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reiten und nach ihnen umschauen. Hoffentlich finde ich sie und bringe sie hierher."

      "Gut, Kind, das ist nicht übel, beruht unsre Hoffnung doch nur auf den Cheyennes."

      Die Aufmerksamkeit der Männer wurde durch ein Rauschen der Zweige in dem Gebüsche, wo die Pferde standen, erregt, und lauschend erhoben sich alle und griffen nach den Waffen. Das geübtere Ohr hörte Pferdehufe aufschlagen.

      "Was ist das?"

      Gleich darauf krachte vom Rande des Gehölzes, nach Osten zu, ein Schuß.

      Alle eilten nach der Gegend, von wo der Schuß gefallen war.

      Als der Trapper und seine Begleiter an den Rand des Gehölzes gelangten, fanden sie Paul, der mit einem Ausdruck des Schreckens auf den davonjagenden Indianer deutete. "Ich habe ihn gefehlt, Oheim."

      "Ist es der Gefangene?"

      "Ja. Ich war so überrascht, als ich ihn in die Prairie reiten sah, daß ich fehlschoß."

      "Ich will ihn wieder holen", sagte Puck.

      "Laß es gut sein, Kind, er hat bereits großen Vorsprung und würde dich in einen Hinterhalt locken, laß ihn laufen; wir müssen zusammen bleiben. Der Bursche war doch geschickter, als ich vermutete."

      Der Kaw hatte sich, während die Männer berieten und Paul die Prairie überwachte, mit großer Geschicklichkeit seiner Bande entledigt, sich seines Pferdes bemächtigt und war davongesprengt.

      "Trifft er auf seine Mordbande, haben wir sie heute noch hier. Die Gefahr rückt näher, Walker; jetzt wo dieser Rote in der Steppe ist, müssen wir uns zur Verteidigung anschicken. Habt ihr eine Axt mit?"

      "Ist da, Grizzly."

      "Vorwärts dann, wir müssen Bäume fällen und einen Verhau machen; werden die Roten heute noch auf dem Halse haben."

      Der Trapper nahm die Axt und brachte mit gewaltigen Hieben Baum nach Baum mit einer Geschicklichkeit zu Fall, die sie genau an die gewünschte Stelle auf dem Erdboden gelangen ließ. Ihm folgten hierin mit gleicher Fertigkeit, wenn auch nicht mit gleicher Kraft, Walker und Bill. Puck hieb mit seinem Tomahawk Äste und Zweige ab, und ehe eine Stunde vergangen, war eine respektable Verschanzung hergestellt, mit Raum genug in deren Innern, um auch die Pferde und Maultiere dort unterbringen zu können.

      "So", sagte der Trapper, als die Riesenarbeit vollendet war, "ist nicht viel, aber doch etwas."

      Alle sahen dann nach ihren Büchsen, nach ihrem Pulver und Kugelvorrat.

      Während all dieser Vorgänge hatte Paul am Saume des Gehölzes Wache gehalten. Puck gesellte sich zu ihm. Paul, welcher erkennen mußte, wie nahe seine erfahrenen Begleiter die Gefahr glaubten, war ernst. "Du dich fürchten, Junge?" fragte ihn Puck.

      "Nein, das nicht, ich fürchte mich nicht und werde meine Pflicht thun, aber ich kann nicht umhin, daran zu denken, daß die Gefahren, welche uns bedrohen, wachsen, statt sich zu vermindern."

      "Nun", meinte Puck, "ich denke, in der Höhle am Ohsonta war die Gefahr groß genug für dich."

      "Du sagst wahr, doch ich war in furchtbarer Aufregung, und dachte gar nicht an das, was uns bedrohte."

      "So recht, mußt nicht denken. Nichts geschieht ohne Gottes Willen, nicht wahr?"

      "Gewiß nicht."

      "Nun, siehst du. Ich fürchte nie für mich, nur für den alten Mann, und wenn ich bete, bete ich immer zuerst für ihn." Er richtete den Blick in die Weite und tauchte ihn in das blau sich über der Steppe ausspannende Himmelszelt. Er stand so längere Zeit in Gedanken verloren. Dann äußerte er: "Im Himmel sehen sich die wieder, die hier unten zusammengelebt haben. Paul, so glaubst du auch?"

      "Ja, so glaube ich."

      "Es ist gut, es ist gut", sagte träumerisch der Zwerg mit weicher Stimme.

      Während er noch sinnend so stand und in die Ferne blickte, traf sein Falkenauge auf einen Gegenstand, der sofort seine gespannte Aufmerksamkeit wachrief. "Sieh dort, Paul", und er deutete mit der Hand nach dem Horizont. Ohne die Antwort abzuwarten, erkletterte er einen Baum, um weiteren Ausblick zu haben. Nach kurzer Zeit rief sein Adlerschrei den Trapper herbei, dem Walker und Stone folgten.

      "Kommen Sie, Puck?"

      "Genau kann ich noch nicht erkennen, was dort vorgeht, mir scheinen Verfolgte und Verfolger durch die Prairie zu jagen."

      "Gebt mir einmal euer Glas, Stone", sagte der Alte und stieg mit diesem in die Äste des nächsten Baumes.

      Lange richtete er sein Glas in die Prairie hinaus, dann sagte er: "Es sind Weiße, die dort von einer Schar Wilder gejagt werden."

      "Welche Richtung halten sie, Grizzly?"

      "Sie kommen hierher", entgegnete er sehr ernst.

      Er kam vom Baume herab, und jetzt konnten auch die andern unten bereits gewahren, daß Reiter in wilder Flucht durch die Steppe setzten. Bald erschienen sie für einen Augenblick auf dem Rücken einer Erdwelle, um dann wieder zu verschwinden. Die folgende Bodenanschwellung zeigte sie dem Blick dann in geringerer Entfernung. Bald erkannten die geübten Augen der Männer, daß fünf Reiter von einer großen Schar Indianer verfolgt wurden, und daß die Flüchtigen auf das Gehölz zujagten.

      "Bei Gott", sagte leise der Trapper, "sie bringen uns den Feind hierher."

      Immer näher kamen die Gejagten, die augenscheinlich Rettung unter den Bäumen suchten, welche den Trapper und seine Gefährten bargen.

      Bald erkannte auch das unbewaffnete Auge, daß die Verfolgten Weiße waren.

      Kaum mehr als tausend Schritte entfernt, nahmen sie zum Erstaunen der erregten Zuschauer eine Änderung in der Richtung vor, welche sie an dem Gehölz vorbeiführen mußte, statt in dessen Schatten.

      Ein Blick nach rechts klärte die Männer über die Ursache dieser Bewegung auf, denn auch von der Seite stürmte, wie sie jetzt erst gewahrten, eine Schar Wilder auf eilenden Rossen heran und drohte den Verfolgten den Weg abzuschneiden. An ihr Entrinnen war unter diesen Umständen nicht zu denken.

      "Gleich schießen, Oheim", sagte Puck.

      "Nein, Junge, nein", entgegnete der Trapper traurig, "es darf nicht sein, wir können die nicht retten, und sind selbst mit ihnen verloren."

      Paul, welcher sich einen Augenblick des Glases des Büchsenmachers bedient hatte, schrie laut auf: "Gott, Gott, Oheim - dort reitet mein alter Brown, der Freund meines Vaters, er sucht mich. Rette, Oheim, rette."

      In fast ebenso großer Erregung, wie der Knabe, schrie der Trapper: "Feuert auf die Hunde!"

      Vier Schüsse krachten, vier Sättel in der Schar der von der Seite kommenden Indianer wurden leer.

      "Hierher!" schrieen der Trapper und Paul mit aller Kraft den Verfolgten zu, welche fast am Gehölz vorbei waren. Die Indianer stutzten und hielten an bei diesem überraschenden Feuer. Auch die Flüchtlinge zügelten ihre Pferde und lenkten sie dann um, nach dem Holze zu. Als die Indianer eine Bewegung machten, zu folgen, schossen Puck und der Alte den zweiten Lauf ihrer Doppelbüchsen ab, und wiederum stürzten zwei der Roten vom Pferde.

      Da wandten die Indianer um und jagten zurück, um aus der Schußweite zu kommen. Auch der Haufe, welcher zuerst erblickt war, hielt angesichts des verderblichen Feuers in gemessener Entfernung an.

      Die Verfolgten aber sprengten heran und waren bald dicht vor den Büschen, aus welchen die rettenden Schüsse fielen.

      "Das war Rettung in der Not", sagte der erste, ein Cowboy, und sprang vom Pferde.

      Paul aber stürzte hervor, auf den Mann mit dem weißen Haar, der sich vor Erschöpfung kaum noch auf dem Pferde halten konnte, zu: "Brown! Brown! Lieber, alter Brown!"

      "O, Jesus Christ!" sagte der Greis und wurde bleich, "- o - o - das Kind, das Kind!"

      Aber schon war Paul an seiner Seite und half ihm aus dem Sattel und umarmte und liebkoste ihn: "Brown, lieber, alter Brown!"

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