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Die Erben der Larojaner. K.B. Stock
Читать онлайн.Название Die Erben der Larojaner
Год выпуска 0
isbn 9783737536332
Автор произведения K.B. Stock
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Übrigens heiße ich Mora, das ist ein uralter Name, der in meiner Familie traditionell immer in der weiblichen Linie weiter gereicht wird. Leider ist meine Mutter schon vor etlichen Jahren bei einem Unfall gestorben, deshalb bin ich froh, dass Sie rechtzeitig zur Stelle waren, um die letzte Trägerin dieses Namens zu retten.“
„Okay Mora – nebenbei, meine Freunde nennen mich Alex und so können Sie mich ab sofort auch nennen. Was die Frage nach meiner Familie angeht, machen Sie sich mal keine Sorgen – ich habe nämlich keine und meine Firma kann mal ein paar Wochen ohne mich auskommen. Und ich hatte ohnehin vor, demnächst mal einen Kurzurlaub in den Bergen einzuschieben.
Aber haben Sie eine Ahnung, warum aus dem Audi auf Sie geschossen wurde?“ fuhr Alex fort. „Und gibt es vielleicht in Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld Feinde, die Ihnen nach dem Leben trachten?“
„Nun, ich bin eine gewöhnliche Archäologin mit Lehrauftrag an der LMU und arbeite viel bei Ausgrabungen für mehrere deutsche Universitäten. Außerdem fertige ich hin und wieder Gutachten zu kunsthistorisch bedeutsamen Objekten an, da kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich jemand so verärgert haben könnte, dass er mich dermaßen hasst und meinen Tod wünscht“.
Mora machte eine Pause und legte sinnierend die Stirn in Falten. „Ach ja, ich glaube, dass mir in meinem Beruf auch schon mal Ihr Name untergekommen ist. Ich habe erst Letztens einige Gutachten für einen Baron von Selb in Bernried erstellt. Wenn Sie mich fragen, ein sehr windiger Typ, denn zwei meiner Gutachten hat er nämlich bis heute noch nicht bezahlt.
Bei meinem letzten Besuch habe ich ihm übrigens geraten, die veralteten Überwachungs- und Sicherungssysteme seiner großen Kunstsammlung an den Stand der Technik anzupassen. Baron von Selb sagte mir daraufhin, dass er in seinem Freundeskreis jemanden habe, der darauf spezialisiert sei – und dabei fiel, wenn ich mich recht erinnere, Ihr Name.“
„Da sieht man mal, wie klein die Welt ist“, sagte Alex, „genau gestern an Ihrem Unfalltag war ich in Bernried und habe mit Bernhard von Selb über die notwendige Modernisierung seiner Absicherungstechnik gesprochen. Ja er ist in gewisser Weise ein verrückter Windhund von wohlhabender Herkunft, aber er ist wohl öfter auch mal knapp bei Kasse ist, weil er sein gesamtes flüssiges Kapital stets in seine immens wertvolle Kunstsammlung steckt“, führte Alex weiter aus.
„Und privat haben Sie keine Neider oder Feinde?“, fragte Alex weiter. „Nein, das schließe ich vollkommen aus, meine Familie ist sehr klein, außer meinem Vater habe ich keine näheren Verwandten mehr, die vielleicht nach meinem Erbe trachten könnten“, antwortete Mora.
„Wo waren Sie denn am Sonntag, scheinbar hat ihr Verfolger ja gewusst, wo er Sie auf der Autobahn abpassen kann“, fragte Alex und sah Mora jetzt mit nicht mehr zu übersehender Bewunderung an. „Es ist jetzt vor allem wichtig, das Motiv für diesen feigen Anschlag auf Ihr Leben herauszubekommen.“
„Tja, ich war auf einem Kunst- und Antiquitätenmarkt im Kloster Andechs und habe dann noch in Starnberg im Hotel Bayerischer Hof einen Kaffee getrunken. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, meine ich mich zu erinnern, dass ich den schwarzen Audi schon in Starnberg bemerkt habe. Den oder die Insassen konnte ich aber nicht sehen, weil das Fahrzeug diese abgedunkelten Scheiben hatte.“
„Konnten Sie denn nachher bei Ihrer Höllenfahrt auf der Autobahn das Kennzeichen des Audis erkennen?“
„Ich glaube, es war ein Münchner Kennzeichen, aber so genau habe ich darauf nicht geachtet. Übrigens, schon auf der Zubringerautobahn zum Starnberger Dreieck hat der Fahrer des Audis versucht mich zu überholen und an den Fahrbahnrand zu drängen. Daraufhin habe ich Gas gegeben und wäre ihm wahrscheinlich auch auf dem dreispurigen Teil der Garmischer Autobahn nach München entkommen, wenn dies gefahrlos möglich gewesen wäre. Aber der Verkehr vor München und das Wetter ließen dann am Ende halt kein höheres Tempo mehr zu – den Rest haben sie ja selbst mit angesehen.“
„Tja, den Antikmarkt in Andechs hatte ich eigentlich auch auf dem Programm“, sagte Alex, „aber ich habe mich dann doch länger, als geplant bei Baron von Selb in Bernried aufgehalten.“
„Das war wohl mein Glück“, meinte Mora zögernd und machte dabei erneut ein nachdenkliches Gesicht. „Nein, das ist ausgeschlossen, das kann nicht sein!“ Mora schien etwas intensiv zu überlegen.
„Was kann nicht sein?“, fragte Alex. „Anscheinend hegen Sie doch einen Verdacht, oder liege ich da falsch?“
„Na ja, aber eigentlich ist das Quatsch. Sie müssen wissen, dass ich momentan im Auftrag der LMU München eine Ausgrabung in der Nähe des Chiemsees leite. Wir wollen dort nämlich herausfinden, ob und was es mit dem so genannten Chiemsee Impact wirklich auf sich hat“.
„Und worum geht‘s dabei genau?“, fragte Alex. „Nun, wie Sie vielleicht wissen, streiten sich die Gelehrten unserer Zunft schon seit Jahren darüber, ob es etwa um 700 v. Chr. den Einschlag eines größeren Meteoriten-Clusters an der Ostflanke des Chiemsees gegeben hat, der nicht nur die Lage des Sees veränderte, sondern ganze Ansiedlungen, sogenannte Oppida, der dort zu dieser Zeit lebenden Keltenstämme auslöschte und der anscheinend die überlebenden Kelten später bewog, dieses Siedlungsgebiet zu verlassen und sich auf den Weg nach Westen und Norden zu machen.
Bekanntlich hatten vor allem die später in Nordfrankreich, Großbritannien und Irland lebenden Kelten die sprichwörtliche Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte – und nachdem wir kleinere Reste von Meteoritenrückständen und verbrannte keltische Infrastruktur und auch ganz offensichtlich geschmolzene metallische Gebrauchsgegenstände bei unserer Ausgrabung gefunden haben, halte ich die in Fachkreisen sehr umstrittene Impact-Theorie daher für gar nicht mehr so unwahrscheinlich.“
„Aha, Asterix und Obelix lassen grüßen“, grinste Alex, „und was hat das mit Ihrem Verdacht zu tun – ballern die sich streitenden Wissenschaftler jetzt schon aufeinander oder ist ein römischer Zenturio hinter ihnen her?“
Mora lachte: „Nein, soweit gehen wir dann doch nicht und das ist es auch nicht, was ich überlegt habe. Die Grabungen, in deren Verlauf wir schon am Westrand der Gemeinde Bergen im Landkreis Traunstein eine nahezu unversehrt gebliebene Keltensiedlung lokalisieren konnten, sind nur der Rahmen für meinen Verdacht.
Die Universität war nämlich so nett, mir einen Stellvertreter als wissenschaftlichen Mitarbeiter zur Seite zu stellen. Er heißt Peter Leitner und ist ein etwas schwieriger Typ. Schon als ich ihn kennengelernt habe, konnte ich seine hinterhältige Aura förmlich spüren.
Er tut immer so, als ob er zu Unrecht den Nobelpreis noch nicht bekommen hätte und ist anscheinend stinksauer, dass man mir die Ausgrabungsleitung übertragen hat und er mir, der sehr viel jüngeren Honorarprofessorin für europäische Archäologie, zuarbeiten muss.
Anscheinend denkt er, dass ihm als alter Hase im Fachbereich die Position als Ausgrabungsleiter zugestanden hätte. Dabei sind seine wissenschaftlichen Kenntnisse und Fähigkeiten meines Erachtens aber – höflich ausgedrückt – eher begrenzt.
Aber was an ihm noch merkwürdiger ist: Neulich kam er privat mit einem wertvollen Gemälde und der Bitte zu mir, darüber ein Echtheitszertifikat zu verfassen. Ich mache diese Gutachten ja schon eine ganze Weile nebenberuflich und habe daher auch sofort erkannt, dass es sich hier um ein vor Jahren in einem Mailänder Museum gestohlenes Meisterwerk handelt – und das habe ich Herrn Leitner auch auf den Kopf zugesagt.
Herr Leitner meinte daraufhin, das Bild habe sein Freund Anton Gruber rechtmäßig von einem Privatsammler erworben und Gruber benötige nun eine Fachexpertise, damit er das Bild weiter verkaufen könne. Sein Freund sei im Übrigen ein über jeden Verdacht erhabener Kunsthändler, der nur seriöse Geschäfte mache.
Da ich anderer Auffassung war und auch immer noch bin, habe ich das Gutachten abgelehnt, worauf er meinte, ich und mein Vater würden noch merken, was es hieße, ihm diesen kleinen Gefallen unter Kollegen zu verweigern. Seitdem ist unser Arbeitsverhältnis, na, sagen wir mal, ziemlich angespannt, aber man kann sich seine Mitarbeiter halt