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Boden den mit dem Lasso fest umschnürten Indianer.

      "Ihn fangen", lachte der Zwerg, "er dumm; junger Krieger, denken nicht, daß der Medizinmann in der Steppe."

      Mit einer bewundernswerten Geschicklichkeit hatte sich Puck im Grase verborgen, gerade da, wo sie nach dem Gehölz umgebogen waren. Als der Indianer, wie er vorausgesehen, der neuen Richtung nachschaute und ihm, haltend, den Rücken kehrte, flog sein unfehlbarer Lasso aus und brachte den Wilden zu Boden. Ehe der, so jählings überrascht und unsanft die Erde berührend, auch nur ein Glied rühren konnte, lag Puck auf ihm und schnürte ihm Arme und Beine mit dem Lasso zusammen.

      Stumm und verstört lag der noch junge Wilde vor Paul da, und mit unverkennbarer Angst weilten seine dunklen Augen auf Puck.

      "Steig ab, Paul, und setze dich zu ihm mit der Büchse, wir müssen das Pferd haben, das darf nicht in der Steppe bleiben."

      Paul sprang vom Rücken seines Tieres, und Puck schwang sich hinauf.

      Des Indianers Pferd hatte sich nicht weit entfernt, und als Puck, den Lasso schwingend, darauf zuritt, blieb es dieser ihm bekannten und gefürchteten Bewegung gegenüber stehen, so daß er es am Zügel ergreifen und rasch zu dem Gefangenen zurückbringen konnte.

      "Richte den Gefangenen auf, Paul."

      Dieser that so; Puck ergriff den Gebundenen und zog ihn mit unwiderstehlicher Kraft quer vor sich auf den Sattel.

      "Besteige sein Pferd, und dann rasch zurück zum Oheim; es ist nicht gut, lange in der Steppe zu weilen."

      Beide sprengten dann auf das Gehölz zu, wo Puck inmitten der staunenden Männer seinen Gefangenen vom Pferde gleiten ließ.

      "Hallo, kleiner Herr", sagte Bill Stone, war ein gewaltig Ding, das ihr vollbracht habt, ist ein Fakt."

      "Hätte ich es nicht mit Augen gesehen, nimmer würde ich es geglaubt haben", versetzte Walker mit ganz unverhohlener Bewunderung.

      Der Alte nickte und reichte dem Zwerge die Hand. "Gut gemacht, Puck."

      Da strahlten dessen Augen freudig auf.

      "Nun wollen wir doch sehen, wen wir da haben", und die Augen richteten sich auf den Gefangenen, dessen Blicke von einem der Anwesenden zum andern wanderten. Der Indianer war ein Jüngling von vielleicht zwanzig Jahren, gekleidet nach der Weise seiner Stammesverwandten. Doch trug er die Skalplocke, zum Zeichen, daß er auf dem Kriegspfade sei.

      "Was denkt ihr, Walker, welchem Stamm der Mann angehört?"

      "Möchte meinen, 's wär ein Kaw, Grizzly", entgegnete dieser, der den Gefangenen aufmerksam betrachtet hatte.

      "Sagt die Wahrheit, ist's nicht so, Puck?"

      "Ist ein Kaw auf dem Kriegspfade."

      "Nun, mein Junge, wo kommst du denn her?" redete ihn der Trapper in der Mundart der Cheyennes an.

      Der Indianer gab keine Antwort, seine Blicke waren mit dem Ausdruck der Furcht auf Puck geheftet.

      "O, der Kawkrieger will nicht antworten", fuhr der Alte fort. "Gut. Puck, häng ihn auf!" Eines der grimmigsten Gesichter schneidend, nahte sich ihm der Zwerg und griff nach seinem Nacken.

      Trotz seines Stoicismus zuckte der Indianer zusammen, wandte dann sein Auge auf den Trapper und sagte: "Schneeflocke will reden, nimm den Medizinmann fort."

      "Oho", lachte der Trapper, "Schneeflocke möchte nicht gern Skalp und Schädel auf einmal verlieren; nun gut, möge er mir meine Fragen beantworten. Also Schneeflocke, welchem Volke gehörst du an?"

      "Schneeflocke ist ein Kaw."

      "Gut, und was thust du mit der Kriegslocke in der Steppe, haben die Kaws den Tomahawk ausgegraben?"

      "Die Kaws haben Krieg."

      "Mit wem?"

      "Mit den Yengees."

      "Ach so, und ihr seid auf dem Wege, euch mit den Kiowas und Dakotas am Ohsonta zu vereinen?"

      Mit merkbarem Erstaunen sah der junge Krieger ihn an, ohne indessen zu antworten.

      "Gut, ich weiß das. habt ihr den Cheyennes auch den blutigen Pfeil geschickt?"

      "Die Cheyennes sind Hunde."

      "Natürlich, natürlich. Es geht nichts über landsmannschaftliche Gefühle. Wie groß ist die Zahl der Kawkrieger?"

      Der Indianer zögerte mit der Antwort.

      "Der Gefangene möge sprechen, und zwar die Wahrheit, der Medizinmann liest in seinem Herzen."

      "Dreihundert Krieger reiten in der Prairie."

      "Gut. Wo sind sie?"

      "Sie kommen von Süden her."

      "Hast du etwas von den Cheyennes gesehen?"

      "Sie sind nach Osten entflohen."

      "Hm, Hm! Na meinetwegen, werden schon von sich hören lassen. Wie kommt denn der junge Kaw allein hier in die Steppe?"

      "Schneeflocke war als Späher ausgesandt."

      "So. Na da haben sie ja gerade den Gescheitesten geschickt."

      Der Trapper hatte von dem Gefangenen erfahren, was er erkunden wollte; von Wert war es ihm, zu wissen, daß die Kaws von Süden herankamen und die Cheyennes im Osten standen.

      "Der junge Krieger hat die Wahrheit berichtet, es ist gut. Wir sind nicht Gegner der Kaws, aber wir wissen nicht, wie sie über uns denken, und müssen Schneeflocke deshalb gefangen halten. Es wird ihm nichts geschehen, wenn er sich ruhig verhält.

      Man fesselte den jungen Mann und ließ ihn sich in die Büsche legen.

      "Jetzt, Puck, mein Junge, legst du dich schlafen, ich und Sam Walker wollen Wache halten. Du, Paul, giebst ein wenig auf den Gefangenen acht." Puck suchte sich ein Ruheplätzchen, während die beiden Prairiejäger sich zu einem Rundgang durch das Gehölz anschickten.

       Inhaltsverzeichnis

      Etwa sechzig Meilen entfernt von dem Gehölze, welches den Grauen Bären und seine Begleiter barg, und nach Osten zu, lagerten in einer leichten Einsenkung des Bodens, die Ben und Jim genannten Männer mit dem finster dreinblickenden Mr. James Osborne.

      Nach einem längeren Schweigen äußerte Ben, der Mann mit der Narbe und dem adlerartigen Profil: "Seid verdrießlich, Mister Osborne, begreife das, macht aber die Sache nicht besser."

      "Verwünscht", sagte Osborne mit bösem Gesichtsausdruck, "daß uns die Schufte so weit nach Norden getrieben haben, brauche lange Zeit, um wieder nach Hause zu kommen."

      "Immer noch besser, als sie hätten uns erreicht und eine Lassoschlinge um den Hals gelegt und zugezogen", brummte Jim, "macht das Vigilanzkomitee wenig Umstände."

      "Was wollen sie mir denn thun?" fuhr Osborne heftig auf. "Es war eine Thorheit, daß ich mit euch davonjagte; ließ mich verblüffen."

      "Na", lachte Ben, "müßt dem Frieden doch nicht ganz getraut haben, ehrenwerter Sir, waret doch geschwinde genug dabei, fortzurennen."

      "Wollte natürlich mit dem Gesindel nichts zu thun haben, hätten mich vielleicht geteert und gefedert, weil ich zwei braven Gentlemen aus dem Gefängnis geholfen hatte."

      "Schlimme Sache, daß Johnson nicht mehr dort war; war ein Richter nach unserm Herzen", meinte Ben.

      "Ja, schlimm genug", sagte Osborne, "machte mir auch einen Strich durch die Rechnung, daß der ehrliche Johnson fehlte."

      Nach einer Weile fuhr er fort: "Also vor weiterer Verfolgung haltet ihr uns hier sicher?"

      "Denke wohl", meinte Ben, "waren hart hinter uns her, die Bursche von Garfield, aber war ein Glück, daß wir auf die Spuren der Indianer trafen und diese kreuzen konnten. Dürfen jetzt lange

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