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Kraftwagen an.

      Aus allen Seitengassen strömten die Massen heran über den Platz, drängten zur engen Hauptstraße, die nach Süden zum Schacht führte.

      »Unmöglich weiterzufahren, Herr!«

      Der Chauffeur deutete auf die Massen. Rouse erkannte die Richtigkeit der Worte. Er verließ den Wagen und versuchte mit dem Strom vorwärts zu kommen. Das war nicht leicht. Nur langsam, am Rande vorwärtsgeschoben, ging es der Hauptstraße zu.

      Da! Wenige Schritte von ihm, gerade im Schein einer Laterne, ein Mann, der anscheinend nicht mitwollte. Er stand da, sah auf die Uhr.

      Wandte sich um und nahm an den Häusern entlang den Weg nach Norden. Als er sich umdrehte, konnte Guy Rouse dessen Züge deutlich erkennen.

      Ein Mischling war’s! Und doch! Er mußte ihn kennen, den Mann.

      Alles an ihm, seine Züge, seine Gestalt, wo hatte er sie gesehen? Wo war er ihm begegnet? In seinem Innern schrie es auf: Montegna!

      Ah! Da war es! Und der Mann ging jetzt nach Norden zu, wo alles nach Süden drängte? Gepäck auf der Schulter … Er floh? Warum? Und dann wußte er’s.

      War es ein Verbrechen, dann war dieser der Täter! Einen Augenblick überlegte er, ob er ihm nacheilen, Hilfe herbeirufen solle, ihn festzuhalten … Nein! Nein! Der konnte nicht entkommen, der wohlorganisierten Polizei des Kaisers nicht entgehen. Er würde ihr den Weg weisen.

      Und dann stand Rouse vor dem Polizeichef von Mineapolis, nannte den Täter und gab dessen Spur. Der Mann konnte nicht entkommen!

      Tredrup schritt vorwärts, Weiler, Dörfer, die am Wege lagen, im Bogen umgehend. Der Umweg war kürzer als der gerade Weg. Durch das erste Dorf war er hindurchgegangen. Sie hatten ihn angehalten, festgehalten, mit Fragen bestürmt. Er kam aus dem Süden, vom Schacht her, vom Feuer her. Mit Gewalt hatte er sich frei machen müssen. Eine kleine Anhöhe zur Seite. Er schritt vom Wege ab darauf zu.

      Langsam stieg er den sandigen Abhang hoch. Der Sturm, der zum Feuer flog, hatte an Stärke abgenommen, je weiter er kam. Hier unter dem Schutz des Hügels war es fast windstill.

      Er blickte auf die Uhr. Noch immer reichte das Licht des Schachtbrandes aus, die Ziffern zu erkennen. Drei Stunden war er unterwegs, er war rüstig vorwärtsgeschritten. Aber die Umwege, die er machte, hatten sein Vorwärtskommen um ein Drittel vermindert. Zwölf Kilometer! Größer war die Entfernung nicht. Er schob sich nahe an den Rand des Abhanges heran, prüfte mit hochgehobener Hand die Stärke und Richtung des Windes.

      Unmöglich! Noch ging es nicht. Noch konnte er es nicht wagen. Er warf das Bündel wieder über die Schulter und hob den Fuß zur Hügelkante.

      Dann stutzte er, sprang zurück und legte sich hart an die Böschung und schaute nach Süden. Die Helle, die über der Landschaft lag, ließ die Straße bis weit nach Süden erkennen.

      Motorradfahrer … ein geschlossener Trupp … ab und zu ein Blitzen …

      Militär? … Polizei? …

      Da! Sie wichen zur Seite! Aus einer Staubwolke hinter ihnen schoß ein Kraftwagen an ihnen vorbei, hielt kurz. Ein einzelner Motorradfahrer brauste heran, sprach mit denen im Wagen. Der Wagen fuhr weiter, der Motorradfahrer in schärfstem Tempo hinterher.

      Verfolger? Tredrups Augen flogen vom Wagen zu den nachfolgenden Motorrädern.

      Verfolger? Wen verfolgen die? Verfolgen sie dich? Bist du’s?

      Unmöglich! Unmöglich! Ausgeschlossen! Wer hätte ihn gesehen bei seinem Werk? … Möglich war es, daß ihn jemand gesehen hatte. Aber was konnte der sich denken? Was? Wie konnte der vermuten, wie alles geschehen konnte … vermuten, daß durch ihn alles geschah?

      Die ungeheure Verwirrung am Schacht, in der Stadt, wo jeder suchte, sein Leben zu retten, wo alle Ordnung dahin war … Wer kümmerte sich da um den Täter, wenn das Ganze ein zufälliges Unglück war. Und hätte jemand Verdacht auf ihn, wie konnte der wissen, wohin er sich wandte?

      Flohen nicht die Schachtarbeiter nach allen Richtungen der Windrose auseinander?

      »Klaus! Du siehst Gespenster am hellen Tage! Dein überreiztes Hirn bringt dich auf solche törichten Ideen.«

      Da! Das Auto! Er war ihm mit den Augen immer gefolgt. Es hielt, vier Männer stiegen aus. Gingen ein paar Schritte auf dem Seitenweg, auf dem er von der Straße abgebogen war, um die Höhe zu gewinnen.

      Der eine ging zum Wagen zurück, öffnete. Zwei Hunde sprangen heraus …

      »Sie suchen dich!« Der Instinkt schrie es ihm zu. »Sie sind auf deiner Spur!« Wie war das möglich! Weg mit dem Gedanken, er half nichts.

      Weiterfliehen? Zu Fuß? Ausgeschlossen! Die Hunde würden ihn bald eingeholt haben. Er konnte sie abschießen … vielleicht, aber die anderen blieben auf seinen Fersen. Noch während er dachte, hatten seine Finger die Hülle des Gepäcks gelöst.

      »Ruhig Blut! Ruhig Blut, alter Klaus! Fixe, gute Arbeit muß es sein, sonst bist du verloren!«

      Er griff in den Inhalt des Beutels. Kurze Stäbe, auseinander gezogen, dann zusammengefügt. Ein Gestänge entstand im Nu. Wie Zauberwerk ging’s. Schon fügte sich seidiger feiner Stoff um das Gerüst. Seine Hände flogen von Schraube zu Schraube, zogen zur gleichen Zeit an beiden Flächen die Verbindungen fest. Er wandte den Kopf zurück. Auf dem Wege zum Hügel kamen die Hunde mit tief gesenkten Nasen herangestürmt. Hinter ihnen, Schritt mit ihnen haltend, der Kraftwagen.

      Er schwang das schimmernde Gerüst über sich, verschwand zwischen ragenden Schwingen. Da stand einer im Wagen auf, zeigte mit dem Arm nach ihm. Das glitzernde Flimmern des seidigen Gewebes hatte ihn verraten. Ihre Hände griffen nach den Waffen, legten auf ihn an. Er schwang das Flimmernde über sich. Schüsse krachten. Er hörte das Pfeifen der Kugeln um sich. Da war der Schwingenflieger fertig. Hinein in den Wind! In den Geschoßhagel! Seine Arme schlugen das Gestänge nach unten. Mit einem Riesensatz war er an der Hügelkante … noch einen Schritt weiter, er hob den Fuß, da hatte ihn schon der Sturm gefaßt.

      Die Kugeln! Aus vier Maschinenpistolen pfiffen sie um ihn herum.

      »Nur keine Stange! Keinen Arm!« murmelte er. Da war er schon über ihren Köpfen. In rasender Fahrt riß ihn der Wind in die Höhe, nach Süden zu. Sie folgten ihm mit ihren Waffen, schossen wild …

      Da war er schon außer Schußweite. Tief unten, kaum noch erkennbar, die Landschaft.

      »Jetzt wird’s Zeit«, murmelte Tredrup. Mit immer größerer Geschwindigkeit riß ihn der Sturm dem Brande zu. Von Sekunde zu Sekunde wuchs die Gefahr, die Gefahr, in den Sturmwirbel des Flammenmeeres hineingerissen zu werden.

      Gewiß! Die Höhenkurve wurde immer steiler, sein Flug ging immer höher … Aber auch immer näher trieb es ihn an die sengende Glut, die in unendliche Höhen hinaufwallte.

      Er warf den Schwingenflieger zur Seite. Fast brach ihm der Sturm Gestänge und Arme. Er biß die Zähne aufeinander, trat mit dem Fuß das Tiefensteuer … würde es gehorchen? Würde der Apparat ihm folgen?

      Ja! Es schien zu gelingen … langsam neigte sich der Kopf des Schwingenfliegers, zuckte, ruckte, neigte sich tiefer und immer tiefer.

      »Gott sei Dank!« stießen seine Lippen heraus. Fixe, gute Arbeit … und jetzt, den guten, treuen Apparat unter sich, nahm er den Kampf mit Sturm und Feuer auf. Kein treibendes Blatt mehr, das, hilflos gaukelnd, im Sturm dahin gerissen wurde … eine lebendige Maschine, von Menschengeist, von Menschenarmen geführt, nach Menschenwillen gelenkt …

      Der Kampf begann. Wie ein Schiff im Taifun mit allen Kräften allmählich aus den Wirbeln, die todbringend zum Zentrum ziehen, zu kommen sucht, so drückte er den Schwingenflieger mit übermenschlicher Kraft auf seitlichen Kurs, daß er kreisend um das höllische Flammenmeer herumfuhr. Immer wieder ging sein Blick zur Erde. Da war er an der südlichen Peripherie des Brandmeeres. Weiter ein rasendes Kreisen in wilden Spiralen. Der Kampf mit der anziehenden Kraft der Wirbel trieb ihn im Kreise … aber auch immer höher! Seine Brust atmete schwer. War es

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