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doch nachgeben.

      Einzige Hoffnung die Schlupfwinkel an der afrikanischen Küste. Wenn nicht …«, er flüsterte die Worte leise in das Ohr des Offiziers, »wenn wir nicht gar bald schon unter Flagge fahren. Der rote Löwe im schwarzen Feld! Ich möchte den Rest meines Seelenheils verwetten!«

      Der Offizier trat erstaunt zurück.

      »Für den schwarzen Kaiser?«

      Der Führer nickte. »Für ihn! Der Deubel will’s.« Er lachte aus vollem Halse. »… daß wir mit einigen guten Freunden von der US-Marine zusammen auf Fahrt gehen. Hab’ so was läuten hören, vom Kapitän.

      Der stößt erst bei den Antillen zu uns, kommt mit dem Flugzeug von New York. Frau ist krank.« Ein häßliches Lachen begleitete die Worte.

      »Taugt nicht zu unserem schönen Beruf, Frau und Kinder zu haben.

      Der Kaiser Augustus läßt alle Minen springen, nachdem ihm die große am Tschadsee aufgeflogen ist. Ein Teufelskerl, der das Stück fertig brachte.«

      Einer von den Leuten kam auf ihn zugeschritten, machte Meldung:

      »Alles fertig!«

      Der Führer nickte, drückte dem Offizier die Hand.

      »Gute Wacht! Paßt auf die Frau auf!« Er deutete mit dem Arm in die Richtung der Höhlenmündung. »Passiert ihr was oder entkäme sie gar, wir würden es büßen.«

      Er verschwand unter Deck. Die Luken schlossen sich hermetisch. Ein Ruck ging durch den grauen Leib des U-Boots, dann sank es … wohin?

      Es war ein freundlich ausgestatteter Raum. Die Felswände mit Teppichen verhängt. Der rauhe, zackige Boden geebnet, mit Matten überdeckt, halb vom Tageslicht, halb von der großen elektrischen Lampe erhellt … der Aufenthaltsort Christies.

      Zwölf Tage schon weilte sie hier, achtzehn Tage, seitdem sie die Piraten von Bord der »Abraham Lincoln« gerissen hatten.

      Auf dem Ruhebett ihrer Schiffskabine ausgestreckt, im leichten Halbschlaf, hatte ihr Ohr den Donner der Schüsse kaum vernommen.

      Die Kabinentür wurde plötzlich aufgerissen … drei bewaffnete Matrosen und ein Offizier standen vor ihr.

      »Miss Harlessen?«

      Noch benommen vom Schlaf hatte sie genickt.

      »Aufstehen! Mitkommen!«

      Die Matrosen hatten im Nu ihre Sachen zusammengerafft, in die Koffer geworfen. Sie hatte sich gesträubt. Der Offizier hatte sie aufgehoben, einen weiten Mantel über sie geworfen, der sie fast ersticken ließ, sie nach oben getragen und über das Fallreep ins U-Boot gebracht. Dort war sie ohnmächtig zusammengesunken. Nach ein paar Stunden war der Piratenführer zu ihr gekommen, hatte ihr in seiner Art ein paar beruhigende Worte gesagt. Ein Matrose hatte Speise und Trank vor sie hingesetzt. Und dann waren sie gefahren …

      Sechs Tage, sechs Nächte waren sie gefahren, bis sie, an Deck gerufen, das Boot in der Lagune einer Koralleninsel sah.

      Man hatte ihr die Felsenhöhle als Aufenthalt zugewiesen. Eine alte Negerin, die wohl hier gehalten wurde, um für die Matrosen zu sorgen, war ihr als Dienerin beigegeben worden.

      Die harte Schule des Lebens, die Christie durchgemacht, hatte sie gestählt. Ihr klarer, energischer Wille ließ sich nicht so leicht unterkriegen.

      Ihre erste Frage: Warum wurdest du geraubt? Auf wessen Befehl?

      Menschenraub? Doch nur, um ein Lösegeld zu erpressen. Lösegeld von ihr? Wer konnte von der Angestellten der Simmons Brothers ein Lösegeld erwarten? Unter den Damen der Gesellschaft auf dem Schiff waren Millionärinnen; die Seeräuber hatten sich nicht um sie gekümmert.

      Diese Antwort schied aus. Was aber war die richtige Antwort?

      Stundenlang zermarterte sie ihr Hirn. Wer konnte ein Interesse daran haben, sie zu rauben?

      Der betrügerische Vertreter in Valparaiso … Rache? Möglich, aber kaum wahrscheinlich.

      Und dann immer, wenn sie vergeblich nach der Antwort gesucht, rang sich der Name Rouse von ihren Lippen. Er, der Gewaltmensch, der jeden Widerstand brach, der sich ihm entgegensetzte, ihm allein war es zuzutrauen.

      Doch auch die Antwort … immer wieder hatte sie sie doch verworfen.

      Warum tat er das? Konnte er glauben, sie mit Gewalt an sich zu fesseln?

      Er, der kluge, schlaue Menschenkenner? Konnte er das denken? Nein!

      Nein! Töricht! Solche Torheit konnte sie ihm nicht zutrauen. Die ganze Fahrt über hatten sie diese Gedanken beschäftigt … verfolgt.

      Als sie den Fuß auf das Atoll setzte, hatte sie sich mit energischer Willensanstrengung von all den Gedanken frei gemacht. Sie halfen nichts.

      Flucht! Weg von hier! Der einzige fruchtbare Gedanke. Ihre ganze Selbstbeherrschung raffte sie zusammen. Zeigte dem Piratenführer, der sich häufig nach ihrem Befinden erkundigte, stets ein ruhiges, gelassenes Wesen. Gab sich den Anschein, als hätte sie sich mit den Geschehnissen so gut wie möglich abgefunden. Keine Klage kam über ihre Lippen. Die wenigen Wünsche, die sie vorbrachte, wurden soweit wie möglich schnell erfüllt.

      Doch auch ohne das … der Piratenführer konnte wohl beruhigt sein.

      Flucht von hier, dem weltentlegenen Atoll? Unmöglich!

      Ausgeschlossen!

      Ausgeschlossen auch eine Befreiung von außen her. Wer sollte diesen Schlupfwinkel ausfindig machen? Wissen, daß sie hier war? Jede Verbindung mit der Außenwelt von hier war abgeschlossen.

      Die einzige Funkstation auf der Insel war reserviert für Fälle allerdringendster Not. Sie kam nie in Tätigkeit, damit nicht vielleicht ein schnüffelndes Polizeiboot die Station, die Insel anpeilte. Und gerade das war es, was ihr zur Rettung werden mußte.

      Von Tejeda aus kannte Christie die Einrichtung einer Sendestation genau. Als sie sich von Uhlenkort zur Fahrt nach Valparaiso verabschiedete, hatte der ihr einen kleinen Sender mitgegeben, ihr die Wellenlänge der Uhlenkort-Firma anvertraut und die Welle fest eingestellt. Auf der Fahrt nach Valparaiso, im Hotel, hatte sie den Apparat ein paar Mal benutzt. Nichts daran war gestört. Sie kannte die Bedienung in allen Einzelheiten.

      Hier auf dem Atoll hatte sie sich eine Hängematte erbeten, diese zwischen zwei Palmen befestigt. Der saftstrotzende Palmenbaum mußte ihr als Antenne dienen. In den Mittagsstunden, wo alles sich in die kühleren Felsenhöhlen zurückzog, hatte sie eine Leitung von der kleinen Maschine, die die Insel mit Strom für alle Zwecke versorgte, bis zu jenem Palmenstamm, gut im Sand verborgen, hingeführt. In den Mittagsstunden, in denen die Lagune menschenleer war, lag sie dort stundenlang in der Matte, und stundenlang ging ihr Hilferuf auf der Uhlenkort-Welle durch den Äther.

      Wie von ungefähr trat Tredrup aus dem Maschinenraum und ging zu der Förderschale. Die ersten mit Sprengstoffkisten voll beladenen Grubenwagen waren eingeschoben. Die nächsten, die letzten, eben ankommend, waren hoch beladen … Sein Herz lachte. Das war ja mehr als die normale Ladung.

      Er stellte sich so, daß er die Schale im Rücken hatte, sein Gesicht den ankommenden Wagen zugewandt. Mit einem kurzen Ruck der Rechten schleuderte er den Lederbeutel in den Hintergrund der Schale zwischen die dort stehenden beladenen Wagen. Die letzten Wagen kamen heran, wurden in die Schale gerollt.

      »All right! Schluß?« rief er, schon auf dem Wege zum Maschinenraum.

      »Schluß! Ab!« scholl es hinter ihm her. Seine Hand fuhr zum Hebel, riß ihn herum. Die Schale ging in die Tiefe. Tredrups Blick folgte dem Tiefenzeiger. Zu schnell!!! Sein Auge vermochte nicht sicher zu folgen.

      Er rückte am Hebel. Langsamer ging die Fahrt. Jetzt sechshundert … siebenhundert … siebenhundertachtzig … Der Hebel fuhr herum. Die Förderschale hielt … achthundert Meter genau, las Tredrup am Teufenzeiger. Er trat zurück, stand sekundenlang. Das Riesenwerk … Er selbst jahrelang dabei tätig – Herostrat?

      Das sterbende

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