Ich hab selber in Schlachten getötet, mit Schwert, mit Axt. Aber das ...“

      „Geht mir genauso“, bemerkt Gaskama. „Was soll mit ihr geschehen?“

      Ich blicke ihn unsicher an, doch er erwidert meinen Blick zwar ernst, aber auch beruhigend.

      „Sie wird uns begleiten, wie geplant. Allerdings nicht im Käfig. Sie kann bei Meitor mitfahren. Wir sollten bald aufbrechen, denn morgen ist wieder Oseum.“

      Bevor Gaskama antworten kann, ertönt draußen ein grauenvoller Schrei. Er stockt kurz, dann sagt er „Ist gut.“ und verlässt das Zelt. Dann ertönt der zweite Schrei und kurz darauf der dritte.

      „Du solltest dich säubern“, sagt Askan. „Dein Gesicht ist voller Blut. Zum Baden ist jetzt keine Zeit mehr.“

      Er befiehlt Meitor, der jetzt reinkommt, um den Abbau des Zeltes zu beaufsichtigen, mir Tücher zu besorgen, mit denen ich mich dann einigermaßen wieder herrichte, während das Zelt abgebaut und auf den Versorgungswagen verladen wird, den Meitor fährt.

      Ich mustere den Käfigwagen und bin sehr froh, dass ich meine Reise nicht darin fortsetzen muss.

      Der nächste große Rast ist an einem Flussufer. Ich springe vom Versorgungswagen. Nachdem mein Angebot, beim Aufstellen des Zeltes zu helfen, freundlich aber bestimmt zurückgewiesen wird, gehe ich im Fluss etwas abseits baden. Bis ich zurückkomme, steht das Zelt und die Feuer lodern.

      Während ich zum großen Zelt gehe, spüre ich die Blicke der Männer auf mir. Das nasse Kleid zeichnet die Konturen meines Körpers nach, ich hätte noch etwas warten sollen. Doch nun ist es zu spät. Angst habe ich nicht, ich weiß, dass ich respektiert werde.

      Was ich nicht weiß, ist, was ich eigentlich für den König bin. Eine Gefangene? Zumindest werde ich nicht wie eine behandelt. Niemand sagte etwas, als ich vorhin fortging, auch jetzt will niemand wissen, wo ich war. Abgesehen davon, dass es offensichtlich ist.

      Von Meitor habe ich während der Fahrt viel erfahren, hauptsächlich über Marbutan, Askans Land. Er redet gern und viel, was mir nur recht ist, denn ich möchte nicht reden. Vor allem solange ich gar nicht weiß, was mein Status ist.

      Versuchsweise spaziere ich in das Zelt Askans. Die Wachen bemerken es, aber sie unternehmen nichts, um mich daran zu hindern. Vor Kurzem war das noch anders.

      Askan und Gaskama sind im Zelt und unterhalten sich. Als ich eintrete, blicken sie auf. Beide lächeln mich freundlich an.

      Ich lächele zurück.

      „Du solltest öfter lächeln“, stellt der König fest. „Wie fühlst du dich?“

      „Ich habe Hunger.“

      „Hast du noch nichts gegessen seit heute Morgen?“

      „Meitor hat ihr etwas gegeben“, erwidert Gaskama. „Dafür durfte oder musste sie in der Zeit die Zügel festhalten. Sie sah … etwas erschrocken aus.“ Er grinst genauso wie vorhin, als er die Szene vom Pferd aus beobachtet hat.

      „Das Zelt steht hier, also ist alles gutgegangen“, meint Askan, aber er kann sich ein Grinsen auch nicht verkneifen.

      „Wollt ihr, dass ich aufhöre zu lächeln?“

      Askan schüttelt den Kopf. „Es gibt gleich etwas zu essen, das ist zu riechen.“

      „Und sie kann mit völlig ernstem Gesicht Dinge sagen, die sie nicht ernst meint“, bemerkt Gaskama. „Ich kümmere mich mal um das Essen.“

      Während er an mir vorbei geht, zwinkert er mir zu. Ihn kann ich wohl nicht mehr hereinlegen.

      Askan kommt näher und legt die Hände auf meine Schultern. Obwohl ich mich ohne mein Zutun versteife, lässt er seine Hände dort.

      „Du hast im Fluss gebadet? Es gibt hier auch eine Badewanne mit warmem Wasser.“ Er deutet nach hinten auf etwas aus Holz.

      „Das wusste ich nicht.“

      „Es ist nicht schlimm.“ Er lässt mich los und geht zu dem, was er Badewanne nannte. Unterwegs zieht er sein Hemd aus, sodass ich seinen muskulösen Oberkörper sehen kann. Neben der Wanne zieht er auch den Rest aus und klettert dann ins Wasser.

      Ich gehe langsam näher. Sein Ding irritiert mich. Es hängt schlaff herunter. Alle, die ich bisher gesehen habe, waren hart und zeigten eher nach oben. Warum seins nicht?

      Er mustert mich fragend. „Möchtest du auch baden? Hier ist noch Platz.“

      Ich verneine kopfschüttelnd.

      „In jedem Fall bekommst du morgen andere Sachen. Dieses Kleid ist schmutzig. Unangenehmerweise haben wir keine Kleider dabei, du wirst es also mit Sachen von mir vorliebnehmen müssen.“

      „Sie sind zu groß.“

      „Bis Kasunga wird es gehen. Besser als das Kleid.“

      „Ist gut.“

      Er lacht kurz auf. „Hast du das von Gaskama?“

      Ich nicke.

      „Er mag dich und freut sich, dass du nicht mehr im Käfig hocken musst.“

      „Du hättest mich ja nicht da einsperren lassen müssen.“

      „Doch, das musste ich. Die Ereignisse haben mir die Möglichkeit gegeben, dir die Freiheit zu geben.“

      „Du bist doch der König.“

      „Auch ein König muss sich an Regeln halten, wenn er nicht will, dass er als schlechter König gilt. Meine Leute haben dich für eine Mörderin gehalten.“

      „Und jetzt, wo sie sogar dabei zugesehen haben, wie ich jemanden töte, nicht mehr? Das verstehe ich nicht.“

      „Es geht nicht um das Töten. Sie sind Soldaten, auch sie haben schon getötet. Es geht darum, wie und wen. Sie haben gesehen, dass du die Wahrheit sagst. Sie und ich glauben, dass du die anderen Soldaten unter ähnlichen Umständen getötet hast, weil du dich verteidigen musstest.“

      „Das ist wahr.“

      „Warum hast du es nicht gesagt?“

      „Wer hätte mir schon geglaubt?“

      „Ich zum Beispiel.“

      „Obwohl du auch so ein Ding ...“ Ich unterbreche mich und beiße mir auf die Unterlippe. Verlegen starre ich auf den Boden.

      Askan mustert mich nachdenklich. „Du hast bisher wohl nur schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht, scheint mir.“

      „Zumindest erinnere ich mich an keine anderen.“

      „Ich verstehe. Nun, eigentlich ist die Vereinigung zwischen Mann und Frau ein Akt der Liebe, bei dem Kinder entstehen. Wenn auch nicht immer. Und es macht durchaus auch Spaß.“

      „Den Männern?“

      „Und auch den Frauen. Wenn sie dazu nicht gezwungen werden, sondern es freiwillig tun.“

      Das kann ich mir nicht vorstellen, wie das gehen soll, daher schweige ich lieber.

      „Kyo, warum bist du eigentlich näher gekommen?“

      „Weil … weil dein Ding anders aussah als die anderen.“

      „Ich verstehe. Es heißt übrigens Glied. Oder Geschlecht. Manche

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