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in unserem Gebiet zu schmelzen, unzweifelhaft ist.

      Da man uns von der Errichtung des Ilidammes bei Terek offiziell nicht benachrichtigt hat, konnten wir ihn als nicht existierend betrachten. Damit entfällt für uns die Pflicht, allen Schaden zu ersetzen. Ohne den Dammbruch wäre die Katastrophe nicht so bedeutend gewesen …«

      Ein grimmiges Lächeln huschte über die Züge des Schanti.

      »… Unsere Schmelzarbeiten werden jetzt in einem Maße fortgesetzt, daß der Wiederaufbau des Dammes nur mit größten Schwierigkeiten vonstatten gehen könnte.

      Aber vielleicht wird die Kompagnie ihn … er war ja nur ein wohlüberlegtes Abwehrmittel dieses Isenbrandt … gar nicht wieder aufbauen … da sie ihn bei einem für sie günstigen Schiedsspruch nicht mehr braucht.

      Das Schiedsgericht … das will über unser altes Recht urteilen! … Und wird es vergewaltigen … allen geschichtlichen Tatsachen zum Hohn.

      Uns gehört das Ilital! Zu uns gehört es nach Bevölkerung und Geschichte! In feierlichen Verträgen bestätigte Rußland vor 130 Jahren diese unsere Rechte, die es ein Jahrzehnt vergewaltigt hatte.

      Als damals die kurze Herrschaft des Jakub Beg Kaschgarien von uns riß, raubte uns Rußland das Ilidreieck. Ein verräterischer Gesandter Tschung Hu ließ das teure Pfand in den Krallen der Feinde … cajoled amid the Capuan delights of Livadia … Ein anderer, besserer, Marquis Tseng, brachte es im Frieden von Petersburg zum Mutterland zurück.

      Vergeblich hatten die Russen geschworen, daß das Wasser der Newa eher aufwärts fließen würde. Sie mußten es doch zurückgeben. Unser ist das Land, und unser wird es bleiben!

      Wir werden es festhalten! Allen Schiedssprüchen zum Trotz … und wenn die Götter es wollen, auch alles Land uns vereinigen, in dem unsere Brüder wohnen … Unsere Brüder, die zu uns wollen.

      Das war das Ziel des kaiserlichen Herrn … das sollte sein großes Werk krönen. In seinem Namen rufe ich euch zur Tat. Alles, was sich dem entgegenstellt, muß beseitigt werden. Der Kämpfer im Westen darf hinter sich keine Feinde haben.«

      Der Gouverneur von Jünnan gab seinen Bericht:

      »Alle wichtigen Plätze des Südens sind mit Regimentern aus dem Norden belegt. Jeder Versuch eines republikanischen Aufstandes wird scheitern. Die Führer werden ständig beobachtet. Wenn nötig, können sie sofort ergriffen werden. Die Umstellung der Fabriken ist bis aufs kleinste vorbereitet. Die Ausrüstung der Häfen ist vollendet.«

      Der Regent fragte weiter. Jeder war seiner Aufgabe nachgekommen. Es fehlte nichts, als der Tag.

      Ein Dutzend Augenpaare ruhten fragend auf dem Regenten. Der Schanti sprach:

      »Sie wissen, daß alle Völker der Welt einen tiefen Haß gegen die weißen Barbaren im Herzen tragen, daß ihre Sympathien aus unserer Seite sind.

      Überall hat sich der Weiße hingesetzt als … Herr. Überall hat er sich Land und Rechte angemaßt. Überall erntet er von der Arbeit der anderen.

      Unser Beispiel hat gewirkt. Unser kaiserlicher Herr machte das Land von seinen Blutsaugern frei. Andere werden dem Beispiele folgen.

      Der Streit zwischen den Abendländischen und uns geht die ganze Welt an. Was daraus folgt, wird sich bald zeigen. Im Kampf werden wir nicht allein stehen.

      Die schwarze Rasse hat eine alte Rechnung mit den weißen Barbaren … in Amerika und in Afrika. Sie werden nicht die Hand dazu bieten, den Europäern Kriegsmaterial zu liefern, wie es zweifellos die ganze weiße Welt tun will …

      Betreiben Sie ihre Rüstungen und Vorbereitungen so, daß zum 6. Juli … erfolgen kann, was will.«

      Der Rat war auseinandergegangen. Der Regent saß allein in seinem Zimmer, als ihm Collin Cameron gemeldet wurde. Der Schanti blickte auf ein vor ihm liegendes Aktenstück, das die Telegramme Camerons enthielt.

      »Ich habe gesehen, daß Sie die Aufgabe in den Staaten gelöst haben.«

      »Es ist geglückt, Hoheit … besser als ich zu hoffen wagte. Sogar ein Teil der Führer hat sich bereitfinden lassen, auf meine Vorschläge einzugehen. Es hat viel Mühe gekostet und … viel Geld.«

      »Das ist ohne Bedeutung … Einen Rechenschaftsbericht verlange ich nicht von Ihnen … am 6. Juli! … Werden Sie drüben sein? … Ich lege Wert darauf … Haben Sie sonst noch etwas Wichtiges zu dieser Angelegenheit zu sagen?«

      »Ja, Eure Hoheit! Es gab Verräter … Unser Plan in seiner ersten Form hatte feindliche Mitwisser …

      »Wieviel?«

      »Ich weiß es nicht. Einer der gefährlichsten … einer der mir persönlich eifrig nachgestellt hat … der zweifellos meine Vermittlertätigkeit ausgespürt hat … ist in China gefangen.«

      »Wer ist das?«

      »Es ist der Freund Isenbrandts, der amerikanische Vertreter der Chikago-Preß, Wellington Fox.«

      »Wie wurde er gefangen?«

      »Er kam in der Maske eines russischen Teehändlers von Kjachta nach Urga. Wollte dort eine Familie befreien, die der Gouverneur von Kaschgar wegen Konspiration mit der Kompagnie verhaftet hatte. Ich habe alle Personen der größeren Sicherheit halber nach Karakorum bringen lassen.«

      »Gut! Haben sie irgendwelche Geständnisse abgelegt?«

      »Nein, Hoheit.«

      »So müssen sie dazu gebracht werden!«

      Collin Cameron erschrak bis ins Innerste. An eine solche Wendung der Dinge hatte er nicht gedacht, als er die Angelegenheit dem Regenten vortrug. Mit Grauen und Entsetzen dachte er an die Mittel der chinesischen Rechtspflege.

      Maria in den Händen der gelben Folterknechte. Sein Blut erstarrte.

      »Wollen Eure Hoheit mir das übertragen?«

      »Ja … Sie wissen am besten, was zu fragen ist … jedenfalls, die Gefangenen werden Karakorum nie wieder verlassen!«

      Der Streik im Minengebiet des algerischen Atlas kam überraschend. Man hatte nicht erwartet, daß die Erhöhung der Schichten um eine Stunde täglich bei der schwarzen Bevölkerung auf solchen Widerstand stoßen würde. Zwar hatten sich die schwarzen Arbeiter bereit erklärt, die eine Stunde mehr zu verfahren, aber nur gegen doppelten Lohn. Damit hatten sich die Unternehmer nicht einverstanden erklären können.

      Die Arbeitsniederlegung war die Antwort der schwarzen Bergleute. Die Belegung des Reviers mit Militär hatte daran nichts ändern können.

      Die Unternehmer befanden sich in einer Zwangslage. Statt, wie die Regierung verlangte, erhöhte Förderung zu liefern, standen die Schächte schon seit einer Woche still. Die französische Regierung drängte zu einer Entscheidung. Sie war mit Rücksicht auf die verwickelte Lage in Asien verpflichtet, dem europäischen Staatenbund beträchtliche Mengen afrikanischer Erze zu liefern. Dabei war der Preis so festgesetzt, daß die Unternehmer bei dem verlangten doppelten Lohn ohne Gewinn arbeiten mußten.

      Die hatten gehofft, der Widerstand der Arbeiter würde bald in sich selbst zusammenbrechen. Aber zweifellos waren fremde Emissäre unbekannter Herkunft am Werk, die jedes Nachgeben der Arbeiterschaft verhinderten.

      Jetzt war es so weit gekommen, daß sogar die Verrichtung der Notstandsarbeiten verhindert wurde. Die Unternehmer sahen darin einen begründeten Anlaß, ein scharfes Vorgehen des Militärs zu verlangen. Wohl oder übel hatte die Regierung diesem Verlangen nachgeben müssen.

      Auf dem Jaurèsschacht kam es zum ersten Zusammenstoß.

      Der Hauptmann Méchin von den Marokkoschützen ließ seinen Zug anlegen.

      Noch einmal eine Aufforderung an die schwarzen Grubenarbeiter, auseinanderzugehen … den Platz zu räumen. Die dachten gar nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten. Sie fühlten sich in ihrem guten Recht und wollten der Forderung der weißen Direktoren nicht nachkommen … Das war ein ganz regulärer und reeller Lohnkampf, wie es

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