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sich Elke, nachdem sie sich zugeprostet hatten.

      »Was ich Sie immer noch hab’ fragen wollen«, wandte Sepp Reisinger sich an Carsten Henning. »Es ist ja noch net offiziell, aber so, wie’s ausschaut, werden wir wohl in absehbarer Zeit ein neues, größeres Hotel bauen. Könnt’ man da net zusmmenarbeiten, wie hier in St. Johann, und Sie in Hamburg? Ich mein’, man könnt’ sich doch gegenseitig den Gästen empfehlen.«

      »Im Prinzip ist nichts dagegen zu sagen«, antwortete Carsten. »Allerdings werde ich nicht mehr lange im ›Stadt Hamburg‹ sein. Ich plane, hierher, genauer gesagt, nach München zu ziehen. Ich werde aber gerne mit meinem Nachfolger darüber sprechen. Geben Sie mir doch einfach ein paar Ihrer Hausprospekte mit. Ich lege sie gerne bei uns an der Rezeption aus. Unter unseren Gästen sind bestimmt viele, die gerne auch einmal einen ruhigen Urlaub in den Bergen verbringen wollen.«

      Sepp Reisinger schaute sich um, ob jemand der anderen Gäste etwas von ihrer Unterhaltung mitbekommen konnte. Dabei machte er eine verschwörerische Miene.

      »Ich kann’s Ihnen ja schon verraten – aber das muß natürlich unter uns bleiben – es ist schon einiges geplant, um St. Johann für Gäste noch attraktiver zu machen. Sie werden sich noch wundern. Wenn S’ in einem Jahr mal wieder herkommen, werden S’ den Ort net wiedererkennen.«

      Elke und Carsten sahen sich an. Erwiderten aber nichts auf Sepp’s begeisterte Ausführungen. Wie hätten sie dem armen Mann auch klar machen sollen, daß aus den Plänen wohl nichts würde.

      Statt dessen hoben sie ihre Gläser und prosteten sich zu. »Auf, daß alle guten Wünsche in Erfüllung gehen.«

      *

      Reinhard Kerner lachte breit, als er seine Schwester in die Arme schloß, ihr erstauntes Gesicht erheiterte ihn.

      »Grüß’ dich, Schwesterherz«, sagte er. »Laß dich anschau’n. Sieht man’s dir an, daß du verliebt bist?«

      »Blödmann«, antwortete sie. »Deshalb bist ja net hergekommen, um das festzustellen. Aber sag’ wieso kommst du heut’ schon? Du hattest doch Freitag gesagt, und wir haben erst Dienstag.«

      Die junge Frau hatte ihren Bruder zufällig auf dem Parkplatz des Hotels getroffen. Sie war gerade auf dem Weg zu ihrem Auto, als sein Wagen dort einbog. Elke war daher völlig überrascht. Sie küßte ihn liebevoll auf die Wange.

      »Am besten fahren wir gleich los«, drängte Reinhard. »Ich konnte es heute morgen noch dazwischen schieben, muß am Nachmittag aber, pünktlich um drei, wieder in München sein. Ich hab’ mir halt gedacht, es geht ja auch um einen ganzen Batzen Geld bei der Sache hier, darum wollt’ ich’s so schnell, wie möglich erledigt habe.«

      Er warf ihr einen Seitenblick zu.

      »Außerdem wollt’ ich dir noch ein paar Tage Urlaub gönnen«, meinte er. »Ich könnt’ mir denken, daß es dir gerade jetzt gut paßt.«

      Elke fiel ihm jubelnd um den Hals und küßte ihn.

      »Du bist ein Schatz«, rief sie. »Carsten wird Augen machen! Ich wollt’ übrigens gerade zu der Stelle an der die Talstation gebaut werden soll.«

      »So, Carsten heißt er also. Na, dann wollen wir uns mal beeilen und ihn net lange warten lassen. Ich bin schon gespannt auf ihn.«

      Sie stiegen in seinen Wagen, und Reinhard Kerner lenkte nach Elkes Angaben. Daß sie aus einem Hotelfenster heraus beobachtet wurden, ahnten sie nicht. Nach einer Viertelstunde ließ die junge Frau ihren Bruder anhalten.

      »Hier geht’s net mehr weiter, nur noch zu Fuß«, erklärte sie.

      Die beiden standen unterhalb des Höllenbruchs, und Elke zeigte ihrem Bruder, worauf es ihr ankam.

      »Dort oben, die beiden Gipfel, dort sollen Skipisten angelegt werden, da drüben eine Seilbahn, die zum Gletscher hinaufführt, und hier unten müßte die Talstation gebaut werden.«

      Reinhard Kerner war lange genug in seinem Beruf, um auf den ersten Blick feststellen zu können, um was für ein abwegiges Projekt es sich hier handelte.

      »Allein’, was an neuen Straßen gebaut werden müßte«, sagte er kopfschüttelnd. »Dort drüben scheint mir ein Mischwald zu stehen. Der müßte weg, um Raum für die Parkplätze der Talstation zu schaffen. Die Hänge muß man begradigen. Das bekommt man doch niemals genehmigt. Ich möcht’ net wissen, wieviele geschützte Tierarten dort im Wald und an den Hängen leben.«

      Er nahm das Gutachten zur Hand, das Elke angefertigt und mitgebracht hatte. Immer wieder nickte er, während er darin las. Schließlich legte er seinen Arm um die Schwester.

      »Nein, nein«, stellte er fest. »Das hast du schon ganz richtig erkannt. Wir können gar kein anderes Urteil abgeben. Bestimmt wird es dem Herrn Bruckner net schmecken. Aber noch weniger tät’s ihm gefallen, aufgrund unserer – besser gesagt deiner – Untersuchung, ein Projekt in Angriff zu nehmen, das schließlich und endlich in einem Fiasko endet.«

      Er setzte seine Unterschrift neben Elkes und gab ihr die Mappe mit dem Gutachten zurück.

      »So«, sagte er mit einem Augenzwinkern, »und jetzt möcht’ ich, bitt’schön, den Herrn kennenlernen, der meiner Schweser, die vor lauter Arbeitseifer net dazu kommt, einen Mann zu finden, so schnell um den Finger gewickelt hat.«

      »Das sollst du«, lachte sie. »Ich hoff’, wir treffen Carsten im Hotel.«

      Auf der Rückfahrt zeigte sie ihm verschiedene Punkte, die sie ebenfalls bei ihrer Arbeit berücksichtigt hatte. Jeder einzelne wäre ausreichender Grund gewesen, die touristischen Ausbaupläne negativ zu bescheiden.

      »Mach’ dir keine Gedanken, Madel«, beruhigte Reinhard seine Schwester. »Du konntest gar net anders urteilen.«

      Sie erreichten das Hotel und stellten den Wagen ab.

      Elkes Bruder sah auf die Uhr.

      »Naja, für einen Kaffee reicht es noch«, meinte er und betrat neben seiner Schwester den Eingang.

      Die junge Frau schaute sich suchend um, konnte Carsten aber nirgendwo entdecken.

      »Das verstehe ich nicht«, murmelte sie, nachdem sie auch in das Restaurant geschaut hatte. »Wir waren doch hier verabredet.«

      Sie bat ihren Bruder, sich schon einmal ins Restaurant zu setzen, und ging zur Rezeption hinüber, an der ein junges Madel arbeitete.

      »Herr Henning ist net auf seinem Zimmer«, sagte es, nach einem Blick auf das Brett, an dem die Zimmerschlüssel hingen. »Warten S’ einen Moment. Ich frag’ die Kollegin, die heut’ früh Dienst hatte. Vielleicht hat sie den Herrn Henning g’sehen, als er das Haus verlassen hat.«

      Elke trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Wo war Carsten nur geblieben? Hatte er nicht einmal eine Nachricht hinterlassen?

      Das junge Madel kam mit der Kollegin zurück.

      »Herr Henning ist abgereist«, sagte die Haustochter, die am Morgen den Dienst an der Rezeption versehen hatte.

      Elke durchfuhr ein eisiger Schreck. Es war, als spüre sie eine eiskalte Klammer an ihrem Herzen, die sich immer enger zusammenzog.

      »Aber…, das ist doch net möglich«, flüsterte sie und wandte sich an das Madel. »Hat er denn keine Nachricht für mich hinterlassen?«

      »Doch, natürlich. Warten S’ einen Moment.«

      Sie ging hinter die Rezeption und wühlte in einem Stapel.

      »Entschuldigen S’, Frau Kerner. Wir hatten heut’ morgen eine Menge Abreisen«, sagte sie. »Herr Henning hat ein Kuvert für sie abgegeben. Der muß hier irgendwie d’runtergerutscht sein. Ach, da ist er ja.«

      Sie reichte Elke einen Briefumschlag mit dem Aufdruck des Hotels.

      »Bitt’schön.«

      Die junge Frau nahm den Umschlag mit klopfendem Herzen entgegen und griff mit einer fahrigen Bewegung nach der Tür

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