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Sprengung der weiteren Etappen glatt verlaufen wird. Auf das Wohl des neuen Kanals, meine Herren!«

      Mr. Rouse brachte sein Glas an die Lippen und veranlaßte durch sein Beispiel die anderen Herren, das gleiche zu tun.

      Guy Rouse sprach weiter:

      »Herr Präsident! Meine Herren! Die Sprengung der anderen Etappen nimmt, wie Sie wissen, geraume Zeit in Anspruch. Darf ich Sie bitten, auf einen kleinen Imbiß Gäste der New Canal Company zu sein.«

      Noch während er sprach, öffneten sich geräuschlos die Flügel-Türen zum neben liegenden Raum. Eine weiß gedeckte Tafel im Schmuck von Kristall und Silber. Die auserlesensten Delikatessen der Jahreszeit. Nach den Aufregungen der letzten Viertelstunde kam seine Einladung nicht unangebracht.

      Man setzte sich, man griff zu und suchte die durcheinander gewirbelten Nerven mit körperlicher Stärkung wieder in Ordnung zu bringen.

      »Gott sei Dank«, sagte der durch seinen Sarkasmus bekannte Staatssekretär des Äußeren. »Gott sei Dank, daß der Fernseher schon beim ersten Mal in Stücke gegangen ist. Wir verzichten auf das Vergnügen, einen anderen hinzustellen und den Skandal noch einmal zu hören.«

      Das kalte Lächeln um Guy Rouses Lippen verschärfte sich.

      »Ganz meiner Meinung, Herr Staatssekretär, auf Ihr Wohl!«

      Auch die Züge des Präsidenten Parker gewannen allmählich die alte Ruhe wieder.

      Da schrillte das Telefon.

      »Mitteilung aus dem Weißen Hause für den Herrn Staatspräsidenten.

      Nachricht von den Patrouillenflugzeugen …

      An die Regierung:

      Die ganze Kanaltrasse auf einmal gesprengt, von Colon bis Panama alles in die Luft geflogen!«

      Starr wurden die Gesichter der Regierungsmitglieder. Totenblässe überzog die Züge Austin Parkers. Es dauerte Minuten, bis er sich sammelte und wieder sprechen konnte.

      »Unmöglich … Wie konnte das geschehen! Undenkbar … unglaublich … Die Folgen werden … können entsetzlich sein … ich lehne jede Verantwortung ab. Wie konnte das geschehen, Mr. Rouse?«

      Guy Rouse war aufgesprungen und trat auf den Präsidenten zu. Fest und laut klangen seine Worte durch den Raum: »Herr Präsident! Die Sprengung ist gemäß den Befehlen der Regierung angeordnet und ausgeführt worden. Zeugen dafür sind vorhanden. In erster Linie der Chefingenieur Smith, der den Befehl erhalten hat. Ich schlage vor, ihn hierher kommen zu lassen. Die einzige Erklärung, die ich für das sonst unerklärliche Vorkommnis habe, ist die, daß der Druck der explodierenden Minen auch die Nachbaretappen zur Explosion gebracht hat.

      Sie erinnern sich, meine Herren, daß einige Sachverständige auch derartige Befürchtungen ausgesprochen haben, die wir – ich möchte jetzt sagen leider – als zu abwegig unbeachtet ließen. Wie lautete die Nachricht? Die ganze Trasse auf einmal gesprengt! Ich sehe in diesen Worten keinen Grund zur Beunruhigung. Die Nachricht besagt nur, daß die Sprengung auf einmal erfolgt ist. Kein Wort davon, daß die schlimme Befürchtung, die man an die gleichzeitige Sprengung knüpfte, eingetreten ist.«

      Er machte eine wegwerfende Bewegung.

      »Jene lächerlichen Befürchtungen europäischer Gelehrter! Die nächsten Minuten werden uns Gelegenheit geben. Warten wir es ab!«

      Ein gedrücktes Schweigen, anstatt einer Antwort. Der Präsident stand in flüsternder Unterhaltung mit dem Staatssekretär des Äußeren.

      Niemand schien die Sorglosigkeit von Guy Rouse zu teilen.

      Minuten vergingen. Der lastende Druck erreichte den Höhepunkt. Die Nerven aller zum äußersten gespannt. Die nächste Nachricht? Da! Ein neues Signal. Fernsprechnachricht, direkt vom Kanal an die Gesellschaft:

      »Alles gut verlaufen! Kanal gefüllt! Befürchtetes nicht eingetreten!«

      Das alte Lächeln war wieder auf Guy Rouses Gesicht, gab seinem Antlitz das Gepräge zufriedener Heiterkeit. Er sprang auf, wollte sprechen.

      Ein neues Signal! Telefonnachricht an die Regierung von den Patrouillenflugzeugen. Die gleiche Nachricht, die soeben von der Kanalverwaltung gekommen war.

      Strahlendes Lächeln lag jetzt auf seinem Gesicht. Er ergriff sein Glas und erhob sich.

      »Meine Herren! Da haben wir’s! Unnötig alle Angst und Sorgen! Im Gegenteil! Ich weiß nicht, ob ich den Zufall, der hier gewaltet hat, glücklich oder unglücklich nennen soll. Dem amerikanischen Volke, der amerikanischen Volkswirtschaft sind große Kosten – etwa fünf Milliarden Dollar – erspart worden. Diese europäischen Befürchtungen, daß der Mückenstich unserer Sprengung den ganzen Isthmus zerreißen könnte, sind durch die Ereignisse widerlegt, sind hinfällig. Glänzend gerechtfertigt stehen unsere amerikanischen Gutachter da.

      Meine Herren, ich trinke auf den glücklichen Zufall und seine glücklichen Folgen. Ein Werk von weltgeschichtlicher Bedeutung ist geschaffen!«

      Uhlenkorts Hand tastete an die Mauer des alten Leuchtturms, klammerte sich an die verwitterten Quadern. Beruhigung schien von den kalten Steinen auszustrahlen, auf ihn überzugehen.

      Kaum drei Stunden war es her, daß das Flugzeug, in dem er nach Spitzbergen kam, die Nachricht auffing: Die ganze Kanaltrasse auf einmal gesprengt. Von Colon bis Panama alles in die Luft geflogen.

      Da war er aufgesprungen, von Schrecken, von Entsetzen gepackt, war in den Empfangsraum geeilt, hatte in höchster Erregung der weiteren Meldungen geharrt. Bis dann die zweite, die erlösende Nachricht kam: Alles gut verlaufen. Das Befürchtete war nicht eingetreten.

      Erlösend? War diese Nachricht wirklich erlösend? Einen Augenblick ja! Dann waren die Zweifel gekommen. Was hatte er gesagt? Er, zu dem er jetzt eilte? Er, vor dessen Heim er jetzt stand? Die eine Hand an den Quadern, die andere an dem Eisengeländer, stieg er die Stufen zu der Eingangspforte empor wie ein müder, kranker Mann. Der alte Invalide wies ihn den Turm hinauf zur Laterne. Ein langer Weg über zweihundert Stufen. Und dann stand er oben, stieß die Tür zurück. Sein Blick flog suchend durch das Gewirr der Apparate und Instrumente, die den Raum füllten.

      Da saß der, den er suchte, ihm halb den Rücken kehrend. »Du bist es?

      Ich erwartete dich. Eine kleine Weile, und ich bin fertig.«

      Uhlenkort stand an der Tür. Seine Blicke hingen an der gebeugten, zusammen gekrümmten Gestalt. Als wäre es ein Zauber, der von dieser ausging, fühlte er sein Herz leichter werden. leichter mit jedem Pulsschlag. Und dann richtete der Mann sich auf, wandte sich ihm zu, sah ihn einen kurzen Moment an. Diese Augen … zwingend … bannend … befreiend … erlösend. Die schmale weiße Hand ausgestreckt, trat er auf ihn zu.

      »Walter! Du kommst. Ich wußte es. Ich freue mich.«

      Ihre Hände lagen ineinander, und unter dem leisen Druck dieser Hand fühlte Uhlenkort, wie der letzte Rest der quälenden Spannungen von ihm wich. Fest umklammerten seine Finger die des anderen.

      »Johannes! Ja, ich komme zu dir, schwere Sorge im Herzen. Und jetzt, da ich bei dir bin, dich sehe, deine Hand fühle, schwindet die Last … diese fürchterliche Last …«

      Sie saßen sich an dem großen Fenster gegenüber, das freien Blick nach Süden gab.

      »Der Kanal ist auf einmal gesprengt. Du hörtest es vor drei Stunden.

      Was du befürchtetest, es ist geschehen …«

      »… der Schurkenstreich Rouses!« vollendete Uhlenkort.

      »Er wird nicht lange mit der Ausrede warten lassen, es wäre durch blinden Zufall geschehen. Die dunkle Ahnung, die ich immer hatte, sie wurde stärker, immer stärker, je näher wir der Sprengung kamen. Trieb mich hierher … zu dir, noch bevor es geschehen.«

      »Du …« Seine Hand fuhr dem anderen entgegen. »Du, sag es mir …

      Was wird nun kommen? Auch die andere Kunde vernahm ich, daß alles gut

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