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ihr entgegenzutreten, denn von Tag zu Tag wurden seine eigenen Kräfte durch die ständig wachsende Macht des Batu-Khan in Urga gebunden.

      Mit der Stoßkraft des Gelben Reiches nach außen hin war es für lange Zeit vorbei.

      Am 8. August war die große Armee an der dsungarischen Pforte zugrunde gegangen. Noch in den letzten Augusttagen konnte Ugetai von Peking aus den Frieden mit Europa schließen. Aber schon in der ersten Septemberwoche brach der Bürgerkrieg im Gelben Reiche aus. Der Süden erklärte sich zur unabhängigen Republik. Vom Norden her aber trat Batu-Khan gegen Peking hin seinen Vormarsch an, der erst nach langen, langen Monaten voller Kämpfe und Gemetzel mit dem Tode des Ugetai und der Herrschaft des Batu-Khan endigen sollte.

      *

      Schneller als nach China selbst war die Kunde von der Frostkatastrophe nach allen anderen Erdteilen gedrungen. Unfaßbar war es zunächst aller Welt erschienen, daß Menschenkraft die Elemente der Natur in so unerhörter Weise meistern konnte.

      Als dann die Wahrheit unzweifelhaft zutage lag, da erstarkten die verzagten Herzen der weißen Menschen. Jener eisige scharfe Sturm, der dort oben in Asien seinen Anfang nahm, schien um den ganzen Erdball zu fahren. Mit einem Schlage war die an vielen Orten so schwüle, unheilschwangere Atmosphäre gereinigt. Wo immer die Herrschaft der Weißen zu wanken drohte, wurde sie durch jenes Ereignis wieder gestützt und gefestigt.

      Und diese Stützung tat bitter not. Denn das gewaltige Feuer, das die überlegene Staatskunst des Toghon-Khan auf der ganzen Erde gegen die weiße Rasse entfacht hatte, war nicht so leicht zu dämpfen. Jetzt rächten sich die Fehler vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte bitter an den Weißen. Die europäischen Reiche, die der schwarzen Rasse zuerst die Waffen in die Hand gegeben und sie die Kriegskunst gelehrt hatten, wurden jetzt am schwersten von diesen allzu gelehrigen Schülern geschlagen.

      Zwar hatte man seit dem engeren Zusammenschluß Europas die militärische Ausbildung der Schwarzen eingeschränkt, aber ganz entbehren konnte man sie des Klimas wegen nie. Wohl war es seit Jahrzehnten ein Grundsatz, die schwarzen Hilfstruppen nicht mehr in der vorgeschrittensten Kriegstechnik auszubilden, sondern nur noch nach Art einer Polizeitruppe zu organisieren. Die furchtbaren Kämpfe im französisch-afrikanischen Kolonialreich hatten schon in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zur Annahme dieses Prinzips geführt.

      Während das rassestolze England auch in seinen schwersten Nöten die Inferiorität der farbigen Rassen in Theorie und Praxis stets betonte und aufrechterhielt, hatte Frankreich ja die selbstmörderische Politik des alten Imperium Romanum übernommen. Es hatte die Farbigen seiner Kolonien den Weißen gleichgestellt und seine Rasse verdorben.

      Diese Fehler waren nie wieder ganz gutzumachen, und jetzt besiegelte der allgemeine afrikanische Aufstand das Schicksal der europäischen Kolonien dort.

      Wenn auch die in Afrika vorhandene schwarze Intelligenz und das dortige schwarze Kapital zunächst nicht ausreichten, alle bisher von Weißen geführten Betriebe zu übernehmen und selbst zu leiten, so gelang es doch, sehr schnell Kapital und Intelligenz aus Amerika herüberzuziehen, und zwar um so leichter, weil sie dort infolge des mißlingenden Aufstandes in ihrer Entwicklung gehemmt waren.

      In schnellem, unwiderstehlichem Sturmlauf hatten die schwarzen Heere in Afrika die geringfügigen weißen Streitkräfte überrannt und sich zu Herren der Lage gemacht. Alles, was die schwarze Rasse einst in der Kriegsschule der Weißen gelernt hatte, kehrte sich jetzt gegen die Lehrer. Bemerkenswert war die Disziplin, die dabei auch von schwarzer Seite gewahrt wurde. Zwar der instinktive Blutdurst der Negerheere kam bei den Massakern voll zum Ausbruch und steigerte sich stellenweise bis zum Blutrausch. Aber die Plünderungen blieben in Grenzen, und weitere Zerstörungen, namentlich der großen Industriewerke, wurden durch eine vielfach drakonische Manneszucht verhindert.

      Was in diesen Werken doch vernichtet wurde, ging zum überwiegenden Teile durch die Wirkung der Kampfmittel und bei den gerade in den Werken selbst stattfindenden Kämpfen zugrunde.

      Im Laufe weniger Tage war ganz Afrika in der Hand der Afrikaner. Und nun zeigte sich sofort die Notwendigkeit, dem schwarzen Industrieproletariat dort Brot und Arbeit zu schaffen. Die neuen Machthaber mußten wirtschaftlich genau an derselben Stelle fortfahren, wo die früheren weißen Herren aufgehört hatten. Soweit die Werke bei den Kämpfen betriebsfähig geblieben waren, wurden sie von der schwarzen Industriebevölkerung aus Selbsterhaltungstrieb so gut es ging in Gang gehalten. Soweit sie zerstört waren, suchte man so schnell wie möglich und mit allen Mitteln Kapital und Intelligenz aus der schwarzen Bevölkerung Amerikas zu ihrer Wiederherstellung heranzuziehen. Aber in Ermangelung einer einheitlichen Organisation war das Ganze reichlich chaotisch. Man mußte überall improvisieren, und es ließ sich mit Sicherheit voraussehen, daß die Entwicklung bis zu einer Wiederherstellung normaler Verhältnisse lange Zeit in Anspruch nehmen würde.

      Um so mehr, als die politischen Machtverhältnisse in Afrika durchaus strittig waren. Zwar die weißen Herren waren erschlagen oder verjagt. Aber die seit so vielen Jahren von Idealisten geplanten schwarzen Vereinigten Staaten von Afrika standen noch in weitem Felde. Einstweilen gab es verschiedene große Reiche, deren Herrscher sich napoleonischen Träumen hingaben.

      Auch die großen Rassenunterschiede in Afrika selbst bildeten für die Einigung des ganzen Kontinents ein Hindernis. Die nordafrikanische semitische Bevölkerung verspürte keine Neigung, mit der hamitischen Negerbevölkerung zusammenzugehen. Im äußersten Süden des Erdteiles mit seiner starken und in Großstädten konzentrierten weißen Besiedlung gelang es der weißen Rasse sogar, von diesen Städten aus die Herrschaft in den Bezirken der alten Burenrepubliken wiederzugewinnen. Nur das eine ließ sich mit untrüglicher Sicherheit voraussagen, daß der schwarze Aufstand dem afrikanischen Kontinent auch für die Zukunft schwere und blutige Kämpfe bringen würde.

      Eigenartig wirkten sich die afrikanischen und amerikanischen Verhältnisse aufeinander aus. In Amerika waren die Dinge anders gegangen als in Afrika. Die Kunde von jener märchenhaften, kaum zu glaubenden Vernichtung der großen gelben Armee hatte in Amerika dem an sich schon gut organisierten Widerstand der weißen Bevölkerung verstärkte Schlagkraft verliehen. Restlos, blutig und bitter war hier die Niederlage der aufständischen Schwarzen, für absehbare Zeit jede Hoffnung auf volle Gleichberechtigung mit der weißen Rasse erstickt. Unter solchen Verhältnissen mußten aber die Aussichten und Möglichkeiten, sich in Afrika erfolgreich und vollkommen frei betätigen zu können, für die regeren Elemente der schwarzen amerikanischen Bevölkerung einen großen Anreiz zur Auswanderung bieten. Es war hauptsächlich die jüngere Generation, die der Reiz der neuen Verhältnisse und des besseren Fortkommens nach Afrika lockte, während die Alten und Stumpfgewordenen in der Union blieben.

      Die so nach der Niederschlagung des amerikanischen Aufstandes sofort stark einsetzende Auswanderung versprach der amerikanischen Union in absehbarer Zeit eine Entlastung vom Druck der schwarzen Bevölkerung. Freilich bedeutete diese Auswanderung auch einen starken Aderlaß an Kapital und an billigen schwarzen Arbeitskräften. Eine Wirtschaftskrise für die Union war unvermeidlich. Doch ihr Ende ließ sich voraussehen, da die Isenbrandtschen Erfindungen auch im Gebiete der amerikanischen Union neue und bessere Lebensmöglichkeiten für die weiße Rasse schaffen konnten.

      Doch dieser Verlauf der Dinge ergab sich erst in Wochen und Monaten. Im Anfang war die schwarze Bewegung auch in der amerikanischen Union gefährlich genug, und erst nach schweren und erbitterten Kämpfen konnte die Ordnung wiederhergestellt werden. Besonders gefährlich wurde sie da, wo das plündernde und raubende schwarze Proletariat durch weißes Gesindel ähnlicher Qualität indirekt unterstützt wurde.

      In Frisko war die Bewegung zunächst verhältnismäßig harmlos verlaufen. Die Organisation des Weißen Ordens hatte hier dank umfangreicher Vorbeugungsmaßnahmen sofort mit aller Schärfe und großem Erfolge eingegriffen. So wurde es möglich, die regulären Truppen von dort nach und nach fortzunehmen und in bedrohteren Staaten zu verwenden. Aber der Schutz der Stadt lag jetzt fast ausschließlich in den Händen der freiwilligen weißen Organisation.

      Es war in den ersten Tagen des August. Eine schwüle, drückende Hitze lag über Frisko. Selbst auf dem hochgelegenen San Matteo vermochte die leichte Seebrise nur wenig Kühlung zu bringen.

      Auf

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