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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
Читать онлайн.Название Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman
Год выпуска 0
isbn 9783740940300
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer
Издательство Bookwire
»Wie sieht es aus, Doktor?«
Der Arzt machte ein ernstes Gesicht.
»Nicht gut«, sagte er. »Der Unterbauch ist prall und hart. Wie ich vermutet habe, handelt es sich um eine Blinddarmentzündung. Der Mann muß sofort in ein Krankenhaus gebracht und operiert werden.«
Sebastian war sofort alarmiert.
»Wir können ihn nicht hinunterschaffen«, erwiderte er. »Nicht bei dieser Dunkelheit. Selbst mit unseren Lampen haben wir zu wenig Licht.«
Er schaute sich in der Hütte um.
»Eine Trage zu bauen, wäre das geringste Problem«, meinte er dann. »Es gibt genug Material hier, das wir dazu benutzen können. Aber wir können sie niemals ins Tal bringen.«
»Dann muß jemand hinunter und die Bergwacht benachrichtigen. Notfalls müssen die mit dem Hubschrauber kommen. Es ist höchste Eile geboten. Der Mann stirbt uns sonst.«
Sebastian Trenker überlegte nicht lange. Wenn überhaupt, dann kam nur er dafür in Frage, diese Aufgabe zu übernehmen. Seine Erfahrung als Bergsteiger und Kletterer gab hier den Ausschlag.
»Wenn der Max hier ist, soll er die anderen hinunterführen«, sagte er, bevor er aufbrach.
»Ist gut«, stimmte der Arzt zu. »Ich kümmere mich solange um den Kranken und versuche, das Fieber zu senken.«
»Alles Gute«, wünschten die Zurückgebliebenen, als Sebastian in die Dunkelheit hinausging.
*
Lore Inzinger beobachtete das verliebte Paar, das an einem der Tische saß, die sie bediente, mit wütenden Blicken. Tobias hatte seinen Arm um Christel gelegt und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Das Madel schaute ihn verliebt an und lächelte glücklich. Ein Lächeln, das Lores Wut und Ärger nur noch mehr anstachelte. Ausgerechnet diese Sennerstochter hatte sich ›ihren‹ Tobias geangelt. Aber darüber war das letzte Wort noch net gesprochen! Mit energischen Schritten ging sie auf den Tisch zu und stellte sich davor.
»Die Herrschaften wünschen?« fragte sie, und ihr Blick, mit dem sie Christel Hornhauser bedachte, sprach Bände. »Ein Glas Milch vielleicht für das Fräulein Braut? Frisch von der Alm, natürlich.«
Dabei grinste sie frech. Christel schaute einen Moment verdutzt, dann konterte sie. Was bildete sich diese Person überhaupt ein? Tobias hatte sie ja schon gewarnt, als er Lore Inzinger entdeckte, und Christel hatte sich innerlich für einen ›Zweikampf‹ gewappnet.
»Vielen Dank«, antwortete sie. »Heut’ nehm ich ausnahmsweise einen Wein. Einen Franken, wenn’s recht ist. Aber trocken – falls Sie so etwas haben.«
Sie beugte sich vor und fixierte Lore.
»Sie wissen doch, was ein Frankenwein ist – oder?«
Tobias konnte sich das Lachen nicht ganz verkneifen und prustete los.
Lore drehte sich wutentbrannt um und ging zum Tresen hinüber.
»Ich hätt’ noch gern’ eine Maß«, rief Tobias ihr hinterher. Die beiden Saaltöchter, die den Tresen bedienten, hatten von der ganzen Angelegenheit nichts mitbekommen. Sie wunderten sich nur über Lores schlechte Laune, und die ärgerte sich noch mehr. Eigentlich war sie hergekommen, um sich mit Tobias auszusöhnen. Statt dessen mußte sie mit ansehen, wie er und diese andere wie verliebte Tauben turtelten.
Und sie, Lore, mußte die beiden auch noch bedienen!
Krampfhaft überlegte sie, wie sie ihrer Konkurrentin eins auswischen konnte. Hier auf dem Saal würde sie sich zurückhalten müssen, da konnte sie keinen Streit vom Zaun brechen. Also mußte sie erst einmal gute Miene zum bösen Spiel machen. Aber es war ja noch net aller Tage Abend!
»So, bitt’ schön, die Herrschaften«, sagte sie mit einem erzwungenen Lächeln auf den Lippen, während sie die Getränke auf den Tisch stellte. »Eine Maß und ein Schoppen Frankenwein. Trocken, ganz wie die Dame es gewünscht hatte.«
»Komm, wir wollen tanzen«, sagte Tobias, nachdem sie den ersten Schluck getrunken hatten.
Das brauchte er nicht zweimal sagen. Christel sprang auf und zog ihn auf die Tanzfläche. Dort drehten sie sich nach einem flotten Foxtrott.
Lore Inzinger stand an eine Säule des Saales gelehnt und schaute ihnen zu. Wie immer hatte sie geglaubt, leichtes Spiel mit Tobias zu haben. Doch jetzt mußte sie einsehen, daß sie sich offenbar verrechnet hatte. So, wie es den Anschein hatte, standen ihre Chancen schlechter als je zuvor. Dieses Mädel von der Alm hatte Tobias ganz in seinen Bann gezogen.
Lore spürte, wie der Mut, mit dem sie am Abend noch hergekommen war, sie verließ. Doch dann regte sich Widerstand in ihr. Sollte sie Tobias wirklich aufgeben müssen? Das konnte und wollte sie nicht glauben. Bis jetzt hatte sie immer alles bekommen, was sie sich wünschte – und bei Tobias würde es nicht anders sein! Irgend etwas mußte sie sich einfallen lassen…
*
Sebastian Trenker tastete sich vorsichtig an dem Felsen entlang. Unter seinen Bergschuhen rutschte der schlammige Boden weg, und seine Fingerspitzen rissen an dem rauhen und spitzen Gestein auf. Der Aufstieg war um ein Vielfaches leichter gewesen.
Bestimmt wäre er unter anderen Umständen vorsichtiger gewesen, doch die Sorge um Hubert Brunnenmayr trieb ihn zur Eile an. Nach den Worten des Arztes, kam es auf jede Minute an.
Um beide Hände frei zu haben, hatte der Pfarrer auf eine Stablampe verzichtet. Lediglich eine kleine Lampe, die mittels einer Lederschlaufe vor der Brust befestigt war, spendete etwas Licht. Es reichte gerade eben, um den Boden direkt vor den Füßen zu erkennen.
Sebastian schaute zum Himmel hinauf. Wenn es wenigstens aufklaren würde, das Mondlicht hätte für einen sicheren Abstieg ausgereicht. Doch immer noch war der Himmel mit dunklen Wolken verhangen.
Beinahe glaubte er, es schon geschafft zu haben, als es geschah. Der Regen hatte den sandigen Pfad ausgewaschen. Sebastian merkte noch, wie er abglitt und das rechte Bein ins Leere ragte. Bevor er sich jedoch abstützen oder zurückwerfen konnte, stürzte er den Abhang hinunter.
Ein lauter Schrei kam über seine Lippen, dann wurde es für einen Moment dunkel um ihn.
Sekundenlang blieb der Geistliche benommen liegen, dann raffte er sich auf. Arme und Beine schienen heil, auch der Kopf hatte nichts abbekommen. Nur das Gesicht brannte ein wenig. Offenbar hatte er bei dem Fall irgendwelches Astwerk gestreift, Sebastian meinte sich daran zu erinnern. Außerdem war die Kleidung schmutzig geworden, aber das war das kleinere Übel. Pfarrer Trenker nestelte die kleine Lampe ab, die den Sturz ebenfalls heil überstanden hatte, und hielt sie in die Höhe. Da sah er den großen Strauch, der an dem Berghang wuchs. Der Strauch hatte vermutlich den Sturz abgefangen und Schlimmeres verhütet.
Sebastian dankte dem Herrgott für die Fürsorge und schaute sich weiter um. Dabei stellte er fest, daß er Glück im Unglück gehabt hatte – in einiger Entfernung standen die Wagen, mit denen der Suchtrupp hergekommen war. Für eines der Fahrzeuge hatte er einen Schlüssel. Jetzt war es nur noch eine Frage von Minuten, bis er die Bergwacht benachrichtigen konnte.
In weniger als einer Viertelstunde hatte der Geistliche die Kreisstadt erreicht, wo die Bergwacht ihren Stützpunkt hatte. Noch während er die Lage schilderte, alarmierte der Diensthabende den Piloten des Rettungshubschraubers. Von nun an lief alles wie am Schnürchen. Ein eingespieltes Team hatte bereits den Hubschrauber startklar gemacht, als der Pilot eintraf. Zusammen mit dem Notarzt und zwei Rettungssanitätern kletterte Pfarrer Trenker an Bord, und der Pilot startete sofort.
»Es gibt keine Möglichkeit, bei der Hütte zu landen«, erklärte der Geistliche.
»In Ordnung«, nickte der Arzt. »Dann werden wir die Seilwinde nehmen.«
Einer der Sanitäter ging nach vorn und unterrichtete den Piloten, während der Arzt Sebastian erklärte, wie die Winde funktionierte. Dabei wurde eine »Rettungshose« herabgelassen, in der Verletzte transportiert werden konnten.
»Alles