ТОП просматриваемых книг сайта:
Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
Читать онлайн.Название Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman
Год выпуска 0
isbn 9783740940300
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer
Издательство Bookwire
Der Ton, in dem sie es sagte, ließ keinen Zweifel daran, daß sie Karl Moislinger immer noch verdächtigte. Sebastian runzelte die Stirn.
»Bitt’schön, Frau Tappert, ein Mensch gilt so lang’ als unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist«, antwortete er. »Finden Sie den Beweis, daß der Moislinger-Karl das Geld gestohlen hat, und ich laß ihn vom Max verhaften. Bis dahin respektieren Sie ihn als einen Mitbewohner dieses Hauses.«
Er erhob sich und ging hinaus. In der Tür drehte er sich noch einmal um.
»Seien S’ so gut und decken S’ für vier Personen auf«, bat er freundlich, bevor er die Tür hinter sich schloß.
Die Haushälterin setzte sich erst einmal auf die Eckbank. Sie wußte nicht, was sie von alledem halten sollte. Hatte sie sich wirklich so geirrt? Aber seit Jahr und Tag legte sie das Haushaltsgeld in den Küchenschrank. Sie hatte es noch nie woanders gelassen.
Sie schaltete die Kartoffeln klein und setzte das Gemüse auf. Das Gehäck für die Fleischpflanzerl stand fertig im Kühlschrank. Sie hatte also noch etwas Zeit, bis zum Mittag. Die Haushälterin nahm sich das kleine Heft vor, in das sie immer die Ausgaben eintrug. Zum wiederholten Male rechnete sie alle Posten durch, doch es blieb dabei. Es fehlten genau Zweihundert Mark.
Seufzend klappte sie das Heft zu und machte sich daran, das Mittagessen fertigzustellen. Heut’ und in den nächsten Tagen würd’ es ihr überhaupt net schmecken, das wußte sie ganz genau!
*
Elke Kerner wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. Ihr Bruder versuchte vergeblich, sie zu beruhigen.
Nachdem sie den Umschlag geöffnet hatte, waren ihre Augen über das Briefpapier geflogen. Sie las zwar, was da geschrieben stand, konnte die Worte aber nicht begreifen. Von Liebe stand da etwas, aber auch von Enttäuschung und Mißtrauen. Verzweifelt hatte sie Reinhard angesehen und immer wieder den Kopf geschüttelt.
Ihr Bruder nahm den Brief und las ihn kurz.
»Ich weiß nicht, was das alles bedeutet«, sagte er. »Aber ich denke, wir sollten jetzt auf dein Zimmer gehen und über alles nachdenken.«
An der Rezeption ließ er sich Elkes Schlüssel geben und führte seine Schwester nach oben. Dort las er den Brief noch einmal und diesmal gründlicher durch, bevor er ihn an Elke weiterreichte. Ihre Hände zitterten, und sie mußte sich zur Ruhe zwingen, bevor sie selber lesen konnte.
»Ich hab’ nur eine Erklärung«, meinte Reinhard Kerner.
»Carsten Henning muß uns beide von seinem Fenster aus auf dem Parkplatz gesehen, und seine Schlüsse daraus gezogen haben. Natürlich völlig falsche. Aber er konnte ja auch net wissen, daß da unten Bruder und Schwester stehen und sich umarmen. Offenbar war er so enttäuscht, daß er sofort abgereist ist. Hier in seinem Brief schreibt er doch von einer Enttäuschung, die er erlebt hat, und von tiefen Wunden, die noch nicht verheilt sind. Ich fürchte, der Mann ist einem entsetzlichen Irrtum erlegen.«
Elke hob ihr tränennasses Gesicht.
»Was soll ich denn jetzt machen?« fragte sie mit leiser Stimme. »Ich will ihn doch net verlieren!«
Wieder weinte sie heftig, heftiger als zuvor. Reinhard bangte um seine Schwester. Er hoffte, daß ihre Weinkrämpfe nicht in einem völligen Zusammenbruch endeten.
»Ich geh’ noch mal hinunter und erkundige mich, wann genau Carsten abgereist ist. Dann haben wir zumindest einen Anhaltspunkt, wo er jetzt sein könnte. Wenn’s sein muß, fahre ich ihm eben hinterher.«
Elke versuchte dankbar zu lächeln.
»Und dein Termin?«
Reinhard winkte ab.
»Ach was«, sagte er. »Es gibt Sachen, die einfach wichtiger sind. Ich laß’ meine kleine Schweseter doch net im Stich.«
Damit verschwand er nach draußen.
Die junge Frau nahm noch einmal Carstens Brief in die Hand. Sie strich das Papier glatt, das sie in ihrer Erregung zerknüllt hatte. Die Buchstaben verschwammen vor ihren nassen Augen, und sie mußte sich zusammenreißen, nicht mehr zu weinen.
»Ich habe geglaubt, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben, und wurde doch so bitter enttäuscht!«
Immer wieder las Elke diesen Satz, der so bitter weh tat. Sie war sich beim besten Willen keiner Schuld bewußt, es mußte so sein, wie ihr Bruder vermutete – Carsten hatte sie auf dem Parkplatz gesehen und einen falschen Schluß daraus gezogen. Und nun war er fort, bevor sie alles richtig stellen konnte.
Reinhard kam wieder ins Zimmer. Er war sichtlich erregt.
»Stell’ dir vor«, sagte er. »Carsten ist offensichtlich noch gar net abgereist. Sein Wagen steht d’runten auf dem Parkplatz. Zwischen den vielen anderen haben wir ihn vorhin nur net gesehen.«
Wie elektrisiert fuhr Elke hoch.
»Was sagst du da? Er ist noch hier?«
»Ja. Ich wollt’s erst auch net glauben. Am Empfang sagte man mir, er habe gegen zehn seine Koffer heruntergetragen und die Rechnung verlangt. Gleich darauf hat er das Hotel verlassen.
Ich selbst bin eben zu meinem Wagen gegangen, um die Telefonnummer meiner Verabredung heut’ nachmittag zu holen. Ich muß dem Mann ja absagen, und da seh’ ich ein Auto mit Hamburger Kennzeichen. Zwei Koffer auf der Rückbank.«
Er beschrieb das Fahrzeug, und Elke konnte es nur bestätigen. Ja, das war Carstens Wagen.
Unruhig lief sie im Zimmer auf und ab.
»Aber wo steckt er denn nur?« fragte sie immer wieder.
»Ich weiß net, wo er sein könnt’, aber überleg’ doch mal – gab es einen Platz, an dem ihr beide gewesen seid?«
Elke dachte fieberhaft nach. Sie waren ja sehr oft unterwegs gewesen, verschiedene Plätze kamen in Betracht, aber nur einer wollte ihr passend erscheinen.
Nur, was würde geschehen, wenn sie ihn dort aufsuchte? Würde Carsten sie wirklich anhören und, vor allem, ihr Glauben schenken?
Sie zog ihre Jacke über. Ihr Bruder sah sie fragend an.
»Was hast du vor?«
»Ich will zur Kirche hinüber«, erwiderte sie.
»Glaubst du, daß Carsten dort…?«
Elke schüttelte den Kopf.
»Nein, ich muß mit dem Pfarrer sprechen. Vielleicht kann er helfen.«
Reinhard Kerner zuckte die Schulter. Warum net, dachte er, wenn man Hilfe braucht, ist ein Geistlicher meist’ der richtige Ansprechpartner. Er folgte seiner Schwester hinaus.
*
Carsten Henning saß, dumpf vor sich hinbrütend auf der Parkbank. Es war dieselbe Bank, auf der er Elke gefragt hatte, ob sie sich vorstellen könne, ihr Leben mit ihm zu teilen, ob sie seine Frau werden wolle.
Dieser Tag – vor nicht einmal einer Woche – schien so lange her zu sein. Beinahe kam ihm dies alles, der Urlaub, Elke, ihre große Liebe und diese Enttäuschung, wie ein unwirklicher Traum vor, und Carsten erwartete, jeden Moment zu erwachen und zu Hause in Hamburg in seinem Bett zu liegen.
Wie ein grausamer Film lief die Erinnerung vor seinen Augen ab. Elke in den Armen eines anderen Mannes!
Dabei hatte der Tag so glücklich begonnen. Sie hatten zusammen gefrühstückt. Elke erklärte ihm, daß sie den Vormittag bräuchte, umd endgültig mit der Arbeit an dem Gutachten fertig zu werden, und dann – sie sagte es mit einem verliebtem Lächeln – würde sie jeden Tag bis zu seiner Abreise nur für ihn dasein.
Doch dann hatte es eine böse Überraschung gegeben.
Es war kein Zufall, daß Carsten ausgerechnet in dem Moment aus dem Fenster sah, als Elke auf dem Parkplatz ging. Er wußte, daß sie mit dem Wagen fahren würde und natürlich hatte