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friedliche Leute anfielen und einen Knaben mordeten, und es wäre gut, wenn die Weißen es erführen."

      Ben und Jim, welche aus dem so gelassen sprechenden Indianer, der allein vor ihnen stand, nicht klug zu werden vermochten, sahen sich an und warfen dann einen Blick in die Runde.

      Die Gefährten des Cheyenne befanden sich in weiterer Entfernung.

      "Wir wissen nicht, was du meinst, Indianer, und können dir keine Auskunft geben."

      Über dessen Züge flog ein Lächeln.

      "Ich folgte eurer Spur und wußte nicht, wer sie hinterlassen hatte. Nun ich euch gesehen habe, denke ich, die blutige Hand und der Geier werden sagen können, wer den Überfall verübt hat."

      Ben und Jim, die wohl wußten, daß sie unter diesen Namen weithin bekannt waren, sprangen, so angeredet, empor, wilde Drohung in den trotzigen Gesichtern.

      Der Indianer, ruhig, mit funkelnden Augen vor ihnen stehend, zischte, und aus dem Grase ringsum erhoben sich mehr als zwanzig braune Gestalten, welche ihre Büchsen auf die drei überraschten Männer anlegten.

      "Damned!" knurrte Jim. Mr. Osborne ward todbleich, und Ben schaute verblüfft auf den Kreis, der sie so umgab.

      Während die Männer den kecken Indianer noch anstarrten, waren einige seiner Krieger mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit herzugesprungen und hatten Jim und Ben gefaßt.

      Mit einem wilden Fluche wollte Jim sich losreißen und zur Wehre setzen, doch ward er sowohl als Ben zur Erde niedergerissen und entwaffnet.

      Mr. Osborne, bleich und zitternd dastehend, machte keinen Versuch, Widerstand zu leisten, und gab seine Waffen, aus Pistole und einem Bowiemesser bestehend, unaufgefordert hin.

      Die Indianer ließen die wehrlos gemachten Leute los, und Jim brummte trotzig: "Nun? Was nun?"

      Ohne seiner zu achten, richtete Cayugas die funkelnden Augen nach Osborne und fragte: "Wie heißest du?"

      "Mein Name ist Osborne aus Arkansas, großer Häuptling", ein leichter Ausruf entfuhr dem Cheyenne, "und ich wundere mich, daß du uns friedlichen Leuten so rauh begegnest. Wir haben doch Freundschaft mit deinen Leuten."

      Mit einem Blick unsagbarer Verachtung auf das Banditenpaar sagte Cayugas: "Freundschaft mit Wölfen und Panthern? Nein, die werden von Weißen und Roten totgeschlagen. Also du bist der, welcher in der Prairie überfallen, dessen Sohn ermordet wurde?"

      "Ja, ich war der Unglückselige."

      "Du hast dir gute Gefährten ausgesucht, um in die Steppe zurückzukehren."

      Osborne war sehr unangenehm überrascht, als er wahrnahm, daß der Indianer seinen Namen und die mit diesem verknüpften Ereignisse kannte. Er mußte sich fassen und konnte erst nach einiger Zeit fragen: "Was willst du mit uns beginnen, großer Häuptling?"

      "Nicht viel", entgegnete Cayugas, "euch nur nach Garfield vor den Richter senden, damit ihr dem erzählt, daß nicht die Cheyennes es waren, welche die Weißen überfielen."

      Tief erschreckt blickten sich die Gefangenen an.

      "Zu Pferde!" rief Cayugas den Seinen zu, "setzt diese Männer auf ihre Rosse und bindet ihnen die Füße zusammen."

      Mit großer Schnelligkeit ward dem Befehl gehorcht, und gleich darauf ritten Osborne, Jim und Ben mit gefesselten Füßen, inmitten einer starken Schar Cheyennes, durch die Steppe.

       Inhaltsverzeichnis

      Im Lager der Flüchtlinge ging es still zu. Puck schlief nach den übermäßigen Anstrengungen der letzten Tage, und der Trapper saß in seiner Nähe, nachdenklich vor sich hinblickend und dann und wann einen liebevollen Blick auf den mißgestalteten Pflegesohn richtend.

      Bill Stone hatte sich unweit niedergestreckt und schnitzte sorglos mit seinem Messer an einem Stück Holz herum. Walker und Paul überwachten auf gelegentlichen Rundgängen die Prairie.

      Der nachdenkliche Trapper rief Bill Stone an: "Geh, mein Junge, und hole mir einmal den Sam Walker her, wir müssen eine Art Kriegsrat halten und überlegen, wie wir uns aus der Schlinge ziehen, und Sam ist ein erfahrener Prairiemann."

      "Well, Sir, sollt ihn gleich hier haben." Er ging und kehrte bald mit dem Büffeljäger zurück.

      "Setzt euch, Walker; wir müssen den Fall besprechen."

      Walker setzte sich; auch Bill nahm Platz.

      "Müssen beratschlagen, was zu thun ist, sind in einer nicht ungefährlichen Klemme. Was mein ihr, Sam Walker?"

      "Nach dem, was ich von euch, Grizzly, und dem jungen Kaw gehört habe, denke ich, ist das beste, wir brechen, so bald es dunkel ist, nach Süden auf."

      "Gut, ist eure Meinung, Sir. Haben im Süden den Verdigris. Wenn wir den mit seinen Felshöhlen erreichen, sind wir einstweilen sicher, ist für Pferde nur viel weiter oben zu überschreiten. Könnten in der Nacht, da nicht immer die Sterne sichtbar werden, nur auf gut Glück die Richtung nach Süden einhalten, weiß nur so viel, daß wir im Süden den Verdigris vor uns haben und im Westen den Arkansas. Nun, sagt der Kaw, und ich glaube nicht, daß der Bursche lügt, daß die Krieger seines Volkes von Süden kommen, könnten ihnen leicht in den Rachen laufen."

      "Stimmt, Grizzly, könnte so kommen."

      "Will euch sagen, wie die Sache stehen wird. Die Sioux sind die unvergleich mächtigste Nation im Nordwesten; stellen leicht sieben- bis achttausend Reiter ins Feld. Glaube nicht, daß die Regierung immer glimpflich mit den Leuten verfahren ist; na, gleichviel aus welcher Ursache, sie brechen wieder einmal den Frieden und stürmen auf den oberen Missouri los. Sie haben, wie ich erfuhr, mit den Kiowas und Kaws am Pigfelsen ein Bündnis geschlossen, obgleich dies höchstens den Zweck haben kann, sich vor einem Flankenangriff der Cheyennes zu schützen, denn diese halten zu uns. Daß die Kiowas auf ein Bündnis eingegangen sind, welches ihnen nur wenig Vorteil bringen kann, ist schwer begreiflich, und ich glaube nicht, daß der frühere Häuptling dieses Stammes, der bedächtige Mangana, sich dazu entschlossen hätte. Doch der jetzt an der Spitze stehende, Krähenfeder, hat sicher die Gelegenheit ergriffen, um den verhaßten Cheyennes einen Schlag beizubringen und - sein Mütchen an mir zu kühlen, von dem er vor einigen Jahren so blutige Hiebe bekommen hat. Der Mann wird jetzt, wo ich ihm unter solchen Umständen entwischt bin, außer sich vor Wut sein, und Sioux Sioux sein lassen, nur um mich in seine Gewalt zu bekommen. Ich bin überzeugt, er stößt zu diesem Zwecke mit seiner ganzen Macht nach Süden. Nun haben wir noch die Cheyennes. Was diese vorhaben, weiß ich nicht, daß sie sich wehren werden, ist unfraglich, und wenn sie ihre Krieger zusammenhaben, dürften sie leicht tausend Krieger und mehr ins Feld stellen können. Der Kaw sagte, sie ständen im Osten, was auch wahrscheinlich ist, da sie da über den Verdigris wechseln können. Das wäre so unsre Lage, wobei nicht ausgeschlossen ist, daß jeden Augenblick eine Bande Kiowas oder Kaws auf uns einbrechen kann."

      Sam Walker wiegte nachdenklich das Haupt: "Ist ne schlimme Sache, sind da in einen Indianerkrieg geraten, ohne eine Ahnung der Gefahr."

      "War gerade so mit mir, Sir", sagte Bill Stone; "bin ein friedlicher Mann und ging ruhig meinem Gewerbe nach, war gut Freund mit all den roten Gentlemen, bin auch in den Krieg gekommen, weiß nicht wie."

      "Durch euer gutes Herz, Stone", sagte der Trapper und reichte ihm die Hand. "Durch euer dankbares, tapferes Herz -"

      "Bin nun einmal drin, ist ein Fakt. Habe mein ganzes Eigentum eingebüßt, wird mir freilich ersetzt, ist auch ein Fakt. Bin ein friedlicher Mann, aber erstens bin ich dankbar für empfangene Wohlthaten, und wenn mir eine Rothaut ans Leben will, wehre ich mich, ist so meine Meinung."

      Puck, in dessen Nähe die Beratung stattfand, war erwacht, hatte still zugehört und richtete jetzt den Blick der schönen großen Augen auf seinen Oheim.

      "Was meinst du, Puck, was wir thun sollen?" fragte ihn der Trapper.

      "Ich

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