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setz’ dich schon«, polterte der.

      Das Madel setzte sich auf die Kante des Sofas und legte die gefalteten Hände in den Schoß. Sebastian nickte ihr aufmunternd zu.

      »Wenn’s dir lieber ist, dann wartet der Vinzenz so lange draußen, bis wir geredet haben«, sagte er zu ihr.

      Vinzenz Leitner schnappte hörbar nach Luft, wagte aber keinen Widerspruch. Resl nickte. Sebastian sah den Bauern an. Mit einem grimmigen Gesicht stiefelte er nach draußen. Der Pfarrer holte tief Luft, dann schaute er das Madel eindringlich an.

      »Meinst’ net, daß ihr ein biss’l zu eilig wart mit euren Einladungskarten?« fragte er dann sanft.

      Resl schluckte. Schon lange war ihr klargeworden, daß es gar keine so gute Idee war, wie sie zuerst geglaubt hatte. Besonders, nachdem Max so wütend davongefahren war. Ja, sie mochte den Polizisten, und liebend gerne wäre sie seine Frau geworden, und darum – ja darum hatte sie ein wenig geschwindelt. Aber sie hat ja net gewußt, daß der Bruder gleich so bei der Sache war und die Verlobung und Hochzeit in Angriff nahm. Als sie es dann merkte, da war es eigentlich schon zu spät. Zaghaft hatte sie versucht, Vinzenz die Wahrheit zu sagen, doch der hatte überhaupt net mehr zuhören wollen, und schließlich hatte Resl es aufgegeben, vielleicht auch in der vagen Hoffnung, Max würde unter dem Druck, den Vinzenz mit seinen Vorbereitungen machte, klein beigeben und einer Hochzeit zustimmen.

      »Aber die Ehe versprochen hat der Max dir nie?« forschte Sebastian Trenker nach.

      Das Madel schüttelte den Kopf, während die Tränen der Scham und Reue über ihre Wangen liefen.

      *

      Vinzenz Leitner wußte nicht wohin in seiner Wut. Am liebsten hätte er über das ganze Haus geschrien. Mehr als hundert Einladungen – alles für die Katz’.

      Diese Blamage!

      »Bist doch selber schuld«, schimpfte seine Frau mit ihm. »Warum mußt’ denn auch alles mit Gewalt machen?«

      »Noch ist es ja net zu spät gewesen«, tröstete Sebastian ihn. »Stell’ dir vor, das ganze Fest wäre vorbereitet, und der Max hätte nein gesagt, vor dem Altar.«

      »Ach, der soll doch zum Teu…«

      Im letzten Moment fiel ihm ein, daß ja ein Geistlicher vor ihm stand. Vinzenz Leitner lief rot an, diesmal aber nicht vor Wut.

      »Ach, laßt mich doch alle in Frieden«, rief er dann und ging hinaus.

      Krachend fiel die Tür ins Schloß.

      Monika Leitner entschuldigte sich für das Verhalten ihres Mannes. Der Pfarrer winkte ab. Er hatte absolutes Verständnis für diese menschliche Regung.

      »Eine Bitte hätt’ ich noch, Herr Pfarrer«, sagte die Bäuerin.

      Sebastian nickte.

      »Nur heraus damit. Wenn ich irgendwie behilflich sein kann…?«

      »Vielleicht, ja. Es geht um unseren Knecht, den Tobias.«

      »Was ist mit ihm? Soweit ich weiß, ist er ein fleißiger und ehrlicher Arbeiter.«

      »Das stimmt. Und er ist so etwas wie ein kleiner Bruder für mich. Deshalb bin ich auch so besorgt. Der Tobias hat großen Kummer. Er nimmt sich die Sache so zu Herzen, daß er kaum noch ißt und schläft. Dabei weiß ich, daß er wirklich unschuldig ist…«

      Monika brach ab und schüttelte den Kopf.

      »Vielleicht sollte ich von vorn’ beginnen«, fuhr sie dann fort. »Sie wissen ja gar net, worum es geht.«

      Sebastian hörte aufmerksam zu. Schließlich stand er auf.

      »Ich spreche erst einmal mit Tobias. Dann fahre ich gern’ auf die Alm hinauf und versuche, in Erfahrung zu bringen, was da geschehen ist.«

      Die Bäuerin war erleichtert.

      »Mir fällt wirklich ein Stein vom Herzen, Herr Pfarrer. Tausend Dank.«

      »Aber dafür doch nicht, Monika. Ich helfe gerne, wenn ich kann.«

      *

      »Und du hast wirklich keine Erklärung, warum die Christel sich so verhält?« fragte Pfarrer Trenker den jungen Knecht.

      Er hatte Tobias in dem Waldstück gefunden, das zum Leitnerhof gehörte. Zusammen mit einem anderen Arbeiter war er dabei, die Sturmschäden zu beseitigen. Als der Geistliche ihn aufsuchte, unterbrach der Knecht seine Arbeit, und sie setzten sich ein wenig abseits auf einen gefällten Baumstamm.

      »Bestimmt net, Herr Pfarrer«, antwortete Tobias verzweifelt. »Dabei hab’ ich es doch gern, das Madel.«

      Hilflos hob er die Arme.

      »Die einzige Erklärung ist, daß jemand etwas über mich erzählt hat, das net stimmt.«

      »Du meinst, jemand habe Lügen über dich erzählt?«

      Tobias nickte und sprach über seinen Verdacht, Lore Inzinger könne dahinterstecken. »Aber, so recht mag ich es net glauben. So schlecht ist die Lore net.«

      »Deine gute Meinung von ihr in allen Ehren«, sagte Sebastian. »Natürlich soll man niemanden beschuldigen, ohne einen wirklichen Beweis für dessen Schuld. Dennoch denke ich, daß wir das Madel fragen sollten, ob sie vielleicht doch mit der Christel oder der Maria Hornhauser gesprochen hat. Wer weiß…«

      »Ja, aber Lore ist doch gar net hier. Sie arbeitet in der Kreisstadt, im Hotel ›Zum Hirschen‹.«

      »Ich habe morgen sowieso in der Stadt zu tun«, meinte Pfarrer Trenker. »Bei der Gelegenheit werd’ ich die Lore mal aufsuchen. Aber zuerst fahre ich auf die Alm hinauf. Mit mir wird Christel schon reden.«

      Tobias strahlte den Geistlichen an.

      »Also, Hochwürden, daß Sie das für mich tun wollen! Ich weiß gar net, wie ich Ihnen danken soll.«

      Sebastian stand auf und klopfte seine Hose ab.

      »Dank net mir, Tobias«, sagte er, bevor er zu seinem Wagen ging. »Dank’ dem Herrgott. Er ist es, der alle Geschicke lenkt. Also, du hörst von mir.«

      Der junge Knecht sah dem Wagen des Pfarrers noch lange nach, und plötzlich spürte er eine unerklärliche Zuversicht, daß sich doch noch alles zum Guten wenden würde.

      Sebastian Trenker fuhr ohne Umschweife zur Jenner-Alm hinauf.

      Maria Hornhauser war erstaunt, daß der Geistliche mit dem Wagen herauf kam. Sie kannte ihn eigentlich nur auf Schusters Rappen, wenn er wieder einmal seiner liebsten Freizeitbeschäftigung, dem Wandern und Klettern, nachging, oder wenn er in seiner Eigenschaft als Pfarrer zum Almabtrieb oben auf der Alm seinen Segen sprach.

      »Nanu, Hochwürden, gar net als Wanderer unterwegs?« begrüßte sie Sebastian.

      »Grüß’ dich, Maria«, antwortete er. »Das hat sich so ergeben.«

      »Hat Ihr Besuch einen besonderen Grund?«

      Sebastian nickte.

      »So könnte man sagen. Ich bin in einer besonderen Mission hier.«

      »Aber setzen’s sich erst mal«, forderte die Sennerin ihn auf. »Mögen S’ a Glaserl Milch?«

      »Gerne, Maria. Herzlichen Dank.«

      Im gleichen Augenblick trat Christel über die Schwelle der Sennerhütte. Lächelnd begrüßte sie Sebastian. Allerdings schien das Lächeln mehr erzwungen, als gewollt.

      »Nanu, Madel, täusch’ ich mich, oder seh’ ich da einen traurigen Blick in deinen Augen?« fragte Pfarrer Trenker.

      Christel setzte sich neben ihn auf die Bank.

      »Hat es ’was mit dem Tobias zu tun?«

      Das Madel schaute überrascht auf.

      »Woher wissen Sie…?«

      »Na,

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