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trocknete ihre Tränen. Es sollten die letzten sein, die sie heute geweint hatte. Aber dieses Mal vor Glück.

      »Natürlich verzeihe ich dir. Es war ja auch meine Schuld – ich hätt’ vielleicht gleich mit Reinhard zu dir hochkommen sollen, und net erst wegfahren. Dann wär alles net so kompliziert geworden.«

      »Es ist ja ausgestanden, Gott sei Dank«, sagte er und zog sie mit sich fort.

      Pfarrer Trenker und Elkes Bruder schauten ihnen hinterher.

      »Ich denk’, wir sollten ihnen etwas Zeit lassen«, sagte der Geistliche. »Die beiden haben viel zu bereden.«

      Reinhard Kerner nickte erleichtert.

      *

      Sophie Trenker setzte das Wasser mit den Zwiebeln und Gewürzen auf, in dem sie den Fisch kochen wollte. Sie hatte den Sud kräftig gesalzen. Nebenan stand eine Mehlschwitze bereit, mit der sie später einen Teil der Fischbrühe zur Sauce verkochen wollte. Mit einem guten Löffel Senf und einem Schuß Sahne würde daraus die leckerste Senfsauce, wonach sich sogar die ›Fischköpf‹ im hohen Norden die Finger lecken würden, wie Maximilian Trenker sich auszudrücken pflegte.

      Die Haushälterin regulierte die Hitze unter den kochenden Kartoffeln, und nachdem sie den Kopfsalat gewaschen und geschleudert hatte, machte sie sich daran, die Zeit bis das Essen fertig war, zum Aufräumen des Küchenschranks zu nutzen.

      Zuerst nahm sie sich das linke obere Fach vor, Himmel, das wurde wirklich höchste Zeit! Sophie verstand überhaupt nicht, wieso schon wieder solch ein Chaos darin herrschte. Sie hatte erst vor ein paar Wochen darin Ordnung geschaffen.

      Die Haushälterin nahm die Kaffee- und Teedosen heraus. Ein angebrochenes Päckchen Kakao stand darin, und etliche Päckchen Puddingpulver. Sophie überlegte, daß es schon ewig her war, daß sie einen Pudding zum Nachtisch gekocht hatte. Zur Zeit gab es soviel frisches Obst, Äpfel und Birnen, das sie zu Kompott verkochte oder einweckte, so daß die Süßspeisen, wie Cremes und Puddings ein wenig vernachlässigt wurde. Aber vielleicht würde sie am Sonntag mal wieder einen Schokoladenpudding servieren. Hochwürden aß ihn ebenso gerne, wie sein Bruder. Besonders mit Vanillesauce.

      Von draußen hörte sie das Krachen und Splittern von Holz. Dadurch wurde sie daran erinnert, daß es noch einen Gast im Pfarrhaus gab. Der Moislinger-Karl war damit beschäftigt, Holz für den Kamin zu hacken. Das würde zwar erst im Herbst gebraucht, aber ein Vorrat zu haben, sei nicht schlecht, hatte Hochwürden gesagt und dem Haderlump die Axt in die Hand gedrückt.

      Bei dem Anblick war der Haushälterin angst und bang’ geworden.

      In Gedanken ein Kreuz schlagend, nahm sie die Puddingpäckchen aus dem Fach – und erstarrte.

      Eingeklemmt zwischen Schokolade- und Vanillegeschmack steckten zwei Geldscheine!

      Mit zitternden Fingern nahm Sophie Tappert das Geld und faltete die Scheine auseinander. Verblüfft starrte sie auf das so schmerzlich vermißte Geld.

      Sophie spürte, wie es ihr heiß und kalt wurde. Diese Blamage, dachte sie. Herr im Himmel, ich hab’ ihn zu unrecht verdächtigt.

      Mit klopfendem Herzen wartete sie auf die Männer, die nacheinander herein kamen. Die Haushälterin trug wie gewohnt das Essen auf, diesmal ohne auf Max’ Kommentare einzugehen. Bevor Pfarrer Trenker jedoch das Tischgebet sprechen konnte, legte Sophie Tappert das Geld auf den Tisch. Alle Augen richteten sich darauf, dann schauten die Männer sie an. Die Haushälterin schluckte, dann wandte sie sich an den Obdachlosen.

      »Herr Moislinger, ich hab’ Ihnen Unrecht getan«, sagte sie leise. »Ich hab’ Sie des Diebstahls bezichtigt, obwohl Sie unschuldig waren. Das Geld ist gefunden. Offenbar war meine eigene Schusseligkeit schuld daran, daß ich es net gleich gesehen hab’, als ich danach suchte. Ich bitt’ Sie herzlich um Verzeihung, und hoff’, daß Sie einer uneinsichtigen Frau vergeben können.«

      Pfarrer Trenker war erstaunt. Dies war eine ungewöhnlich lange Rede für seine Perle, die ansonsten eher schweigsam war. Die Sache mußte ihr recht peinlich sein, daß sie sich so breit ausgelassen hatte.

      Karl Moislinger indes schüttelte den Kopf, und dabei überzog ein breites Grinsen sein Gesicht.

      »Gnädige –, äh, ich mein natürlich, liebe Frau Tappert, es gibt nichts, was ich Ihnen verzeihen müßt«, antwortete er. »Seh’n Sie, unsereins ist’s gewohnt, daß man zuerst auf die Schale schaut, aber sich net für den Kern interessiert. Auch ich bin schuld, denn ich hab’ ja gestohlen. Zwar kein Geld, aber Schinken und Wurst. Sie mußten also glauben, daß ich auch das Packerl an mich genommen habe. Ich gebe zu, ich hab’s dort liegen seh’n, aber Geld macht net glücklich, wenn man’s net durch ehrliche Arbeit verdient. D’rum bin ich ja auch nach Engelsbach rüber und hab’ die Schein’ im Schrank gelassen. Ich hätt’s ja schon früher gesagt, aber ich bin ja net so recht zu Wort gekommen, bei Ihnen.«

      Er schaute treuherzig in die Runde.

      »Und nun laßt uns endlich den Fisch essen. Er wird ja ganz kalt, der Arme!«

      »Amen«, sagte Pfarrer Trenker.

      *

      Es war ihr letzer gemeinsamer Tag. Morgen würde Elke zurück nach München fahren, und Carsten seine lange Reise nach Hamburg antreten.

      Ein letztes Mal wanderten sie die Berge hinauf. Gleich nach der Frühmesse, die sie besuchten, brachen sie auf, einen Rucksack voller Proviant im Gepäck.

      Gegen Mittag lagerten sie auf einer Almwiese. Die Sonne schien herrlich, und um sie herum dufteten Blumen und Kräuter.

      Carsten hatte seine Arme um Elke geschlungen. Sie saßen auf dem Boden und schauten sich in die Augen.

      »Ich bin so glücklich, daß alles nur ein tragischer Irrtum war«, sagte Carsten. »Ich glaube, ich habe mich wie ein Dummkopf benommen.«

      Elke schüttelte den Kopf.

      »Nein«, erwiderte sie. »Vielleicht werde ich eines Tages erfahren, was dir geschehen ist, daß du so reagiert hast. Ich würde mich freuen, wenn du es mir einmal erzählen wolltest.«

      »Das will ich«, nickte Carsten. »Du wirst meine Frau, und es wird keine Geheimnissse zwischen uns geben.«

      »Ja, das wollen wir uns versprechen. Und, daß wir immer für einander da sind. Ich hab’ in dir die Liebe meines Lebens gefunden.«

      Zärtlich küßte er ihren Mund.

      »Das war die schönste Liebeserklärung, die ein Mann je bekommen hat«, sagte er. »Auch ich habe sie gefunden, die große Liebe. Du bist sie. Du bist mein ganzes Glück.«

Cover Wohin das Schicksal dich trägt

      Sepp Reisinger, der Wirt vom Hotel ›Zum Löwen‹, in St. Johann, schaute verwundert auf das Schreiben, das der Briefträger eben mit den anderen Postsendungen hereingebracht hatte. Da es sich offenbar nicht um einen der üblichen Reklamebriefe handelte, hatte Sepp den Umschlag gleich aufgerissen und den Brief gelesen. Immer noch erstaunt über dessen Inhalt, ging er an die Küchendurchreiche hinter dem Tresen und rief nach seiner Frau.

      »Komm doch mal. Das mußt dir ansehen!«

      Irma Reisinger steckte ihren Kopf durch die Durchreihe.

      »Was gibt’s denn?« fragte sie ungeduldig. »Ich hab’ alle Hände voll zu tun.«

      »Ja, ja«, wiegelte ihr Mann ab. »Aber das hier mußt’ einfach lesen. Maria Devei kommt zu uns.«

      »Wer?«

      Irma kam durch die Tür, die Küche und Gastraum trennte.

      »Maria Devei, die bekannte Sängerin. Hier steht’s schwarz auf weiß. Mei, das wird eine Bombenreklame für unser Hotel.«

      Seine Frau hatte ihm den Brief aus der Hand genommen und gelesen. Er kam von der

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